, dazu ist dem Ultramontanismus das beste Werkzeug die Schule. Daß die Schule, um mit Maria Theresia zu sprechen, ein Politikum, das heißt, Sache des Staates sei. will der Ultramonta nismus nie und nimmer anerkennen und der mo derne Staat oder vielmehr die Leiter desselben sind oft kurzsichtig genng, nicht einzusehen, daß eS im eminentesten Interesse des Staates liegt, die Jugend zu tüchtigen, brauchbaren, rüstig vorwärts strebenden Staatsbürgern heranzuziehen, daß dazu aber natur gemäß niemand ungeeigneter
sein kann als ein Mönch oder eine Nonne oder selbst ein Weltgeistlicher, weil alle diese einem streng abgeschlossenen Stande ange hören, der ganz andere Interessen als die staatlichen vertritt. Man hört so oft klagen darüber, daß der reli giöse Zwiespalt in Deutschland heute noch sich oft empfindlich bemerkbar macht, aber statt daß die deut schen Staaten dafür sorgten, daß die Schule, die Volkserziehung endlich im besten Sinne des Wortes national werde, kennen' sie keine angelegen^ lichere Sorge
, als daß die Volksschule, wohl auch die höheren Schulen, streng konfessionell bleiben und ja nicht durch die Schule der konfessionelle Zwiespalt überbrückt werde. Nein, der Staat selbst hilst die konfessionelle Kluft vertiefen und erweitern. Die echte, gesunde Religiosität kann gewiß nicht darunter lei den, daß das Kind in dem Menschen zuerst den Menschen sieht, den Nebenmenschen, sei er welcher Konfession immer, als Menschen achten und lieben lernt. Sind denn die Unterscheidungslehren der christlichen Konfessionen
das Wichtigste und Wesent lichste, die Grundlage aller Sittlichkeit, oder jene Grundlehren des Christentums, die allen Konfessionen gemeinsam sind? Die Schweiz und Holland kennen nur eine öffentliche konfessionslose Schule. Steht etwa dort die allgemeine Sittlichkeit auf einer nie deren Stufe oder haben auch nur die verschiedenen Kirchen darüber zu klagen, daß die Zahl der wahr hast Gläubigen weit geringer sei als ander wärts? Es ist eine traurige Tatsache, daß die An schauungen über das konfessionelle
Schulwesen auf protestantischer Seite geradeso vorurteilsooll und be schränkt sind wie auf katholischer, oder richtiger ge sprochen, ultramontaner Seite. Nur ein Beispiel hiervon. In einem Orte Rord- böhmenS leben nun schon seit mehr als einer Gene ration Katholiken und Protestanten friedlich und ver träglich nebeneinander, die Kinder besuchten gemein sam dieselbe Schule, nur der Religionsunterricht wurde getrennt erteilt; es ist nie die geringste Klage laut geworden, daß die Lehrer nicht den protestan