Pleschke kann noch nicht ruhen. Sie muß sich noch um ihren jüngsten sorgen, um Bernhard, der seit Jahren schon von ihr fern ist und von dessen Schicksal sie nichts weiß. Vier Kinder hatte Mutter Pleschke geboren, hat xg wirklich nicht leicht gehabt als einfa che Arbeitersfrau, sie groß zu zieheil. Gedankt yat ihr freilich keines von den Kindern. Sie gin- eigene Wege, als sie erwachseil waren und suchten nur mehr höchst selten die alte Mut- ter auf. Aber Mutter Pleschke rechnete
nicht mit , ?ìe war schon zufrieden, wenn wieder nmal eines von den Kindern zu ihr fand und einem sehnte sich die alte Frau von E-? » Herzen, nach Bernhard, ihrem Jüngsten, ssn ^ -'àes schmächtiges Büblein gewe- -l-e.hatte ihre doppelte Not mit ihm ge- wackt ^'^'«''Bettchen hatte sie Nächte durch- Mrài- ^'wchliche Leben zu erhalten, gleicksn Uchte sagte immer wieder mij dein M.chen lieben Lächeln: „Er ist ja mein Jüng ster, er ist nicht so fest, man muß Geduld mit ihm haben.' Sie fürchtete für Bernhard
. Wenn der ein mal größer würde, der würde sich nicht zurecht finden in diesem rauhen Leben. Nur ungern ließ sie Bernhard in die Lehre ziehen. Im Anfange, da fand er wohl noch häufig heim zur Mutter. Namentlich wenn er Geld brauchte, oder sonst etwas. Dann aber kam die Zeit, wo Bernhard die Mutter vergaß. Mutter Pleschke weinte und flehte den Him mel an, daß er Bernhard die gute Straße führe. Nun waren es zehn Jahre geworden, daß Mutter Pleschke nichts mehr von ihrem Jüng sten gehört hatte. ' Daran dachte
du denn, Maria?' Die Tochter faltete ein Zietungsblatt ausein ander. „Eine Schand ists', wiederholte sie, „der Bern hard so ein Lump, gestohlen hat er, morgen ist seine Verhandlung'. „Bernhard?' fragte die alte Frau mit einem Lächeln auf den welken Lippen. »Ja, dein Herzenskind', erwiderte die Tochter. „Da hat man es nun. Und nur du bist schuld..' Mutter Pleschke nickte mit dem Kopfe. „Ja, ich bin schuld. Ich weiß wohl... Aber lies mir vor Maria!' Die Tochter strich das Zeitungsblatt glatt und begann
mit näselnder Stimme zu lesen... ,F)ie Diebe sind drei Handwerker, die vor Jah ren in der Stadt tätig waren. Der Haupträdels führer ist ein gewisser Bernhard Pleschke, ein kleiner schmächtiger Mann...' „Ein gewisser Bernhard Pleschke ... mein Kind...!' murmelte die Greisin und schloß die Augen. Warum ist der Bub nicht zu mir gekommen? Äst er in der Stadt und geht nicht zu seiner Mutterl Gelt, Maria, du führst mich morgen zur Verhandlung!' „Aber Mutter', entrüstetet sich die Tochter. Lächelnd wehrte die alte