erstickte Monika's Stimme. Bernhard war bleicher geworden als vordem und preßte seine weißen Zähne fest iu die Lippen. „Das hat meine Matter gesagt? Offeu — vor aller Welt?' knirschte er endlich. Monika nickte stumm mit dem Kopse, während große Thränen über ihre Wangen rollten. „Ich stand wie betäubt,' fuhr Monika nach einer Pause schluchzend fort, „aber noch mehr als ich war meine arme Mutter erschrocken. Ich hatte Noth und Mühe, sie von der Stelle zu bringen, um sie deu Augen der Welt zu entziehen
. Zu Hause überhäufte sie mich mit Vorwürfen, bis ich ihr schwur, daß Du mich zu Deinem Weibe machen wollest und so die Schande von ihr abwenden, ihr einziges Kind ver, schmäht zu sehen. O, Bernhard, Du hast mir so oft glsagt, daß Du mich so unendlich liebst, daß Du die Zeit kaum erwarten könntest, mich Dein Weib zu nennen. Sieh', jetzt bin ich es, die Dich bittet, die> sen Zeitpunkt zu beschleunigen — ich werde keine ruhige Stunde mehr haben, bis Du Dein Wort er füllst.' Monika sah Bernhard so flehend
und ein Zittern durch- flog ihren Körper, doch faßte sie sich bald. Sie hatte Bernhard in letzter Zeit oft in dieser Stimmung ge sehen und sie glaubte den Grund dafür in dem trau rigen Leben, welches er daheim bei seiner Mutter führte, suchen zu müssen. Das arme Mädchen glaubte nicht an einer Liebe zweifeln zu dürfen, welche er ihr jederzeit bewiesen. „Und hast Du das nicht früher gewußt, Bernhard?' fragte sie nux mit sanftem Vorwurf. „Bin ich eS nicht selbst gewesen, welche Dich darauf aufmerksam machte
, als Du mir sagtest, daß ich und keine Andere Dein Weib werden solle?' Bernhard wagte nichts zu erwidern. Ja, Monika hatte es ihm nicht ein Mal, sie hatte es ihm hun dert Mal gesagt und ebenso oft betheuerte er ihr, daß er nicht ohne sie leben könne. „Du willst mir also die Freiheit nicht zurückgeben?' stieß,er endlich drohend hervor. ,Jetzt erst begann Monika eine. Ahnung Von dem Unglücke zu bekommen, welcheöWr bevorstand. Noch konnte sie es freilich nicht in seinem ganzen Umfange begreifen, noch glaubte
sie nicht, daß seine Liebe schon so weit abgestorben sei, um ihr seine Wort« bei ruhi ger Ueberlegung zu wiederholen, noch wähnte sie ihn unter dem Zauber eines bösen Einflusses. „Bernhard —-ist das Deiu Ernst?' fragte sie leise. „Ja, Monika,' wiederholte er ohne Zögern, „eS ist mein voller, mein bitterer Ernst. Du solltest ver nünftig sein und die Sache von einer ruhigen Seite auffassen, ,s wäre für unS Welt besser. Ich bin reich und will schon dafür sorgen, daß Du anständig v:r« sorgt wirst —' „Halt, Bernhard