9 items found
Sort by:
Relevance
Relevance
Publication year ascending
Publication year descending
Title A - Z
Title Z - A
Newspapers & Magazines
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1897/13_11_1897/LZ_1897_11_13_17_object_3297672.png
Page 17 of 30
Date: 13.11.1897
Physical description: 30
aber, die sich nicht in der Stimmung fühlte, zu unterhalten oder unterhalten zu werden, zog sich in das Biblio thekzimmer zurück. Sie rückte sich einen Fanteuil dicht vor das Kamiufeuer, ließ die kleinen Füße auf dem Kamiugitter ruhen und gab sich ihren Gedanken hin. „So allein und so sinnend?' ertönte da plötzlich des Hofmeisters Stimme, während er die Thür hinter sich schloß und näher trat. „Ich dachte an Sie und Ihr taktloses Betragen gegen Herrn Edelwolf.' Bernard war an der Kaminecke stehen geblieben. Er sah auf fallend

mögen Sie bitter gemacht haben.' „So nennen Sie mich alt?' rief Bernard. „Gewiß,' lautete die Antwort. „Im Vergleich zu Herrn Edelwolf uud mir. Warum überrascht Sie das? Alt sein ist keine Schande, Monsieur Bernard, im Gegenteil. Wenn ich lange genug lebe, werde ich auch einmal alt sein, und mich dann meines Alters rühmen.' Josepha lächelte und der Franzose biß sich auf die Lippen. Jedes ihrer Worte verriet ihm deutlich, wie weit er davon entfernt war, Eindruck auf sie zu machen. Er setzte

auf den nächsten Fanteuil niedersank. „Und Sie auch, Monsieur Bernard? Geben Sie der Komtesse fran zösischen Unterricht?' Der Hofmeister lachte und da der Graf im Grunde keine Ant wort erwartet hatte, fuhr er fort: „Du machst ein so ernstes Ge sicht, Josepha.' Diese schwieg und strich leise seufzend mit der Hand über die Falten ihres Kleides. „Ich habe versucht, die Komtesse ihrer gedrückte» Stimmung zu entreißen,' sagte der Hofmeister in melancholischem Ton. Sie sah überrascht zu ihm anf, nnd ihre Stirn

umwölkte sich noch mehr. Dem Grafen entging das nicht, und zu Bernard ge wendet sagte er: „Vergebene Mühe, Monsieur, trübe Stimmungen lassen sich so leicht nicht wegphilosophieren.' Er glaubte, Josepha mache sich noch Sorgen um das, was die Gräfiu ihr vor dem Diner gesagt hatte, und er zürnte dieser weit mehr noch, als wie er ihr gezeigt hatte. „Komm mit in das Wohnzimmer, mein Kind,' fuhr er in wohl wollendem Ton fort; „sie sprachen gerade dort von Musik, als ich vorüberging. Ich hatte nicht Lust

; und singen, glaube ich, könnte ich heute nicht einen Ton.' Sie küßte ihren Vater nnd verließ das Zimmer, ohne von dem Hofmeister im geringsten Notiz zu nehmen. „Sie dürfen sie nicht quälen, Monsieur Bernard,' wendete sich der Graf zu diesem; „sie hat heute eine kleine Verdrießlichkeit ge habt, sie hat mir alles erzählt. Sagen Sie nichts mehr zu ihr über die Stimmung, es ist nutzlos, kann ich Ihnen versichern. Sie ist kein Kind mehr, Monsieur Bernard — kein Kind mehr.' Der Graf sprach in stolzem

1
Newspapers & Magazines
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1897/13_11_1897/LZ_1897_11_13_16_object_3297670.png
Page 16 of 30
Date: 13.11.1897
Physical description: 30
—-i- . „Wie sonderbar!' meinte Josepha, zu Fräulein Bachmaun ge wendet, die ihr auf dem Fuße gefolgt war. „Ich bat ihn doch, mit uns spazieren zu gehen; er sah so abgespannt aus.' „Sie sind sehr giitig gegen ihn, viel zu gütig/ sagte Bernard nachdrücklich. „Zu gütig!' wiederholte das junge Mädchen, „was wollen Sie damit sagen, Monsieur Bernard ? Wie kann ich zu gütig gegen ihn sein?' Der also Gefragte lächelte wieder. „Man kann sehr leicht zu gütig sein,' erwiderte er nach einer Weile. „Wieso

?' „Sagt Ihnen das nicht Ihr eigenes Herz?' „Mein Herz?' rief Josepha und brach in schallendes Gelächter aus. „Was hat mein Herz mit des Malers schlechter Laune zu thun? Was Sie für ungereimte Dinge reden, Monsieur Bernard. Bitte, antworten Sie mir vernünftig auf meine Frage, nnd sagen Sie mir, wieso ich gegen Herrn Edelwolf zu gütig bin.' „Sie lassen ihn seine Stellung vergessen,' versetzte der Hof meister. „Junge Leute betrügen sich gern selbst, und man muß Edelwolf daran eriuuern

, daß Sie die Komtesse von und zu Branden- Strehling sind und er nur Edelwolf, der Maler.' „Pfui, schämen Sie sich, Monsienr Bernard!' rief Josepha ent rüstet. „Sie denken niedrig und ungerecht. Edelwolf würde nie mals die gesellschaftlichen Schranken durchbrechen, die ihn von mir trennen. Er ist in seiner Art so stolz, wie ich in meiner, viel leicht stolzer noch und das mit Recht, denn abgesehen von der Ge burt, steht er in allem hoch über mir.' „Noch eine Frage, Monsieur Bernard,' fuhr Josepha, ihn fest ansehend

, daß sie ihre Stellung niemals vergessen wird; und diese Tochter, Monsieur Bernard, besitzt Charakter und festen Willen genug, dreiste Vermessenheit in die gehörigen Schranken zurückzu weisen, wo immer sie auch solche finden mag, das kann ich Ihnen versichern.' „Kommen Sie, Fräulein Bachmann,' fuhr Josepha, sich zu dieser wendend, fort, „kommen Sie, wir wollen allein spazieren gehen, da Monsienr Bernard uns durch sein sinnloses Eingreifen Herrn Edelwolfs Gesellschaft beraubt hat.' „Hören Sie mich an, Komtesse,' rief

2
Newspapers & Magazines
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1897/13_11_1897/LZ_1897_11_13_15_object_3297668.png
Page 15 of 30
Date: 13.11.1897
Physical description: 30
Intriguen. Deutsch von P, Olliverio, (Fortsetzung.» in trauriges Lächeln zog über Edelwolsö Gesicht, verschwand aber schnell wieder, da sich die Thür öffnete und Monsieur Bernard in das Zimmer trat. „Du bist noch nicht fertig mit dem Bilde?' fragte er. „Nein,' antwortete Edelwolf. „Du nialst schon lange daran,' fuhr der Hofmeister mit Nach- Idruck fort, „sehr lange.' „Erst drei Wochen,' entgegnete der andere, während er die iPinsel weglegte und das Bild gegen die Wand lehnte, „und drei I Monate

würden noch nicht zu viel dafür sein.' „Drei Monate!' rief Bernard uud schürte das Feuer im Kaiuiu I zur hellen Flamme an. „Was fällt Dir ein! Es war sehr gütig zu dem Grafen, daß er Dir seine Gunst znwendete, glaubst Du aber, er habe Dir sein Haus für drei Monate geöffnet? Dn wür dest Dich geradezu lästig machen, und Komtesse Josepha, so freund lich sie sich jetzt auch zeigt, eine der ersten sein, die eine solche ^Aufdringlichkeit empfinden müßte.' In Edelwolfs Zügen flammte es auf, und schon schwebte eine Antwort

auf den Lippen, als er sich erinnerte, daß er Bernard alles zu danken hatte, was er in der Welt besaß: Kleidung, Nah rung, Erziehung, alles war ihm aus derselben Quelle geflossen. So kam ihm die Dankbarkeit zu Öilfe uud band ihm die Zunge. ,,Du suchst nach einer Ent schuldigung für Dein langes Hinzögern,' fuhr der Franzose ärgerlich fort, „und behauptest, das Bild erfordere ganz beson dere Sorgfalt. Das ist nicht wahr. Es kann und soll schnell fertig werden. Hörst Du?' Die Worte klangen so befeh- lend

und beleidigend, daß Edel wolf nicht länger an sich zu halten vermochte. „Monsieur Bernard,' rief er entrüstet, „Sie siud ungerecht. Ich habe bei dem Bild durch aus nicht „gezögert' und darin eine Entschuldigung für mein Hierbleiben gesucht; auch habe ich mich nicht um des Grafen Bekanntschaft bemüht, noch ihn um einen Auftrag gebeten, als der Zufall mich ihm in den Weg führte. Sie sind grausam, Mon- sienr Beruard, sonst würden Sie nicht versuchen, die Aussichten, die sich mir bieten, durch so un gerechte

Anklagen zu zerstören. Ich mag Ihnen vieles schulden, aber das, Monsieur Bernard, soll Ihnen nicht das Recht ge ben, mich zu beleidigen und mich nach Willkür zu quälen.' Arthur Adolf Graf v. P»^»vo»Sktz-W«h«er, der neue Staatssekretär des deutschen ReichSamtS deS Innern und Stellvertreter deS Reichskanzler?. Nach der neuesten photographische« Aufnahme vsn Reichard u. Lindner in Berlin. .Quälen!' wiederholte der Hofmeister höhnisch. „Ist dieses Haus denn so sehr anziehend geworden, daß der Gedanke

3
Newspapers & Magazines
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1897/13_11_1897/LZ_1897_11_13_25_object_3297689.png
Page 25 of 30
Date: 13.11.1897
Physical description: 30
—5 2 „Wieso?' fragte Bernard. »In jeder Weise. Sie versäumen die besten Gelegenheiten und kommen keinen Schritt näher. Sie sind ein schlechter General.' „Wieso, wieso?' drängte er ungeduldig. „Erstens haben Sie sich keinen rechten Plan gemacht, wie Sie vorzugehen haben. Sie glauben, die Schlacht durch eine Artillerie salve von Lächeln und Schmeicheleien und erbärmlichen Liebeleien 5» gewinnen, das wird Ihnen aber niemals gelingen. Solch Knallen und Panen alarmiert den Feind nur, besiegt

ihn aber nicht.' „Weiter,' sagte der .Hofmeister, da sie eine Pause machte. „Ich will Sie bis zu Ende hören.' „Zweitens,' snhr sie fort, „erschrecken Sie, wenn der Feind Minen unter Ihren Füßen springen läßt, denken aber nie an eine Gegenmine.' „Eine Gegenmine!' rief Bernard erstaunt. „Ja, eine Gegenmine. Hören Sie mir ausmerksam zu,' nahm Rosa ihre Rede wieder auf, während sie ihm ein wenig näher rückte und ihre Augen boshaft funkelten; „ich will Ihnen zeigen, wie Sie sich die Begegnung zwischen Josepha und dem Maler

zu nutze machen können. Unterbrechen Sie mich nicht, beantworten Sie mir nur die eine Frage: Hat Josepha von ihrer Mutter geerbt?' „Nein. Die Gräfin hat ihr ganzes Vermögen dem Grafen ver macht,' antwortete Bernard. „So würden sie also keinen Heller besitzen, wenn der Graf sie enterbt?' fragte Rosa weiter. „Ohne Zweifel.' „Dann liegt es klar auf der Hand, wie Sie vorzugehen haben,' fuhr sie fort; „unterbrechen Sie mich nicht und achten Sie genau auf das, was ich sage. Sie können die Gräfin ganz

Verbeugung, schien die dargebotene Hand aber zu übersehen. „Sie ist heute ganz anders,' sprach Bernard zu sich selbst, als sie das Zimmer verlassen hatte. „Ob ich ihr trauen kann? Ihr Plan ist gut; ich werde ihn ausführen und die reiche Braut gewinnen. Und hintergeht mich Rosa, was dauu? Ah, was! Ist Josepha mit ihrem Gelde erst mein, dann mag Rosa Bachmann der Kuckuck holen.' 29. Mehrere Tage darauf geriet das Schloß in neue Aufregung. Der Graf war gefallen und hatte sich so verletzt, daß Doktor Bal zer

4
Newspapers & Magazines
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1897/13_11_1897/LZ_1897_11_13_24_object_3297687.png
Page 24 of 30
Date: 13.11.1897
Physical description: 30
ein. „Und wie gefällt Dir Bernard, mein Beschützer?' Der Gefragte zögerte mit der Antwort. „Nun?' drängte Edelwolf. „Ich traue ihm nicht,' sprach Roser in das flackernde Fener blickend. „Und die Komtesse?' snhr der Maler fort, bemüht, gleichgültig zu erscheinen, doch seine Stimme klang so fremd, daß sein Freund rasch den Ltopf waudte und ihn mit scharf prüfendem Blick ansah. „Was soll es mit der Komtesse?' fragte Roser kühl zurück „Gefällt sie Dir?' fuhr Edelwolf fort, während er mit dem Feuerhaken die Kohlen

: „Herr Doktor, ich bin überzeugt, Sie studieren zu viel; Sie haben sicher Kopfweh,' da mußte er erst seine Gedanken sammeln, um der liebenswürdigen Gräfin gegenüber eine geeignete Antwort zu finden. Monsieur Bernard spielte Schach mit Graf Knno, doch seine Ge danken waren nicht bei dem Spiel. Er bemerkte alles, was um ihn herum vorging. Er beobachtete die Gräfin, er sah das Lächeln, mit dem sie Doktor Roser anredete, er hörte ihre teilnehmenden Worte und fragte sich, was sie damit bezweckte

nicht mit Ihrer gewohnten Geschicklichkeit. Denken Sie an den Maler und Ihre Herzensdame, mein Freund?' Bernard murmelte etwas vor sich hin und deckte seine Königin. „Schlecht gespielt,' fuhr die Gesellschafterin fort. „Sehen Sie, mein Freund, Sie sind in die Falle gegangen, die ich Ihnen gelegt habe, und Sie verlieren die Königin. Sehen Sie, das hier ist Ihr Feind.' Dabei zog sie einen anderen Bauer, den der Franzose übersehen hatte, und nahm damit seine Königin. — Der Hofmeister ballte die Fanst und stieß einen Fluch

; er hat alles für sich und wird ihr Herz gewinnen.' „Aber nicht ihre Hand,' fiel Rosalie mit Nachdruck ein. „Herzen gewinnen und heiraten ist ein gewaltiger Unterschied. Was schadet es, wenn sie sich in ihn verliebt, wenn ihr das Herz pocht und hämmert, bis es bricht? Es sind schon andere Herzen in dieser traurigen Welt gebrochen, und das ihre wird nur die Zahl um eins erhöhen. Was liegt daran? Ihr Geld, nach dem Sie streben, mein Freund, wird er mit ihrem Herzen nicht gewinnen.' Bernard biß sich auf die Lippen. „Ueberlassen

5
Newspapers & Magazines
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1897/13_11_1897/LZ_1897_11_13_18_object_3297675.png
Page 18 of 30
Date: 13.11.1897
Physical description: 30
Hand kräftig schüttelte: ich freue mich außerordentlich, die Bekannt schaft zu erneuern.' .Und wo ist Edelwolf? Ich habe seit Monaten nichts von ihm gehört/ sagte Roser. „So?' entgegnete der Franzose, worauf er Anton erzählte, wie Edelwolf durch ihn bei dem Grafen eingeführt worden sei, der ihm Auftrag gegeben habe, seine Kinder zu malen: und wie er ihm, Bernard, tags zuvor leider Grund gegeben habe, ein sehr ernstes Wort mit ihm reden zu müssen; und wie er sich undankbar genug gezeigt

sich Bernard mit noch immer ge kräuselten Lip- Ruine Hochburg. Nach einer Photographie don G. pen zurück. Er begriff gar nicht, weshalb sich die Gräfin gegen den jungen Arzt so liebenswürdig und entgegenkommend zeigte. Josepha lehnte es ab, sich der Reitgesellschaft anzuschließen, selbst der größten Ueberrednngsknnst des Freiherrn von Eggern gelang es nicht, ihren Entschluß zu ändern. Sie hatte etwas an deres vor, sie wollte sich überzeugen, wie viel Wahrheit an Su- sannens Mitteilung vom Tage zuvor

an der Gesellschafterin nicht spurlos vorüber. „Er ist gestern schlecht behandelt worden,' fuhr sie fort. „Und wie schlecht, wie rücksichtslos,' fügte die Komtesse hinzn „Bernard ist ein einfältiger Mensch.' „Nein, ganz etwas anderes ist er,' meinte die Gesellschafterin bedeutsam. „Was?' fragte die andere, rasch den Kopf wendend. „Eifersüchtig ist er!' lautete die in leisem, aber festem Tone gegebene Antwort, während die Sprecherin ihre schwarzen Augen auf Josephas schönes Gesicht heftete. Dieses überzog

6