oder aus Lieb haberei Politik wie etwa Laubsägerei betreiben, hegen als Resultat ihrer zeitvertreibenden Thätig keit meist recht gemüthliche Anschauungen. Al? Urbild hiefür kann Edmund Fürst Clary gelten, eiu alter Herr, der die Behaglichkeit liebt. Er hat die große Oeffentlichkeit auf seinen Gedanken gang mittelst eines Briefes an die Redaktion eineS Blattes aufmerksam gemacht. Die Vor> schlägt des Fürsten Clarh zur ErMung eines deutschböhmischen Ausgleiches lesen sich wie ein Kochbuch-Rezept
zur Zubereitung einer gute» Hausmannskost. Die Wünsche beider Nationen werden durchgesiebt, mit einigen neutralen Redens arten gut vermengt, sodann kann der Fürst Clary- sche Ausgleichskuchen auf den Tisch sowohl in jedem deutschen, wie in jedem czechifchen Hause vorgesetzt werden — und wer Hunger ha», möge davon essen; Hunger ist die beste Würze, greift )arum zu — so denkt Fürst Clary. Es ist ja höchst wahrscheinlich, daß Fürst Clary von seinen Ideen ganz entzückt sein wird. Eine vergnügte Stunde
haben sie übrig?»» auch sowohl zeu Deutschen wie den Czechen bereitet. Die Deutschen in ihrer Angst ob der Prophezeiung, endlich doch von dem slavischen Elemente „auf gesaugt' zu werden, dürften aber kaum die Er» mahnungenßdes Fürsten Clarh sich sehr zu Her zen nehmen, wie denn auch die Czechen sich nicht in große Hoffnungen wiegen werden, ob des Zu wachses an nationalen Streitern, für welche der czechifche Bauer sorgt, der nach Fürst Clary'3 Behauptung durchschnittlich ^bedeutend mehr Kin
der hat, als der deutsche. Es ist nur das Eine gut. daß Fürst Clary der Welt den Trost übrig läßt, daß die Zeit die Wunden, die seine Vorschläge nicht zu heilen ver mögen, denn doch vernarben lassen wird; freilich wird dies unter erschwerenden Umständen ge schehen und ziemlich lange dauern, denn Fürst Clarh ruft aus: „Noch ein Jahrhundert und es ist — zu spät!' Man sieht. Fürst Clary legt seiner Phantasie keine Zügel an und vielleicht sollte gerade dies als mildernder Umstand zu be trachten sein. Im großen Ganzen mag
dem Fürsten Clary für die Publikation seiner Aus- gleichsphantasien der Dank ausgesprochen werden, denn in ernsten Zeiten, wie es die heutigen find, ist ein Bischen Humor ein wahres Labsal. Uotitischer Tagesbericht. «tßerrtlch-vutar«. (Ein Gerücht.) Das Ge rücht vom Rücktritt des Grafen Taaffe will noch immer nicht von der politischen Bildfläche ver schwinden. Der Rücktritt wird eben nicht von den Liberalen allein als bald bevorstehend erklärt, es treten diese Gerüchte jetzt auch in klerikalen Blät- tern