hatte. Alle Parteien richteten Anfragen an das Ministerium und eine der ersten, welche eine solche an den Ministerpräsidenten stellte, war die vereinigte Deutsche Linke, die sich verpflich tet halten mußte, Aufklärungen darüber zu verlangen, wie eine solche „beispiellose Außerachtlassung' jeder Vorsicht nnd Rücksicht bei einem Blatte möglich sein konnte, von welchem bekannt ist, daß es in Beziehungen zum Preßbureau der Regierung steht. Eben deswegen konnten die kriegerischen Allarm rufe des „Wiener Tagblatt
ossiciösen Blättern stehen und daß sie dort nur in abgeschliffener Form auftreten. Man war a'.so geneigt, die Meldung des „Tagblatt' als eine solche zu betrachten, welche man in ihrer ganzen Kraßheit unter daS Publicum zu bringen sich genöthigt gesehen habe, die man also eben ihrer Kraßheit wegen nicht zuerst durch die anerkannt offiziösen Blätter verbreiten wollte. Der Irrthum des PublicumS war durch diese Umstände ein begreif licher. In irgend einer Weise wird wohl diesmal dem allgemeinen Verlangen
nach einer Genugthuung entsprochen werden müssen. Zwar die Verluste an der Börse können nicht gut gemacht werden; aber eS wird sich doch heraus>lellen müssen, ob nicht gewinnsüchtige Absicht mit der Kriegsgefahr gespielt hat. DaS genannte Blatt behauptet, in gutem Glauben gehandelt zu haben, ja eS fordert sogar eine Untersuchung, um seinen guten Glauben erweisen zu können. Andererseits wird von den Polen ebenfalls eine Untersuchung gefordert, da sich die Nachricht des „Tagblatt' auf eine Besprechung deS Kaisers
— und man wird sie finden, sobald man nur will. Für die Regierung ist aber bereits Eines gegeben: sie hat neben dem eigenen Ansehen auch das Ansehen deS Staates zu wahren und sie wird sich Diejenigen, von welchen sie journalistische Dienste in Anspruch nimmt oder auch nur sich gefallen läßt, näher ansehen müssen, als sie eS bisher gethan hat. Das „Wiener Tagblatt' galt von allem Anfange an als ein geschickt gemachtes, niemals jedoch als ein Blatt von großer Zurückhaltung und von zarten Rücksichten. Aber das Blatt
hat den G-afen Taasse in seiner laugjährigen Fehde mit der Deutschtibera' len Partei mannigfach unterstützt, ja es hat in jüngster Zeit noch die Neuentwicklung der Dinge, nachdem der eiserne Ring geborsten war. durch allerlei Nachrichten, welche sich gegen die Politik der Deutschen Linken kehrten, zu stören gesucht. Es ist nicht lange her, daß der Polenrlub und Herr v. Jawordli, eben auch wieder wegen Nachrichten aus den Kreisen der polnischen Poliuker, mit dem „Tagblatt' ein Hühnchen zu pflücken