über ihn heretnbricht, dann wird der Italiener das Leben früher wegwerfen, als der zum Ernst' und zur Schwermut neigende Tiroler, der Schicksalsschlägen gegenüber viel ausdauernder ist. Das eigentümlich Deutsche in der Musik, der Baukunst, der Philosophie, der deutsche Erziehungsroman, die deutsche Romantik, die Idee der Liebe bei den Deutschen: all das untersteht nicht nur dem Prinzip des Werdens, sondern dem des Wachsens über sich selbst hinaus. Dante will nicht wie Faust in die anderen Reiche gelangen
: er wird dahin geführt und weiß, daß er nicht in einer, sondern in der Welt anderer sich befindet. Während Faust sich selbst nicht genügend, in immer neue Sphären eintritt, bis er endlich sogar das Sein der Erde und des Meeres zu ver ändern strebt, wandert Dante voller Furcht von Reich zu Reich. Und nur sein Wissen und seine Liebe halten ihm den Mut des Glaubens aufrecht. j Die Tragödie und der Roman ist in der italienischen ! Literatur nicht häufig, weil beide Dichtungsgattungen das ? Werden des Menschen
zeigen sollen, wie es den Menschen j über sein eigenes Ich schicksalhaft hinausdrängt. All das i liegt dem Italiener nicht: Auch Dante überwindet, aber - sein Sieg ist ein vsrausgesehener, ein von vornherein j gegründeter. Die politischen Siege Italiens find auf diese Wesensart zurückzuführen: Das Erkennen des Erreichbaren. ' Italien, das Land der Staatskunst, das im Kriege stets j unterlegen, beim Friedensschlüsse immer gewann, spiegelt die j Charakterzüge der einzelnen Italiener