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Schlern
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Page 10 of 129
Date: 01.07.2001
Physical description: 129
Josef Gelmi Brixen und seine religiöse Ausstrahlung Da Brixen vom 10. Jahrhundert bis 1972 Bischofssitz und vom 11. Jahrhun dert bis 1803 Residenzstadt eines Fürstbischofs war 1 ), übte es eine starke religiö se Ausstrahlung nicht nur auf die gleichnamige Diözese, sondern auch auf das ganze Land Tirol und weit darüber hinaus aus. Von dieser Ausstrahlung, die im Laufe der Geschichte von der Eisackstadt ausgegangen ist, soll nun die Rede sein. Brixens religiöse Ausstrahlung von den Anfängen

bis 1500 Der Hof Prihsna Am 13. September 901 schenkte Ludwig das Kind auf Bitten des Bischofs Za charias 2 ) der Kirche von Säben den Hof (curtis) Prihsna. 3 ) Damit begann die reli giöse Ausstrahlung des Ortes. Im Jahre 967 zog der junge König Otto II. zu sei nem Vater nach Verona. Auf dieser Reise machte Otto II. in Brixen halt und traf sich mit Bischof Richbert. 4 ) Brixen muß damals schon ansehnliche Gebäude be sessen haben, die es dem Bischof ermöglichten, den hohen Gast zu empfangen

und zu beherbergen. 5 ) Vor allem gab es damals in Brixen schon eine Kirche, die dem hl. Ingenuin geweiht war. Richbert kommt also das große Verdienst zu, Bri xen als zukünftigen Bischofssitz ausgewählt und womöglich als erster Bischof dort auch bischöfliche Amtshandlungen vorgenommen zu haben. 6 ) Aus verschiedenen Quellen wissen wir, daß es in Brixen damals auch schon ein „monasterium sancti Stephani et beati Ingenuini“ gab, dem Bischof Richbert Vor stand. 7 ) Bei diesem „monasterium“ handelte

es sich um einen Gebäudekomplex, der für den Bischof und seinen Klerus gedacht war. Es ist offenbar der erste Hin weis auf eine geistliche Gemeinschaft eines Domkapitels in Brixen. 8 * ) Der erste Domherr scheint im Jahre 985/993 auf. Es handelte sich um einen gewissen Guo- to, der als Dompropst (praepositus fratram) bezeichnet wird. 8 ) Brixen wird Bischofssitz und Hauptstadt eines geistlichen Fürstentums Die religiöse Ausstrahlung der Ortschaft wurde mit der Verlegung des Bi schofssitzes von Säben nach Brixen immer

imposanter. Wir wissen nicht genau, wann der Bischofssitz nach Brixen kam. Es dürfte aber im Laufe der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts erfolgt sein. 10 ) Mit dem Bischofssitz kamen auch die 9 Vieles spricht dafür, daß Brixen im 11. Jahrhundert Stadt wurde. In dieser Zeit wird es auch schon urbs genannt. Zur umstrittenen Frage siehe O. Auge, Stadtwerdung in Tirol. Ansätze, Er kenntnisse und Perspektiven verglei chender Stadtgeschichtsforschung, in: R. Loose/S. Lorenz (Hgg.), König. Kir che Adel

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Schlern
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Page 50 of 129
Date: 01.07.2001
Physical description: 129
Wenn auch die Regierangszeit des Kardinals Nikolaus Cusanus 1450 bis 1464 in Brixen politisch ein Debakel war, bei allem Respekt vor seiner geistigen, welt weiten Größe, für die Kunst in Brixen und im Lande bahnte sich ab Mitte des 15. Jahrhunderts die größte je erreichte Blütezeit an im Realismus der Spätgotik. Das Presbyterium des Domes von Brixen wurde neu gebaut, Chor und Schiff der Pfarrkirche erhielten die noch erhaltene Außenstruktur mit dem aufgehöhten Weißen Turm in typischer

Granitquadertechnik. Alle spätgotischen Landkirchen weitum richteten sich nach dem Vorbild der St.-Michaels-Pfarrkirche. Meister Leonhard von Brixen und seine Schule zierten den Kreuzgang, die Landkirchen von Klerant, Mellaun und Mahr, aber auch Kirchen in Taisten, In- nichen, Straßen, ja selbst die Schloßkapelle von Bragher im Nonstal mit Fresken. Das Zeitalter der Flügelaltäre war angebrochen. Nach Meister Leonhard, der den Hochaltar des Domes und viele andere Altäre schuf, trat Hans Klocker in Brixen neben

der berühmten Pacher-Werkstatt in Braneck fast ebenbürtig auf mit sei nen Flügelaltären in Brixen, Bozen, St. Leonhard in Passeier, in Pinzon bei Mon tan, in Tramin, in Kaltem usw. Es war dies eine Glanzperiode der Kunst, die wohl auch gestützt war von der Finanzkraft des Kardinals Melchior von Meckau (1488-1509), der mit Jakob Fugger Finanzgeschäfte abschloß und Kaiser Maximi lian mit Darlehen unterstützte. Es darf nicht vergessen werden, daß auch in dieser Blütezeit des Spätmittel alters dank Tüchtigkeit

von Kaufmannschaft und gut organisierten Handwerks zünften, Konjunktur von Transithandel und Bergwerkserträgen das Stadtbild von Brixen, zwar nicht so imposant wie in der Handelsstadt Bozen oder in der Gewerkenstadt Sterzing, in den Bürgerhäusern hohe Qualität annahm. Bürgerporträts von Marx Reichlich lassen Wohlstand und Kunstsirm von Brix- ner Bürgern nachempfinden. Bis zum Bauernaufstand 1525 und den konfessionel len Wirren behielt Brixen seine Kunstdomäne. Dann aber folgte für Jahrzehnte weitgehend

eine Rezession im künstlerischen Schaffen - nicht nur für Brixen. Das Brixner Diözesangebiet an Eisack, Rienz, Oberdrau und Inn war seit Kai ser Maximilians und Ferdinands I. Zeiten integriert in die Geschehnisse im Land Tirol und dessen Verquickung in den Reichsagenden. Unter des Erzherzog Ferdi nands II. selbständigem Landesfürstentum 1564 bis 1598 wurde der Horizont wieder landgebundener; kulturell war Innsbruck als Landeshauptstadt nun aus schlaggebend auch für die Entwicklung in Stadt und Territorium

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Schlern
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Page 96 of 129
Date: 01.07.2001
Physical description: 129
Mit Schreiben vom 21. Juli 1976 an Bischof Joseph Gargitter teilte Dekan P. Nikolaus Kehl SJ mit, daß „die eingelangte Studien- und Prüfungsordnung der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen“ von der Studienkommission für die fachtheologische Studienrichtung als gleichwertig anerkannt wurde. Am 6. September 1976 wurde das Ergebnis der Verhandlungen Brixen-Inns- bruck der Kongregation für das Katholische Bildungswesen mitgeteilt. Mit Schreiben vom 10, November 1976 an Bischof Joseph

e di ricerca .,.“ 81 ) Die Philosophisch-Theologische Lehranstalt wird in Philosophisch-Theologi sche Hochschule Brixen umbenannt. Diözesanbischof Joseph Gargitter geneh migt mit 18. Juni 1976 ein neues Statut und eine neue Studienordnung. „Die Stu dien an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen sollen den besonderen Bedürfnissen der Seelsorge in der dreisprachigen Diözese und - zwecks Anerkennung zum Erwerb des theologischen Magistertitels - den Studien an der Theologischen Fakultät

der Universität Innsbruck entsprechen“ (vgl. Prot. 132/75 der Studiendirektion). 82 ) Die Philosophisch-Theologische Hochschule Brixen hat, was die Zulassungsbe dingungen zum Hochschulstudium betrifft, die österreichischen Bestimmungen übernommen und die österreichischen Studienberechtigungszeugnisse anerkannt. Auch hat sie selbst Vorbereitungskurse auf die genannten Prüfungen veranstaltet. Aber laut Dekret des Landeshauptmannes vom 21. Dezember 1999 Nr. 5/16.1 wird dieses Zeugnis als Zulassungsbedingung

zu Wettbewerben für Religionslehrer nur mehr anerkannt, wenn es innerhalb 30. September 2002 erworben worden ist. 83 ) 3. Vielfältige Zusammenarbeit zwischen Brixen und Innsbruck Die Zusammenarbeit zwischen Brixen und Innsbruck wurde vielfältig. Seit 1976 finden regelmäßig Treffen zwischen den Brixner und Innsbrucker Theolo gieprofessoren statt, bald in Innsbruck, bald in Brixen. Von 1986 bis 1996 wurde das Pastoraljahr gemeinsam mit Innsbruck geführt, mit Veranstaltungen teilwei se in Brixen, teilweise

in Innsbruck. Brixner Professoren werden an Berufungskommissionen in Innsbruck be teiligt, nehmen teil an Treffen der österreichischen Fachprofessoren, sind Mit glieder von Kommissionen der Bischofskonferenz. Die angehenden Priesteramts kandidaten der Diözese Bozen-Brixen nehmen an der gesamtösterreichischen Einführungswoche für angehende Priesteramtskandidaten teil. Aus den jährlichen Treffen in Brixen der Priester aus Nord-, Ost- und Südtirol sowie Vorarlberg, die in Brixen studiert

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Page 56 of 129
Date: 01.07.2001
Physical description: 129
War mit der Übersiedlung von Säben nach Brixen eine Änderung des Stand ortes und des Titels verbunden, so sollten zwei Schenkungen der Jahre 1027 und 1091 eine völlig neue, weltliche Ausweitung der Machtbefugnisse der Brixner Bischöfe mit sich bringen. So hat Kaiser Konrad II., der erste Salier am Kaiserthron, im Jahre 1027 den Bischöfen von Brixen die Grafschaft im Eisack- und im Inntal vom Tierser und vom Thinnebach im Süden über den Brenner bis zur Melach im Nordwesten und bis zum Ziller

im Nordosten verliehen, wodurch die Bischöfe nun auch regierende Reichsfürsten und weltliche Territorialherren geworden sind. 7 ) Dieser Schenkung von 1027 folgte im Jahre 1091 noch die Schenkung der Grafschaft im Pustertal durch Kaiser Heinrich IV., welche sich gegen Osten bis zum Gsieser Bach erstreckte, womit wir uns beim „Gesamttiroler Bildungstag der Schützen“ in Brixen im Görzer Gedenkjahr 2000 ausführlich befaßt haben. 8 ) Ein Blick auf die Tiroler Landkarte veranschaulicht das beachtliche Ausmaß

die ser beiden Grafschafts-Verleihungen. Die Wappenfresken in der Hofrats-Wartestu be der Brixner Hofburg führen uns überdies auch die seit den Schenkungen von 1027 und 1091 den Bischöfen von Brixen innewohnende geistlich-weltliche Doppel funktion - hier in der heraldischen Symbolsprache des Jahres 1607 - eindrucksvoll vor Augen. 9 ) Es zeigt uns im Zentralbereich das Wappen des damaligen Fürstbi schofs Christoph IV. Andreas von Spaur. Unmittelbar links daneben erscheint dort das Wappen des Bistums

Brixen mit dem Agnus Dei dargestellt, dessen Wappen schild an Bändern von einem Engel gehalten wird, der an seiner rechten Schulter das päpstliche Wappen mit der Tiara und den Petrusschlüsseln hält. Unmittelbar rechts neben dem Spaurischen Wappenschild leuchtet uns hingegen der Wappen schild mit dem Wappen des Fürstentums Brixen entgegen, welches von einem Engel mit dem Doppeladler-Wappen des Kaisers gehalten wird. So illustriert dieses Wap penfresko sehr deutlich die Doppelfunktion der Fürstbischöfe

von Brixen, die als Bischöfe dem Papst und als Reichsfürsten dem Kaiser des Heiligen Römischen Rei ches („Sacrum Romanum Imperium“, abgekürzt „S.R.I.“) unterstanden. Besondere Beachtung verdient dabei vor allem das Wappen des Fürstentums Brixen, welches - ähnlich dem Tiroler Wappen - in silber-weißem Schild einen roten Adler zeigt, der jedoch - zum Unterschied vom Tiroler Adler - quer über die Brust mit einem goldenen Bischofsstab belegt ist. 10 ) Das erste Auftreten dieses reichsfürstlichen Wappens

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Page 24 of 129
Date: 01.07.2001
Physical description: 129
Fürstbischof Leopold von Spaur begann 1769 auch mit der Erneuerung der Schulen in seinem Hochstift. Zu diesem Zwecke ließ er den vorher in Innsbruck beschäftigten Schulpriester Anton Kuen nach Brixen kommen und beauftragte ihn mit der Reform der Schulen in der Stadt. An der Brixner Knabenschule wur den Lehrkurse eingeführt, an denen sogar die Theologiestudenten teilnehmen mußten, um die neuen Lehrmethoden kennenzulemen. Durch die Erfolge in Bri xen ermutigt, ließ Spaur 1770 die deutsche Schule

auch in Klausen und 1772 in Bruneck erneuern. In dieser Zeit kam es auch zu einer Reform der traditionsrei chen Brixner Domschule. In diesem Zusammenhang muß der aus Heiligkreuz bei Hall stammende Joseph Resch (1716-1782) erwähnt werden, der aus der alten La teinschule ein modernes Gymnasium machte, in welchem 1784 auch der öster reichische Lehrplan eingeführt wurde, der auf der theresianischen Reform beruh te. Im Jahre 1756 errichtete er in Brixen auch ein Studentenkonvikt, das den Namen Cassianeum erhielt

. Für seine Schüler verfaßte Resch nach dem Muster der Innsbrucker Jesuiten Theaterstücke, die er dann mit den Zöglingen im Thea tersaal der Hofburg aufführte. Fürstbischof Leopold von Spaur führte auch eine Erneuerung der theologi schen Studien in Brixen durch. Er entließ die Jesuitenprofessoren, die unter Fürstbischof Kaspar Ignaz von Künigl nach Brixen gekommen waren, und berief an ihre Stelle Weltgeistliche. Da das alte Seminar zu klein war, ließ er 1764 das Spital zum Hl. Kreuz niederreißen

und dort einen Neubau aufführen. Unter der Leitung des Seminarpräfekten Georg Tangl (1722-1787) wurde das neue Priester seminar 1773 fertiggestellt. Damit hatte auch die Diözese Brixen eine den Erfor dernissen der Zeit entsprechende Institution, aus der in Zukunft der größte Teil des Priesternachwuchses kam. Prozessionen, Bruderschaften, Buchdruckerei Bereits um 1550 fanden in Brixen Passionsspiele statt. Zu Beginn des 17. Jahr hunderts traten an ihre Stelle die Karfreitagsprozessionen, bei denen die Lei densszenen

Christi dargestellt wurden. Verschiedene Schaugruppen zu Fuß und auf Wagen nahmen an den Umzügen teil und erregten große Begeisterung bei den Zuschauern. 19 ) Eine der berühmtesten Prozessionen war die Kassiansprozession. Schon um 1400 scheint eine Reliquie des hl. Kassian nach Brixen gekommen zu sein. Sicher ist, daß Bischof Paulinus Mayr 1685 eine Reliquie des Heiligen be kommen hat. Um sie würdig in Empfang zu nehmen, wurde eine feierliche Pro zession abgehalten. * 50 ) Im Jahre 1704 erhielt Kaspar

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Page 26 of 129
Date: 01.07.2001
Physical description: 129
Druckerpresse sein. Sie wurde 1993 mustergültig restauriert und anläßlich der Landesausstellung 2000 der Öffentlichkeit erstmals gezeigt. 61 ) Die Musik pflegten vor allem die Domschule bzw. das Gymnasium und der Domchor. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts hielt sich in Brixen sogar der berühmte Orgelbauer Kaspar auf. Am 17. Mai 1517 machte der Kardinal Luigi d’Aragona auf der Fahrt nach Deutschland in Brixen halt. Sein Privatsekretär Antonio de Beatis, der ein Tagebuch führte, berichtet

, daß der Kardinal in Brixen bei einem berühmten Meister eine Orgel für sich bestellt habe. Dieser Meister war wohl sicher der Orgelbauer Kaspar, der 1531 in der Domkirche zwei Orgeln auf gestellt hatte und dem der Kardinal Bernhard von Cles ein Empfehlungsschrei ben für Trient gab, um in der Kirche S. Maria Maggiore eine große Orgel zu bau en. Am 27. November 1539 berichtet der neugewählte Fürstbischof Christoph Fuchs von Fuchsberg an den Landesfürsten nach Innsbruck, daß Meister Kaspar, der in Brixen

und Trient die Orgeln gebaut hat, 1539 in Brixen gestorben ist.- 2 ) Ein ausgezeichneter Organist war der spätere Bischof Daniel Zen (t 1628). 63 ) In diesem Zusammenhang soll auch Matteo Gofriller erwähnt werden, der am 10. Februar 1659 in der Trattengasse geboren wurde und zu den zehn besten Gei genbauern aller Zeiten gezählt wird. 64 ) Das Domkapitel besorgte neue Musikalien für den Dom, wie z. B. die Werke von Orlando di Lasso. Ferner ließ es von 1608 bis 1622 große Choralbücher drucken

. Als Komponist betätigte sich der in oder in der Umgebung von Brixen geborene Christoph Sätzl (Sätzl ist ein Hofname in Tschötsch bei Brixen), der wohl der erste Brixner Domkapellmeister war. 1621 erschien seine Motetten sammlung „Ecclesiastici coneertus“ mit einer Widmung an den Brixner Fürstbi schof Karl von Österreich. 1632 wurde Sätzl als „Capellmaister und Caplan“ an das Damenstift zu Hall berufen, wo er 1655 gestorben ist. Als Komponisten betätigten sich auch Johann Platzgummer, der spätere

von 1803 wurden diese Pläne endgültig durchgeführt. In Brixen verkündete am 6. März der kaiserliche Flofkommissar die Aufhe bung des Fürstentums. Damit war die 800 Jahre lang bestehende geistliche Herr schaft Brixen, die damals 900 Quadratkilometer umfaßte und 28.000 Einwohner zählte, beendet. Fürstbischof Franz von Lodron nahm es gelassen hin, zumal ihm die Hofburg, Schloß Bruneck, ein beträchtlicher Grundbesitz sowie der Fürsten titel blieben und er schließlich anstelle der früheren Einkünfte

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Page 73 of 129
Date: 01.07.2001
Physical description: 129
Reichsfürstentümer beschlossen haben, mit deren Territorien sie sich für jene Verluste entschädigten, die ihnen Napoleon im Frie den von Luneville zugefügt hatte. Das Fürstentum Brixen kam so im Jahre 1803 zur Grafschaft Tirol, lebte jedoch noch längere Zeit im größten Teil des 1804 kon stituierten Österreichischen Kaisertums fort, bis 1918 auch dessen Ende gekom men ist. Brixen wurde auch in das Große Wappen des Kaisertums Österreich auf genommen, wobei sich die österreichische Staatsheraldik irrtümlich

des „Agnus Dei“-Wappens des Bistums Brixen statt des Adler-Wappens des Fürstentums Brixen bediente, wogegen jedoch niemand protestiert hat. Wie es scheint, blieb dieser Irrtum auch von der Fach-Heraldik bisher unbemerkt. 53 ) Während das Fürstentum Brixen als Territorium mit dem Jahre 1803 aufge hört hat zu bestehen, konnten die dortigen Bischöfe den Fürsten-Titel noch rund einhundertfünfzig Jahre lang weiterführen. So gesehen, war Bischof Johannes XI. Geisler (1930-1952) der letzte Fürstbischof

von Brixen. Seine Grabplatte am Fuß boden des Brixner Doms trägt daher u. a. die Inschrift „Joannes Geisler Ep(is- co)pus Brixinen(sis) et princeps“. Bleibt abschließend noch darauf hinzuweisen, daß das Domkapitel von Brixen in Zeiten der Sedisvakanz zwischen dem Ableben eines Bischofs und der Inthro nisation seines Nachfolgers korporativ, d. h. in seiner Gesamtheit als Domkapi tel, die Regierung des Fürstentums Brixen zu führen hatte und daher berechtigt war, das Wappen des Fürstentums Brixen zu führen

Funktion erklärt übrigens, weshalb das Domkapitel von Brixen noch heute das Wappen des einstigen Fürstentums Bri xen führt. Dieser Zusammenhang war bis zur Erforschung dieser Frage durch den Verfasser (1982) gänzlich in Vergessenheit geraten. Die gegenwärtigen Aus führungen mögen daher erneut dazu beitragen, den Ursprung dieses Wappens wieder in Erinnerung zu bringen, zugleich damit aber auch klarstellen, daß es un richtig und verfassungsgeschichtlich in keiner W T eise vertretbar ist, das Wappen

, Österreichische Wappenkunde. Wien 1977, S. 62-101, findet sich kein Wort über diese Wap penverwechslung, offenbar deshalb, weil auch ihm nicht bekannt war, daß der Bischof von Brixen als Reichsfürst ein anderes Wappen geführt hat als in seiner Eigenschaft als Bischof. M ) Abbildungen derartiger Sedisvakanz- Münzen und -Medaillen, allerdings ohne Angabe und Erklärung des historischen Ursprungs des heutigen Domkapitel- Wappens, bietet Gilbert Durst, Tausend Jahre Brixner Raritäten. Corpus num- morum

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Page 92 of 129
Date: 01.07.2001
Physical description: 129
Studenten, die vor Tito ge flohen waren. Sie konnten im Priesterseminar von Brixen mit ihren Professoren den theologischen Unterricht bis zu ihrer Auswanderung nach Südamerika fort setzen. Das Seminar bot ferner Unterkunft für 25 Mexikaner-Theologen, die ei nige Jahre während des Sommers im Seminar wohnten; dazu kamen noch Spani er, Polen, Litauer, „also ein nahezu internationales Kolleg“. * 83 ) Ab 1945 beherbergte das Priesterseminar für mehrere Jahre das staatliche Gymnasium-Lyzeum mit Reifeprüfung

(Ex-Rufach). In den sechziger Jahren fan den am Priesterseminar im Zusammenhang' mit dem Ausbau der Einheits mittelschule die sogenannten Supplentenkurse statt, die von den Universitäten Innsbruck und Padua getragen wurden. Bis 1925 war die Verbindung zwischen Brixen und Innsbruck noch sehr eng. Priesterseminar und Knabenseminar in Brixen dienten beiden Gebieten. Beide Gebiete besaßen auch noch dasselbe Verordnungsblatt. Brixner Priester südlich des Brenners konnten sich um Nord- und Osttiroler Pfarreien

bewerben und um gekehrt. Die Jurisdiktion der Priester galt weiterhin für das gesamte Gebiet der alten Diözese Brixen. Mit 12. Dezember 1925 wurde dann die Apostolische Admi- nistratur Innsbruck dem Hl. Stuhl direkt unterstellt und Sigismund Waitz zum Administrator ernannt. Mit Verfügung vom 18. Mai 1926 des Unterstaatssekretariates für Erziehung und Kulturangelegenheiten wurde den Alumnen jenseits der Grenze der Besuch des Knabenseminars Vinzentinum in Brixen nicht mehr gestattet. Sechs Vin- zentiner

Professoren zogen daraufhin ins neuerrichtete Paulinum nach Inns bruck. 84 ) 10. Eigenes Priesterseminar in Innsbruck Die Priesteramtskandidaten der Apostolischen Administratur Innsbruck hin gegen durften weiterhin nach Brixen gehen. So zählte Brixen 1933 allein im I. Kurs 71 Theologiestudenten. Mit 1934 kam es zu einem entscheidenden Ein schnitt. Ab Herbst 1934 kamen die Priesteramtskandidaten des 4. und 5. Kurses nicht mehr nach Brixen. Sie wurden in Innsbruck, im sogenannten Männerheim

in der Gutenbergstraße, untergebracht und besuchten die Vorlesungen an der Theologischen Fakultät Innsbruck. Die ersten drei Jahrgänge hingegen verblie ben noch bis 1938 in Brixen, d. h. bis zur Annexion Österreichs durch das Deut sche Reich. Mit 1938 durften auch die ersten drei Jahrgänge nicht mehr nach Brixen kom men. Sie fanden zunächst im Canisianum Unterkunft. Doch bereits 1939 mußten auf Betreiben von Gauleiter Franz Hofer die Priesteramtskandidaten das Cani sianum verlassen und 1940 auch die „Pension Kraft

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Page 85 of 129
Date: 01.07.2001
Physical description: 129
Entgegen jenen, die behauptet haben, Tirol habe vor Kaiserin Maria Theresia keine Volksschule gehabt, erinnert Freiseisen, daß die Diözesansynode von 1603 die Wiederherstellung, Erhaltung und Vermehrung von Schulen eingeschärft hat. Nicht bloß bei den Pfarrkirchen, sondern auch in den entlegenen Tälern und Bergdörfern sollte die Jugend im Lesen und Schreiben unterrichtet und an Bil dung und christlichen Wandel gewöhnt werden. 41 ) 6. Brixen und das Generalseminar in Innsbruck Kaum zehn Jahre

Regiment stellen.“ 48 ) Da mit entstand eine schwierige Situation für Brixen. Laut Gesetz wurde dadurch u. a. die Hörerzahl in Brixen auf die Angehörigen des Fürstentums beschränkt. 49 ) Bis 1803 war der Bischof von Brixen Leiter einer Diözese und eines Fürstentums mit 26.000 Personen. Bischof Josef von Spaur bemühte sich um die Erhaltung des Priesterseminars und machte den Gegenvorschlag, das Priesterseminar in Brixen neben dem Gene ralseminar von Innsbruck bestehen zu lassen, da ein einziges Seminar

die große Zahl der Alumnen nicht würde fassen können. Doch dieser Antrag wurde nicht angenommen. Es wurde nur gestattet, daß nach Abschluß des 5. Kurses der Theo logischen Studien die Absolventen in das Brixner Seminar gesandt werden und nach dort befundener Tauglichkeit zu den höheren Weihen zugelassen werden durften. 50 ) 1784 ließ Fürstbischof Josef von Spaur die philosophischen Studien in Brixen eröffnen, nachdem bereits 1782 eine philosophische Lehranstalt in Brixen zu gründen versucht worden

war. 51 ) Fünf Jahre lang lehrte der unermüdliche, in Bri xen geborene Priester und Philosoph Johann Alois Vorhauser allein in beiden Kursen. Nach dem Tod Kaiser Josephs II. hat sein Nachfolger Kaiser Leopold am 4. Juli 1790 das Generalseminar in Innsbruck wieder aufgehoben, und alle Kan didaten der Theologie wurden eingeladen, nach Brixen zu kommen, wo der ge lehrte Fürstbischof Josef von Spaur (1763 bis 1779 Fürstbischof von Seckau und 1779 bis 1791 Fürstbischof von Brixen) den österreichischen Lehrplan

einführte, um dasselbe auch für österreichische Untertanen wiederum wie ehemals ge meinnützig zu machen. Da aber die landesfürstlichen Untertanen, die ein Stipen dium bekommen wollten, in Innsbruck studieren mußten, kamen im ersten Jahr nur wenige Theologen nach Brixen. Sonderprüfungen von Professoren wurden verlangt. Die Professoren wurden nämlich unterschieden in von der Regierung bestätigte und nicht bestätigte Professoren. Für jene Priesteramtskandidaten, die auf österreichischem Gebiet

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Page 53 of 129
Date: 01.07.2001
Physical description: 129
Salzburg unterstellt. Spätestens seit der Errichtung der Diözese Salzburg um 700 bildet übrigens der Ziller die nordöstliche Grenze des Bistums Säben bzw. später Brixen, wobei es naheliegend war, bei der Fixierung dieser bis heute gültigen Diözesangrenze der alten römischen Provinzgrenze zwischen Rätien und Noricum zu folgen. Ähnliches vollzog sich auch - jedoch schon früher - hinsichtlich der Begren zung des Bistums Säben gegenüber den bereits älteren bzw. spätrömischen Bistü mern Chur

im Westen und Augsburg im Nordwesten, während das um 700 vom hl. Korbinian gegründete Bistum Freising die Nordgrenze des Bistums Säben- Brixen gebildet hat. Diese Grenzen der Diözese Säben-Brixen waren bis 1751 in Geltung. Dabei ist jedoch zu betonen, daß die Grenzen des Bistums Brixen nicht identisch waren mit jenen des im folgenden zu behandelnden Fürstentums Brixen. Ein neues Kapitel in der Geschichte des Bistums Säben begann, nachdem der Deutsche König Ludwig das Kind im Jahre 901 dem Bischof

Zacharias von Sä ben und seinen Nachfolgern den Reichshof „Prichsna“ bzw. Brixen, gelegen in der Grafschaft des Ratpod, geschenkt hatte. 4 ) Dies bot den Bischöfen in der Folge die Möglichkeit, ihre Residenz vom schwer zugänglichen Burgfelsen von Säben herab in die bequeme und anmutige Talniederung von Brixen zu verlegen. Konkret handelte es sich beim Areal dieses Reichs- oder Königshofes um den Grund der späteren Stadt Brixen -, jedoch abgesehen von den Eingemeindungen von 1928 und 1941. Die Gebäude

des eigentlichen Gutshofes selbst befanden sich in leicht erhöhter, vor Hochwasser geschützter Lage links des Eisack im Bereich des heutigen Stadtteils Stufeis, des ältesten Stadtteils von Brixen. Seine Lage wird in der Schenkungsurkunde von 901 als „inter convallia“ angegeben, also zwischen den Tälern des Eisack und der Rienz. Die landwirtschaftlichen Grundstücke des Hofes hingegen befanden sich am Talboden rechts des Eisack. Während somit das Areal von Stufeis damals bereits besiedelt war, ergab

von 901 wurde übri gens vor der jüngeren Bischofsburg, der heutigen Hofburg, die schöne Millenni ums-Säule errichtet. Sie könnte - ergänzt durch eine entsprechende Inschrift - nun auch für das heuer zu feiernde 1100-Jahr-Jubiläum von Brixen gelten. Spätestens bis zum Jahre 967 war die Übersiedlung der Bischöfe von Säben nach Brixen vollzogen, weshalb sie fortan nicht mehr den Titel „episcopus Sabio- nensis“, sondern den Titel „episcopus Brixinensis“ führten. 6 ) Die alte Bischofs burg am Burgfelsen

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Page 95 of 129
Date: 01.07.2001
Physical description: 129
in Brixen als Studienzeit anerkennen. Infolge der kulturellen Beziehungen Südti rols zu Österreich könnte Brixen den anderen österreichischen kirchlichen Hoch schulen gleichgestellt werden. 87 ) 2. Im Gespräch mit Innsbruck und Wien Mit den für die Universitäten zuständigen Ministerien in Wien (Bundes ministerium für Wissenschaft und Forschung, Bundesministerium für Unterricht und Kunst, Bundesministerium für Auswärtige Angelegenheiten) und mit der Theologischen Fakultät Innsbruck hat Bischof

Joseph Gargitter persönlich Kon takt aufgenommen, die alle eine enge Zusammenarbeit Innsbruck-Brixen be grüßten. An den Dekan der Theologischen Fakultät Innsbruck schrieb Bischof Joseph Gargitter am 6. September 1974: „Um dem Klerus der Diözese eine abge schlossene akademische Ausbildung in der Landessprache zu bieten und um dem Bedürfnis nach akademisch gebildeten Religionslehrern, das sich wegen des wachsenden Priestermangels und der praktischen Unmöglichkeit, innerhalb der Landesgrenzen

entsprechende Studientitel in der Muttersprache zu erwerben, immer dringender erweist, zu begegnen, ersuche ich Eure Spektabilität, Wege zu prüfen, um den Abschluß des theologischen Studiums an der Philosophisch- Theologischen Diözesanlehranstalt in Brixen mit der Verleihung des Titels eines Magisters der Theologie zu ermöglichen.“ Gleichlautende Briefe schrieb er an die obengenannten Ministerien. 88 ) Auf der Begegnung am Ministerium für Wissenschaft und Forschung in Wien am 4. November 1974

, an der der Dekan der Theol. Fakultät Innsbruck Johannes Mühlsteiger SJ und der Studiendirektor der Theol. Lehranstalt Brixen Johannes Messner teilnahmen, wurden für die Verleihung des „Magister theologiae“ von seiten der Universität Innsbruck an die Hörer der Phil.-Theol. Lehranstalt Brixen folgende Bedingungen genannt: Damit das Studium an den kirchlich-theologischen Lehranstalten Österreichs als quantitativ und qualitativ gleichwertig anerkannt werden kann, ist die Über nahme der Studienordnung

und Studienpläne einer Theologischen Fakultät er fordert. Das gelte auch für Brixen, d. h. Übernahme der österreichischen Studien ordnung, Einreichung einer schriftlichen Arbeit, Inskription eines Semesters. Besprochen wurde weiters die Teilnahme von Brixner Theologiestudierenden an Seminaren in Innsbruck und die Abhaltung von Seminaren durch Innsbrucker Professoren in Brixen. Diesbezügliche organisatorische und finanzielle Fragen seien näher zu klären. Von den vier in Österreich an den Katholisch

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Date: 01.07.2001
Physical description: 129
, und zwar in Meran, doch wurde dieses 1807 wieder geschlossen. Schon Kardinal Christoph von Madruzzo (1542-1578), Fürstbischof von Bri- xen und Trient, wollte zur Durchführung der Beschlüsse des Trienter Konzils für die Heranbildung des Klerus in Brixen ein Seminar errichten. Das Domkapitel sollte ihm 1567 zu diesem Zweck das Heilig-Kreüz-Spital samt der Pfründe des Scholastikus, des Leiters der Domschule, und eine weitere Pfründe überlassen. Doch das Domkapitel ging auf diesen Vorschlag

nicht ein, und so scheiterte die ser Plan. 28 ) Aber auch Erzherzog Ferdinand wollte von einem Tridentinischen Priesterseminar in Brixen nichts wissen. Als sich nämlich Kardinal Christoph v. Madruzzo 1567 an ihn wandte, wies er das Ersuchen mit dem Hinweis auf die Jesuitenschule in Innsbruck ab. Nach dem Landesfürsten sollte der Kardinal viel mehr mit den Einkünften der Bischöflichen Mensa und des Domkapitels in der Landeshauptstadt ein Heim für arme Studenten errichten, die dann die Schule der Jesuiten in Innsbruck

besuchen sollten. Hauptgrund für das Nichtzustandekommen des Priesterseminars dürfte wohl gewesen sein, daß der für ein Tridentinisches Priesterseminar in Brixen begeister te Domdekan Andreas von Spaur zum Bischof von Gurk (1574-1601) ernannt wur de, wo ihm die Gründung eines Priesterseminars gelang. In Brixen fehlte dadurch die treibende Kraft. 1601 kehrte dann Andreas von Spaur nach Brixen zurück. Und nun wurde auch in Brixen ein Tridentinisches Priesterseminar gegründet. 2. Domschule

oder tridentinisches Seminar Fürstbischof Andreas von Spaur (1601-1613) hat sich bereits vor seiner Er nennung zum Bischof von Gurk (1574-1601) um ein Tridentinisches Priestersemi nar in Brixen bemüht. Er wollte nach der Rückkehr von Gurk endlich auch in Brixen ein Priesterseminar errichten. Das Domkapitel wollte aber zunächst nur eine Verbesserung der bisherigen Domschule. Zusätzlich ein Priesterseminar schien diesem zuviel. Das Domkapitel hielt es nicht für ratsam, daß „dieses kleine und an Nahrung schlecht

versehene Städtlein mit des Seminarii neuem Bau und Personen“ beladen werde; es sollten nur die unteren Schulen verbessert und zehn oder zwölf „qualifizierte Jungen“ nach Innsbruck, von diesen wieder die Ausge zeichneten nach München und Dillingen geschickt werden. Schließlich aber gab das Domkapitel zur Errichtung eines Priesterseminars doch seine Zustimmung, weil das Hochstift fast ohne Priester sei und die Seelsorge großen Mangel leide. 29 ) Nach der Teilvisitation von 1602 in der Diözese Brixen gab

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Date: 01.07.2001
Physical description: 129
gründeten Augustinerchorherrenstift St. Nikola in Passau, wo er später selbst Chorherr wurde. Anschließend wurde er Dekan des Chorherrenstifts in Salzburg. Um 1128 wurde er Propst von Herrenchiemsee. Da sich Hartmann überall glän zend bewährte, berief ihn der hl. Markgraf Leopold III. (1095-1136) als Propst nach Klosterneuburg bei Wien. 1140 wurde Hartmann zum Oberhirten von Brixen gewählt. Obwohl sich der neue Bischof vor allem als geistlicher Seelenhirte fühlte, oblag er auch seinen Pflichten

Angelegenheiten bereitwillig den Rat schlägen des frommen Bischofs.“ Der Biograph Hartmanns weiß sogar zu berich ten, daß der Kaiser, sooft er Gelegenheit hatte, Hartmann in aller Demut seine Sünden beichtete und sich inständig seinem Gebet empfahl. Als Friedrich I. 1154 beim ersten Italienzug über den Brenner zog, traf er sich mit Hartmann in Brixen und bestätigte ihm bei seiner Rückkehr 1155 die Privilegien seines Hochstiftes. Im Jahre 1158 traf der Herrscher wieder in Brixen ein und kam mit dem Bischof

zusammen. Trotz dieser innigen Freundschaft mit dem Kaiser zählte Plartmann zu den ganz wenigen deutschen Oberhirten, die sich im Konflikt zwischen Kaiser und Papst entschieden auf die Seite Alexanders III. schlugen und sich weigerten, den kaiserlichen Papst Viktor IV. (1159-1164) anzuerkennen. Hartmann ging es vor allem um eine Erneuerung der Diözese Brixen. Es galt vor allem, den Klerus zu reformieren. Selbst im Domkapitel mangelte es an Dis ziplin und religiösem Eifer. Hartmann wirkte zunächst

durch sein gutes Beispiel. Sein Biograph berichtet, daß er unter einem schlichten Obergewand einen häre nen Bußgürtel trug. Täglich feierte er mit großer Andacht die heilige Messe - was damals nicht selbstverständlich war - und zeichnete sich durch Freigebigkeit und Mildtätigkeit aus. 1147 weihte er die Pfarrkirche von Lajen. Sozial engagierte er sich, als er zusammen mit dem Domherrn Richer 1157 das Heiligkreuzspital in Brixen errichtete. Brixen, an der überaus wichtigen Brennerstraße gelegen, bot

nun Beherbergungsmöglichkeiten für Kranke, Pilger und Reisende. Am 23, Dezember 1164 starb Hartmann in Brixen. Schon bald nach seinem Tode wurde er als Seliger verehrt. Auf dem Fresko von 1450 im Refektorium des ehemaligen Domherrenhauses wurde er mit Kassian, Ingenuin und Albuin als Heiliger dargestellt. Im Jahre 1784 bestätigte Papst Pius VI. (1775-1799) die öf fentliche Verehrung. Heute wird sein Gedächtnis am 12. Dezember begangen. Seit 1819 wird Hartmann auch in Klosterneuburg und seit 1943 in allen öster reichischen

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Date: 01.07.2001
Physical description: 129
Maria Hueber - eine der bedeutendsten Frauen Tirols Eine der bedeutendsten Frauen Tirols war ohne Zweifel die aus Brixen stam mende Maria Hueber. Sie wurde 1653 als Kind armer Eltern geboren. Nachdem ihr Vater in den Krieg gezogen und nicht mehr zurückgekehrt war, mußte Maria als Dienstmädchen in Bozen, Brixen, Innsbruck und Salzburg ihr Brot verdienen. Nach Brixen zurückgekehrt, betreute sie ihre betagte und kranke Mutter. Als diese 1696 im Alter von 99 Jahren starb, nahm die Witwe Maria

Katharina von Enzen berg Maria Hueber in ihr Haus auf. Durch ihren Beichtvater P. Isidor Kimigl ange- spomt, legte Maria am 23. Jänner 1700 in der Klarissenkirche in Brixen die Gelüb de ab. Bei einem Romaufenthalt hatte P. Kirnigl eine Schwestemgemeinschaft kennengelernt, die sich dem Unterricht armer Mädchen widmete. Diese Tätigkeit griff nun auch Maria Hueber auf und eröffnete in Brixen am 12. September 1700, 74 Jahre vor der theresianischen Reform, die erste gebührenfreie Mädchenschule Tirols

Maria Hueber weitergeht. Selbständige Niederlassungen der Tertiarschwestern mit einer Vielzahl von Filialen in ganz Tirol entstanden 1712 in Bozen, 1731 in Kaltem und 1856 in Mühlbach. Im Jahre 1928 erfolgte der Zusammenschluß der vier Gemeinschaften mit dem Mutterhaus in Brixen. Die wichtigsten Einsatzorte der Schwestern sind der Schul- und Krankendienst. Auf Betreiben von Fürstbischof Künigl wurde in Brixen auch eine Niederlas sung der Englischen Fräulein errichtet, die sich der Ausbildung

und Erziehung der adeligen und vornehmen bürgerlichen weiblichen Jugend widmeten. Maria Anna Josepha von Samthein, die 1703 in Innsbruck geboren wurde und 1724 in das In stitut der Maria-Ward-Schwestem zu Augsburg eingetreten war, kam am 11. Juli 1739 mit zwei anderen Mitschwestem nach Brixen und eröffnete schon am 9. No vember 1739 eine Schule. Zunächst konnte Maria Anna Josepha mit Hilfe ihres Bruders, des Weihbischofs Ferdinand Joseph Gabriel von Sarnthein (1727-1762), für diesen Zweck das „Franckische

Haus“ unter den Lauben mieten. Am 13. März 1743 übergab Fürstbischof Künigl den Schwestern den Grand an der Stadelgasse zur Errichtung eines eigenen Hauses, das bereits am 5. Juni 1745 bezogen werden konnte. Damals hatten die Schwestern bereits 82 Schülerinnen. 48 ) Brixen und die theresianische Schulreform Mit Maria Theresia (1740-1780) begann der Staat das Schulwesen, das bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts fast zur Gänze in den Händen der Kirche lag, an sich zu ziehen. Wie notwendig

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Date: 01.07.2001
Physical description: 129
sehen Kurse gearbeitet, woraus das Institut für Theologische Bildung hervorgegan gen ist. Bereits die Diözesansynode Bozen-Brixen 1970-1973 hat die Anregung ge geben, Laien als Religionslehrer/-innen und Seelsorgehelfer/-innen auszubilden. 1976 wurde mit den sogenannten Brixner Theologischen Kursen begonnen, ge gliedert in eine deutschsprachige Sektion in Brixen und eine italienischsprachige in Bozen. Mit Schreiben vom 5. Juni 1987 wurde dieser Studiengang von der Ita lienischen

Bischofskonferenz als „Institut für Theologische Bildung - Istituto di Scienze Religiöse“ anerkannt und erhielt am 10. Juli 1993 die endgültige Aner kennung. 94 ) 5. Hochschule Päpstlichen Rechts Bildungsinstitutionen bischöflichen Rechts durften keine Laien aufnehmen. Doch gerade Laien zeigten zunehmend Interesse am Philosophisch-Theologischen Studium in Brixen. Im Wintersemester 1980 inskribierte die erste Frau an der Phil.-Theol. Hochschule Brixen. An den Instituten war von Anfang an der Groß teil

der Studierenden Frauen. So hat Bischof Wilhelm Egger bereits 1986 Verhandlungen mit der Kongrega tion für das Katholische Bildungswesen aufgenommen, um die Anerkennung der Phil.-Theol. Hochschule Brixen als Bildungsinstitution päpstlichen Rechts zu er langen. Dazu wurden Statuten und Studienordnung überarbeitet und von Bischof Wilhelm Egger am 9. August 1991 genehmigt. Am 18. Oktober 1991 hat die Kon gregation für das Katholische Bildungswesen die Phil.-Theol. Hochschule Brixen, die bis dahin bischöflichen

Rechts war, als akademische Bildungsstätte päpstli chen Rechts errichtet und in die Reihe der 150 Theologischen Fakultäten der ka tholischen Kirche mit demselben Rechtsstatus wie die Theologische Fakultät von Toronto aufgenommen. Die Philosophisch-Theologische Hochschule Brixen wurde am 18. Oktober 1991 von der Kongregation für das Katholische Bildungswesen als akademische Institution päpstlichen Rechts errichtet mit dem Titel „Studium Theologicum Aeademicum Brixinense“ und der Befugnis

, den akademischen Grad des Bakka laureates zu verleihen. 95 ) Am 10. Februar 1997 wurden die Statuten wieder „ad quinquennium experi- menti gratia“ approbiert. 96 ) Der von der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen verliehene Grad des Bakkalaureates (Dipl.-Theol.) ist gemäß Konkordat zwischen dem Heiligen Stuhl und der Republik Italien vom 18. Februar 1984 (Gesetz vom 25. 3.1985 Nr. 123, Art. 10 Nr. 2) einer der gültigen Studientitel für den Religionsunterricht an öffentlichen Schulen

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Date: 01.07.2001
Physical description: 129
-statistische Beschreibung der Diöcese Brixen“ verfaßte. Die Zöglinge die ses Hauses mußten im Domchor singen. Einer der berühmtesten Konviktoren des Kassianeums dieser Zeit war der aus Imst stammende Heinrich Denifle (1844 bis 1905), der 1883 Unterarchivar des Heiligen Stuhles wurde und 1903 ein Mam mutwerk über „Luther und Luthertum“ verfaßte. Weitere berühmte Konviktoren des Kassianeums waren die Erzbischöfe Sigismund Waitz und Andreas Rohra cher von Salzburg und Fürstbischof Franz Egger von Brixen

, der Orientalist Ja kob Philipp Fallmerayer 11 ), Aemilian Schöpfer und Josef Weingartner. 72 ) Für die weibliche Jugend führten die Tertiarschwestern eine Volksschule. 73 ) Die Engli schen Fräulein unterhielten nicht nur eine Volksschule, sondern auch eine Han delsschule mit Internat. 74 ) Nach dem Tode des Brixner Fürstbischofs Karl Franz von Lodron ernannte Kaiser Franz I. im Jahre 1829 Bernhard Galura zum neuen Oberhirten von Brixen. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern nahm er während seiner frühen Amtsjahre

in Brixen jede Gelegenheit zur Predigt -wahr. Der große Volkspädagoge förderte auch die Wiedereinführung der Bruderschaften sowie vor allem die in Tirol traditions reichen Volksmissionen, die durch Joseph II. aufgehoben worden waren. Als vor treffliche Professoren der Theologischen Lehranstalt in Brixen berief Galura vor allem die späteren Bischöfe Vinzenz Gasser 75 ), Franz Joseph Rudigier 76 ) und Josef Feßler. 77 ) Bis 1918 zählte das Brixner Priesterseminar zu den berühmtesten Theo logischen

Lehranstalten des ganzen Habsburgerreiches. Gleichzeitig war es ein Bollwerk gegen Josephinismus und Liberalismus, und gegen Ende des 19. und An fang des 20. Jahrhunderts wurde es zur Hochburg christlichsozialer Ideen. Brixen - eine Hochburg der Konservativen Die Zeit des Neoabsolutismus in Österreich führte zum Abschluß des Konkor dates von 1855, das der katholischen Kirche eine Fülle von Rechten und Befug nissen garantierte. Damit war das josephinische Kirchenregiment endgültig be seitigt

. 72 ) Cassianeum und Redifianum: Zwei re nommierte Konvikte in Südtirol, Dolo miten v. 10. 9. 1998 73 ) Vgl. dazu M. Vettori, Die Tertiar-Schul- schwestem in Süd- und Nordtirol. Ihr Werden und Wirken 1700-1955. Zweite Auflage mit Ergänzungen des Standes bis zum 1. Jänner 1973, bearbeitet von A. Hitthaler, Landshut o. J. 74 ) H. Mang, Das Englische Institut in sei ner Jubelfeier, in: St.-Kassians-Kalen der 1939, S. 160-162. ,5 ) Zu Gasser siehe J. Zobl, Vinzenz Gasser. Fürstbischof von Brixen in seinem Le ben

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Date: 01.07.2001
Physical description: 129
Mitterrutzner führte 1850 in Brixen den Marienverein zur Förderung der Mis sionen in Zentralafrika ein. Bereits 1853 konnte er zwei Priester, Josef Gostner aus Völs am Schiern und Alois Haller aus Telfes bei Sterzing, für die Mission in Zentralafrika begeistern. Die Jahresberichte des Marienvereins und die schönen Briefe Gostners aus Afrika, die Mitterrutzner in der „Tiroler Schützenzeitung“ veröffentlichen ließ, weckten landauf, landab eine große Begeisterung für die Mission. So meldeten

. 85 ) In Zusammenhang mit dem Veroneser Institut kam es 1895 zur Gründung der Comboni-Missionare vom Herzen Jesu in Milland bei Brixen. 1898 wurde in Bri xen die erste combonianische Zeitschrift in deutscher Sprache veröffentlicht, der „Stern der Neger“. Als der aus Oies im Gadertal gebürtige Josef Freinademetz (1852-1908) das Gymnasium in Brixen besuchte, wo Mitterrutzner als Lehrer tätig war, entstand in ihm die Begeisterung für die Missionen. Freinademetz fand das gleiche Missionsklima auch im Priesterseminar

-Missionsgesellschaft gegründet hatte, traten bald auch einige Tiroler in die neue Missionskongregation ein. Da sie sich durch großen Eifer besonders auszeichneten, wurde in Mill Hill der Wunsch laut, auch in Tirol eine Niederlassung zu gründen. So kam es im Frühjahr 1891 zur Gründung des Mill-Hiller-Missionshauses in Brixen. Der Klerus von Brixen brachte der neuen Niederlassung von Anfang an große Sympathien entgegen. Mitterrutzner begrüßte den Plan und half bei seiner Verwirklichung mit. 86 ) Die Gemeinschaft

der Tertiarschwestern hat sich lange Zeit ausschließlich mit dem Unterricht beschäftigt. Nachdem den Schwestern zur Zeit des Fa schismus diese Aufgabe genommen worden war, wandten sie sich den Missio nen zu. 1935 wurden die ersten Schwestern von Brixen aus nach Kamerun ge schickt. Unter ihnen befand sich auch Sr. Camilla Geier, unter deren Leitung in Shisong ein großes soziales Zentrum mit Krankenhaus, Entbindungsheim, Waisenhaus, verschiedene Schulen und ein Noviziat für einheimische Schwe stern entstanden

. 87 ) Heute übertreffen die schwarzen Schwestern zahlenmäßig jene Südtirols. nen etwa 15 Jahre alten schwarzen Kna ben nach Brixen mit, der Franz Xaver Logwit hieß. Mitterrutzner nahm sich des Knaben besonders an. Für Brixen war der Mohr eine Sensation, J. Gelmi, Der missionarische Beitrag Südtirols, in: Konferenzblatt für Theologie und Seelsorge 87, 1976, S. 82. Franz Xaver Logwit, der Mohr von Brixen, in: St.- Kassians-Kalender 1949, S. 99-110. 85 ) Zur Mission in Zentralafrika siehe G. Seccia

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Date: 01.07.2001
Physical description: 129
Conferenz-Blatt, das wiederholt Beiträge zu aktuellen Fragen publizierte. Von Anfang an hatten die obengenannten Zeitungen bedeutende Mitarbeiter. Der weit über Tirol hinaus bekannte Sebastian Rieger (Reimmichl) (1867-1953) übernahm 1898 die Sehriftleitung des „Tiroler Volksboten“, der eine beeindruckende Ver breitung erfuhr. 89 ) Da die christlichsoziale Presse vor allem in Brixen erschien, stand die Eisackstadt auch im Mittelpunkt des fanatisch geführten Streites zwi schen Konservativen

bis 1933 auch Kanzler und Generalvikar der Diözese Brixen, schrieb eine ganze Reihe wichtiger Werke, so „Unsere Kirchen patrone“, „Heimatliche Kirchfahrten“, „Die Wallfahrt in Trens“, „Der Wein im Wetterspruch“ und vor allem 1927 „Unsere Weihnacht, Volksbrauch und Kunst in Tirol“. Von diesem Werk schrieb Anton Dörrer: „Mangs Buch zählt zu den kostbarsten Zeugnissen tirolischer Volkskunst und Volkskunde. Es bleibt den Ge lehrten ebenso willkommen wie dem einfachen Manne.“ 91 ) Als Historiker ragten

auch die Neustifter Chorherren und Professoren Theodor Mairhofer (1814 bis 1879) und Hartmann Ammann (1856-1930) hervor. Mairhofer, der über eine glän zende Rednergabe verfügte, veröffentlichte 1862 ein Werk mit dem Titel: „Brixen und seine Umgebung in der Reformations-Periode 1520-1525 nach dem unge druckten Bericht des Augenzeugen, Angerer von Angersburg, der Rechte Doctor in Brixen“. Sein Hauptwerk ist jedoch das „Urkundenbuch des Augustiner Chor herrenstiftes Neustift“, das 1871 erschien. Ammann, der viele

Aufsätze in der Zeitschrift des Ferdinandeums veröffentlichte, erwarb sich die größten Verdien ste auf archivalischem Gebiete. Er war jener Mann, der das fürstbischöfliche Hofarchiv ordnete, das zur Zeit der Säkularisation und unter der bayerischen Herrschaft einen Teil seiner wertvollen Bestände verloren hatte. 92 ) Zur Förderung der Kirchenmusik fand in Brixen auch der Cäcilienverein großen Anklang. Schon im Jahre 1856 hatte der Domorganist Joseph Gregor Zangl (1821-1897) den Kirchenmusikverein

„Cacilia“ gegründet. Ein besonderer Förderer eines aufgeschlossenen Cäcilianismus war der aus Osttirol stammende Brixner Domkapellmeister Ignaz Mitterer (1850-1924). Wegen seiner körperli chen Fülle nannte man ihn in Brixen „die Weltkugel“. 93 ) Er hat über 200 Werke komponiert, von denen das bekannteste wohl das Herz-Jesu-Bundeslied „Auf zum Schwur, Tiroler Land“ ist. Dieses Lied löste große Begeisterung aus, gab der Herz-Jesu-Verehrung neuen Auftrieb und avancierte schließlich zur zweiten Ti roler

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Date: 01.07.2001
Physical description: 129
gefoltert. Aufgebracht wurde die Bevölkerung, als Ende November 1961 Franz Höfler aus Lana an den Folgen polizeilicher Übergriffe starb. Nach ebenso bruta len Mißhandlungen verschied im Jänner 1962 auch Anton Gostner aus St. Andrä bei Brixen im Gefängnis von Bozen. Er wurde unter großer Beteiligung der Be völkerung zu Grabe getragen. Nun war Bischof Gargitter, der damals als Aposto lischer Administrator auch die Erzdiözese Trient leitete, einer der ersten

umzusetzen. 1 “ 3 ) Die Errichtung der Diözese Bozen-Brixen Seit der Teilung Tirols stellten die Bistumsgrenzen wieder ein leidiges Pro blem dar. Während in dem bei Österreich verbliebenen Brixner Teil 170.000 Bistumsangehörige lebten, waren es in dem an Italien gefallenen Gebiet nur 90.000. Unter diesen Umständen lag es nahe, daß das 580.000 Einwohner zählen de Bistum Trient seinen deutschen Anteil an das Bistum Brixen abgeben würde. In der Tat richteten Klerus und Laien der zehn unter Trient stehenden

Dekanate Mitte Mai 1922 eine Bittschrift an Papst Pius XI. (1922-1939), er möge ihr Gebiet der Diözese Brixen angliedern. Am 5. August 1922 kam der Papst tatsächlich der Bitte nach und ernannte Johannes Raffl zum Apostolischen Administrator der zehn deutschen Dekanate. Da faschistische Kreise dagegen Sturm liefen, sah sich der Heilige Stuhl auf Intervention der Regierung Facta genötigt, das Dekret am 16. August 1922 zu suspendieren. Am 8. August 1964 trat dann ganz unerwartet das ein, was man seit

langem sehnlichst erwartet hatte: Südtirol wurde zu einer Diözese vereint. Mit der päpst lichen Bulle „Quo aptius“ vom 6. August wurde von der Erzdiözese Trient jener Teil, der in der Provinz Bozen lag, abgetrennt und zur Diözese Brixen geschlagen, die nun den Namen Bozen-Brixen erhielt. Die Dekanate von Buchenstein und Cortina fielen an die Diözese Belluno. Die neue Diözese wurde mit ihren 7.400 Quadratkilometern flächenmäßig zur größten Diözese Italiens. Insgesamt zählte der neue Sprengel 373.870

des Bischofssitzes nach Bozen Schon im Grußwort an die Diözese Bozen-Brixen hat Bischof Gargitter dar auf hingewiesen, daß Bozen als neuer Diözesansitz eine seiner Bedeutung ent sprechende Präsenz der Kirche im Interesse des religiösen und kirchlichen Le bens der Stadt und des Landes bekomme. Im Jahre 1972 machte Gargitter schließlich seine Ankündigungen mit der Übersiedlung in die Talferstadt wahr. Bei einem Gottesdienst am 3. Mai 1975 in Brixen begründete der Bischof seinen Umzug. Gargitter sagte

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Date: 01.07.2001
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dem Jahr 1460 stammte. 111 ) Im Jahre 1989 feierten ca. 5000 Gläubige gemeinsam mit sechs Bischöfen aus dem Bereich des alten Tirol in Brixen das Fest der Diöze- sanpatrone Kassian und Vigilius. 112 ) Während es früher eine ganze Reihe von Prozessionen gab, sind heute nur mehr die Kassians- und Fronleichnamsprozession sowie die Bittgänge vor Christi Himmelfahrt übriggeblieben. Die Karfreitagsprozession, die 1609 eingeführt wurde und einen beeindruckenden Umzug darstellte, hielt sich bis 1955

aus 18 Ländern. Da finden sich u. a. die Patrone der Diözese Bozen-Brixen Kassian und Vigilius sowie Notburga, Heinrich von Bozen und der selige P. Freinademetz, aber auch die Spanierin Teresa von Avila und der Pole Maximi lian Kolbe. Der Besinnungsweg beginnt ca. 200 Meter oberhalb des Kinderdorfes. Seit Jahren findet in St. Cyrill auch eine alternative Silvesterfeier statt. Jeden er sten Donnerstag im Monat wird um 20 Uhr ein Gottesdienst gefeiert, der von ver schiedenen Gruppen und Pfarreien gestaltet

wird. 117 ) Im Jubiläumsjahr 2001 ließ die Mesnergemeinschaft am Markustag die Tradition der Markusprozession wie der aufleben, wobei eine im Domschatz sich befindende Markusreliquie mitgetra gen wurde, die angeblich durch Dompropst Gregor Angerer aus Venedig über Wiener Neustadt nach Brixen gelangt ist. 118 ) Die vielen und tiefgreifenden Um wälzungen unseres Jahrhunderts hat die Sakramentsbruderschaft in Brixen gut überstanden. Die bereits 1440 gegründete Institution nimmt nach wie vor die gleichen

werden kann, wenn eines gestor ben ist. 119 ) Seit 1980 gibt es in Brixen auch einen Dritte-Welt-Laden, der nach dem Mu ster von Innsbruck gegründet worden ist. Es war der erste seiner Art in Italien. Bi schof Joseph Gargitter überließ der Organisation kostenlos die Räumlichkeiten in der Brunogasse. Hauptanliegen des Ladens war von Anfang an, durch den Verkauf von Dritte-Welt-Produkten einen gerechteren Plandel zu fördern und Projekte in der Dritten Welt zu finanzieren. 120 ) Anläßlich des Jubiläums ihres 300jährigen

Be- m ) H. Staffier, Geschichte „auf den Boden geholt“, Dolomiten v. 21. 3. 2001. 112 ) Dieser Tag machte Geschichte, Katholi sches Sonntagsblatt v. 16. 4. 1989. n3 ) Milesi, Prozessionen, S. 36. Zur Karfreitagsprozession in Brixen siehe auch J. Freiseisen, Die Karfreitagspro zession in Brixen, Brixener Chronik v. 1. 4. 1920. :l ') Große Bittprozession in Brixen, Dolomi ten v. 1. 8. 1984. I15 ) Zu Munter siehe K. Thomaseth, „Lange weile kenne ich nicht“, in: Der Brixner 10, 1999, S. 10 f. lls ) Die Wallfahrt

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Date: 01.07.2001
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Abb. 6: Fürstbischof Christoph Andreas von Spaur (1601-1613), der Erneuerer der Diözese. Priesterseminar, Brixen. Foto: A. Steger, St. Lorenzen Abb. 7: Fürstbischof Kaspar Ignaz von Künigl, einer der bedeutendsten Oberhirten der Diözese Brixen. Schloß Ehrenburg Foto: S. Hainz, Gais Spaur ließ die Diözese wiederholt visitieren, förderte 1602 die Errichtung des Kapuzinerklosters 40 ), 1603 hielt er eine wichtige Diözesansynode ab 41 ), 1604 be stätigte er das neue Stadtrecht 42 ), 1607 gründete

er an der Stelle des späteren Kassianeums ein kleines Priesterseminar, 1609 ließ er das „Sacerdotale Brixinen- se“ herausgeben, das außer Texten und Rubriken zur Sakramentenspendung auch noch pastoraltheologische Hinweise enthielt. 43 ) Das Trienter Konzil hatte 4 “) Kaum waren die Kapuziner in Brixen angesiedelt, traten auch schon junge Männer aus Brixen in den Orden ein. Sie kamen nicht nur aus bürgerlichen Kreisen, sondern auch aus verschiede nen Brixner Adelsfamilien, so z. B. von den Familien

von Winkelhofen, von Peisser, von Perkhofer, von Sprinzen berg und aus dem Geschlecht der Hilt- prandt zu Mahr und Reinegg. Der Brix ner Johann Friedrich von Hiltprandt (P. Hartmann) (1657-1734) wurde sogar Or densgeneral. J. Oberhollenzer, Der Or densgeneral mit dem Wanderstab, in: St. Antoniusblatt 6, 1984, S. 18-21. 41 ) Damals wurde der Distrikt Brixen er richtet, der direkt dem Generalvikar un terstand und die Pfarrbezirke Brixen, Hl. Kreuz-St. Andrä, Neustift und Natz umfaßte. Während gegen Ende

des 18. Jahrhunderts auch die Pfarreien Fassa und Buchenstein zum Distrikt Brixen kamen, wurde St. Andrä um 1790 davon getrennt. K. Wolfsgruber, Schematismus der Diözese Brixen, Brixen 1949, S. 14. 42 ) Vgl. J. Mutschlechner, Alte Brixner Stadtrechte, Schlern-Schriften 26, Inns bruck 1935, S. 59 ff. 43 ) Christoph Andreas von Spaur führte 1606 auch die heute noch in Brixen und ganz Tirol beliebten Rorateämter (Gol-

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