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Neueste Zeitung
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Page 2 of 4
Date: 30.12.1922
Physical description: 4
Christian eine Herren- wohnung im ersten Stock instandsetzte,' zwei Zimmer — es fchlte in dem großen Hewenhanse nicht an Räumen —- ein Schlafzimmer und ein Wohnzimmer mit Waffen an den Wänden — im Hause des Generals waren Waf fen genug vorhanden — Polstevmöbeln und einem gro ßen Kanrin. Hans Christian kannte den unverbesser lichen Hang der jungen Herren zu einem Nachspiel des Abends mit Wein und Zigarrenrauch und den Mißen auf dem Kamingitter. Als sich die Uhr der Mittagsstumde näherte, ging Hans

Christian nochmals durchs ganze Haus zu einem letzten Ueberblick über das fertige Werk, und fand alles in Ord nung. Die Zimmer waren durchwärmt, gelüftet und wieder durchwärmt worden, und nun war keine Spur mehr von der Moderlüft zu merken. Eine behagliche Wärme von den vielen Oefen und Kaminfeuern breitete sich in den Zimmern und in den Gängen aus, und kam man in -die Nähe der Küche, so ließ sich ein Mldes Pras seln und Zischen vernehmen, und ein herrlicher Duft drang durch die Ritzen. Die neu

in Dienst gestellten Mäd chen trippelten in zierlichen Schürzchen und mit weißen Mützchen im Haar einher und ließen sich gute Ratschläge geben von Stine und den älteren Mädchen, die wußten, wie es die Herrschaft haben wollte. Der Kutscher Gabriel, der vor einem Monat eingetreten war, hatte einen neuen Dienstrock bekommen und übte sich aus dem Hofplatz. Der junge Hans Christian, des alten Hans Christian Jüngster, stand unter der Tür und spielte General mit seinen weißen Handschuhen und starrte

dein Landauer an, der jetzt hemusgezogen wurde, um auf die Schlittenkufen gesetzt zu werden. Der junge Hans Christian sollte heute seinen feierlichen Eintritt ins Leben machen, indem er dem General den Wagenschlag öffnete. Und er zitterte, wenn er an diese ihm bevorstehende Aufgabe dachte. Aber Hölle und Teufel! In all der Eile hatte Hans Christian die Fkaage vergessen! Und während der Lan dauer mit den beiden glänzeriden Rappen davor die Allee klürung des Ministerpräsidenten Mussolini betreffend

die Flagge in die Höhe, und die verrosteten Rollen, über die die Schnur lief, knarrten und quietschten,' es war lange her, seit zum letztenmal auf Jernegaard ge flaggt worden war. Der alte Aufseher war sehr bewegt, als er die grauen Locken des Generals unter der schwarzen Pelzmütze ent deckte. Der Landauer fuhr langsam und festlich in den Hof ein. Bier Menschen saßen darin, eine Dame und drei Herren. Hans Christian dachte zuerst: „Sollten am Ende zwei Gäste mitkommen?" Aber im nächsten Augen blick sah

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 3 of 20
Date: 27.10.1932
Physical description: 20
des mensch lichen Wallens -auf dieser Erde Erst -acht Tage nach der Be-erdi-gung des alten Franz Karl fand auf dem Wolfnerhofe die Taufe statt. Dieses Mal war der Postwirt von St. Peter Pate. Christian Rockers zweiter Sohn erhielt den Namen d-es -eb-en Heim gegangenen. Beim Notar draußen in der Stadt -war Franz Karl Wolfners letzter Wille hinterlegt. Er -be stimmte >in kurzen Worten: „Ich vermache meinen ge- samten Besitz, den Wolfnerhof mit totem und lebendem Inventar, mit allen Wiesen und Wäldern

und mein beim Sparverein St. Peter liegendes Barvermögen den Ehe- leuten Christian und Klara Rocker 'ins unbeschränkte, ge meinsame Eigentum." Wie -auch in früheren Zeiten saßen Christian und Klara abends nach -dem Nachtessen und nach des Tages Mühen allein in der Stube beisammen. Kinder -u-Nd Dienstboten — eine Magd war nun auch auf den Hof ekommen — schliefen dann schon. Klara nähte older esserte Wäsche aus, Christian rauchte seine Pfeife und las in seiner Zeitung oder in den Dorfkalendern, die -er hielt

und die für den Bauern manches Wissenswerte für Stall und Feld brachten. Oder -er plauderte -mit feiner Frau über die Dagesarbeit uNd was am nächsten Tage zu tun sei, besprach sich mit ihr über Holz- und Vieh- verkauf und dergleichen Dinge, Uber die zu sprechen sie untertags keine Zeit fanden. Oft aber sprachen sie auch von der Zukunft, die sie ihren Kindern bereiten wollten, und schmiedeten dabei mancherlei Pläne. „Wie ich es mir -ausgedacht habe, Klara", sprach eines Abends Christian. „Der Hans bekommt den Wolf

nerhof, die Gretl wird sowieso einmal fortgehen von uns, und dem Franz Karl bauen wir den Klarenbrunn wieder auf." Da rief Klara voll Freude: „Christian, d-as ist ein guter Gedanken. Und wenn wir einmal -ganz alte Leut chen sind, werden wir bald auf dem Wolfn-erhofe, bald auf -dem Klarenbrunn bei den Kindern fein." So machten sie sich ihr-e Pläne. Müßiges Reden -und Sinnen d-es schwachen Menschen. Eine unsichtbare Hand lenkt -uns meist ganz andere Wege, -als wie wir sie mit unserem -endlichen Geiste

zu sehen vermeinen. Auch Christian Rockers Fahrt war no-ch nicht zu Ende, die Berge und einsamen Höhen !des Wippachtales waren nicht seine letzte -Station . . . Es war wieder einmal Mai geworden, d-a brachte idi-e Post Christian einen Brief von Tachberg. Jakob We-nd- linger, der Schwanenwirt, schrieb, daß er einen schlechten Winter hinter sich habe, der ihn viele Wochen ans Kran- kenbett fesselte. Nun -sei er wieder genesen, aber noch lange nicht aus -der Höhe. Cr werde eben alt. Sein Arzt

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 3 of 16
Date: 22.09.1932
Physical description: 16
Geld erspart. nvo WWMlSMllWMllk Erzählung von W o l f g a n g Kem 1 er. 7 (Nachdruck verboten.) „Vater," erklärte 'Klara, „der Postwirt schickt uns einen Knecht." Christian grüßte. Der alte Bauer grüßte zurück und fragte: „Ihr kommt von St. Peter?" „Soeben. Bin heute ins Tal gekommen, um eine Stelle zu suchen, da wies mich der Postmeister an Euch." ,/Recht wäre es schon, wenn die Klara endlich ab- gelöst würde. Aber ob es Euch bei uns gefällt." „Das müssen wir eben versuchen," meinte Christian

. Während Klara das Zimmer verließ, um Essen zu besorgen, sprachen der alte Bauer und Christian mit wenigen Worten über den Lohn. Christian war mit dem Angebotenen zufrieden, die Sache also denn bald ab gemacht. So wurde Christian Rocker Knecht auf dem Klaren- brunn. Die nächsten Tage schon sagten dem alten Huber und seiner Tochter, daß sie ihre Wahl nicht zu bereuen brauchten, daß sie mit ihrem neuen Gehilfen einen guten Griff getan, ja 'sie empfanden bald, daß ihnen diesen Mann der Herrgott gesandt

hatte. Aus der Art, wie er die Arbeit angriff, sahen sie wohl, daß er sie verstand und gewohnt war. Auf die Fragen nach seiner Herkunft und früheren Stellung hatte Christian nur ausweichend geantwortet. Er komme vom Lande draußen, wo er auf einem großen Bauernhöfe beschäftigt gewesen sei; nun habe es ihm dort nicht mehr gefallen und er wollte ein mal in die Berge. Klara merkte wohl, daß der neue Knecht nicht aus- efragt fein wollte, mit der den Frauen eigenen Schlau- eit gab sie dem Gespräch jedesmal

eine andere Wendung. Christian Rocker aber hatte nicht viel Zeit, trüben De- danken nachzuhänaen, und das war ihm gerade recht. Harte und oft schwere Arbeit füllte seine Tage von früh bis spät. Oft kam ihm das Staunen, daß Klara diese Arbeit allein hatte tun können. Gewiß, es war viel ver- nachläfsigt worden, trotzdem das tapfere Mädchen wie der stärkste Mann geschafft hatte. So fand denn Christian neben der täglichen Bauernarbeit noch vieles andere zu tun. Schäden mußten ausgebessert

werden, die sich an den Baulichkeiten zeigten und die nicht länger belassen werden durften, am Geschirr, am Werkzeuge fehlte dies und das. Aber Christian griff mit festen Händen zu, bald war alles wieder in bester Ordnung. Dabei vergingen die Wochen. Cs war der Frühsommer gekommen. Die 'Einsamkeit auf dem Klarenbrunn unterbrach selten ein Mensch. Holz fäller, Grenzwächter und Jäger kamen ab und zu vorbei, um weiter in den Bergen drinnen ihren verschiedenen Be schäftigungen nachzugehen. An Sonntagen kam wohl

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 4 of 16
Date: 06.10.1932
Physical description: 16
in P r u tz wollten die Landecker Nationalsozialisten sprengen und der hakenkreuzlevifche Hotelier Gr über hatte dazu den Nationalsozialisten mehrere Autos de- reine Gummi-Platte, staunend billig, S 4*75, 3*80, 2*90, 1*90, Wes". Innsbruck, Museum-Me 22 Diese Worte hatten die anwesenden Bauern an ihre gemeinsamen Sorgen erinnert, sie gaben Gesprächsstoff genug; so war Christian Rocker im fernen Wippachtale bald wieder vergessen. — Es war wohl eine der schlichtesten Trauungen, die selbst das Dorfkirchlein

Kaffee ein, 'dann rief bie Pflicht der täglichen Arbeit 'die jungen Eheleute wieder zu Berg. Mit herzlichen Dankesworten verabschiedeten sie sich von den freundlichen Wirtsleuten, die ihnen vi-el Glück und Segen auf der Fahrt durchs Leben wünschten. Dann stiegen die beiden mit Franz Karl Wolfner wieder berg wärts. Das war Christian Rockers und Klara Hubers Hochzeitstag. Als es dämmerte, da stand Christian schon wieder im Stalle am Klarenbrunn, fütterte, tränkte und molk das Vieh, während Klara

in der Küche das Nacht mahl kochte. Christian Rocker, der am Brunnen Wasser holte, blieb einen Augenblick dort stehen. Sinnend ging fein Mick in die Runde. Die Sonne war hinter den Bergen im Westen versunken, hohe Bergspitzen in der Ferne glühten purpurrot, und am Himmel trieben im unend- lichen Blau einzelne rosig Überhauchte Wölftein. Ueber Berg und Tal senkten sich Ne Abendfchatten, von St. Peter herauf -klang das Feievab endläuten, rings war ein stiller, wahrer Gottesfrieidsn. Christian Rockers Fahrt

ins Dunkle war am Klarenbrunn zu Ende -gekommen, er hatte in stiller Bergeinsa-mkeit rin liebes Weib und eine neue Heimat gefunden . . . Getreu feinem einstigen Der- sprechen, das Christian Rocker feinem väterlichen Freunde, Jakob Wendlinger, gegeben hatte, wenn es ihm einmal wieder halbwegs gut gehe, werde er der erste sein, dem er es berichte, schrieb Christian wenige Tage nach der Hochzeit dem Schwanenwirt und teilte ihm alles mit, was sich seit feinem Weggange von Oberweiler ereignet

werde. Ein Hochzeitsgeschenk folge mit. Cs war ein Wertbrief, dem fünfhundert Mark beklagen. Für -den Klarenbrunn -und für Christian viel Geld. Gerührt dankte er dem edlen Manne, der den Rockers schon so viel Gutes getan hatte. — Das Leben auf dem Klarenbrunn ging seinen ge wohnten Gang. Der Sommer war vorüber, schon färbten sich die Blätter der Buchen, der Herbst zog ins Land. Immer früher brach auf dem Klarenbrunn die Dämme rung an, es wurde Zeit, an den langen Winter zu denken. Christian und Klara lernten

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 2 of 4
Date: 07.09.1949
Physical description: 4
in einem Kriegshafen Colombo (Ceylon), 6. September (Reu ter). Durch ein Großfeuer wurden die Gebäude der Hauptverwaltung des englischen Marine stützpunktes in Trincomalee an der Ostküste von Ceylon zerstört. Eine Person wurde getö tet und mehrere verletzt. Der angerichtete Scha den ist beträchtlich. Die Ursache des Brandes ist noch ungeklärt. m 1,, m „CUdsUaH 37 Roman von BERNHARD W. HEUREITER Das Fest stand vor der Tür und heute war der Tag, an dem die Ausstellung eröffnet wer den sollte. Christian ging

in den Schlafraum, um sich für die Ausstellungseröffnung umzukleiden. Er traf dort Erich Müller, halb angezogen und mit Geldzählen beschäftigt. „Jawohl. Christian", erläuterte dieser, „es weihnachtet auf der ganzen Linie! Soeben ist die Post gekommen. Mein Alter hat Moneten geschickt und auch für dich ist ein erster Weih nachtsbote eingetroffen. Christian blickte su chend umher. Da deutete Erich durch eine Kopf bewegung die Richtung an, in der das Paket lag. das für Christian gekommen war. „Von wem?" fragte

er verwundert. „Ich glaube, es ist deines Alten Schrift." Christian fand Erichs Vermutung bestätigt. Die Post kam von Daheim. Verwundert ent fernte Christian die Umschnürung, bog das Packprp'er auseinander. Ein Brief lag oben auf „Mein lieber Christian ! Du wirst wohl enttäuscht sein, an Stelle des gewiß erwarteten Reisegeldes nur ein Paket zu B r i d l i n g t o n (Porkshire), 6. September (Reuter). Der Jahreskongreß des britischen Gewerkschaftsbundes beauftragte den General- rat der Trade Unions

Ge dächtnis zu haben, besonders in Mahlzeiten. Denn dies befähigt dazu, sich mancher Dinge erhalten. Aber wir können Dich diesmal wirk lich nicht heimkommen lassen. Die Mütter ist ein wenig kränklich und dann sind wir auch et was knapp bei Kassa. Es wird Heuer keine Weihnachtszulage mehr ausbezahlt werden und meine Rente ist, wie ich Dir noch mittetlen muß. unlängst wieder ein wenig gekürzt worden Erschrick deshalb nicht, lieber Christian! Wir haben schon zu leben, aber es langt nur schwer für di- weite

Aufforderung zu richten, heim zugehen. Und als der Altbürgermeister Seitz im Nationalrat unserem demokratischen Selbstbe- haupt'mgswillen Ausdruck verlieh, da wagten Jetzt aber: Viel Glück zur Ausstellung und Kopf hoch, Christian! In wenigen Monaten wirst Du ja Deine Abschlußprüfung machen. Dana werden wir einander Wiedersehen und miteinander über Deinen ferneren Lebensweg beraten. Daß alles gut ausgehen möge, ist der Mekhnachts- und Neujahrswunsch Deiner alten Ettern." Christian war sehr blaß geworden

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 24.11.1930
Physical description: 8
von Brockdorff. (Nochdruck verboten.) Antje war fern und unerreichbar. Der Gedanke an sie war nichts als eine Erinnerung. Aber eine Erinnerung, die einen seltsamen, bittersüßen Geschmack auf der Zunge zu- >rückließ. Einmal kam ein längerer Brief von Rittlingen. Er schrieb über die Bücher, um die Prinz Christian ihn gebeten hatte, über Neuigkeiten aus der Gesellschaft und Land- arbeiterstreiks. Prinz Christian wandte das steife, elegante Papier hin und her. Er suchte nach einer Erwähnung Antjes

. Aber von ihr stand kein Wort in dem Briefe. Rittlingen konnte es nicht zufällig vergesien haben. Er hatte die Karte aus Meran erhalten. Und Rittlingen war niemals flüchtig. Es mußte also Absicht sein. Die ganze Welt wider mich und Antje, dachte Prinz Christian. Er war zu schwach, um gegen die ganze Welt zu kämp fen. An diesem Abend war die Herzogin stiller und schwächer als gewöhnlich. Die Prinzessin Theodora war am Nachmittag zu einem längeren Besuch dagewesen. „Sie ist früher fortgegangen, weil Ihre Hoheit

uns allen sehr angegriffen vorkam/ be richtete die Wärterin. Als Prinz Christian in das Krankenzimmer trat, schien die Herzogin zu schlafen. Er beugte sich über sie. Da öffnete die Kranke die Augen und sah ihn an. Es war wieder der .stumme, flehende Blick, der ihm wehtat. Dann wandte sie sich mit einem Ausdruck der Erschöp fung zur tmb schloß die Augen. anwalt Dr. Hohenleitner wie auch der T'-.'r'::)iger des Ver urteilten Bedenkzeit vorbehielten, ist der Fall Neurauther noch nicht erledigt. „Pech!" Wildern! Wildern

. Im Bergleich zum Monat Septem ber ist die Einfuhr um 4,2 Millionen zurückgegangen, die Prinz Christian ging leise hinaus. Er ging durch den Park, die Kurpromenade entlang, stieg zwischen Zypressen und Lorbeeren hinauf, kam an eine Bank, die verlassen in mitten einer steinernen Grotte ttäumte. Auf der Bank saß die einsame Gestalt einer Frau. Ihr weißes Kleid schimmerte im Mondlicht, das fahl über die Bergspitzen floß. Sie hatte den Hut abgenommen. Das bleiche Licht lag grell auf ihrem Gesicht. Prinz

Christian erschrak. Er erkannte die Prinzessin Theodora. Sie erschien ihm in «diesem Augenblicke anders als sonst. Ganz still, sehnsüchtig und weiblich. So kannte er sie sonst nicht. Er dachte: Sie hat vielleicht noch eine zweite Seele, die sie den anderen nicht zeigt. Er wollte leise den Weg wieder zurückgehen. Aber die harten Blätter der Lorbeerbäume verursachten ein knistern des Geräusch. Die Prinzessin sah aus. Sie erschrak nicht. Sie schien auch nicht erstaunt zu sein, als sie den Prinzen Christian

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 5 of 16
Date: 03.11.1932
Physical description: 16
Völkerbundsekretar iat in Genf zu hinterlegen. ' Die österreichische Bundesregierung hat von allem An- dieses junge Paar sollte nun der Wvlfnerhof der Stamm sitz werden. Die letzten Tage gingen rasch. Es kam die Zeit, da es für Christian und die Seinen hieß, Abschied zu nehmen vom Wippachtale. Christian war im Laufe der Jahre im ganzen Tale bekanntgeworden, da und dort hatte er sich Freunde er- worben, außerdem saßen auf einigen Berghöfen noch entfernte Verwandte von Klara. Sie alle hatte Ehristian

zu machen, die auch für Bergbauern Wert hatten. Stets hatten sie dabei auf Christian Rocker zählen dürfen, bei dem alle ihre Bestrebungen einsichtsvolle Förderung fanden. Sie alle sahen den tüchtigen Mann nur ungern scheiden. Das kam in allen Ansprachen, die gehalten wurden, zum Ausdruck. Allein Christians Geschichte war nun allgemein bekannt, so gönnte ihm jedermann den un erwarteten Dlücksfall, der ihm die alte Heimat wieder- brachte. In einfachen Worten dankte Christian in seinem und !ber Deinen Namen für die 'Glückwünsche

Bergtale. Peter, der Knecht, und Ludmilla, die Magd, folgten ihrer Herrschaft in das weite Land am See. Von den vierfüßigen Hausgenossen nahm Christian nur den nun schon alten, aber immer noch wachsamen Hund, fräs Pferd und zwei besonders wertvolle Kühe mit. Die übrigen Tiere hatte der neue Besitzer mit übernom men. Mit diesen Gefährten, mit Weib und Kindern und einem ansehnlichen Barkapitale, verließ Christian das Tal, in das er einst mit einem Rucksacke gekommen war, der fast alle seine Habe barg

. . . . Christian Rocker war nun wieder in Oberweiler, er hatte von seiner Väterscholle Besitz ergriffen. Es war ein schöner Maiabend, da schritt Christian über die Felder zum Walde hinauf. Auf dem Strunke einer gefällten Tanne saß er lange. Sinnend gingen seine Blicke über !das Land zu seinen Füßen. Das alte Land, das feine Väter schon vor zweihundert Jahren bebaut hatten, war nach kurzer Unterbrechung wieder Eigentum der Rocker geworden. Gesund an Körper und Geist, aber mit grauen Haa ren, war er heim-gekehrt

die stattlichen Umrisse des Rocker- Hofes a-uf, weißlicher Rauch quoll aus dem Kamine zum sternenb-esäten Abendhimmel, und die Oberweiler Feier- abendglocke beendete die Arbeit dieses Tages. An einem Fenster erschien Klaras Gestalt. Sie spähte nach dem Walde hinüber. Da winkte Christian ihr zu Ed schritt rascher aus, dem Nockerhofe, seinem Siele, zu. So hatte denn Christian Rockers Fahrt an ihrem Ausgangspunkte ihr Ende gefunden. Ende. Allerlei Wissenswertes. Wenn jemand in früheren Zeiten

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 25.11.1930
Physical description: 8
21. Roman von Gertrud von Brockdorss. (Nachdruck verboten.) „Ich will nur mein Leben," sagte Theodora trotzig. „Ich habe keinen Menschen auf der Welt außer etwa Tante Philippine, und die zählt eigentlich nicht. Ich habe immer unter einem Zwange gestanden. Von Kind an. Wenn man die Arme ausstreckte, waren da Schranken, gegen die man anstieß. Jetzt sind die Schranken gefallen. Ich kann wieder frei atmen. Ich kann das Leben an die Lippen halten und austrinken." Prinz Christian dachte wie vorher

: Sie ist ein Kind, das sich in dieser Welt nicht mehr zurechtfindet. „Begreifen Sie es nicht, Prinz Christian?" „Was soll ich begreifen?" „Daß es für uns keine andere Möglichkeit mehr gibt, als das Leben zu genießen und zu sterben?" Sie standen vor der Villa der Prinzessin. Aus dem Garten eines Hotels klang Musik. Eine süße, erregende Walzermelodie. Prinz Christian fühlte ein Brennen an den Schläfen. Er fühlte zwei schmale, zerbrechliche Hände in den seinen. Antje! dachte er wieder in einem grellen Erschrecken

er sich. Als er durch die stillen Straßen von Obermais ging, hörte er eine Uhr Mitternacht schlagen. In der herzoglichen Villa war die breite Fenstersront erhellt. Prinz Christian erschrak. Er hastete durch den Garten und trat ein wenig ge blendet in das Vestibül. Peter, der neben der Haustür stand, stieß einen Ruf freudiger Ueberraschung aus. „Was ist?" fragte Prinz Christian. „Ihre Hoheit —" In Peters treuherzigem Bauern- gesicht war ein Würgen. Prinz Christian gab ihm schweigend Hut und Stock. Oben traf er die junge, blonde

Wärterin. Sie hatte verweinte Augen und hielt einen Rosenkranz zw chen den Fingern. Prinz Christian nickte ihr schweigend zu. Er trat ins Schlafzimmer. Die Kranke lag regungslos und mit geschloffenen Augen in den Kissen. Hofrat Meidinger war bei ihr. Sein Gesicht hatte etwas Feierliches. „Mutter!" ries Prinz Christian. Die Herzogin bewegte den Kopf. Prinz Christian be merkte dunkle Blutflecken auf dem Spitzenkiffen. „Mutter!" Sie öffnete die Augen und sah ihn an. Es war nicht mehr der flehende Blick

, den er kannte. Der Blick war fremd, fast gläsern. „Mutter, ich habe mich mit Theodora " Ueber das Gesicht der Herzogin rann ein Zucken. Die blaffen Lider sanken wieder über die Augäpfel. Die ein gefallenen Züge hatten einen kühlen, fast abweisenden Aus druck. — „Mutter! Mutter!" Prinz Christian hatte das Gefühl, daß er ihr seine Botschaft ins Ohr schreien müßte. Hofrat Meidinger war neben ihm. Er führte ihn sanft zu einem Seffel. Dann ging er zur Tür und flüsterte ein paar Worte mit der Wärterin

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 14.11.1930
Physical description: 8
nicht von einer politischen Par tei ausgeht. Sämtliche Verlautbarungen auf den erwähn ten, auf Baugrund befindlichen Anschlagtafeln bedürfen des Sichtvermerkes des Dienstvorstandes. Das Aubringen von Ankündigungen usw. an anderer Stelle des Bahngrundes als den hiefür bestimmten Anschlagtafeln ist den Bedienste ten untersagt. Schwarz-gelbe Umtriebe Antje Amerikan. Copyright 1922 by Lik. Bur. M. Vincke, Dresden 21. Roman von Gertrud von Brockdorff. (Nachdruck verboten.) Prinz Christian sah ihr lange zu. Es traf

sich, daß das elfenbeinfarbige Auto neben dem seinen hinglitt. Er sah auch, daß der große, blonde Pierrot mit dem ein wenig blasierten Korpsstudentengesicht sie beinahe ehrfürchtig be staunte. Prinz Christian wandte den Kopf. Er empfand etwas wie schmerzhaften Neid auf das Glück der anderen. Er dachte an Antje. Er hatte eigentlich während der ganzen Reise an sie gedacht. Immer in einer unerklärlichen Angst. Immer in einer ungestümen, drängenden Sehnsucht. Er würde ihr in den nächsten Tagen noch einmal schrei ben

. Er würde sich durch Rittlingen ihre Adresse schicken lassen. Das Auto hielt vor seinem Hotel. Peter, mit einem vergnügten Schmunzeln in den listigen Augenwinkeln, öffnete den Schlag. Prinz Christian stieg aus. Eine wirbelnde Wolke von Konfetti flog über ihn hin. Helles Frauenlachen durchschnitt die Luft. Prinz Christian sah einen Schimmer von Glfenbeinweiß und Ziegelrot. Er stäubte lächelnd die winzigen bunten Flocken von Pelz und Mütze, verbeugte sich ironisch vor der schlanken, goldblonden Frau und trat langsam ins Haus

. Er hatte das Gefühl, daß die Augen hinter der schwarzen Seidenmaske ihm nachgingen. Daß sie an ihm hafteten wie eine körperliche Berührung. Er riß sich zusammen, als ob er die Berührung von sich abschütteln wollte. Er wechselte ein paar Worte mit dem Portier. Aber er sah dabei immer noch den Schimmer von Glfenbeinweiß und Ziegelrot. Der Mantel war schuld daran. Der rote Mantel mit dem Hermelinbesatz. Er erinnerte an vergilbte Königs- mäntel. Prinz Christian ging durch seine Zimmer, die von knisternder Wärme

und dem Dufte gelber Mimosen erfüllt waren. Eine bauchige chinesische Vase stand auf'dem Mittel- tische. Er hob sie aus und senkte sein Gesicht auf die gelben Blüten. Draußen gellten die Geräusche des Karnevals. Mustk dröhnte und kreischte: München war toll. Prinz Christian lächelte wieder sein hartes, unsagbar verächtliches Lächeln. Er dachte wieder wie gestern um die gleiche Stunde als er zwischen den schlanken Stämmen des Düfternbrooker Ge hölzes emporstieg: Wir, die wir einst die Mächtigsten

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Neueste Zeitung
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Page 2 of 4
Date: 21.11.1923
Physical description: 4
. „Sie wissen vielleicht, noch gar nicht, daß er tot ist?" „Was kümmert es mich? Was wollen Sie eigentlich?" Er wußte seit kurzem allerdings, daß sich der Hehler das Leben genommen hatte, aber das brauchte der Mensch hier nicht erst bestätigt zu erhalten. „Ich bin der Vetter Christian, Herr Mühlhauser," fuhr der Bursche in seiner Vertraulichkeit fort. Langsam ließ er seine Stimme bis zum Flüsterton sinken und meinte, den Kopf mit den strohgelben Haaren vorschiebend: „Ich habe einen Brief an den Herrn

als Beauftragter seines Herrn mit, er möge dem Vetter Christian, rverm dieser sich an ihn wendete, etwas unter die Arme greifen. Der Christian wäre immer ein Pech vogel, aber seiner verstorbenen Schwester Sohn und ihm ans Herz gewachsen. Deshalb möge ihm der Herr Leib diener — der Christian wisse, daß er mit Aron in ver schiedenen Geschäften stand — doch irgend eine Stelle im Schloß verschaffen, wenn es dem Christian mal wie der schlecht gehe. Er, Moses Aron, erwarte das aus Ge fälligkeit von dem Herrn

Leiböiener. Mühlhanser fühlte eine Wut in sich emporsteigen. Daß dieser alte Hehler seine Geheimnisse derart preisgab, das hätte er wissen sollen! „Der Moses Aron mutz verrückt gewesen sein," stieß er nun hervor. „Wenn ich ihm mal irgend eine kleine Sache anbot — ein antikes Stückchen, das mir der Herr Graf schenkte — so ist das lange her . . ." „Der Herr Leiböiener muß ein schlechtes Gedächtnis haben," lachte Christian, der den Alten von der Seite genau beobachtet hatte. „Ich denke, der Herr Leiböiener

war erst vor kurzem beim Aron — von wegen dem Per lenhalsband." Mühlhanser hob den Arm. Es sah aus, als wolle er den Burschen Niederschlagen. „Schweigen Sie!" keuchte er. „Also, was soll ich denn?" Christian lachte dumm. „Jhr seid also doch beim Aron gewesen — neulich?" „Nein! Ich bestreite das entschieden!" „So . . .? Da kennen der Herr Leibdiener wohl auo') gar nicht den kleinen Knopf, den ich selber beim Vetter Aron in der Hinterstube gefunden habe?." Stsife traft Börse. Wiener Börse. Wien

; Stockholm 1,097.250. Züricher Devisen-Knrse. Zürich, 20. November, Holland 216.25; Newyork 576.—; London 24.94; Paris 31.05; Mailand 24.90; Prag 16.70; Budapest 0.03; Bukarest 2.90; Belgrad 6.35; Sofia 4.70; Wien 0.0081%; deutsch österreichische Noten 0.0081%; Brüssel 26.50; Kopenhagen 98.50; Stockholm 151.50; Christian ia 84.—; Madrid 76.—; Buenos Aires 178.50. Newyorker nachbörsliche Kurse. Newyvrk, 19. November. London 433.50; Paris 535.—; Berlin O.ÜÖOGÖOOOI7; Mailand 436.50; Zürich 1741

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 2 of 8
Date: 10.09.1949
Physical description: 8
W. NEUREITER Auch die Mutter wird sich sehr freuen. Du bist ein tüchtiger Junge! Ich gratuliere dir auch zu dem großen Preise!" Christian war nicht befriedigt. ES klang ihm alles zu wenig überzeugend. Gelbst das Wieder sehen mit der Mutter beruhigte ihn nicht. Die zog ihn stürmisch an sich, hielt krampfhaft seine Hände fest, flüsterte tausend unverständliche Worte. ES war. als ob sie Angst habe, ihn zu verlieren. Des Preises tat auch sie kaum Erwähnung. Christian schmückte später den Baum. Die Eltern

hatten fast nichts vorbereitet. Nun brachte die Mutter etwas Backwerk und Aepfel, der Vatrr suchte den Schmuck vom Vorjahr zusammen und packte die Kerzen aus, die er erst nach dem Ein langen der Drahtnachricht besorgen hatte lasten. Er 'elkst war in der letzten Stunde um einen Baum gegangen. „W'r wollten für uns allein keinen Baum aufstellen", gestand er auf Christians Frage. Die Eltern wollten keinen Baum aufstellen! Das war noch nie dagewesen, das war etwas Un geheuerliches! Christian wußte

, seinen Zuhörern klarzumachen, daß die Planwirt- Diesmal aber hätte der Baum fehlen sollen, die Eltern hatten Weihnachten nicht feiern wollen. eS mutzte etwas Furchtbares sein, was sie bedrückte! Litten sie Not? Grämten sie sich der unge wissen Zukunft wegen? War er. Christian, die Ursache? Fürchteten sie. ihn nicht durchzubrmgen. ihm nicht alles notwendige Rüstzeug für ein er folgreiches Arbeiten mitgeben zu können? Beun ruhige sie der Gedanke an die am liebsten be- schritten« künstlerische Laufbahn

? Empfanden sie etwa nicht Freude, sondern Schmerz darüber, daß er einen Preis erhalten hatte, der ihn leicht in dem Glauben bestärken konnte, doch letzten Endes jene Laufbahn anzustreben? Was nur konnte der Grund sein, weshalb bloß war alles so ganz an ders. als Christian es erwartet hatte? Er legte traurig die Geschenke unter den Baum, entzündete mit .unruhigen Händen die Lichter. Dann rief er zaghaft die Eltern. Sie kamen, empfingen gerührt, was der Sohn für sie mitgebracht hatte. Die Mutter weinte

, den Vater schüttelte es vor unbändiger Ergriffenheit. Er konnte nichts anderes sagen, als mit erst'cken- der Stimme: „Mein lieber, lieber ChristianI" Nach der Bescherung und dem ihr folgenden Abendesien saß die Familie Halling lange beisam. men. Die Eltern bemühten sich, froh und sorglos zu erscheinen, und Christian ging allmählich aus sich heraus. Er war nun wieder geneigt, die Be- schüft aus den verschiedensten Gründen nicht nur abgelehnt werden muß, sondern auch undurchführ bar

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Neueste Zeitung
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Page 2 of 4
Date: 23.12.1922
Physical description: 4
tu'- den Weinbergen von Meißen und Grünbevg in Schlesien, sowie in Wernigerode im Harz. Hans Christian drehte verwirrt die Mütze irr den Hän den herum. „Wie soll ich mich denn darin zurechtfinden, Hans Chri stian?" fragte der Pfarrer. „Ich verstehe es selbst nicht," erwiderte Hans Christiam „Es müssen zwei Wesen sein, die da umgehen, oder es ist eines, das sich verwandeln kann, wie es will. Es sieht ein mal so und einmal so aus." „Wann hast du es zum erstenmal gesehen?" „Bor einer Woche, einmal des Nachts

wollte. Dann machte ich die Tür zum großen Saal auf. Aber keine lebende Seele war drinnen, Herr Pfarrer. Können Sie das begreifen?" „Es ist aber doch noch eine zweite Tür vorhanden." „Jawohl, aber die war abgeschlossen, und außer mir hat niemand einen Schlüssel dazu." „Und die Fenster, Hans Christian?" „Die Fenster waren alle geschloffen?" , „Und was hast du getan?" „Ich ging noch durch alle anderen leeren Zimmer." „Und hast nichts gesunden?" „Nichts." „Wer wenn es nun Diebe waren?" „Daran habe ich auch gedacht

und habe bei Tag das Haus von oben bis unten durchsucht- aber es fehlt nichts. Alles ist an seinem Platz." „Das ist allerdings höchst verwunderlich," meinte der Pfarrer. „Höchst sonderbar und unbegreiflich. Was willst du jetzt tun?" k «Jetzt Me ich zuMck M HeMHaus/ „Und dann?" „Darm mache ich nochmals eine Runde durchs ganze Haus. Ich fürchte mich nicht." Der Pfarrer bedachte sich eine Weile, dann fragte er: „Ist es kalt draußen, Hans Christian?" „Klar und kalt." „Dann ziehe ich meinen Pelz an." „Was weinen

der Herr Pfarrer?" „Ich gehe mit dir," erwiderte der Pfarrer und stand auf. Zweites Kapitel. Moderlttft. Der Pfarrer sah nach seiner Uhr. „Es ist schon Halb elf," sagte er. „Warte einen Augen blick, ich komme sofort wieder." Hans Christian nickte und blieb an der Tür stehen. Der Pfarrer durchschritt mehrere mit altmod ischen Möbeln aus- gestattete Zimmer. Die Studierzimmertür hatte er offen stehen gelassen, um etwas Licht zu haben. Im Eßzimmer kam ihm seine Frau entgegen. „Willst du dich jetzt legen

zu haben, solange er fern ist. Hans Christian be hauptet, es habe in den letzten Nächten plötzlich angefangen zu spuken." „Ach, die alten Geschichten ! Daß du dich damit.abgeben magst ! Geb' lieber zu Bett." „Die alten Geschichten?" fragte der Pfarrer. „Ja, du weißt doch, daß jedes alte Herrenhaus seine Gespenster Hat, und unseres natürlich auch." „Es muß aber trotzdem irgend etwas vorgesallen sein, sonst hätte sich ein so vernünfttger Mann wie Hans Chri stian nicht an mich gewandt." „Ist er heut abend gekommen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 10.11.1930
Physical description: 8
, langgestreckte Herrenhaus mit dem tieshängenden Dache und den vor Alter fast schwarzen Hirschgeweihen an den Wänden der großen Diele. „Laubach ist eine Goldgrube," hatte der alte Inspektor Peterseim einmal gesagt. „Mer bei uns versteht eben nie mand das Graben." drinz Christian lachte leise vor sich hin. Was man mchtverstand, konnte man lernen. Man konnte alles lernen. . . e * nem glücklichen Lächeln um die Lippen schlief er endlich ern. V. «lSer erwachte, wehte das erste Morgenlicht schon fahl io* nüchtern

ihrer Ehegatten in formieren. Die Freundinnen der bespitzelten Ehemänner werden gewarnt und mit öffentlichem Skandal bedroht. Tränengas gegen Steuerzahler. Die Steuerbehörden von Long Island City haben es für notwendig befunden, ihre Geschäftsräume mit Tränengaskanonen auszurüsten. Gegenwärtig sind Grundsteuerzahlungen fällig und täglich Peters diskretes Klopfen war an der Tür. Prinz Christian wunderte sich einen Augenblick. Dann besann er sich. Ja — er mußte heute ausstehen, um eine weite Reise

zu unternehmen. Der Gedanke war ihm nicht angenehm. Er hatte fest und tief geschlafen und lag nun wie eingesponnen in eine wohlige Mattigkeit. Peter klopfte zum zweiten Male. Ja — dann wurde es wohl Zeit. Prinz Christian erhvb sich, ausgeruht und doch ein wenig verdrießlich und ärgerte sich während des Ankleidens über Peters Gesicht, das immer noch so rote, abstehende Ohren zeigte wie zu seiner Soldatenzeit. Als er fertig war, sah er auf der Schreibtischplatte feinen Brief liegen. Er trat näher, betrachtete

ihn, lächelte vor sich hin. Die schönen, regelmäßigen Schriftzüge der Adresse schienen ihm auf einmal fremd. Er nahm den Brief, wog ihn in der Hand und schickte Peter zu Rittlingen hinüber. Er wußte, daß Rittlingen ein Frühaufsteher war. Er besaß die unsympathische Angewohnheit, sich während der Morgenstunden bei einer Taffe heißen Tees in wissenschaft liche Werke politischen Inhalts zu vertiefen oder vor dem Frühstück eine Stunde zu reiten. „Ich hätte eine Bitte, Kari," sagte Prinz Christian, der schon

in Pelz und Handschuhen unmittelbar hinter Peter bei ihm eintrat. »Ja?" „Es handelt sich um die Besorgung eines Briefes. Ich habe die Adresse der jungen Dame vergeffen. Sie wohnt hier am Platze." Er legte den Brief vor Rittlingen auf den Tisch. Der Graf las die Adresse, zog die Augenbrauen in die Höhe und schwieg. „Was sagst du?" fragte Prinz Christian ungeduldig. „Nichts —" kommen etwa tausend Steuerpflichtige, die insgesamt eine halbe Million Dollar einzahlen. Jeder Kassierer ist im stande

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 05.12.1930
Physical description: 8
. Prinz Christian besann sich. Er richtete sich auf und dachte: Ich werde das Haus sofort verlaßen und ins Hotel übersiedeln. Es ist von nun an nicht mehr mein Haus. Er rief Veter beim Namen, um ihm die nöttgen Befehle zu erteilen. Peter wandte sich um. Sein Gesicht war blaß und ver stört. „Hoheit —" Prinz Christian erhob sich mit einem harten Ruck. „Ist etwas geschehen?" „Ihre Hoheit —" stammelte Peter mühsam. „Was ist .mit Ihrer Hoheit?" „Fort!" „Fort? Wohin?" „Ich weiß es nicht. Hoheit? Niemand

weiß es." „.Hat sie jemand Fortgehen sehen?" ..Die Kammerfrau. — Und nun hat die Baronin vor einer Viertelstunde angerufen." „Es ist gut. Peter. Ich muß mich jetzt rasch ankleiden." Eine halbe Stunde später flog er im Auto durch die stillen, verschneiten Straßen. Dre Luft leuchtete. Ueber- nächtigte Menschen kamen aus Kaffeehäusern, deren breite Fenster weit offenstanden, als wollten sie sich frische Luft in die Lungen pumpen. Der Schnee war bunt von Kon fetti. Prinz Christian fuhr bis zur Wohnung

der Baronin Tollen. Er läutete lange und anhaltend. Ein Diener in blauweißer Morgenjacke öffnete und ließ den Besucher schweigend und unangemeldet in einen beschei denen Salon mit Biedermeiermöbeln tteten. Prinz Christian hörte im Vorübergehen eine erregte welbliche Stimme, die aus der Küche zu kommen schien. Er setzte sich schweigend. Die Baronin erschien mit verweinten Augen. Er drückte ivr stumm die Hand. ger demokratischer Konttolle ein und schloß mit der Mit teilung. daß seine Partei

Dingen. Zu letzt bat sie mich um eine Taffe Tee. Während ich ms Nebenzimmer ging, um ck»em Diener zu läuten, geschah es." Prinz Christian schwieg. Er dachte an die Worte einer Sterbenden: „Sie ist ein haltloses Kind, das sich im Leben nicht mehr zurechtfmdet." „Wovon hat sie gesprochen?", fragte er endlich mit zer- riffener Stimme. Anita begann leise zu schluchzen. „Von dielen Dingen. Don manchem, das mir fremd war. Auch von Eurer Hoheit." Prinz Christian streichelte seine Handschuhe, die er zwi

schen den Fingern hielt. „— und von einem Bilde, das wir vor wenigen Wochen- ansahen —" Prinz Christian schluckte schwer. Anita sagte leise und zaghaft: Wir haben sie fürs erste auf den Diwan gebettet. Sie ist ganz unverändert." Er machte eine schwache Bewegung mit der Hand. Es gibt nichts Fürchterlicheres als das Leben, mußte er den ken. Oder ist es nur fürchterlich für uns. die wir ihm un gerüstet gegenüberstehen? Und wieder: Sie ist wie ein halt- loses Kind. Er legte die Hand über die Augen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 18.11.1930
Physical description: 8
hinein. Ihre umschatteten Augen forschten wieder groß und ängstlich in seinem Gesicht. Ein sonderbarer Ausdruck war in ihnen: ein Wunsch — eine Bitte. Prinz Christian hatte das Gefühl, als ob eine hagere, eiskalte Hand nach seinem Herzen griffe. Er stand auf. Hinter ihm rauschte das weiße Kleid der Wärterin. „Hoheit müssen jetzt schlafen." Das fülle, blondumrahmte Gesicht der jungen Süd deutschen erinnerte ihn an Antje. Er ging in feine Zimmer hinüber — hastig — in jäh erwachter, verzehrender Unruhe

. Die Zimmer waren groß und hell. Schwere, blaß farbige Seide hing an den Wänden. Ueberall die Bilder alter Herzoge und Herzoginnen. Ueberall Vasen und Blu- 'nen, geöffnete Fenster, durch die die starke, linde Luft her- inslutete, überall das flimmernde Blau des Himmels hin- er schneeigen Berggipfeln. Prinz .Christian lehnte -sich gegen die weiße Brüstung "nes Balkons, der von blühenden Azaleen umbuscht war. Er empfand auf einmal eine ungestüme Sehnsucht nach deiii kalten, verschneiten, dämmernden Winter

vor etwa zehn Minuten eingeschlasen wäre. Ihre Hoheit pflegte nach dem Schlafen frischer zu sein als während der Vormittagsstunden. Prinz Christian stellte noch einige belanglose Fragen über den Verlauf der Krankheit. Die Unterhaltung mit dem blonden, stillen Maochen tat ihm wohl. Sie konnte nicht mehr jung sein. Um ihren Mund liefen zarte Fält- chen, die von schweren Geschehnissen redeten. Sie hatte eine stille, gütige Art, ihm Auskunft zu erteilen. Endlich ging er. Er schlug

Christian lächelte. Er ging langsam und müde, wie ein Mensch, der eine anstrengende Arbeit hinter sich hat. In Obermais trat er in ein Restaurant, bestellte einen Schoppen Wein und kritzelte eine Ansichtskarte an Rick lingen. nicht verloren! .Kandidat war. Dort erhielt 1927 die Sozialistische Par 74.000 Stimmen. Jetzt soll der ganze Oppositionsblock nie in der Lage sein, hundert Unterschriften aufzubringen! Ueber diesen polittschen Diebstahl hinaus propagierte die Terroristen jetzt besonders

ihm mit großen Augen entgegen. Ihr weißes Pelzwerk schim merte in dem roten Licht. Prinz Christian schlug mit dem Spazierstocke in die blühende Hecke, die die weißen Tische und Stühle des Wirts hausgartens einrahmte, und ging langsam den Weg zurück, den er gekommen war. 9. Die Herzogin vermied es, während der nächsten Tage von Theodora Norden-Ried zu sprechen. Sie lag still und apathisch in den Kisten und ließ sich erzählen. Aber Prinz Christian hatte oftmals das Gefühl, daß ihre Gedanken dabei ihre eigenen

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 3 of 16
Date: 11.08.1932
Physical description: 16
Christian und der Schirnbacher Lena?" fragte die Ochsenwirtin. „Ist nicht bald Versprach oder Hochzeit? Für die Lena würde es Zeit." „I wo", meinte die Vorsteherin, „das hat noch gute Zeit. Der alte Rocker denkt noch gar nicht ans lieber- geben." „Der Mann hätte aber doch langsam das Alter dazu und sollte dem Jungen Platz machen." „Hast schon recht. Mein Mann und der Herr Pfarrer haben ihm auch schon zugeredet wie einem kranken Roß, aber der Hansjörg will nichts davon wissen. Ueberhaupt

, es ist eine Schande, wie der seinen einzigen Buben hält. Aerger als den schlechtesten Knecht. Auf dem Nockerhofe gibt es nur einen Willen, und wer den nicht achtet, der kann sich sein Brot anderswo suchen. Jeden Heller muß sich der Christian, der doch für zwei schafft, förmlich erstreiten, sonst sähe er das ganze Jahr kein Geld. Es muß einen daher nicht wundernehmen, daß er dann und wann ein Geschäftchen auf eigene Faust macht. Freilich gibt es dann immer einen Riesenkrach, wenn der Alte dahinter kommt

, aber der Christian bleibt ihm nichts schuldig und fürchtet ihn nicht. Einen eigenen Hausstand gründen kann er aber freilich nicht, so lange sein Vater seine Taschen auf diese Weise zuhält. Es bleibt ihm also nichts übrig, als in die Fremde zu gehen oder schen Menschen, zu sich ruft. Achtundsechzig ist er schon, da ist jeder Tag geschenkt." „Der alte Rocker ist noch sehr rüstig", meinte die Ochsenwirtin, „der kann neunzig auch werden. Ich be- greife den Christian nicht, daß er zu Hause bleibt. So gut hätte

, den Raz, der wirklich nicht viel mehr hatte, als seine zwei gesunden Hände, laufen ließ und den Hansjörg Rocker nahm." „Ich glaube, sie hat keine gute Stünde bei diesem Menschen gehabt." „Sick er nicht viel. Später aber hat sie an ihrem Buben viel Freude erlebt. Die beiden sind sehr anein- ander gehängt, und als der Christian erwachsen war, da ist er der Mutter ein rechter Schutz gewesen, denn der Hansjörg war oft brutal und hat keine Rücksichten ge nommen." „Was ist denn aus dem Jochberger Naz

schon lange froh, wenn der Michel einmal eine Frau ins Haus brächte, die Schmiedin ist in den letzten Jahren recht alt geworden. Die Lena aber ist in einer Zwickmühle. Sie möchte heiraten, aber den Nockerhof ließ sie auch nicht gerne dahinten, abgesehen davon, daß sie, wie ich glaube, den Christian lieber hat. So Hält sie den Schmied hin, hofft aber, daß der Himmel bald ein Einsehen haben und den Alten vom Nockerhofe zu sich nehmen werde." „Gerade schön ist das von der Lena nicht", sprach

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 2 of 10
Date: 03.09.1949
Physical description: 10
-, gegeben worden war. Sinnlos aber war alles, wenn das Versprechen nicht «ingelöst wurde, zwecklos das Schaffen, solange nicht Gewißhett darüber bestand, daß Chri stian es forrfetzen werde. Frau Schratten-Engau stampfte zornig mit dem Fuße. Gab es denn kein Mittel, Herrn Hal ling zur Nachgiebigkeit zu zwingen? Hing wirk lich die Entscheidung von seinem Gutdünken ab? Ein Gedanke meldete sich. Wie, wenn die Rechts lage nicht unverrückbar war, wenn Christian viel- leicht durch einen Prozeß zurückgewonnen

werden konnte? Luzia war unter Zwang gestanden, als sie auf bas Kind verzichtet hatte. Ein Rechts anwalt mußte mit dieser Tatsache operieren kön nen, er brauchte bloß die ganze Schuld der Groß mutter anzulasten und diese mußte die Schuld auch vor Gericht auf sich nehmen. Was lag daran, wenn sie es tat, sie gab damit nur ein Geheim nis preis, das ohnehin kaum länger verborgen bleiben konnte, als bis zu dem Tage, an dem Christian Einzug im Schrattenschen Hause hielt. Ja. das war ei,n Weg, die Gültigkeit

, wurde sie ihrer Sache wieder unsicher. Es erschien ihr mit einemmal ungewiß, ob Herr Halling sich ein schüchtern lassen würLe, und sie erkannte, daß das Recht nicht auf ihrer Seite lag. Sie mußte an Christian denken und daran, daß sie ihn end- gültig verlieren konnte, wenn sie um ihn pro zessierte. Nein, einen Prozeß durfte sie nicht provozieren, dieser Weg war nicht nur gefähr lich, sondern auch verdammenswertl Nicht jedes Mittel war heilig! Eine Blutwelle schoß ihr ins Gesicht. Sie begriff

, die Tage und Wochen durften nicht weiter ungenützt verrinnen, Frau Schratten-Engau konnte keinesfalls un- tättg warten- Es ging auf Weihnachten zu und sie hatte ganz im stillen gehofft, Christian zu die ser Zeit bei sich zu sehen. Daraus würde nun wohl aber nichts mehr werden, doch war es etwa möglich, den Enkel zu beschenken. Der Gedanke war Frau Schratten-Engau ganz plötzlich gekommen, aber er hatte ihr gleich sehr gut gefallen. Sie erbaute sich an ihm, er bereitere ihr Freude, sie versprach

sich viel von ihm. Ein Geschenk, so sagte sie sich, schlug vielleicht die Brücke, auf der man einander entgegengehen konnte. Freilich, eine passende Form war nicht leicht zu finden. Christian durfte nicht wissen, don wem das Geschenk kam, die Großmutter durfte es ihm nicht selbst übergeben, sie mußte es durch andere Hände an ihn gelangen lassen und es so wählen, daß es überhaupt nicht als Geschenk er kennbar war. Sie lächelte mit einem Male glück lich; sie hatte einen Weg gefunden. Schon einen Tag später fuhr

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 2 of 4
Date: 05.09.1949
Physical description: 4
13 und mit einem interessierten Sozia- *™nanCUusUOH Roman von BERNHARD W. NtUREIKR Die Herren schwiegen überrascht. Sie emp fanden fast Entsetzen vor der Energie und Fin digkeit dieser alten Frau. Schließlich sagte der Äursleiter: „Den Preis könnte ich Christian wohl mit gutem Gewisten zuerkennen; er ist der beste im Kurs und er wird die« gelegentlich der AuSstel. lung von Schülerarbeiten, die wir vor Weihnach- ten veranstalten, beweisen. Diese Ausstellung könnte auch den geeigneten Rahmen für die Durchführung Ihres Planes

abgeben- Aber, gnä' dige Frau, und daS darf ich nicht verschweigen, was geschieht, wenn Christian später erfährt, daß der Preis ein Geschenk der Großmutter war? Fürchten Sie nicht, daß in diesem Falle der Glaube an die eigene Kraft in Christian erschüt tert werden könnte?" Sie überlegte eine Sekunde. „Es muß nicht dahin kommen", entgegnete sie dann. «Ich werde von allem Anfang an im Schatten bleiben. Nur Sie. Herr Halling und ich sollen um di« Hintergründe wisten. Jenem werde ich sie selbst knapp

machen und dessen Adoptiv- eltern an des Jungen Talent erinnern dürfen. Wenn Herr Halling einen guten Willen besitzt, wird er mein Borgehen verstehen. Er wird mir die Hand reichen und wir werden fortan gemein sam für Christian sorgen." Sie schwieg erwartungsvoll. Als niemand so- gleich antwortete, sagte sie noch: „Ich muß zu einer Entscheidung kommen, ich kann keinesfalls auf Christian verzichten, ich muß ihn in Frieden oder in Unftieden zurückerhalten. Helfen Sie mir doch, daß es in Frieden geschehen möge

Dr. Benedikt Kauttky (Zürich) Ober Freie Wirtschaft Planwirtschaft Genosse Kautsky spricht in Wörgl zum ersten Male und noch dazu Ober ein Thema, das uns alle interessiert. Es versäume daher niemand diesen aufschlußreichen Vortrag. Der andere nickte gezwungen Zustimmung. Frau Schratten-Engau hatte ihren Willen durch- gesetzt. XI Christian wußte nichts von dem Kampf um ihn. Aber es war Unruhe in ihm, wie in den Menschen Unruhe war, die ihm nahestanden. Er hatte jetzt das Alter erreicht, in dem junge Leute

über manches nachzudenken beginnen, was ihnen bisher wenig Kopfzerbrechen bereitet hatte. Zukunftssorgen begannen laut zu werden, eine erste, unendlich zarte und scheue Jüng lingsliebe lebte in Träumen, kameradschaftliche und freundschaftliche Gefühle erfuhren Vertie fung oder erstickten, das Verhältnis zu Eltern und Lehrern strebte einer Wende zu. Nichts blieb, wie «s gewesen war, alles floß, strömte Neuem entgegen Christian hatte eine schöne Kindheit gehabt, trotzdem er nicht bei reichen Leuten ausgewach sen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 19.11.1930
Physical description: 8
und beobachtete die Ruten der Reben, die in dem warmen Lichte zu schwellen begannen. Er sah das Wachsen und Werden und kam sich alt, müde und unlustig vor. Wenn er dann durch die glühende Sonne den Heimweg antrat, freute er sich auf das kühle Zimmer der Kranken und aus die stillen Augen der Wärterin. Manchmal fragte die Herzogin mit einen: Ausdruck von Unruhe: „Wo warst du, Christian?" Wenn er dann Auskunft erteilte, glitten ihre Augen in seltsames Forschen über ihn hinweg in irgendeine Weite. Manchmal sprach

ist eine Kette von Festen und Triumphen gewesen, dachte Prinz Christian. Es war ihm nicht recht, daß die Wärterin während sol che Gespräche lautlos auf und nieder ging. Er hatte das Gefühl, als müsse er sich diesem stillen, blonden Mädchn gegenüber schämen. „Du bist zu sensibel," hatte Rittlingen ihm einmal ge sagt. „Du grübelst zuviel. Du kommst von der Vergangen heit nicht los. Die Vergangenheit vergiftet dein Leben. Pack" sie mit beiden Händen und wirf sie hinter dich —" Ja — Rittlingen war kühl

unserer Güter in Deutschland zurücklaffen müssen. Es ist uns eigent lich nichts geblieben außer Laubach und Barnowatz —" Prinz Christian nickte. Er wußte, daß Barnowitz seinen: älteren Bruder Georg bestimmt war. Barnowitz war ein wundervolles Gut mit fetten Weiden und ausgedehnten Waldungen. Ihm selber blieb Laubach. Lairbach mit seinem Moorboden, seinen verwitterten Stallungen und dem wei ßen. strohgedeckten Herrenhaus. Laubach, um das immer ein Geruch von Leuteküche und Schmierstrefeln wehte

sie, als ob sie den Gedankengang des Prinzen erriete. „Es ftißt vom Vermögen des Herzogs und wird doch nicht fett." Prinz Christian nickte. Er hatte die Handflächen gegen einander gelegt und betrachtete mit gerunzelter Stirn das zarte Blütenmuster der Seidendecke. „Es ist schlimm, einsam und ohne Mittel im Leben zu stehen." fuhr die Herzogin fort. Sie sank wieder in die Kiffen zurück. Ihre Hände tasteten nach einem Halt, fanden die Finger des Prinzen, schlossen sich wie in einer ängstlichen Bitte um sie. „Morgen kommt

Theodora." sagte sie leise. Prinz Christian errötete. Er sah sich um, als ob er fürchtete, daß die Wärterin noch im Zimmer sein könnte. Aber die Wärterin war fort. Er selbst hatte sie fort- gehen sehen. Das war gut. In ihm war wieder die Scham. Theodora Norden-Ried! Er hatte seit Tagen nicht mehr an sie gedacht. Er hatte seine Mutter im Stillen um Ver zeihung gebeten wegen jenes Verdachtes. Nun nannte seine Mutter die Dinge mit dürren Worten bei ihrem Namen. Bei ihrem häßlichen Namen. Er fand

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 03.11.1930
Physical description: 8
in mächtiges Glühen gehüllt war. „Nun brennen Ihre Lippen," sagte Christian mit einer knabenhaften Zärtlichkeit in der Hellen Stimme. — „Nein — alles brennt: Ihr Haar — Ihre Augen. — Ihre Augen sind jetzt ganz dunkel." Das Mädchen an seiner Seite blickte mit stillem Lä cheln zu ihm auf. Sie antwortete nicht. Aber sie drückte den weißen Muss krampfhaft gegen die Brust, als müßte sie mit Gewalt eine Erwiderung zurückdrängen. Auch der Mann schwieg plötzlich. „Sind Sie mir böse?", fragte er nach einer Pause

zu mir sprächen." Prrnz Christian maß sie mit einem langen Blick. Sein kühnes, schmales Gesicht hatte auf einmal einen fremden Ausdruck von Feierlichkeit. weg und in schwerverletztem Zustande wurde das arme Kind in das Krankenhaus nach Hall gebracht. Die Märchenbühne der Kinderfreunde in Jenbach. Das Kinderfreundetheater kommt, geht es wie ein Lauffeuer durch die Kinderfchar und schon wochenlang wird davon ge sprochen, wenn das Kommen angekündigt ist. Ueber die Aufführungen selbst zu sprechen, erübrigt

ihren großen, versonnenen Blick nachdenk lich auf das glitzernde Wasser, über dem die Möwen kreisch ten. Eisschollen stießen gegen die Brüstung des Kais. Der schrille Schrei einer Barkasse durchschnitt die Luft. „Ich weiß nicht, ob ich Sie kenne," sagte das Mädchen mit einem langen, zitternden Atemzug. „Aber als Sie vor hin vor mir standen, war es, als ob eine Stimme aus Ihnen mich um Hilfe anrief." Prinz Christian lächelte und nahm die leichte Mütze aus kostbarem dunklem Pelzwerk vom Kopfe. Der Wind

und Entwurzelten, der in dieser neuen Zeit keinen festen Fuß zu sasien vermochte. „Wer jung ist und fest im Leben steht, vermag viel," sagte sie mit warmer Zuversicht. Prinz Christian seufzte. „Sie sind sehr jung," meinte er nachdenklich in dem selben scheuen, verhaltenen Ton, der seinem Wesen in ge wissen Augenblicken etwas knabenhaft Ungelenkes verlieh. Er sah sie wieder an. Sie war groß und schlank. Das dunkle Kostüm umriß jede Linie ihrer Gestalt. Die rote Sonne lag auf ihrem Gesicht und machte es leuchten

. „Sie sind sehr schön," sagte Prinz Christtan. Das Mädchen lächelte. Eine warme Blutwelle färbte ihre Schläfen dunkel. „Das hat mir noch keiner gesagt," erwiderte sie leise. Prinz Christian runzelte die Stirr^ Kr hatte das Ge Eier 4 St. 0.80 bis 0.85; Kalkeier 4 St. 0.70; Butter 5.20 bis 6.40; Topfen 1.—; Butterschmalz 7.—. Kartoffel 0.16 bis 0.18; Kipfler 0.30; Weißkrauts beim Bauern im kleinen 0.10, im großen 0.08, beim Gärtner 0.20; Blaukraut 0.40 bis 0.50; Sauerkraut 0.60; Rüben kraut 0.60; Kohl 0.40 bis 0.50

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 1 of 8
Date: 28.06.1928
Physical description: 8
. Wir haben es satt, uns von einer uns geistes- und wesensfrem den Kaste hochnäsig regieren und behandeln zu lassen und ffeiWelon. Ueber Kiwatinr Nsfelder. Drei Jahre bei den kanadischen Eskimos. Bon Karl Dörr. Der norwegische Forscher Christian Leben, einer der jüngeren Nordlandsorscher. hat seine dreijährigen Erleb nisse unter den kanadischen Eskimos in einem Buche unter obigem Titel im Verlage F. A. Brockhaus. Leipzig, erschei nen lassen. Damit brachte der Verlag, der sich außerordent lich verdient macht

um kulturelle Vermittlung und Erfor schung des Polargebietes, eine weitere volkstümliche Dar stellung des Lebens und Treibens, eines bisher unbekannten Volksstammes im nördlichsten Kanada. Christian Leben, der kühne Forscher, ging im Juli 1913 in Montreal an Bord eines Neufundländer Robbensängers, um Sitten und Gebräuche der westlich von der Hudsonbucht lebenden Eskimostämme zu erforschen. In Sturm und Eis und Nebel erreichte er (wie des öfteren an dieser Stelle ge schildert wurde) Labrador, arbeitete

nordwärts, durch die Hudsonstraße, in der das Nordlicht aufslackert, in lau send Farben leuchtet, das Meer silbern glitzert und dem Be schauer die Wunder des tanzenden Nordlichtes offenbart. Nach viertägiger Ueberquerung der Hudsonbucht kam das Schiff in Churchill, dem einzigen Hafen an der Westküste der Hudsonbucht an. bleibt einige Tage, um dann ohne Christian Leben wieder zurückzusahren. Der Forscher bleibt in Churchill, einer alten Festung mit verrosteten Kanonen, verfallenen Mauern

und einer Polizeistation. Freunde muß sich hier Christian Leben suchen, mit denen er die weite Reise ins Innere des unerforschten Lan des unternehmen kann. Kerner von den freundlichen Eski mos getraut sich in der Zeit der großen Regenstürme hinein in die großen Boote, um hlnailsznsahren ins Land der Karnermint. dem Eskimostamme, der 500 Kilometer nördlich von Churchill seine Iagdgrnndc hat. Christen Leben be kommt rrach vielen Neberrednngen eine kleine Begleitmann schaft zusammen, bemüht

, eine mächtige Sturzsee wirft das Boot anss Land, zertrümmert lregt es am Boden, umgeben von zerstörten Lebensmitteln. Waffen und Gerä ten! Schiffbriich . . . schreibt Christian Leben untermal. Ok tober in seinem Buche! Verzweifelt fragt er sich: Soll das also das Ende der Fahrt sein? Schiffbriich an der Küste. Tairseiide von Kilometern abseits der zivilisierten Welt! Es geht dann am 0. November mit dem Hundeschlitten durch Schneetreiben, tollen Sturm, von hungrigen Wällen verfolgt, langsam vorwärts, nachdem

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