. — 6. Kältern VK.; Jmst VK.; W.-Matrei VK.; Thaur; Westendorf (Hopfgätten) K.; Waidring (Kitzbichl) K. ke Staalshilfe und Nächstenliebe. Wind isch matrei, 22. November. Die Leser der „Brixener Chronik' wissen aus frühern Artikeln*), was der sogenannte Liberal- oder Manchester- Katholicismus ist; sie wissen auch, dass die Manchester- Katholiken in Frankreich und Belgien behaupten, die Staats gewalt habe sich in die sociale Frage nicht einzumischen, sie habe ein Recht, Gesetze zu geben über Arbeiterschutz
, Frauen- und Kinderarbeit,über Nachtarbeit, Kranken- undUnsallversicherungu. s. w., das Elend der arbeitenden Bevölkerung zu lindern sei nicht Sache des Staates. Wer soll also berufen sein, die sociale Frage zu lösen oder, was dasselbe ist, die Gesellschaft vor ihren Schäden zu keilen? Die Manchester-Katholiken antworten: Die Kirche, und dieKirche allein hat diesenBeruf. Um den Beweis sind sie nicht verlegen. Damit Friede in die zerrüttete Gesellschaft kommt — sagen sie — muss die besitzende Classe
in diesen wenigen Worten traurige, ja geradezu gefährliche Irrthümer verborgen sind; ich mache mich an den Versuch, dieselben aufzudecken. Also, die Arbeitgeber sollen sich im Verhalten gegen die Arbeiter von Nächstenliebe und opferwilliger Barmherzig keit leiten lassen. Ganz gewiss, es muss mehr Nächstenliebe in die Herzen der Menschen kommen und mehr Barmherzigkeit, sonst wird die sociale Frage in Ewigkeit nicht gelöst. Aber, bevor man jemand Liebe und Erbarmung predigt, muss man ihn an die Tugend