eilage Mm olksdlatN Nr. 13. Vozen, Samstag, den 13. Februar 1892 Streiflichter auf die moderne Schule. iii. Ehevor wir an der Realschule das politische und volkSwirthschastliche Element ins Auge fassen, betrachten wir noch die religiös-sittlicke Seite derselben. In dieser Hinsicht ist es mit unserer Schule sehr schlecht bestellt oder eigentlich gar nicht bestellt, denn unsere Schule bringt weder das religiöse und noch weniger das sittliche Leben der Kinder ins Gedeihen, wie wir haar klein
an, so entsteht der Aberglaube. Leü yusles prinoipes, tales eives. Wenn die großen Pädagogen es so machen, um wie viel besser werden die kleinen Lehrer sein? Um nichts, um gar nichts. Dies bezeugen die vielen liberalen Lehrertage. Wir sprechen hier natürlich nicht von den Ausnahmen, welche zum Glücke in Tirol noch die Regel sind, wie sich letzthin bei der Gründung des katholischen Lehrervereins gezeigt hat. Wie eine solche Schule thatsächlich die Sittlichkeit des Volkes heben soll, können wir nicht begreifen
sich den Plunder um alles Andere.' Gewisse Wohlverhaltungs- regeln, wie die Reichen sie Üben, diese gehören in die AnstandS- und Komplimentirbücher, sind aber keine Moral. Die Moral ist ein religiöses Produkt und niemals wird eS eine Moral ohne Priester geben. Man entgegnet von liberaler Seite, daß der Kirche Einfluß auf die Schule genug gegeben sei. Wenn man der Religion als Fachgegenstand nur 2 Stunden in der Woche einräumt, im Uebrigen sich aber um Gott und Christenthum nicht kümmert, so genügt
zu geben. Wo eine solche religiöse Verkommenheit sich bemerkbar macht, können wir auch auf sittliche Anarchie ge faßt sein. Die Sache ist auch wirklich so, indem der Materialismus mit seiner Nützlichkeitstheorie immer mehr in die Halme schießt. Daß die Schule einen großen Theil der Schuld — etwas Schuld liegt auch in der Vernachlässigung.der häuslichen Erziehung — an all dem sittlichen Elende trägt, geben selbst manche redliche Liberale zu. Dr. Wagner, ein liberaler Be zirksschulrath, schildert
das sittliche Chaos, welches die Neuschule geschaffen hat, folgendermaßen: „An dem in der Sckule dominirenden Schwindel, an der Ober flächlichkeit, mit welcher über die heiligsten Interessen hinweMlacht gn der Genußsucht, dem Leichtsinne, der die Massen beherrscht vom oben bis unten, ist die Schule mitschuldig daran. Sie ist auch mitschuldig daran, daß die Pietät gegen die Eltern, die Heiligkeit des Familienlebens und das Rechtsgefühl im Abnehmen begriffen sind. Aus unsern Schulen geht ein Geschlecht hervor