. 1. Jahrgang Dante und Deutschland*). Ein geschichtlicher Rückblick. Von Max Offner, Gunzburg. Vor einigen Tagen wurde in einem längeren Artikel von Herrn Dr. Traub in der „München-Augsburger Abendzeitung' die jahrzehntelange deutschfeindliche Tätig keit des Dante Alighieri-Vereines in Italien dargelegt. Unter dem unverdächtigen Namen des größten Italieners, in dem sich das Streben Italiens nach Ein heit verkörpert, wurde die Agitation gegen den deutschen Geist in die weitesten Kreise des Volkes getragen
und wurden unter Förderung durch die Regierung, trotz ihres Bündnisses mit Oesterreich und Deutschland, reiche Mittel gesammelt, welche die offen kämpfende Lega nazionale (Volksbund) zur Auspeitschung des italienischen Volkes und zur Aufwiegelung der in den österr. Grenzgebieten durchaus zufrieden wohnenden sogenannten „Italiener' be durfte. Aus dieser Einstellung heraus entstand das impo nierende, 18W errichtete Dante-Denkmal auf dem Bahn hofsplatz zu Trient, allen Deutschen, die hier ausstiegen
, eine drohende Mahnung. Auf hohem Sockel steht Dante, den rechten Arm gegen Norden erhebend, gegen Oester reich, gegen Deutschland, als riefe er aus: „Wisset, ihr Deutschen, die Stadt und das Land hier ist Italiens Boden, auf dem ihr wider Recht und Gerechtigkeit di» Herren spielt.' Als „Simfc>oIo del pensiero italiano“ be zeichnet die Inschrift auf dem Sockel dieses Denkmal. Und Dcknte wird zum Verkündiger dieses aggressiven, Oester reich zum Kampf fordernden „italienischen Gedankens' ge macht
und sie nicht verleugnen will, wer von Dantes politischen Zielen und Hoffnungen nur eine bescheidene Ahnung hat, der weiß, wie ganz anders Dante gegen Deutschland gesinnt war. Niemals sah Dante in Deutschland einen Feind Italiens. Im Gegenteil, von Deutschland und nur von Deutschland, von den deutschen Kaisern erwartete er die Rettung Ita liens, seines in sinnlosem, selbstmörderischen Parteihaß zer rissenen Vaterlandes. Rudolf von Habsburg machte er zum Vorwurf, daß er Italiens Munden zwar zu heilen vermocht hätte
her und sieh, wie deine Roma weint, Und höre Tag und Nacht die Witwe stöhnen: „Mein Cäsar, ach, warum nicht mir vereint?' .Komm her und sieh, wie alle dich verhöhnen. Komm her, und fühlst du dann auch Mitleid nicht, So schäme dich, daß alle dich verhöhnen.' Als aber Heinrich VII. von Luxemburg, Albrechts ro mantisch veranlagter Nachfolger, ein politischer Idealist und Träumer, ganz wie Dante selbst, im September 1310 sich anschickte, durch einen Römerzug den alten Glanz der Kaiserkrone