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Bozner Zeitung
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Page 2 of 4
Date: 30.11.1887
Physical description: 4
er mit schmeichelnder Stimme. Der Knabe zog sich energisch vor dem Bater zurück und betrachtete ihn mit seinen großen, glänzenden Augen. „Du bist'S, der mir Schmerz verursacht!' er widerte er trotzig. „Gib mir meinen guten, freund lichen Carlo wieder, ohne den ich mich zu Tode langweile. Du hast mir ihn geraubt, Du hast ihn aus dem Hause geschickt, weil Du ihn nicht liebst. Und Carlo ist zu stolz, um wiederzukommen.' Das war eine Anklage, die zum ersteumal aus dem Munde OrazioL kam. Graf Felice starrte

ihm be troffen in das blasse, aufgelegte Gesicht: „Kind, Kind, waS sind das für Gedanken!' stammelte er. „Du beleidigst Deinen Vater. Du mißbrauchst meine große Nachsicht für Dich. Aber ich kann Dich auch strafen, wenn es nöthig ist, wenn Du auf die Achtung vergessen willst, die Du mir schuldest!' „Ja, Du kannst mich strafen!' rief der Knabe heftig. „Aber Du kannst mich nicht zwingen, «eine Überzeugung zu ändern. Ich werde immer denken, daß Du Carlo aus dem Hause geschickt hast. Und »nn vermag ich Dich gar

nicht mehr zu lieben wie früher. Du hast mir ja meinen einzigen Bruder genommen!' Graf Felice zuckte schmerzlich zusammen unter der Drohung, daß dieses empfindungsvolle Kinder herz ihm seine Liebe entziehen wollte. So sollte er denn beide Söhne verlieren? So sollte er un geliebt in seinem Alter sein? Nein, nein, Orazio mußte überzeugt werden, daß Carlo freiwillig Va ter, Bruder und sein Land verlassen hatte, um einem chimärischen Liebestraume nachzujagen. — Mochte der Knabe

auch noch nicht alles verstehen, was er ihm über Carlo zu sagen hatte, das Eine begriff er gewiß, daß eieser aus eigenem Antriebe aus dem Hause gegangen war, mit dem Entschlüsse jedss Band zwischen sich und semer Familie für immer zu zerreißen. Und dann schlief vielleicht die Sehnsucht in Orazio ei«, dann verlangte er nicht mehr nach dem lieblosen Bruder und wurde der lebhafte fröhliche Knabe von früher wieder. Ja, Orazio muß die volle Wahrheit erfahren. „Es ist sonst nicht Sitte, daß sich die Väter von ihren Söhnen

rechtfertigen!' sagte Graf Felice nach einer langen Pause zu dem Knaben. „Doch ich will Dir beweisen, daß Du Unrecht hast, weil — nun weil ich Dich eben liebe, weil Du zur ein zigen Hoffnung meines HerzenS geworden bist. Du magst es denn wissen, Carlo wird nicht wieder kehren zu uns. Doch er selber hat es so gewollt, er selber hat das Exil gewählt ^und ein dnnkles Leben einer glänzende Stellung in der Gesellschaft vorgezogen, um eine Laune feines HerzenS zu befriedigen.' Orazio hatte in der Rede des Vaters

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