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Newspapers & Magazines
Bozner Zeitung
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Page 1 of 6
Date: 23.10.1888
Physical description: 6
oder aus Lieb haberei Politik wie etwa Laubsägerei betreiben, hegen als Resultat ihrer zeitvertreibenden Thätig keit meist recht gemüthliche Anschauungen. Al? Urbild hiefür kann Edmund Fürst Clary gelten, eiu alter Herr, der die Behaglichkeit liebt. Er hat die große Oeffentlichkeit auf seinen Gedanken gang mittelst eines Briefes an die Redaktion eineS Blattes aufmerksam gemacht. Die Vor> schlägt des Fürsten Clarh zur ErMung eines deutschböhmischen Ausgleiches lesen sich wie ein Kochbuch-Rezept

zur Zubereitung einer gute» Hausmannskost. Die Wünsche beider Nationen werden durchgesiebt, mit einigen neutralen Redens arten gut vermengt, sodann kann der Fürst Clary- sche Ausgleichskuchen auf den Tisch sowohl in jedem deutschen, wie in jedem czechifchen Hause vorgesetzt werden — und wer Hunger ha», möge davon essen; Hunger ist die beste Würze, greift )arum zu — so denkt Fürst Clary. Es ist ja höchst wahrscheinlich, daß Fürst Clary von seinen Ideen ganz entzückt sein wird. Eine vergnügte Stunde

haben sie übrig?»» auch sowohl zeu Deutschen wie den Czechen bereitet. Die Deutschen in ihrer Angst ob der Prophezeiung, endlich doch von dem slavischen Elemente „auf gesaugt' zu werden, dürften aber kaum die Er» mahnungenßdes Fürsten Clarh sich sehr zu Her zen nehmen, wie denn auch die Czechen sich nicht in große Hoffnungen wiegen werden, ob des Zu wachses an nationalen Streitern, für welche der czechifche Bauer sorgt, der nach Fürst Clary'3 Behauptung durchschnittlich ^bedeutend mehr Kin

der hat, als der deutsche. Es ist nur das Eine gut. daß Fürst Clary der Welt den Trost übrig läßt, daß die Zeit die Wunden, die seine Vorschläge nicht zu heilen ver mögen, denn doch vernarben lassen wird; freilich wird dies unter erschwerenden Umständen ge schehen und ziemlich lange dauern, denn Fürst Clarh ruft aus: „Noch ein Jahrhundert und es ist — zu spät!' Man sieht. Fürst Clary legt seiner Phantasie keine Zügel an und vielleicht sollte gerade dies als mildernder Umstand zu be trachten sein. Im großen Ganzen mag

dem Fürsten Clary für die Publikation seiner Aus- gleichsphantasien der Dank ausgesprochen werden, denn in ernsten Zeiten, wie es die heutigen find, ist ein Bischen Humor ein wahres Labsal. Uotitischer Tagesbericht. «tßerrtlch-vutar«. (Ein Gerücht.) Das Ge rücht vom Rücktritt des Grafen Taaffe will noch immer nicht von der politischen Bildfläche ver schwinden. Der Rücktritt wird eben nicht von den Liberalen allein als bald bevorstehend erklärt, es treten diese Gerüchte jetzt auch in klerikalen Blät- tern

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Newspapers & Magazines
Der Bote für Tirol
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Page 1 of 6
Date: 23.10.1888
Physical description: 6
öfter, als dies früher der Fall war, mit Erklärungen hervortreten. Erst kürzlich haben sich zwei diesem Kreise angehörende Persönlichkeiten, die sich als der deutschen Nationalität angehörend gerierten Durch Unterstützung der czechischen Anschau ungen bemerkbar gemacht. Nun ist auch ei» Mann, der wirklich als gut deutsch-österreichisch gesinnt ange- sehen werden kann und sich in seiner Eigenschaft als HerrenhauSmitglied auch als Anhänger der Verfassungö- partei bewährt hat, Fürst Edmund Clary

Staatssprache zu acceptieren. Wir wollen nicht untersuchen ob das Plaivoyer deS Fürsten Clary für die Versönlich- keit an die richtige Adresse gerichtet ist, indem sich der Fürst an die Deutschen wendet; jedenfalls war eS gut gemeint, und man hätte erwarten sollen, dass eS im czechischen Lager einigen Eindruck machen würde. Statt dessen freuen sich selbst die altczechischen Blätter über diese Kundgebung nur unter dem Gesichtspunkte, dass Fürst Clary den Deutschen Nachgiebigkeit empfiehlt, erklären

aber in gleicher Weise wie die jungczechischen, dass an dem böhmischen StaatSrechte festgehalten nnv der Gedanke der deutschen Staatssprache perhorresciert werden müsse. Wie man sieht, sind also Alt- und Jungczechen, wo es sich um die Hauptfrage handelt, ein Herz und eine Seele. Das „Frcmdenblatt' meint, dass die beachtenswerten Ausführungen des Fürsten Clary höchstens Anregungen bieten können, doch nicht die Grundlage zu einer politischen Action. Fürst Clary wende sich an die nationalen Parteien und wolle

nicht von einem Appell an die Mäßigung der Natio nalen, sondern nur von einer starken Mittelparlei Heilung der Lage zu erwarten sei. Vielleicht diene der Brief des Fürsten Clary als Anregung zur Schaffung einer solchen, zur Aufnahme der Bemühungen um die Creierung '5>.ier Gruppe, welche nur der öster reichischen Flagge folgen würde, die, auf dem Boden der geltenden Gesetze stehend, die FriedenS-Stipulationen entwerfen uud dann für dieselben kämpfen könnte, ohne Rücksicht, ob sie den nationalen Aspirationen

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