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Schlern
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Page 98 of 184
Date: 01.04.2008
Physical description: 184
Heft Durch die Talschaftsvertreter der SVP, gestützt von der Zentrale in Bozen, wurde die gesamte Bevölkerung gegen das ladinische Modell auf den Weg zur deutschen Schule gebracht. Mit Fanatis mus und Parolen ging die Propaganda so weit, dass man die Befürworter der ladinischen Schule als Feinde und Verrä ter am eigenen Volk abstempelte. Selbst Ferrari wurde von dieser tendenziösen Propaganda nicht verschont. Aber trotz allem versuchte er, seinen Weg konse quent weiter zu beschreiten. Wenige

Tage nach der Eingabe für die Errichtung einer „ladinischen Schule“ wurde ebenfalls von Ladinern eine Peti tion für die deutsche Schule eingereicht. Andere folgten nach, teils für eine pari tätische, teils für eine deutsche Schule. Im Laufe der kommenden Wochen wur de das Verlangen nach einer deutschen Schule immer lauter. Man wollte Rom zeigen, dass man sich die Schule, in der man Deutsch lernen kann, nicht mehr nehmen lasse, auch nicht durch die Ein führung einer paritätischen Schule

, die als eine Art italienische Schule angese hen wurde, als erster Schritt zur neuer lichen Italienisierung der Ladiner. Bei der Versammlung in Pikolein/ Picolin vom 23. August war man zu einem bedeutenden Ergebnis gekommen, sei es, was den Unterricht der deutschen und italienischen Sprache, sei es, was die Aufwertung des Ladinischen betrifft. Es wurde für die ladinische Bevölkerung eine eigene Schulordnung verlangt, die sich von den restlichen Schulen der Pro vinz Bozen unterscheiden sollte. Mit der Eingabe

für die Beibehal tung der deutschen Schule kehrte man wieder zur einsprachigen Schule zurück, ohne das Ladinische, ohne den zwei sprachigen Unterricht, ohne die Not wendigkeit einer eigenen Schulordnung für die Ladiner zu erwähnen. Im Ge genteil, man verlangte für Ladinien die deutsche Schule wie im übrigen Gebiet der Provinz Bozen. Ferrari, der alle Eingaben zur Ein sicht bekam und den Kampf um den einen oder anderen Schultyp als Verant wortlicher der deutschen Schule mitver folgte, machte sich eigene

Gedanken. Er wartete ab. Nach Rom schauend sah er, dass im Unterrichtsministerium im mer noch die alten Beamten das Sagen hatten und die römische Politik immer noch nationalistisch ausgerichtet war. Gleichzeitig sah er die Gefahr, der die Ladiner ausgesetzt waren. Er war sich auch bewusst, dass Rom den Ladinern eine deutsche Schule nie gestatten wür de. So versuchte er, zwischen den Par teien zu vermitteln. Auch er war gegen die italienische Schule in Ladinien, wie sie vor dem Krieg der Bevölkerung

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Page 100 of 184
Date: 01.04.2008
Physical description: 184
Wirken und Nachwirken Li eier Pfarrerl Du hast Pech - ich hin inner fort, renn Du n&dh Bozen, koaast. loh hätte Dich gestern sehr gebraucht. Ihm sei so gut und besorge cir folgendes: Ar. kommenden Diestag 12. Nov. kommen der ital. Provvediiote, der Inspektor juid ich nach Piccolein und zwar wollen wir • 9.30 vormittag dort sein zur endgültigen Festlegung der Schule. Gestern vraren wir in 3t. Zürich und haben dort für Gr öden die ix&xxk ladinische «chule vorg-chlagen, veil der engl. Hauptmann

Vella vom Schulministerium (Allierte Militärregierung) die deutsche Schule für die Lidiner gestrichen hat. Fr ist bestimmt vom ünterrichtsninistriua beein flusst worden, f.un lässt sich vorläufig bis zur richtigen Demdkra-ie nichts machen - ich denke ir Falle wird später eine Möglichkeit sein zu reklamieren. Die Lösung ist diktiert und kann inflcgedesse revidiert werden. Ich würde raten folgende Lösung anzunehmen, welche auch in Grü ben vorgeschlagen worden ist: Die ladinische Schule (nicht deutsche

oder italienische Schule) erhält deutsch und itixi* italienisch zu gleichen Teilen. 2. Die ladiaische Schule steht unter der iuixzkuxfiixi ladinischen Direktor. 3. Die Lehrkräfte und die ^ilfslehrkräfte werden nur aus Ladinern genommen. Bitte sei so gut und verständige sogleich das Tal, man soll darüber beraten und am kommenden Dienstag sollen dann die Leute uni 'die in Frage kiituaenden Lehrkräfte in Piccelein sein, dann könnte gleich die Schule organisiert und begonnen werden. Ich würde dringend raten vorltu

5 9.Met. Ferraris Brief an einen ladinischen Pfarrer vom 9. November 1945 über das Problem der Schule für Ladinien zeigt sein umsichtiges Denken. Schularchiv Seberich Gestern waren wir in St. Ulrich und haben dort für Groden die ladinische Schu le vorgeschlagen, weil der englische Haupt mann Vella vom Schulministerium (Alliierte Militärregierung) die deutsche Schule für die Ladiner gestrichen hat. Er ist bestimmt vom Unterrichtsministerium beeinflußt worden. Nun läßt sich vorläufig bis zur richtigen

Demokratie nichts machen - ich denke im Falle wird später eine Möglichkeit sein zu re klamieren. Die Lösung ist diktiert und kann infolgedessen revidiert werden. Ich würde raten, folgende Lösung anzu nehmen, welche auch in Gröden vorgeschla gen worden ist: 1. Die ladinische Schule (nicht deutsche oder italienische Schule) erhält Deutsch und Italienisch zu gleichen Teilen. 2. Die ladinische Schule steht unter dem ladinischen Direktor. 3. Die Lehrkräfte und die Hilfslehrkräfie werden nur aus La dinien

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Page 177 of 184
Date: 01.04.2008
Physical description: 184
Dolomiten, 19.4.1958, Nr. 90, S. 4. Ferrari, Schule, S. 39. Ferrari, Schule, S. 38. Ferrari, Schule, S. 39. Dolomiten 19.4.1958, Nr. 90, S. 5, siehe auch Jugendwacht, 10/1958, S. 76. „A don Ferrari prof. Giuseppe ... la S.V. e stata incaricata di assumere le funzioni di V. Provveditore agli Studi per la Provincia di Bolzano ..." Seberich, Schulgeschichte, S. 121. Der Vorschlag stammte vom damaligen Vize- Präfekten Walter Amonn. Seberich, Beitrag, S. 21. Laut Antwort

, Gründung, S. 4. von Walther, Gründung, S. 3. skolast, 3/2, S. 7. von Walther, Gründung, S. 3. Ferrari, Schule, S. 38. Ferrari, Schule, S. 39. Ferrari, Schule, S. 39. Ferrari, Schule, S. 39. Ferrari, Schulwesen, S. 243. Ferrari, Schulwesen, S. 222. Ferrari, Schule, S. 40. Ferrari, Schule, S. 40. Ferrari, Schule, S. 40. Ferrari, Schulwesen, S. 231 f. Ferrari, Schulwesen, S. 237. Ferrari, Schulwesen, S. 243. „Für Südtirol bedeutet dies, daß seine eigene Geschichte für die junge Generation den ers ten

Platz einnehmen muß." Ferrari, Schulwe sen, S. 238. Ferrari, Schulwesen, S. 239. Ferrari, Schule, S. 39. 45 Ferrari, Schule, S. 39. Anmerkungen 46 von Walther, Gründung, S. 3. 47 Posch, S. 13. 48 Ferrari, Schule, S. 39. 49 „So finden wir auf der Südtiroler Seite die Bauern und die dünne Schicht der Freiberuf ler und Handelsleute, auf der italienischen Seite eine breite Schicht von Beamten und Arbeiter." Ferrari, Schulwesen, S. 239. 50 „72 % Bauernbevölkerung',' Ferrari, Schule, S. 40. 51 Die Rolle

der Arbeiterschaft wird von Ferrari nicht näher analysiert, was- vermutlich - auch mit derThemenstellung der beiden Pu blikationen zusammenhängt, auch wenn er feststellt, „daß wir... auch aus einem sozialen Grund, viel stärker daran arbeiten müssen, daß unsere Leute auch diese oberen Fachmit telschulen [Handelsober-, Geometerschulen] besuchen". Ferrari, Schule, S. 40. 52 Diese Zusammenhänge werden von Dr. Rai ner Seberich in seinem Referat bei der Stu dientagung der Südtiroler Hochschülerschaft 1964

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Page 96 of 184
Date: 01.04.2008
Physical description: 184
Josef Ferrari und die ladinische Schule Von Franz Vittur E s war der Sommer des Jahres 1945. Der zweite Weltkrieg war zu Ende. Das Leben nahm wie der seinen Lauf. Nach Zerstörungen, Hunger, Verzicht und Tod kam eine neue Zeit, eine Zeit voller Hoffnungen und Erwartungen. Im Bereich der Schule suchte man in Ladinien, wie im übrigen Land, nach neuen Lösungen. Zwei von diesen (die italienische Schule und die deutsche Schule) waren bereits in den beiden vor ausgegangenen Jahrzehnten erprobt wor

den. Die Bürgermeister des Gadertales sowie die Vertreter der Kirche waren der Meinung, die Ladiner sollten eine eigen ständige mehrsprachige Schule aufbauen, in der auch ihre Muttersprache zu ihrer Bedeutung als Muttersprache der Minder heit aufgewertet werden könnte. Es wäre ein novum gewesen. Rom, zentralistisch wie immer, wollte wieder die alte, rein italienische Schule durchsetzen, wie sie von 1923 bis 1943 durchgeführt wurde. Jener Teil der Bevölkerung, der 1939 für Deutschland optiert hatte, bestand

auf die Beibehaltung der deutschen Schule, die im Jahre 1943 von der deutschen Be satzungsmacht eingeführt wurde. Wenn es um die Schule geht, reagiert das Volk meist emotionell und wehrt sich, Lö sungen anzunehmen, die es nicht kennt. Die deutsche und die italienische Schule kannte man von der Erfahrung, die man in der Vergangenheit gemacht hatte. Die mehrsprachig-paritätische Schule war ei ne „Unbekannte“. Eine Risiko-Schule. Alles, was neu, alles, was nicht erprobt ist, wirkt verdächtig, wird von der Bevöl

kerung mit Misstrauen betrachtet. Dies war die Stimmung, die im Sommer 1945 herrschte, als sich am 23. August die Bürgermeister des Ga dertales in Pikolein mit den Pfarrern des Dekanats Enneberg trafen, um die magna carta der neu zu errichtenden Schule für Ladinien auszuarbeiten. Bei dieser Gelegenheit kam man zum Ent schluss, eine eigenständige Schule zu verlangen, in welcher der Unterricht in Deutsch und Italienisch paritätisch er folgen sollte, mit der Möglichkeit, das Ladinische

als Behelfssprache, vor allem in den ersten Klassen, zu verwenden. Weiters forderte man die Ernennung la- dinischer Lehrkräfte; auch sollte die Lei tung der Schule einem einheimischen Direktor unterstellt werden. Weiters beschloss man, den Religionsunterricht im Ausmaß von drei Wochenstunden zu verlangen. Der Unterricht sollte in einer Fünftagewoche auf den Vormittag und Nachmittag, mit der Freistellung des Donnerstags, aufgeteilt werden. Der Beschluss, von allen Anwesenden gut geheißen und unterzeichent, wurde

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Page 99 of 184
Date: 01.04.2008
Physical description: 184
eine deutsche Schule zu erlangen, ge nügte die Argumentation, die man für die deutsche Volksgruppe angewandt hatte, nicht. Hier hatte es genügt, auf das Recht der Eltern hinzuweisen, ihre Kinder in eine Schule mit Unterricht in ihrer Muttersprache zu schicken. Die Muttersprache der Ladiner aber ist das Ladinische, nicht das Deutsche. Sie hätten also das Recht auf eine Schule gehabt, in der der Unterricht in dieser Sprache hätte stattfinden sollen. Dies war jedoch nicht möglich und aus der Sicht

von damals auch nicht erstrebens wert. Der Ladinischunterricht hatte in je ner Zeit keine Tradition und wäre prak tisch nicht durchführbar gewesen. Es blieben folgende drei Möglichkeiten: die deutsche Schule, die italienische Schule oder die zweisprachige Schule mit dem Gebrauch des Ladinischen als Behelfs sprache. Die italienische Schulbehörde schien sich inzwischen für eine Lösung auszusprechen, die sie noch wenige Wo chen vorher abgelehnt hatte. Die „salo monische Lösung“ sollte diejenige

!), hatte die Bevölkerung verstanden, dass man nur dann etwas erreicht, wenn man es mit Vehemenz verlangt. Was in den vorhergehenden zwei Jahrzehnten nicht gelungen war, versuchte man jetzt mit großer Überzeugung: Man wartete aber auch mit etwas Skepsis und Neu gier darauf, was geschehen würde. Inzwischen wurden der alliierten Militärregierung die Petitionen der Fa milienoberhäupter und anderer Volks vertreter, in denen einmal die zweispra chige Schule, ein andermal die deutsche Schule gefordert worden war, überge ben

. Die Alliierten waren bestrebt, der Bevölkerung jene Schule zu gewähren, die von der Mehrheit gefordert würde. Die Bevölkerung jedoch war sich noch immer uneinig. Sie verstand den Unter schied zwischen den Begriffen „Unter richtssprache“ und „Sprache als Unter richtsfach“ nicht. Dies war wohl einer der Gründe, warum die Forderung nach einer zweisprachigen Schule und die Forderung nach einer deutschen Schule oft von derselben Person unterschrieben wurde. In der gleichen Zeit suchte auch Vizeschulamtsleiter

, der, wie er meinte, von der Bevölkerung angenommen werden könnte. Der Vor schlag bezog sich auf die Einführung einer „ladinischen“ Schule mit paritä tischem Deutsch- und Italienischunter richt sowie ladinischem Lehrpersonal und einem ladinischen Direktor. Dieser Brief ist von großer Bedeutung, da er in eine „politische“ Richtung weist, die für die Lösung des Problems langfristig aus schlaggebend sein wird. Hier der Wort laut: „Lieber Pfarrer! ... Nun sei so gut und besorge mir fol gendes: am kommenden Dienstag

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Page 101 of 184
Date: 01.04.2008
Physical description: 184
Die Versammlung von Pikolein, zu der Ferrari die Volksvertreter sowie ei nige Lehrpersonen eingeladen hatte, brachte kein Ergebnis. Die Mehrzahl der Anwesenden bestand nämlich auf der deutschen Schule. Der Vizeschulamtslei ter konnte die Anwesenden mit seinen Argumentationen nicht überzeugen. Die wenigen, die für die „ladinische“ Schule plädierten, vor allem Lehrpersonen und einzelne Priester, wurden isoliert und als Kollaborateure der italienischen Be hörde abgestempelt. Mitte November

schließlich erlaubte die lokale Schulbe hörde, vor allem aufgrund der Einfluss nahme der alliierten Militärbehörde, die Errichtung der deutschen Schule. Die Genehmigung bezog sich allerdings aus schließlich auf das Schuljahr 1945/46. Damit erhielt der Wille der Mehrheit seine erste offizielle Anerkennung. Und der Unterricht konnte in allen Grund schulen Grodens und des Gadertales aufgenommen werden. Am Ende des Schuljahres 1946/47 wurde die bis dahin durchgeführte Schulordnung wieder in Frage gestellt

. Die deutsche Schule war wieder in Ge fahr. Das Unterrichtsministerium hatte durch das Schulamt in Bozen wissen lassen, dass ab 1947/48 anstatt der deut schen die italienische Schule eingeführt würde. Es gab Zusammenkünfte zwi schen politischen Parteien, Vertretern der verschiedenen Gemeinden, des Kle rus, der Lehrerschaft und der Eltern. Am 25. Juli 1947 kam Vizeschul amtsleiter Josef Ferrari nach St. Leon hard/San Linert Badia, um eine Ver sammlung abzuhalten, zu der alle Leh rer des Tales eingeladen

waren. Er mein te damals, es sei illusorisch zu glauben, die Ladiner könnten endgültig auf einer rein deutschen Schule bestehen. Das Unterrichtsministerium würde nie einer Bevölkerung romanischer Sprache eine Schule genehmigen, die im Pariser Ver trag ausschließlich den Bürgern deut scher Muttersprache gewährt worden war. Die Ladiner wurden im Pariser Ver trag gar nicht erwähnt. Ferrari empfahl deshalb, jenen Schultyp anzunehmen, der den Ladi nern die Möglichkeit gab, die deut sche und die italienische Sprache

zu erlernen, ohne das Ladinische zu ver nachlässigen. Es wäre ein Kompromiss zwischen einer rein deutschen und einer rein italienischen Schule. Eine neue Schulordnung, außerhalb der bis dahin experimentierten Schemata, die der Bevölkerung die Möglichkeit ge ben würde, sich schrittweise als dritte Volksgruppe zu behaupten. Von den Anwesenden wurde der Vorschlag Ferra ris lange diskutiert, Vor- und Nachteile wurden abgewogen, wobei auch poli tische und volkstümliche Überlegungen vorgebracht wurden

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Page 38 of 184
Date: 01.04.2008
Physical description: 184
Menschenbildung aufgetragen ist, der kann an Christus nicht vorüber gehen. Das Bild des Menschen findet in Ihm allein seine Vollendung. Oder sollte der humanistischen Bildung das Kreuz eine Torheit sein wie den Heiden? Beitrag Josef Ferraris zur Festschrift „ 75 Jahre Franziskanergymnasium Bozen “. Bozen 1957, S. 20-24. Das Geleitwort des Provinzials, P. Herkulan Oberkalmsteiner, ist datiert mit 15. November 1956. Das Verhältnis Schule - Kultur Schule und Kultur in Südtirol (1957) D er Titel des Themas

Schule und Kultur in Südtirol“ soll nicht be deuten, dass zunächst über die Schule und dann über die Kultur in Südtirol gesprochen werden soll. Denn Schule und Kultur stehen in einer lebendigen Beziehung zueinan der, und zwar so, daß die Kultur auf die Dauer nicht auf die ihr eigene Schule verzichten kann und daß hinwieder die Schule ihre primäre Bedeutung verliert, wenn sie nicht hingeordnet ist auf die einem jeden Volke eigene Kultur. Schu le und Kultur können niemals macht- politischen

Spekulationen ausgeliefert werden, ohne daß nicht tiefe Mensch heitsgesetze verletzt würden. Unser An liegen ist demnach nicht ein politisches, sondern ein tief menschliches, das bis an das Wesen des Menschenseins selbst reicht. Niemals darf die Schule als eine technische Einrichtung angesehen wer den, die von einer Zentrale aus bedient wird - wir denken etwa an den zentra listischen Staat, der das Schulwesen zu einem Staatsmonopol macht; es bedeu tete die Schule aus ihrer dienenden Stel lung

, die ihr der Kultur gegenüber aufge tragen ist, zu einer Zuträgerin des Staates zu machen (der ihr ein kümmerliches Taggeld bezahlt und dies aus den Steuer geldern der Bürger). Die Schule muß in Ihrer Beziehung zur Kultur des Volkes gesehen werden, die Kultur aber wird vom Wesen des Menschen her bestimmt. Der Mensch als personales Wesen ist an- gerafen, sich selbst und die Dinge zu erkennen. Es ist ihm aufgetragen, die geschaffenen Dinge aufzunehmen, sie zu benennen und sie in der Souveräni tät des Geistes

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Page 125 of 184
Date: 01.04.2008
Physical description: 184
des Präsidenten der Republik vom 14. Juni 1955, Nr. 503. 10 Ernst Stimpfl: Der Arbeitsplan des Lehrers im Hinblick auf die neuen Programme, in: „Leh rerzeitung" vom 1. Juli 1956, S. 100. 11 Walter Alber: Entwurf eines Lehrplans für die Grundschule in Südtirol, in: „Schule heute" vom Oktober 1975, S. 15/16. 12 Rundschreiben des Schulamtsleiters vom 7. Juni 1983, Nr. 130. 13 Dekret des Präsidenten der Republik vom 12. Februar 1985, Nr. 104. 14 Landesgesetz vom 30. Dezember 1988, Nr. 64- Lehrplan

für die Grundschulen der Autonomen Provinz Bozen. 15 Broschüre „Lehrplan für die Grundschulen mit deutscher Unterrichtssprache" Hg. Auto nome Provinz Bozen, Assessorat für Schule und Kultur für die deutsche und ladinische Volksgruppe, Fotolito Longo, Frangart/Bozen [1989], S. 3. 16 Anlage zum Gesetzesvertretenden Dekret vom 19. Februar 2004, Nr. 59. 17 Rundschreiben des Schulamtsleiters vom 3. September 2007, Nr. 33/07. 18 Gesetz vom 24. Dezember 1957, Nr. 1254- Einführung der Unterrichtszyklen in der Volks schule

. 19 Karl Seebacher: Die Schülerbeschreibung, in: Kind und Schule. Schulamt Bozen - Didak tische Provinzialstelle 1974, S. 5-12. 20 Artikel 7 des Gesetzes vom 31. Dezember 1962, Nr. 1859- Errichtung der staatlichen Mittelschule. 21 Ministerialrundschreiben vom 20. Mai 1965, Nr. 220. 22 Landesgesetz vom 5. September 1975, Nr. 49: Das staatliche Gesetzesdekret (D.P.R. Nr. 416/1974), an das sich das Landesgesetz anlehnt, sah den Klassenrat in der Grund schule allerdings nicht vor. 23 Gesetz vom 4. August

Nicolussi: Umsetzung der Autonomie der Schulen und der Schulreform in Südtirol, in: P. Höllrigl/R. Meraner/K. Promberger (Hg.), Schulreformen in Italien und ihre Umsetzung in Südtirol. Studienverlag Innsbruck, Eurac Bozen, Public Management/Band 2, S. 202/203. 28 „Die Schule in Südtirol" vom Jänner 1966, Nr. 1, und vom November 1969, Nr. 11, sowie „Schule heute" vom Dezember 1976, Nr. 12. 29 Gesetz vom 4. August 1977, Nr. 517, Art. 2 und Art. 7. 30 Dr. Paul Innerhofer: Schulreform und Inte gration

(Referat), in: Behindertsein in Südti rol - Bericht über die Großveranstaltung vom 1. bis 6. Dezember 1986 in Bruneck. Ahrntal- Druck St. Johann, Herbst 1987, S. 47. 31 Ministerialrundschreiben vom 7. Jänner 1955, Nr. 6/1. 32 Seilziehen um den Stundenplan, in: „Lehrer zeitung" vom 1. November 1951, S. 154. 33 Gesetz vom 5. Juni 1990, Nr. 148, und Arti kel 7 des Landesgesetzes vom 7. Dezember 1993, Nr. 25 - Schulordnung der Grundschule Südtirols. 34 Eine Schule für das Kind. Hg. Deutsches Schulamt Bozen

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Page 102 of 184
Date: 01.04.2008
Physical description: 184
, welches sie auf keinen Fall abtreten wollten. Die Situation an den Schulen blieb gespannt. Die allgemeine Erregung erzeugte feindselige Haltungen gegen über Andersdenkenden. Es gab kein Verständnis und keine Duldung für Meinungen, die von jener der Mehrheit abwichen. Es war eine Zeit, in der die Freiheit durch Demagogie und Gewalt mit Füßen getreten wurde. Wenn In toleranz sich in die Kultur einschleicht und die Schule sich der Ideologie beugt, dann zerbricht in den menschlichen Be ziehungen etwas Wesentliches

, da der Respekt vor dem Menschen und vor der Idee, an die er glaubt, verloren geht. Am 6. Oktober 1947 wurde die Er nennung von Franz Pizzinini rückgängig gemacht. An seine Stelle trat Eusebius Pescollderungg, Lehrer in St. Leonhard/ San Linert, und die Schule blieb weiter hin Deutsch. Die Unterschriftenaktion der Eltern und die verschiedenen Kund gebungen hatten ihr Ziel erreicht. Aber die Diskussion um die Schulordnung ging weiter. Die Schule hatte kaum be gonnen, als Rom wieder aktiv wurde. Mit Beschluss

vom Unterrichtministeri um vom 19. Oktober wurde eine neue Schulordnung festgelegt. In der ersten Klasse sollte der Unterricht auf Ladi- nisch erfolgen. Ab der zweiten Klasse sollte die Schule wieder den Charakter einer italienischen Schule erhalten, mit zusätzlich je einer Wochenstunde Ladi- nisch und täglich einer bezw. zwei Stun den Deutsch. Diese Weisung blieb aber ohne prak tische Wirkung. Die Schule blieb wei terhin Deutsch. Und trotz mehrmaliger Ermahnung und Weisung von Rom be- harrte die Bevölkerung

auf dem Recht, als Bürger von Südtirol ihre Kinder in eine deutsche Schule schicken zu kön nen. Was sie auch taten. Am 16. Mai 1947 war das Dekret des Staatsoberhauptes Nr. 555 genehmigt worden. Es enthielt die Bestimmungen, die in Südtirol den Unterricht in der Muttersprache regeln sollten. Artikel 2 dieses Gesetzes machte die Sprachzu- gehörigkeit der Schüler zur einen oder anderen Gruppe von der Erklärung des jeweiligen Vaters oder dessen Stellver treters abhängig. Auf diese Möglichkeit aufmerksam

gemacht, erklärten sich die ladinischen Eltern der deutschen Volks gruppe zugehörig und verlangten folg lich, ihre Kinder in die deutsche Schule einschreiben zu können. So blieb es weiter bei der deutschen Schule. Bis An fang März 1948 von Seiten des Ministe riums die Diskussion um die Schulord nung in den ladinischen Tälern erneut aufgeworfen wurde. In einem vom 5. März 1948 datier ten Schreiben teilte Schulamtsleiter Mattedi den Direktoren des Gader- und Grödentales die neue Weisung aus Rom

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Page 136 of 184
Date: 01.04.2008
Physical description: 184
auch der bäuer lichen Bevölkerung wurden erschlossen und dieser der Zugang auch zu geho benen Berufen eröffnet. Diese von Josef Ferrari gewünschte und vorgedachte Entwicklung wurde durch günstige staat liche bildungspolitische Maßnahmen wie Bildungsplanung und Einführung der Einheitsmittelschule sowie die Au- tonomisierung der einzelnen Schulen erlaubt bzw. hervorgerufen, die in den Konzepten der einheimischen Kulturpo litik nicht vorgesehen waren. Die Süd tiroler Schule steht im internationalen Vergleich

recht gut da. 20 Die Südtiroler Schule hat die Möglichkeit, zwischen oft recht innovativen, aber auch oft unaus gegorenen und widersprüchlichen Re formansätzen aus dem Süden und den Erfahrungen der Reformpädagogik aus dem deutschen Sprachraum den Weg zu einer Eigenständigkeit zu finden, die der besonderen Situation Südtirols gerecht wird. Den Grund dazu hat Josef Ferrari mit seinen Bemühungen um eine eige ne, mit der muttersprachlichen Kultur verbundenen Volks-, Mittel- und Hö heren Schule gelegt

und Betrachtungen zur Mittel schulreform in Südtirol. In: Schiern Jg. 40 (1966), S. 102-105, und Schulgeschichte, S. 316 ff. 4 Leitartikel „Schule und Landflucht" (gez. H. Mittermair, Brixen) in „Lehrer Zeitung" Nr. 10/1955, S. 73. Vgl. auch „Lehrer Zeitung" Nr. 15-16/1953, S. 111-117. 5 Quelle: Schulamt und Schularchiv Seberich. 6 Belege und nähere Angaben bei Seberich, Schulgeschichte, S. 302 ff. (Studienförde rung), 310 ff. (Ausbau des Mittelschulnetzes), 234 ff. (Stellenwettbewerbe). 7 Quelle: Schulamt

des „Fahrenden Skolasten" 10 forum & schule heute, Beilage zu Heft 1/1990, S. 15. 11 Staatsgesetz Nr. 517 vom 4.8.1977. 12 „Aber es werden doch nicht alle Schulen der Provinz Bozen so sein? - gehört an der Mittel schule „Santifaller" in Kastelruth im Frühjahr 1990. 13 Siehe dazu die aufschlussreiche Broschüre „Integration Behinderter im Spiegel der italie nischen Schulgesetzgebung" hrsg. von Edith Brugger Paggi, Josef Duregger und Irmgard Niederbacher Duregger, gedruckt in St. Jo hann im Ahrntal, ohne Datum

und Erschei nungsort, um 1983/84. 14 Vgl. die Untersuchung von Christian Klicpera: Einige empirische Befunde zur Situation der Mittelschulen in Südtirol. ln:„forum & schule heute" Beilage zu Heft 1/1990, S. 23. 15 Daten aus Schulamt und Schularchiv Sebe rich, ohne die Schüler der Privatschulen. 16 Die Daten des Schuljahres 2007/08 stammen aus dem Schulamt und gelten noch nicht als offiziell. 17 Daten von 1997/98, Berechungen des Lan desinstituts für Statistik (ASTAT) in ASTAT Nr. 80/2000, S. 35 ff. 18 Art

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Page 97 of 184
Date: 01.04.2008
Physical description: 184
gruppe die deutsche Schule zu erhalten, von der Mehrheit der ladinischen Be völkerung selbst, die auf der deutschen Schule bestand. In diesem Spannungs feld von Macht und von verschiedenen entgegengesetzten Meinungen musste sich Ferrari bewegen, in einer poli tischen Situation, die sehr komplex und teilweise undurchschaubar war. In dieser Auseinandersetzung hatte Ferrari kaum Freunde, auf die er sich verlassen konnte, weder in Rom noch in Bozen noch in Ladinien selbst. Abge sehen von wenigen

ladinischen Schul leuten, Priestern, Bürgermeistern (die aber nicht vom Volk gewählt, sondern von der Militärregierung eingesetzt wa ren), konnte er auf wenig Verständnis hoffen. Eher konnte er sich mit dem italienischen Schulamtsleiter Erminio Mattedi beraten, zu dem er ein gutes Verhältnis hatte und mit dem er sich auch in delikaten Fragen offen ausspre chen konnte. Zudem ist zu bedenken, dass Ferrari der höchste Garant der wie dererrichteten deutschen Schule war und als solcher eigentlich die Pflicht

gehabt hätte, das Weiterbestehen der deutschen Schule auf dem gesamten Gebiet des Landes zu gewährleisten, al so auch auf dem Gebiet der ladinischen Täler. Auch weil diese Schule von der Mehrheit der Bevölkerung verlangt wurde. Und gerade da, wohlwissend dass viele ihm nicht folgen würden, ver suchte er den Weg zu beschreiten, der sich dann als der richtige erweisen sollte. Mit viel Geduld und der nötigen Vor sicht versuchte er, in sich selbst Klarheit zu verschaffen. Er war ein überzeugter

Befürworter des muttersprachlichen Un terrichts und ein mutiger Verfechter der deutschen Schule. Und für die Südtiro ler deutscher Muttersprache erreichte er die Schule in der Muttersprache. Für die Ladiner, die nicht deutscher, sondern ladinischer Muttersprache sind, wollte er das Gleiche erreichen. Es schien ihm wichtig, auch den Ladinern das zu ge ben, was die Deutschen erhalten hatten: eine Schule, in der sie ihre Identität und Sprache pflegen und gleichzeitig durch den paritätischen Unterricht sowohl

Deutsch als Italienisch lernen konnten. Das war die Schule, die am 23. August in Pikolein von den Vertretern des Tales gefordert wurde. Aber bis zur Er reichung dieser Schulordnung war der Weg noch lang und kontrovers. Josef Ferrari kannte die Probleme der Ladiner von seiner Kooperatorenzeit in St. Ulrich/Urtijei. Reproduktion Filmstudio Penn, Kastelruth

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Page 168 of 184
Date: 01.04.2008
Physical description: 184
nicht nur an die Hochschulstatistik, als er verschiedene Universitätsstudenten auf die dringende Notwendigkeit der Schaffung einer Hochschülerorganisation ansprach. Er dachte weiter. Letztlich ging es ihm dar um, die Energien der akademischen Ju gend Südtirols für den kulturellen und geistigen Wiederaufbau unserer Heimat in Bewegung zu bringen.“ 29 Damit wird das zentrale Anliegen von Josef Ferrari angesprochen: der Wie deraufbau und der Ausbau der Schule, die die Pflege der Muttersprache sichert und den Aufbau der Schicht

der Intel lektuellen in die Wege leitet und damit die Grandlage für die kulturelle Ent wicklung der Volksgruppe bereitstellt. In seinem Referat bei der ersten Stu dientagung der Südtiroler Hochschüler schaft im Sommer 1957 in Oberbozen hat er das Verhältnis zwischen Schule und Kultur und die Rolle der Mutter sprache analysiert und ausführlich erläu tert. „Denn Schule und Kultur stehen in einer lebendigen Beziehung zueinan der, und zwar so, daß die Kultur auf die Dauer nicht auf die ihr eigene Schule

verzichten kann und daß hinwieder die Schule ihre primäre Bedeutung verliert, wenn sie nicht hingeordnet ist auf die einem jeden Volke eigene Kultur.“ 30 Schule benötigt einen rechtlichen und organisatorischen Rahmen: Dieser Teil der Ausführungen wird von den unzureichenden oder fehlenden recht lichen Bestimmungen und von den organisatorischen Problemen - Lehrer mangel, geringe Übertrittsraten in die Sekundarschulen usw. - bestimmt. Sie beeinflussen jedoch tiefgreifend die kulturelle Entwicklung

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Date: 01.04.2008
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Seiten. Nach 30 Jahren stellen heute hingegen alle mit Genugtuung fest, dass die Integration von behinderten Kin dern und Jugendlichen in der Schule ei ne Selbstverständlichkeit geworden ist. Im Rückblick betrachtet, war das Gesetz 29 , das 1977 die Eingliederung der Schüler mit Behinderung in die Re gelklasse zur Pflicht machte, ein Schritt zu mehr Menschlichkeit und Chancen gerechtigkeit in der Schule. Das Verbot der Aussonderung führte zu einer neuen Qualität der Schulgemeinschaft

, indem es das Verhältnis von Schülern, Eltern und Lehrpersonen positiv veränderte. Der gemeinsame Unterricht von Schü lern ohne und mit Behinderung wirkte sich vorteilhaft auf die Beziehungen der Kinder und Jugendlichen untereinander wie auch auf das gegenseitige Verständ nis der Eltern in der betreffenden Klasse oder Schule aus. Der von vielen befürch tete Leistungsabfall bewahrheitete sich nicht. Doch dürfen auch die enormen Schwierigkeiten, denen die Schule bei der Umsetzung der Reform begegnete, nicht verschwiegen

werden. Denn die Art und Weise, wie die Integration prak tisch verwirklicht werden sollte, war für die Lehrpersonen, auch für die zu die sem Zweck ernannten Stützlehrer, voll kommenes Neuland. Erst nach und nach gelang es, durch Ausbildungs- und Fort bildungsinitiativen, Erfahrungsaustausch und Beratungsangebote auf viele Fragen eine befriedigende Antwort zu finden. Was hat die Integration der Behin derten der Schule gebracht? Professor Dr. Paul Innerhofer, Leiter des Instituts für Angewandte Psychologie

an der Universität Wien, der zur Integration in Südtirol eine zweijährige Untersuchung durchführte, sagte bei einer Tagung 1986 50 : „An erster Stelle ist zu nennen, dass die Schule wieder lebendig geworden ist. Die vie len Probleme, die man den Lehrern mit der Integration aufgebürdet hat, haben die Leh- Heft

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Date: 01.04.2008
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errichtet werden sollten, als eine tü ckische Krankheit ihn aus seinem Schaf fen riss. M it der noch von Ferrari vorbereite ten Errichtung einer Lateinmittel schule in Mals im Jahre 1958 und den gleichzeitig vom Unterrichtsministeri um verlangten Schulentwicklungsplä nen im Hinblick auf eine Reform der Mittelschule beginnt eine stürmische Entwicklung des Südtiroler Mittel schulwesens. In Italien zeichneten sich die Umrisse einer Einheitsmittelschule ab, die in Südtirol zunächst auf Ablehnung stieß

. Eine Individualisierung des Unterrichts sollte jeden einzelnen Schüler gemäß seinen Fähigkeiten för dern. „ Una scuola per tutti e per ciascuno “ lautete die in der Praxis schwer erreich bare Zauberformel. Die neue „Scuola media unificata“, die an die Stelle der bisherigen Lateinmittel schule, der Vorbildungsschule und der Postelementarklassen treten sollte, wur de zuerst ab 1960 in Schulversuchen er probt und schließlich durch das Gesetz Nr. 1859 vom 31. Dezember 1962 zur Regelschule erhoben, die alle Schüler

nach der Grundschule zu besuchen hat ten. Hand in Hand ging eine flächende ckende Schulplanung, die ab 1961 die Errichtung von „Vorbildungsschulen mit dem Versuchsprogramm der Einheitsmittel schule“ in allen Gemeinden mit 5000 Einwohnern, ab 1963 die Errichtung von Mittelschulen in allen Gemeinden mit 3000 Einwohnern vorschrieb. Die Mittelschulreform wurde in Süd tirol alles andere als begrüßt, sondern vielmehr als vom Staat aufgezwungen empfunden. Die Landesregierung hat te immer damit gerechnet, die primäre

Kompetenz auf dem Gebiet des Poste lementarunterrichts und der Berufsaus bildung ausüben zu können. Für eine Schule, von der sie nicht überzeugt war, über die sie nicht verfügte und für die 2. Die staatlichen Schulentwicklungs pläne und die Mit telschulreform 4^ <D =C DERSCHLERN 129

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Date: 01.04.2008
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Anschrift: Dr. Andreas Stoll Erzenrichtstraße 12 39022 Algund weiteren Tätigkeitsbereiche mit vollem Schwung in Angriff zu nehmen. Laut Statut hat das Institut im Dienste für die Schule folgende Aufgaben wahrzuneh men: wissenschaftliche Untersuchungen im Schul- und Bildungsbereich, Beglei tung von Schulversuchen, Entwicklung und Überarbeitung von Lehrplänen, Er arbeitung von Schulbüchern und Lehr mitteln, Planung und Durchführung von Lehrerfortbildung, Unterstützung der schulischen Evaluation

dies auch in Zukunft der Fall sein wird. Dr. Andreas Stoll[ Pädagogikprofessor, von 1984 bis 2002 Direktor der Lehrerbildungs anstalt, jetzt Pädagogisches Gymnasium „Josef Ferrari“, Meran Anmerkungen 1 Ferrari, Josef: Das Schulwesen in Südtirol. In: Südtirol - Versprechen und Wirklichkeit. Hg. Wolfgang Pfaundler, Wien 1960, S. 220 und 222 . 2 Sailer, Oswald: Schule im Krieg. Deutscher Unterricht in Südtirol 1940-1945. Bozen 1985, S. 155-157. 3 Ferrari, Das Schulwesen in Südtirol, a. a. O., S. 226. 4 Kofler, David

50 Jahre Lehrerbil dungsanstalt Meran 1995, S. 16. 7 Mair Pircher, ebenda S. 17. 8 Mair Pircher, ebenda S. 17 f. 9 Ankündigung der Eröffnung der Schule in: Dolomiten vom 31.10.1945, S. 3. 10 Beschluss des Lehrerkollegiums, in: Protokoll der Plenarsitzung des Professorenkollegiums vom 16.12.1963. Archiv des Pädagogischen Gymnasiums „Josef Ferrari" Meran. Schrei ben des Ministeriums für Unterricht vom 10.7.1968, Südtiroler Landesarchiv, Schulamt, Nr. 177/178. 11 Mair Pircher, Zur Geschichte der LBA Meran

, a. a. O., und Grießmair, Franz: Die Anfänge der LBA in Bruneck. In: Festschrift Pädago gisches Gymnasium Bruneck, Bruneck 2007, S. 44 f. 12 Ferrari, Das Schulwesen in Südtirol, a. a. O., S. 232. 13 25 Jahre deutsche Lehrerbildungsanstalt in Meran. In: Schule heute, Jg. 1970, Heft 9, S. 1. 14 Seberich, Südtiroler Schulgeschichte, a. a. O., S. 229. 15 Ferrari, Das Schulwesen in Südtirol, a. a. 0., S. 232. 16 Kofler, Bemühungen des Schulamtes, a. a. 0., S. 45. 17 Washburne, Carleton: La riorganizzazione dell'istruzione

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Date: 01.04.2008
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Vorbereitung auf das deutsche Abitur zu besuchen. Nach bestandenen Prüfungen kehrte ich im Dezember 1940 nach Bo zen zurück. In Südtirol plante man nach dem Einmarsch der deutschen Truppen im September 1943 die Errichtung von Hö heren Schulen für Schüler, die nach der Option die Oberschule für Volksdeut sche in Rufach (Elsaß) und Achern (Ba den) besucht hatten. Es waren die „Ober schule für Mädchen“ in St. Christina in Groden und die „Oberschule für Jungen“ in Wolkenstein. Obwohl ich mein Hoch

gelang es ihm, die deutsche Schule aufzubauen. Schwierigkeiten bereiteten das Feh len von ausgebildeten Lehrern in den verschiedenen Schulstufen und die Be schaffung der erforderlichen Räume. Im Herbst bot mir Herr Ferrari an, zu ihm ins Schulamt zu kommen. Der „Proweditore agli Studi“ hatte seinen Sitz im I.N.A.-Gebäude an der Talfer- brücke, Museumstraße/Ecke Rosmini- Straße, einen Stock oberhalb der Stadt bibliothek. Dem „Vizeproweditore“ stand ein mittelgroßer Raum mit Blick auf die Talfer

im Schulamt tätig zu sein oder in der Schule zu unterrichten. Ich entschied mich für die Schule. Im Sommer 1950 begleitete ich ei ne Mädchengruppe in die Meeresko lonie nach Grado. Eines Tages - gegen Ende unseres Aufenthaltes - kamen zwei geistliche Herren zu Besuch, Herr Ferrari und sein Freund Hubert Stemp- fle Grafjauer. Beide waren gerade aus Chile zurückgekehrt. Hochwürden Stempfle war ein eifriger Priester, der in Südamerika off Hunderte von Kilome tern zurücklegen musste, um die Gläu bigen

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Page 115 of 184
Date: 01.04.2008
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wurden, in Sachunterricht die Wissenschafts orientierung und die Ausrichtung auf funk tionale Aspekte. “ Nach mehrjähriger Erprobung und mehrmaliger Überarbeitung des Ent wurfs erfolgten 1983 schließlich Druck und Veröffentlichung. 12 Nachdem der Staat im Jahre 1985 neue Lehrpläne 13 für die Grundschule er lassen hatte, nutzte auch das Land seine sekundäre Gesetzgebungsbefugnis, um die staatlichen „Programme“ der Son dersituation der Südtiroler Schule an zupassen und nach den eigenen Vorstel

lungen zu ergänzen. Der in jahrelangen Bemühungen erstellte Lehrplanentwurf bildete die Diskussionsgrundlage für das Landesgesetz 14 , das nach Einholen der Gutachten des Landesschulrates und des Staatsschulrates 1988 verabschiedet wurde. Der Landeslehrplan gliederte sich wie folgt: 1. Wesen und Ziele der Grundschule, 2. Eine Schule, die dem Bildungsanspruch des Kindes gerecht wird, 3. Lehrplan und Unterrichtspla nung, 4. Praktische Hinweise zum Lehr plan und Fächerteil. Die drei ersten Teile galten

einheitlich für die Grundschulen aller drei Sprachgruppen, im Fächerteil wich der Text für die deutsche und la- dinische Schule zum Teil erheblich von den entsprechenden Vorgaben des staat lichen Lehrplans ab. Vor allem leuchtet ein, dass das Fach Deutsch und das Fach Heimat- und Umweltkunde ihre eige nen Wege gehen mussten. Der damalige Schullandesrat Anton Zeiger bemerkte nicht ohne Stolz: „So ist dies der erste vollständige und ei genständige Lehrplan einer ganzen Schulstufe

„staatliche Rahmenrichtli nien für die Umsetzung der personen bezogenen Lernpläne“ 16 den vorherge henden Entwurf ab, zumal mittlerweile infolge eines Regierungswechsels die Einführung der siebenjährigen Primar stufe nicht mehr zur Debatte stand. Arbeitsgruppen mit insgesamt ungefähr 100 Fachlehrpersonen überarbeiteten die staatlichen Richtlinien zu den ein zelnen Fächern und fächerübergreifen den Lernbereichen und formulierten sie, der Eigenart der deutschen Grund schule entsprechend, zu „Landesricht

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Date: 01.04.2008
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Vom Klassenlehrer zum Lehrerteam Staat in die Organisation dieses wenig attraktiven Bildungsangebotes ein und legte durch sein Versprechen, für die notwendigen Lehrpersonen zu sorgen, den Grundstein für eine neue Schule, die „mehr als Unterricht“ sein wollte. Das Gesetz 37 sprach von ergänzenden Tätigkeiten und besonderen Unter richtsfächern, die schrittweise zum Auf bau der Vollzeit- oder Ganztagsschule führen sollten, um Schule in ein „Haus des Lernens und Lebens“ zu verwan deln

. Das Konzept dieser neuen Schu le nahm die Reformschritte der darauf folgenden Jahrzehnte vorweg. Während die italienische Schule in Südtirol bereits 1972 die ersten Ganz tagsklassen errichtete und im Laufe der Zeit weiter ausbaute, beschränkte man sich auf deutscher Seite, abgesehen von einzelnen Versuchen in Zusammenhang mit der Betreuung von Kindern mit Behinderung, auf die Einführung von „ergänzenden Tätigkeiten“. Die Ableh nung der Ganztagsschule äußerte sich in der vorherrschenden Ansicht, dass

Nähe und nur einen relativ geringen Prozentsatz an berufstätigen Frauen und Alleinerzie henden gab, so dass der sozialbedingte Druck großteils wegfiel oder verschwie gen wurde. Zudem wies die deutsche Schule im Gegensatz zur italienischen keinen Lehrerüberschuss, sondern einen spürbaren Lehrermangel auf. Doch allgemeine gesellschaftliche Entwicklungen machen vor Südtirol nicht Halt, so wundert es nicht, dass vor einigen Jahren sich ein Sinneswandel anbahnte, der heute der Ganztagsschule neue

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Date: 01.04.2008
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abzufassen und den Abgeordneten zu über geben. Wir erwarten von den P. T. Herrn Ab geordneten der S. V.P., daß sie alles daranset zen werden, um die Schule in Ladinien so zu erhalten und zu festigen, wie der Volkswille wiederholt eindeutig und klar dargelegt bat. Zwiscbenwasser, den 10. Mai 1948 gez. Die S. VP-Vertreter des Tales“. Esfolgen 29 Unterschriften. Zweite Entschließung: „An die Landesleitung der S. V.P. Bo zen. PROTEST Die am 10. Mai 1948 in Zwischenwas ser versammelten Obmänner

der S. V.P. des Gadertales stellen fest, daß H. H. Ferrari, Viceprovveditore der deutschen Schule in Südtirol, die Schulangelegenheiten in Ladi nien nicht nach dem Willen der Bevölkerung und zu deren Zufriedenheit vertreten hat. Durch sein Eintreten für den sogenannten Ladinischen Schultyp hat er dazu beigetra gen, daß der eindeutige Wille der Bevölke rung nicht mehr respektiert wurde, und er hat dadurch einer nicht zuständigen Gegen propaganda und anderen Machenschaften Vorschub geleistet. Mit Befremden

werden, so müssen doch Männer gewählt werden, die Gewähr bieten, daß sie wirklich für die Süd tiroler Sache eintreten und alles einsetzen, um eine wirkliche Autonomie zu erlangen. Zwischenwasser, den 10. Mai 1948, gez. Die Vertreter des Tales “ Josef Ferrari gilt als einer der Grün der der deutschen Schule und als ein un ermüdlicher Befürworter des Gebrauchs und der Aufwertung der Muttersprache in den Schulen der Minderheit. So ver langte er auch für die Ladiner eine eige ne Schule, eben eine „ladinische“ Schu

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