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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 23.10.1931
Physical description: 8
. Da will ich auch mal dies Wort gebrauchen. Also?" »Ich — verehre sie." „Aha!" „Wir kennen uns wohl noch nicht genug um von Liebe sprechen zu dürfen." „Klingt ganz romantisch. Sag mal, ist sie wirklich nicht deine Geliebte?" „Bernhard! Schon ein solcher Gedanke ist schmutzig. So, wie du denkst, heute pflücken und dann weg werfen — nein, das ist nicht meine Art. Der Begriff Weib steht mir da viel zu hoch." „Großartig! Armer Kerl, du kennst die Weiber noch nicht! Ist eine im Grunde wie die andere. Ein Mann

, der sich einem Weibe zuliebe Pflichten auserlegt, ist ein drei mal blöder Narr." »Du sprichst abscheulich." »Die Wahrheit rede ich, mein Junge. Nur die Wahr heit." »Es mag gewiß verdorbene und charakterlose Mädchen urü> Frauen geben, genug sogar; aber die Reinen bleiben trotzdem rein." „Na. also unverbeflerlich. — Schön, vertagen wir dies Thema,"' --- ^ Vier Wochen später aber eröfinete Bernhard Gaßmann dem Bruder, daß Herr Adam wieder nach Roitzburg komme, und daß er, Peter, dafür vom 15. Dezember ab die Leitung

, wie da die Regierung der Bevölkerung mit dem angeblichen Strafverfahren gegen ehemals leitende Funktionäre der Creditanstalt einen Schwindel Vormacht. Zu dieser obigen Meldung muß man doch in Erinnerung bringen, daß Ehrenfest selbst in seinem Telegramm an die Wiener Polizeidirektion mitteilt, daß er zwischen dem 11. und 17. Oktober in Wien war und sich zu Malsch geladen und mußte notgedrungen annehmen; denn Bernhard war sehr übler Laune und verlangte diesen Besuch als unbedingte geschäftliche Verpflichtung

. Und für den zweiten Feiertag war er ebenfalls von Malsch zu einer Schlittenpartie eingeladen. Aber der erste Feiertag war frei. Da fuhr er schon am Vormittag nach Roitzburg und ward von Hermine mit aufrichtiger Freude empfangen. Auch Karl-Heinz sprang vergnügt an dem Onkel empor. Peter verlebte ein paar Stunden schöner Harmonie in dem kleinen Kreise. Gustav Gaßmann — er war recht alt geworden in der letzten Zeit — und Mutter Don, auch die zwei waren festlich gestimmt. Hermine vermied es, von Bernhard zu sprechen

. Sie schob alle trüben Gedanken beiseite. Cs hatte ihr erst weh getan, als Bernhard plötzlich am 22. Dezember erklärte, er müfle verreisen. Kaum war er von Stuttgart da, da fuhr er nach Wren, dann wieder nach Hamburg, wo die neue Buchhandlung Gaßmann — gleich in Düsseldorf, Breslau und Dresden — einzurichten war. Es war, wie wenn ein Fieber in ihm brannte. War er in Roitzburg, so saß er den ganzen Tag im Büro, diktierte, besprach mit den Pro kuristen neue Pläne, ging durch die jetzt in Betrieb genom

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 3 of 8
Date: 09.09.1938
Physical description: 8
und wohl über ihre Kenntnis der Zusammenhänge schwieg, weil sie sich ihres Adoptivsohnes schämte. Nein, es war kein Grund, an der Echtheit der Doku mente zu zweifeln und an der Wahrheit der Worte, die Krusius eben gehört hatte. Dort stand also sein Zwillings bruder, und er kam aus dem Gefängnis. Krusius sah zu Herbert hinüber. Sie sahen sich wirk, lich ähnlich. Herbert war hübscher, aber Bernhard übersah nicht die Weichheit seines Gesichtsausdruckes, das Unsichere an ihm, den verbitterten Zug

. Wie könnte ich das? Du bist mein Bruder." Herbert Medow schossen die Tränen aus den Augen und er ergriff die Hand, die sich ihm bot. 'Sie standen sich eine Weile llumm gegenüber. „Ich habe meine Strafe verdient", begann Herbert dann. „Ich hatte eine gute Stellung, aber ich hatte den Sinn und den Verstand verloren. Ich habe Geld gen iw. men, das nicht mir gehörte. Eine Frau bat mich dazu ge trieben, ich batte i'ie sehr gern, und ich glaubte, sie uevt- mich auch." Bernhard verstand. Eine Frau, die schlecht war n./ d die Herbert

." „Ich hatte nicht erwartet, daß du so zu mir sprechen würdest", gestand Herbert, „ich dachte, du würdest mrr die Türe weisen " . „Meinem Bruder?" „Ein Bruder, der dir zur Last fällt, der Schande auf sich geladen hat." „Das ändert nichts an der Tatsache, daß du mein Bru der bist", erwiderte Bernhard Krusius mit fester Stimme. „Ich bin. überzeugt, daß ich mich sogar eines Tages über dich sehr freuen kann, du willst doch arbeiten?" Herbert nickte lebhaft und sagte: „Ja, natürlich. Ich bin zu jeder Arbeit bereit. Du kennst

sicher viel Leute, Bernhard. Kannst du etwas für mich tun?" „Ich denke bestimmt. Auf jeden Fall will ich es ver suchen." „Ich bleibe, was ich bin, ich bleibe Herbert Medow", agte er. „Es braucht niemand zu wissen, daß wir Brüder sind. Das wäre unter Umständen nur von Nachteil." Bernhard legte leine Hände aus Herberts Schultern. „Ja. das wäre einstweilen das beste", sagte er. „Und nun gib mir noch deine Adresse, damit ich dich gleich be nachrichtigen kann. Du bist Kaufmann von Beruf. Herbert

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Alpenzeitung
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Page 5 of 6
Date: 06.08.1930
Physical description: 6
Pleschke kann noch nicht ruhen. Sie muß sich noch um ihren jüngsten sorgen, um Bernhard, der seit Jahren schon von ihr fern ist und von dessen Schicksal sie nichts weiß. Vier Kinder hatte Mutter Pleschke geboren, hat xg wirklich nicht leicht gehabt als einfa che Arbeitersfrau, sie groß zu zieheil. Gedankt yat ihr freilich keines von den Kindern. Sie gin- eigene Wege, als sie erwachseil waren und suchten nur mehr höchst selten die alte Mut- ter auf. Aber Mutter Pleschke rechnete

nicht mit , ?ìe war schon zufrieden, wenn wieder nmal eines von den Kindern zu ihr fand und einem sehnte sich die alte Frau von E-? » Herzen, nach Bernhard, ihrem Jüngsten, ssn ^ -'àes schmächtiges Büblein gewe- -l-e.hatte ihre doppelte Not mit ihm ge- wackt ^'^'«''Bettchen hatte sie Nächte durch- Mrài- ^'wchliche Leben zu erhalten, gleicksn Uchte sagte immer wieder mij dein M.chen lieben Lächeln: „Er ist ja mein Jüng ster, er ist nicht so fest, man muß Geduld mit ihm haben.' Sie fürchtete für Bernhard

. Wenn der ein mal größer würde, der würde sich nicht zurecht finden in diesem rauhen Leben. Nur ungern ließ sie Bernhard in die Lehre ziehen. Im Anfange, da fand er wohl noch häufig heim zur Mutter. Namentlich wenn er Geld brauchte, oder sonst etwas. Dann aber kam die Zeit, wo Bernhard die Mutter vergaß. Mutter Pleschke weinte und flehte den Him mel an, daß er Bernhard die gute Straße führe. Nun waren es zehn Jahre geworden, daß Mutter Pleschke nichts mehr von ihrem Jüng sten gehört hatte. ' Daran dachte

du denn, Maria?' Die Tochter faltete ein Zietungsblatt ausein ander. „Eine Schand ists', wiederholte sie, „der Bern hard so ein Lump, gestohlen hat er, morgen ist seine Verhandlung'. „Bernhard?' fragte die alte Frau mit einem Lächeln auf den welken Lippen. »Ja, dein Herzenskind', erwiderte die Tochter. „Da hat man es nun. Und nur du bist schuld..' Mutter Pleschke nickte mit dem Kopfe. „Ja, ich bin schuld. Ich weiß wohl... Aber lies mir vor Maria!' Die Tochter strich das Zeitungsblatt glatt und begann

mit näselnder Stimme zu lesen... ,F)ie Diebe sind drei Handwerker, die vor Jah ren in der Stadt tätig waren. Der Haupträdels führer ist ein gewisser Bernhard Pleschke, ein kleiner schmächtiger Mann...' „Ein gewisser Bernhard Pleschke ... mein Kind...!' murmelte die Greisin und schloß die Augen. Warum ist der Bub nicht zu mir gekommen? Äst er in der Stadt und geht nicht zu seiner Mutterl Gelt, Maria, du führst mich morgen zur Verhandlung!' „Aber Mutter', entrüstetet sich die Tochter. Lächelnd wehrte die alte

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Volksbote
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Page 5 of 8
Date: 11.08.1938
Physical description: 8
zufällt. Bernhard von Clairvaux Politiker und Mystiker des Hochmittelalters Im Jahre 1091 war der hl. Bernhard (Sein Fest fällt auf.den 20. August) als Sohn eines vornehmen burgundischen Ge schlechtes geboren worden; in der Geschichte sollte er aber nicht als der Burgunder, son dern als der Zisterzienser weiterleben. Denn als er mit 22 Jahren in das Kloster Citeaux cintrat, geschah es mit der festen Absicht, auf Heimat und Sippe, Familie und Vaterhaus, Politik und weltliche Wissenschaft, Reichtum

und Wissenschaft, die feierliche Ausgestaltung des Gottesdienstes und des Gotteshauses ab. Nach dem Geist seiner Stifter soll er in die Waldeinsamkeit ziehen, harte körperliche Arbeit leisten, langes Gebet, das in der Nacht beginnt, ständiges Stillschweigen, strenge Disziplin, kärgliche Nahrung auf sich nehmen- Cs ist ein uns protestantisch amnutender, puritanischer Geist, der im ursprünglichen Zisterzienserorden herrscht. Und wir sind ge neigt, in dem literarischen Kampfe, den Bernhard gegen Clugny führt

wir bedenken, daß diese von Bernhard gar nicht gewollt war. Bernhard schrieb den Aufenthalt in sumpfigen und womöglich ungesunden Tälern und die körperliche Arbeit nur aus aske tischen Gründen vor. Er hatte wohl nicht be dacht, daß im Lauf der Jahrhunderte aus einem bearbeiteten Sümpf fruchtbare Gärten, wohlangefüllte Fischteiche, reiche Felder ent stehen würden. Das wurde einmal zu einer schweren Gefahr für den Zisterzienserorden. Cr wurde zum reichsten Orden der Christen heit, da aber Seelsorge, Predigt

Orden der Trappisten versucht die alte bern- hardinische Strenge durchzuhalten. Der Politiker. Ein eigentümliches Schicksal hat es gewollt, daß Bernhard selbst gar nicht einmal dazu gekommen ist, das Ideal seines Ordens, die völlige Weltabgeschiedenheit, zu verwirk lichen. Cs mutet wie Ironie des Schicksals an, daß kein anderer Ordensstifter, nicht ein mal der hl. Ignatius, so in die politischen Händel seiner Zeit verstrickt erscheint, wie gerade der hl. Bernhard. Die Gründe für diese rege

ein; selbst das nach der kirchlichen Rechtsordnung ihm überlegene Papsttum beugt sich vor ihm, Päpste und Kardinäle lassen sich willig von Bernhard mahnen, zurechtweisen,, ja im Grunde ist es zuletzt der Einfluß des hl. Bernhard, der über die Besetzung des Stuhles Petri be stimmt. Dieser regen politischen Tätigkeit des heil. Bernhard, die wir jetzt noch aus seinem Briefwechsel nicht nur mit Mönchen, Bischöfen und Kardinalen, sondern mit fast allen weltlichen Fürsten seiner Zeit studieren können, entsprach jedoch ein Wesenszug

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Bozner Zeitung
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Page 10 of 10
Date: 05.01.1872
Physical description: 10
erstickte Monika's Stimme. Bernhard war bleicher geworden als vordem und preßte seine weißen Zähne fest iu die Lippen. „Das hat meine Matter gesagt? Offeu — vor aller Welt?' knirschte er endlich. Monika nickte stumm mit dem Kopse, während große Thränen über ihre Wangen rollten. „Ich stand wie betäubt,' fuhr Monika nach einer Pause schluchzend fort, „aber noch mehr als ich war meine arme Mutter erschrocken. Ich hatte Noth und Mühe, sie von der Stelle zu bringen, um sie deu Augen der Welt zu entziehen

. Zu Hause überhäufte sie mich mit Vorwürfen, bis ich ihr schwur, daß Du mich zu Deinem Weibe machen wollest und so die Schande von ihr abwenden, ihr einziges Kind ver, schmäht zu sehen. O, Bernhard, Du hast mir so oft glsagt, daß Du mich so unendlich liebst, daß Du die Zeit kaum erwarten könntest, mich Dein Weib zu nennen. Sieh', jetzt bin ich es, die Dich bittet, die> sen Zeitpunkt zu beschleunigen — ich werde keine ruhige Stunde mehr haben, bis Du Dein Wort er füllst.' Monika sah Bernhard so flehend

und ein Zittern durch- flog ihren Körper, doch faßte sie sich bald. Sie hatte Bernhard in letzter Zeit oft in dieser Stimmung ge sehen und sie glaubte den Grund dafür in dem trau rigen Leben, welches er daheim bei seiner Mutter führte, suchen zu müssen. Das arme Mädchen glaubte nicht an einer Liebe zweifeln zu dürfen, welche er ihr jederzeit bewiesen. „Und hast Du das nicht früher gewußt, Bernhard?' fragte sie nux mit sanftem Vorwurf. „Bin ich eS nicht selbst gewesen, welche Dich darauf aufmerksam machte

, als Du mir sagtest, daß ich und keine Andere Dein Weib werden solle?' Bernhard wagte nichts zu erwidern. Ja, Monika hatte es ihm nicht ein Mal, sie hatte es ihm hun dert Mal gesagt und ebenso oft betheuerte er ihr, daß er nicht ohne sie leben könne. „Du willst mir also die Freiheit nicht zurückgeben?' stieß,er endlich drohend hervor. ,Jetzt erst begann Monika eine. Ahnung Von dem Unglücke zu bekommen, welcheöWr bevorstand. Noch konnte sie es freilich nicht in seinem ganzen Umfange begreifen, noch glaubte

sie nicht, daß seine Liebe schon so weit abgestorben sei, um ihr seine Wort« bei ruhi ger Ueberlegung zu wiederholen, noch wähnte sie ihn unter dem Zauber eines bösen Einflusses. „Bernhard —-ist das Deiu Ernst?' fragte sie leise. „Ja, Monika,' wiederholte er ohne Zögern, „eS ist mein voller, mein bitterer Ernst. Du solltest ver nünftig sein und die Sache von einer ruhigen Seite auffassen, ,s wäre für unS Welt besser. Ich bin reich und will schon dafür sorgen, daß Du anständig v:r« sorgt wirst —' „Halt, Bernhard

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Dolomiten Landausgabe
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Page 2 of 8
Date: 22.12.1942
Physical description: 8
und lobten und priesen' Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, so wie eg ihnen gesagt worden war. IMII I » ist HTI1I ■ I IIIIHIM ■ II ~M11 >N7IMIMIiIMI»UMII»»»»IMMIsN7»IW7IsM Hill II M Buff stampft und keucht, will glücklich sein, der ! glücklich? Es ist kauni anzunehmen, daß er ge- I prahlt hat. Was ist'? daun mit ihm? Bernhard i kommt in eine unbehagliche Stimmung. Die will I er hinwegbeizen mit dem höhnischen Gedanken, daß das „Glück', Souerkraut zu esien. Knaster ! zu rauchen

und mit einem alten Weibe Sechsund sechzig zu spielen, ihn nicht reize, aber es gelang ihm nicht, das Unbehagen zu unterdrücken. Könnte es nicht doch sein, daß der Mann sich trotz allem glücklich fühlt? Denn das eine ist Bernhard klar, wenn's ein Glück gibt, dann nur so, daß einer sich selber glücklich sühn. Er lehnt seine heiße Stirn an die kühlen Fensterscheiben. Marternd geht eine Stimme durch seine Seele: „Es gibt wohl ein Glück, aber das zu wissen, das zu glauben, das ist schon ein Glück

; und nur, weil du vom Glücke ganz aus geschlossen bist, weißt du nichts von ihm!' Bernhard braucht Luft; er reißt das Fenster wieder auf. Ueber den Platz unten schreitet ein lachender Arbeiter. Ein vierjähriges Biiblein fliegt ihm jauchzend entgegen; er hebt es auf seinen Arm. Auf den: Platze steht ein lunges Weib mit einem kleinen Kind. Sie warten sein. Der kalte Dczemüerwind faucht um des Arbeiters Gesicht, aber der Frühlingssonnenschein ist nicht heller als seine Züge. Bernhard sinkt aufstöhnend auf einen Stuhl

und bedeckt sein Gesicht mit beiden Händen. „Es gibt doch ein Glück; ich habe es gesehen!' Weiße Flocken wirbeln gegen die Fenster. In der Stube ist es traulich warm, die Uhr tickt leise, der Abend kommt. Mit heißem Antlitz schaut Bernhard vor sich hin. Er überdenkt sein Unglück. Ein mutiger, fleißiger Jüngling ist er gewesen vor Jahren. Damals hatte er den Kopf voll Pläne und das Herz voll Hoffnungen. Er war begabt, er studierte, er strebte, und er dachte viel. Sein Beruf war ihm zu eng

, die ge zwungen sind, täglich miteinander z» verkehren, müssen sich ja wenigstens äußerlich vertragen. So taten auch er und seine Frau. Ein traurige- Verhältnis, häufige Zerwürfnisse, nie eine rechte Aussöhnung, in: besten Fall ein gleichgültiges Nebeneinandersein. Und dieser Zustand hielt an seit nun fast vier Jahren! Eine lange Zeit, lang genug, daß ein Mann zum Schwarzseher werden kann! Bernhard stöhnt tief auf. Was ist aus ihm geworden? Er strebt nicht mehr, er hofft nicht mehr, das Studieren

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Bozner Zeitung
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Page 2 of 4
Date: 15.09.1880
Physical description: 4
auch nicht befremden konnte, so that es ihr doch in der tiefsten Seele leid. »Sehen Sie mich nicht so ernst an, Frau Räthin.' sagte sie bittend, aber ruhig. „Ich habe Sie als eine Mutter lieben gelernt^ denn keine Mutter kann zärtlicher nnd liebe voller gegen ihr Kind sein, wie Sie es gegen mich gewesen sind. Zürnen Sie mir nicht, weil ich Ihrem Neffen das Glück nicht geben kann, welches er von mir verlangte Ich habe Bernhard von Herzen lieb und er durfte nicht furch, ten, an meiner Treue zweifeln zu müssen

.„Nicht Du?' sragte die Räthin verwundert, indem sie Rösel vollends in das Gemach zog, in welches einzutreten sie beabsichtigt hatte. „Nein. Hat Bernhard Ihnen nichts gesagt?' „Nicht das Mindeste. Er sprach mit mir. bevor er zu Dir ging und zwar in einer so entschlossenen Weise, daß ich glauben mußte, daß Alles entschieden sei zu Gunsten Karl Halden's. Ich hatte das Gegentheil gehofft,' fügte sie in wehmüthigen Tone hinzu, „und gedacht. Deine Liebe sür Karl Haldm sei nur ein Jugendtraum

gewesen, wie er uns vielleicht Alle einmal in seinen Zauberkreis zieht, ehe die wahre Liebe in unserem Herzen erwacht. Um so überraschter war ich, als Bernhard nach so kurzer Zeit, voll- ständig außer sich, zurückkehrte und mir sagte, daß Alles zwischen Euch gelös't sei. Ich dachte. Du hättest Dich für Karl Halden entschieden.' Wenn die Räthiii dies wirklich gedacht hätte, so mußte sie bei dem schmerzlichen Lächeln, welches jetzt Rösel's Lip pen umspielte, diesen Gedanken aufgeben. Das war nicht das Lächeln

einer glücklichen Braut, die sich endlich dem Ziele ihrer Wünsche nahe steht. , , „Nein, ich war entschlossen, Bernhard treu zu bleiben, denn ich habe seinen edelmüthigen, offenen Character erkannt. Karl werde ich niemals zum Altar folgen.' Die Näthin konnte sich den Zusammenhang denken» aber doch nicht vollständig. Es ward ihr klar, daß ein Mißver ständniß obwaltete und daß dasselbe nur lbeseitigt werden' könnte durch eine Unterredung-zwischen Bernhard Änd Rösel: ^ Es schien, als ob l das Mädchen in den Mienm

. Was sollte ich bei ihm? Ich bin nicht seine Schwe ster. Bernhard iürd Ihnen Alles mitgetheilt haben? Sie können nicht denken ' „Aber Rosa, — Du liebst ihn doch?' „Er hat mir, das Leben gerettet und ihm sowohl wie , seinen Eltern schulde, ich großen Dank.' entgegnete Rösel.' ^ „Kein anderes Band kettet Euch an einander?' sragte die Räthin beinahe athemlos. - „Dasselbe ward gelöj't an dem Tage, an welchem ich mich mit Ihrem Neffen verlobte:' ! „Ich verstehe von dem. Allen nichts,' sagte die alte Dame wieder. . Es. muß hier ein Mißverständniß

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Meraner Zeitung
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Page 4 of 12
Date: 01.02.1899
Physical description: 12
, Weil die zarten jungen Blätter Noch zu schwach zur Gegenwehr; Gebrochen fallen sie vom Baume, Welken unvollendet hin, Schutzlos in dem weiten Raume Wirst der Wind sie her und hin. So traf auch unS ein schwerer Schlag, Ein Schlag, der All« fast erdrückt: Im Frühling unsrer Kolonie Ward eine Blume unS geknickt, 'ne Blume, Baum und Frucht zugleich — Denn all dieses war der Mann, Den olle schmerzlich wir vermissen, Keiner je vergessen kann. Ritter Bernhard ist nicht mehr! Man hört's und glaubt eS kaum

Und zweifelt, ob eS Wahrheit wär' Und nicht ein böser Tiaum. Der Mann, der alles uns gewesen, Sein Bestes uns geweiht: Sein Herz — dies große, reine, edle, Schläft in der Ewigkeit. WaS wir an Bernhard hier verloren, Ist noch gar nicht zu ergründen. Wenn wir auch tausend andre suchen, Bernhard werd'n wir keinen finden I Und wenn wir Welten auch durchreisen, Vom Nordpol bis zum Vatikan, Wir finden wohl viel edle Männer, Doch keinen bessern, edlern Mann. WaS er ins Herz gefaßt, blieb hasten, Er prüfte

hernieder InS liebe Thal der Heimath führt, Weil in den letzten lichten Höhen Die strenge Gottheit selbst regiert. Doch wissen wir ihn All» Auch dort in guter Hut, Denn Gott mehr wie wir Alle Weiß wohl auch, WaS er thut. Für uns ist Bernhard ja nicht todt — Nur leider fern, sehr weit. Im Herzen seiner Lieben Lebt er fort für alle Zeit. Todt ist der vergessen wird, Und dieS wird Bernhard nie; Erinn'rung bleibt das Paradies Für uns, und sein Genie! DaS Sterbliche an ihm ist todt, Ward in die Gruft gesenkt

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