werden. Der Brand des Wiener Stadt-Theaters. Wien, 18. Mai. Das am 15. September 1672 eröffnete hübsche Stadt-Theater ist nicht mehr! Es ist, wie wir bereits telegraphisch meldeten, am Freitag einem furchtbaren Brande zum Opfer gefallen. AÜe nach der Ring theater - Katastrophe durchgeführten Vorsichtsmaß regeln haben sich dabei als ungenügend erwiesen, denn weder die eiserne Courtine, noch die Impräg nierung der Holzbestandtheile oder die Einführung zahlreicher Wasserwechsel vermochten dem Umsich greifen
des verheerenden Elements länger Einhalt zu bieten. Das Gnzige, was die Neuerungen, insbe sondere die eiserne Courtine zu leisten vermochten, bestand darin, dass die letztere einige Zeit dem Vor dringen des Feuers Widerstand leistete und so etwa anwesenden Zuschauern die Möglichkeit geboten hätte, sich zu retten — falls der Brand auf der Bühne ausgebrochen wäre. Letzteres war aber hier nicht der Fall. Es scheint vielmehr, dass das Feuer durch irgend eine Unvorsichtigkeit auf dem sogenannten Lusterboden
Kraft an die Lösch- arbeiten. Von allen Seiten rückte man gegen das Feuer vor und entsendete in dasselbe riesige Wasser- mengen. Alles umsonst! Der unausgesetzt in die Tiefe stürzende Funkeuregen setzte auch das Parterre und die unteren zwei Galerien in Brand, da es überall leicht brennbare Gegenstände in Hülle und Fülle gab. Um 5 Uhr 10 Minuten stürzte dai.n auch schon mit furchtbarem Getöse ein Theil der Dachconstruction mit dem 20 Centner schweren Lüster in das Parterre hinab und verwandelte nuu
mit übermenschlicher Kraft das entfesselte Element zu be kämpfen versuchten, der Brand immer mehr um sich und stürzte ein Theil des Dachraumes nach dem andern ein. Plötzlich, fünf Minuten vor 6 Uhr geschah dies auch mit dem oberen Theile der Feuer maner, welche den Zuschauerraum von dem Bühnen räum trennte. Gleichzeitig erlag auch die eiserne Courtine dem verheerenden Wirken der Flammen und stürzte ebenfalls in die Tiefe. Jetzt war das ganze Theater verloren! Wohl war der Bühnenraum schon vorher unter Wasser
-Beamter einen Löschmann nicht auf seinen Posten gehen ließ, und dass ein anderer ganz beliebig über eine Löschabtheilung disponierte und sie anwies, auf einen anderen Platz sich zu begeben, als den ihr der Jngenieuer angewiesen. Uneingeschränktes Lob wird dagegen von allen Seiten den in starker Zahl zur Spalierbildung, Spritzen-Bedienung und zur Rettung von Möbeln und Theater-Requisiten verwendeten Truppen gezollt. Durch das eifrige Zu- ammenwirken aller Faktoren gelang es, den Brand zu begrenzen