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Literature Archive
Category:
Sekundärtext: Bericht
Year:
01.04.2000
Aus der vollen Leere schöpfen
"Eigentlich sollte es leer bleiben!" Das ist die häufige Meinung der Besucher, die ins neue Jüdische Museum Berlin kommem. Noch ist es leer und wird zumindest ein Jahr noch leer bleiben. Was ist das Besondere an diesem Haus? Was fasziniert an seiner Leere?
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Author: Bernhart, Toni
Date: 2000.04
Source: Kulturelemente – Zeitschrift für aktuelle Fragen, Nr. 20, 4
Articletype: Sekundärtext: Bericht
Keywords: Architektur; Kunst
Authormap: Bernhart, Toni Texte
Location mark: 0061_041
Dokumentationsstelle für Neuere Südtiroler Literatur Weagensteinstr. 12 - Tel. 977037 39100 BOZEN Toni Bernhart Lj/] Aus der vollen Leere schöpfen „Eigentlich sollte es leer bleiben!” Das ist die häufige Meinung der Besucher, die ins neue Jüdische Museum Berlin kommen. Noch ist es leer und wird zumindest ein Jahr noch leer bleiben. Was ist das Besondere an diesem Haus? Was fasziniert an seiner Leere? Jüdisches Museum Berlin, Fassade: Zerfurchte, geschundene Haut des jüdischen Volkes Literatur

Der Architekt heißt Daniel Libeskind, geboren 1946 in Lodz, Musikstudium in Israel, Ausbil dung zum Architekten an der Union Cooper School in New York. Er war bekannt als Theo retiker und Architekturkritiker, hatte aber noch kein einziges Gebäude erbaut, als er im Som mer 1989 als Preisträger aus dem Architektur wettbewerb für den geplanten Bau hervorging. Das war vor über zehn Jahren. Und die Berli ner Mauer stand noch. Und Berlin West hatte noch kein Jüdisches Museum, während in Ber lin Ost Erich

Honnecker schon 1986 auf den Kriegsruinen der Neuen Synagoge den Grund stein für das Centrum Judaicum in der Oranien burger Straße gelegt hatte. Ursprünglich war Libeskinds Neubau als Er weiterung des Berlin Museums (Stadtmuseum für das ehemalige Berlin West) vorgesehen. Lediglich ein Schwerpunkt darin sollte die jü dische Abteilung sein. Im Laufe der Jahre hat sich die Stiftung Stadtmuseum aus dem Ge bäudezurückgezogen. Lange politische Debat ten sind damit einher gegangen. Im Herbst 1998

hat sich die Stiftung Jüdisches Museum konstituiert. Diese verwaltet und gestaltet heute das Museum. Eigentümer des 120 Mio. DM teuren Baus ist das Land Berlin. Libeskinds Entwürfe waren durchschlagend. Die Geschichte des deutschen Judentums des 20. Jahrhunderts war geprägt vom Holocaust, und dieser war Teil der Geschichte der jüdi schen Familie Libeskind. Wie eine frische, wie der sichtbare Wunde stand der Holocaust, zu einem Gebäude geworden, mitten im Berlin der neunziger Jahre. Das Untergeschoss hat drei Gänge

und an einen anderen Ort führt, in Unbekanntes, Unheimliches, Ge heimnisvolles. Das Haus hat zwei Innenräume, die begehbaren Flächen für die Ausstellungen und die leeren, ausgesparten Räume „hinter” den Wänden, die nicht begehbar sind. Architektur steht in einem Kontext. Diesen Kon text hat Libeskind gedanklich gestaltet. Nicht die Architektur der umgebenden Gebäude in spiriert den Bau, sondern die Geschichte der Stadt Berlin, in der das Haus steht. Der Archi tekt hat dazu zwei Linienraster entwickelt. Ein mal

1
Literature Archive
Category:
Essay
Year:
01.01.2012
Neulich
Kolumne
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Author: Maier, Andreas
Date: 2012
Source: Volltext - Zeitschrift für Literatur, Nr. 3, 9
Articletype: Essay
Authormap: Maier, Andreas Texte
Location mark: 0536_029
SEITE 9 KOLUMNE VOLLTEXT 3/2012 ZCÜZ 2BTZFÖ^'J""W~ N3Z09001-69'SI- assBj).su|9isu86D9/v\ Neulich VON ANDREAS MAIER jjni0.:0||j iO;OJi*paS ÖJ3PS N3Z08 i 1131SSN0llViM3^n^0a .029 Teulich wurde ich gefragt, ob der Mensch ein soziales Wesen sei. Das war in Dänemark, näher gesagt in Ko penhagen, in einer Bar namens Berlin. Ob der Mensch nicht dafür da sei, gemeinhin in einer Gruppe mit anderen zu funktionieren. Ich schaute den Fragenden, einen Journalisten, wohl etwas zu lang etwas zu fragend

. Wir waren ja nicht zuletzt in einer Bar namens Berlin. Die hatte sich der Interviewer eigens für mich ausgesucht. An der Wand hingen Poster und Fanartikel von Hertha BSC Berlin. Wir tranken Bamberger Rauchbier. Wie soll ich mir das vorstellen, dass ein Mensch in einem Kollektiv funktio niert? Was heißt überhaupt Mensch? In einem Kollektiv ist man kein Mensch. Da ist man nicht so, wie einen der liebe Gott geschaffen hat. Der liebe Gott hat keine Kollektive geschaffen. Er hat seine Schöpfung geschaffen, die in erster

das sagte ich natürlich nicht. Ich konnte mich sowieso nicht so gut kon zentrieren, denn im Hintergrund liefen die Prinzen. Ich wär so gerne Millio när. In Kopenhagen. Ich schaute auf die Bierliste. Dort standen etwa hundert Sorten Bier, alle deutsch. Nur mein oberhessisches Licher stand natürlich nicht darauf. Was ist ein Heimatgefühl? Vielleicht wollte der Interviewer mir ja ein sol ches verschaffen und hatte mich deshalb in diese Bar „Berlin“ geführt. Er er zählte, die Kopenhagener fänden Berlin toll

sage ich, ich komme aus der Wetterau. In der Wetterau sage ich, ich bin Friedberger. In Friedberg sage ich, ich komme aus dem Barbaraviertel. Im Barbaraviertel sage ich, ich komme aus dem Mühlweg. Im Mühlweg sage ich, ich bin ein Maier.“ Den Maiers sage ich, ich bin eigent lich ein Boll, aber so weit ging Phil Lynott nicht. In Berlin sagen sie alle, sie seien aus Berlin. Die differenzieren da nicht so. Über der ganzen Stadt Berlin liegt ein Erzählverbot, wie ich in letzter Zeit fest gestellt

habe. Wenn all die Berliner ihre Herkunftsorte nennen sollen, schauen sie immer so verschämt auf den Boden wie ein Junge, der genau weiß, was er wieder einmal verbrochen hat. Paderborn! Erwischt! Osnabrück! Das Erzählverbot liegt darin, dass alle Berliner Biografien erst an dem Punkt beginnen, an dem die betreffenden Menschen in Berlin angekommen sind. Es gibt keine Kindheitserzählungen, keine Jugenderzäh lungen, nichts. Ich kenne ihre Familien nicht, ich kenne ihre Häuser nicht, ich kenne ihre ersten

2
Literature Archive
Category:
Essay
Year:
01.06.2008
Die Künste und die Wissenschaften im Dialog
Der Weg der Universität der Künste Berlin
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Author: Bernhart, Toni
Date: 2008.06
Source: Kulturelemente – Zeitschrift für aktuelle Fragen, Nr. 75
Articletype: Essay
Involved person: Rennert, Martin
Involved organisation: Distel-Vereinigung
Authormap: Bernhart, Toni (Bernhart, Anton)
Location mark: 0060_071
es konnten wertvolle Ideen und Vorschläge ge sammelt werden. Der aus der Befragung und weiteren vorberei tenden Recherchen resultierende Bericht dien te daraufhin als Gesprächsgrundlage für die Ta gung „Graduiertenschule. Die Künste und die Wissenschaften. Denken über Zukunft“ (14.-15. Juni 2007), die durch den Deutschen Akade mischen Austausch Dienst (DAAD) gefördert wurde. Auf der Tagung diskutierten Lehrende der UdK Berlin, internationale Gäste und über 100 Besucher über die Idee

einer Graduiertenschu le für die Künste und die Wissenschaften und die Verbindung von Kunst und Wissenschaft im All gemeinen. Spätestens hier wurde deutlich, dass die UdK Berlin mit ihrer Graduiertenschule einen ande ren Weg einschlagen wird als beispielsweise „doc-ARTES“ und ähnliche Projekte im Ausland. So verzichtet sie auf die Verwendung des For schungsbegriffs, der - im Deutschen noch mehr als „research“ im Englischen - ein durch die Wissenschaft geprägter Begriff für eine wissenschaftliche Tätigkeit

ist. Ebenso wendet sie sich von der Verleihung eines künstlerischen Doktortitels ab: Denn die Attraktivität muss aus der Beschäftigung mit brennenden Fragestel lungen resultieren, nicht aus einem Titel. Dies sind zwei Punkte aus dem vor kurzem fertig gestellten Konzeptpapier der Arbeitsgruppe Graduiertenschule, an der Professorinnen und Professoren aller vier Fakultäten (Bildende Kunst, Gestaltung, Musik und Darstellende Kunst) und des Zentralinstituts für Weiterbildung der UdK Berlin beteiligt

wollen. Anders als an den forschungszentrierten wis senschaftlichen Graduiertenschulen spielt die Lehre an der UdK Berlin eine wichtige Rolle. So ist die Teilnahme an der Graduiertenschule an einen Lehrauftrag gekoppelt. Durch diese Lehr projekte verbalisieren und validieren die Teil nehmer nicht nur ihre Projektergebnisse, son dern sie verbinden auch die Graduiertenschu le mit sämtlichen Fakultäten der Universität und geben den Studierenden Einblicke in transdis ziplinäres und intermodales Arbeiten. Damit die Arbeit der Graduiertenschule

zwischen der UdK Berlin und der Kulturlandschaft in Berlin, Europa und der Welt dienen“. Auch der Abschluss ist mit dem einer wissen schaftlichen Graduiertenschule nicht zu ver gleichen: Statt eines akademischen Grades ver leiht die Graduiertenschule das Teilnahmezer tifikat „Absolvent/in der Graduiertenschule für Pilotphase im Herbst Ab November 2008 wird die UdK Berlin in einer Pilotphase das Konzept der Graduiertenschule in der Praxis erproben. In dieser werden bis zu fünf Teilnehmer zwischen November 2008

3
Literature Archive
Category:
Porträt
Year:
09.10.1994
"Die Literatur…ist alles"
Leben zwischen Berlin und Laas - Ein Porträt des Schriftstellers Franz Tumler
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Author: Pedri, Boris
Date: 1994.10.09
Source: Zett – Die Zeitung am Sonntag, 17
Articletype: Porträt
Keywords: Porträt
Authormap: Tumler, Franz 2
Location mark: 1027_037
r 9. Oktober 1994 jsssssss£t S£aar«*'«w LITERATUR ~l7 Berlin, Karlsruher Straße 7. Die Woh nung ist geräumig, viele Bücher, ein paar Bilder, Plakate an den wänden. Die Rolläden sper ren das grelle Son- nenlicht in den Hinterhof, es ist so heiß an diesem Sommertag. Wir sitzen in der Kü che, und Franz TUmler raucht. Hin ter den hellblauen Behält SÜdtirOl im AUQe: Die Stoffe für seine Romane holt sich Franz Turnier zumeist in Südtirol, obwohl der heute 82jährige Schriftsteller das Land bereits

als Kind verlassen hat. Heute lebt der gebürtige Laaser in Berlin. Foto: bp Die Literatur... ist alles!" Rauchschwaden Leben zwischen Berlin und Laas - Ein Porträt des Schriftstellers Franz Tlimler zeichnet sich das Bild eines altgrie chischen Philoso phen ab. An Sokra tes mußte ich gleich denken, wie er vorsichtig durch die Türspalte lugte, ein „wer da?" brummend, mit seinem markanten, bärtigen Gesicht und dem wirren Haar. BERLIN. Nur so gesprächig ist Franz Turnier nicht wie jener, von dem Xenophon

. Der Gedichtband „Das Zerteilen der Zeit“ etwa enthält viele Ge dichte, die teilweise aus früheren Sammlungen entnommen und vom Autor neu verfaßt wurden. Ich habe mich nun ernsthaft gefragt, was denn der Begriff „Hei mat“ für einen Menschen wie Franz Turnier bedeuten kann, der es vor es vorgezogen hat, freiwillig im Exil zu leben. Und welche ist Turniers Heimat: Südtirol, Linz oder Berlin? Franz Turniers Vater war aus Schlanders. Er lebte als Latein- und Griechischprofessor in Bozen, doch schon bald zogen sei

ne Frau und der einjährige Sohn nach Österreich zu den Groß eltern. Aber lassen wir den Autor selbst erzählen. „Heimat“ ist für den Schrift steller eine Anschauung, die in ihrem Wert und ihrer Bedeutung wechselt. Ein Fixpunkt, der sich wenig verändert, der immer etwas problematisch bleibt. Berlin bei spielsweise ist für Franz Turnier am wenigsten „Heimat“, obwohl er hier lebt, über die Hälfte seines Lebens hier verbracht hat. „Mein Vater ist früh gestorben, meine Mutter stammte aus Öster reich

, so bin ich in Österreich aufgewachsen. Ich war in Südtirol immer nur auf Besuch, auf Besuch bei Verwandten oder Freunden, ich habe immer nur eine Zeitlang - vielleicht einmal ein Vierteljahr - dort gelebt... Nach Berlin kam ich aus privaten Gründen. Meine Frau lebte in Berlin, ich in Österreich - meine geschiedene Frau. An die Stelle der privaten sind dann die literarischen Bindungen getreten, haben überhandgenommen. Ich stand und stehe in regem Kontakt zur Berliner Kulturszene. Durch mein Älterwerden

4
Literature Archive
Category:
Primärtext: Prosa
Year:
23.09.1961
Hier in Berlin, wo ich wohne
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Author: Tumler, Franz
Date: 1961.09.23
Source: Frankfurter Allgemeine , Nr. 221
Articletype: Primärtext: Prosa
Authormap: Tumler, Franz Texte
Location mark: 1029a_014
DOKUMENTATIONSSTELLE BOZEN [n euere südtiroier jilerorur) Weggensteinstrasse 12 - 39100 BOZEN Tel. - Fax 0471-97 70 37 Nummer 221. FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Hier in Berlin, wo ich wohne Es’ war noch im Sommer, zu Anfang August. Ich nahm von einem Bekannten aus Westdeutschland Abschied, einem jungen Stu denten, der drei Semester’ lang in Berlin ge wesen war. Er mußte zurück in die kleine Universitätsstadt drüben, in der seine Eltern lebten. Anders konnten sie sein Studium nicht finanzieren

, die sich so nicht wiedergeben lassen, weil zu ihnen der Augenblick gehört: Wir saßen in einem Café- und sahen auf die Menschen draußen, für die ein gewöhnlicher Tag zu Ende ging, nicht einer des Abschiednehmens! Er sprach von seinen anderthalb Jahren hier in Berlin, und was ihm die Stadt gegeben habe in die ser Zeit. Sie hatte es ihm zu Anfang nicht leicht gemacht; er war an die fest überliefer ten Verhältnisse der Provinzstadt gewöhnt; zu ihr gehörte ein deutlicher Horizont. Aber hier plötzlich

waren und in Berlin studierten, und nun, nach Semester schluß, zusammengedrängt in diesen Tagen, Von Franzi rnänd mehr; langsam kam Bewegung in die Zurückgebliebenen, sie drängten gegen den Ausgang. Da sah ich, daß es alles Leute wa ren, die jemand an den Bahnhof gebracht hat ten. Das kannte ich von anderen Orten nicht. Dort waren nie so viele Menschen bei einem Zug. Aber hier gab.es Stauung und Gedränge,, und dann die Treppe hinab ein Zürufen und Suchen zwischen einzelnen, die abgetrennt worden

als .anderswo, ständen aber da, weil es, wenn jemand von Berlin abreiste; eine Trennung war über eine weite' Strecke hin; und ein Abschied, der mehr Gé- wicht hatte als dort, wo eine Reise in zugäng licher Nachbarschaft dahinging von Ort zu Ort. Ich dachte än meinen Bekannten, wie er im Abteil saß ünd wie der Zug dahirifuhr; aber erst an den Familien ringsum sah ich, was es bedeutete: Abschied und Zusammen gehören. .. * Ich ging an dem Abend noch nicht nach Hause — es war schönes Wetter und"’ eine klare

in der Stille. Und nun war die Bühne leer; nur ihr Name war noch da: „Traumreise“, auf der weißem Tafel drüben. Ich ließ ,mir Zeit in der warmen Sommer nacht, so verging noch einmal eine Stunde; und als ich in meine Wohngegend kam, zeigte sich schon eine erste Spur Helligkeit auf dem Himmel. Ich kannte diesen Unterschied zum Süden und wußte, wie kürz im Sommer in Berlin die Nächte sind; sie nähern sich schon den nördlichen Nächten und dauern nur we nige Stunden. So kam auch jetzt, auf meinem Heimweg

5
Literature Archive
Category:
Primärtext: Prosa
Year:
04.07.2009
Schildkröte im Bombenhagel
Schildkröte im Bombenhagel, aufgelesen von Herbert Rosendorfer
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Author: Pillau, Horst
Date: 2009.07.04
Source: Dolomiten – Tagblatt der Südtiroler, Nr. 151, 31
Articletype: Primärtext: Prosa
Keywords: Kurzprosa
Authormap: Rosendorfer, Herbert Literatur am Samstag
Location mark: 0847b_068
N eunzehnhundertvier- unddreißig, da war ich zwei Jahre alt, zogen wir von Wien nach Ber lin, weil die Arbeitslosigkeit in Österreich noch größer war als die in Deutschland. Meine Mutter war Wienerin, mein Va ter Deutscher, Reichsdeutscher, er erhielt in Berlin zu Anfang wertschaffende Arbeit, das war eine Art/Notstandsprogramm, und wir lebten erst einmal in einer Hinterhofwohnung in der Potsdamer Straße, nahe der früheren Potsdamer Straße 134c, wo der preußische Na tionaldichter Theodor

müssen. Am ersten September 1939, seit vier Uhr morgens, schrie Adolf Hitler, werde mm endlich zurückgeschossen, kam der Krieg gegen Polen, der dann zum Zweiten Weltkrieg wurde. Das Schönste am Krieg war der morgendliche Schulgang, da hatte ich den Blick auf den Bürgersteig gerichtet und sam melte die Granatsplitter der Flak, also der Fliegerabwehr kanonen ein, die in der Nacht vom Himmel geregnet waren, wenn die feindlichen Bomber in endlosen Pulks über Berlin flogen. Die Sphtter waren fas

ich immer an die Bombennäch te von damals. Die ersten Worte meines um ein paar Jahre jün geren Schwagers waren Alarm, Bombe und Irene, also Sirene. 1942 wurden mein jüngerer Bruder und ich ohne Karoline zu einer Tante nach Wien ge schickt, meine Eltern blieben aber in Berlin. Die Tante lebte ihrer Pflicht, aber sie lachte nicht und war streng. Wir mussten um Punkt acht zu Bett. Unser Zimmer war nicht geheizt. Im Winter erhielten wir einen heißen Thermophor, eine mit Wasser gefüllte Wärm flasche

, weil ich ja Karoline nicht hatte. Denn mein Wiener Vetter hatte mir gesagt, ich würde nicht in den Himmel kommen, weil ich nicht katholisch sei. Also in die Hölle, dachte ich und lag nachts lange wach. Die beiden Elefanten aber glaubten das nicht und machten mir Hoff nung. Karoline musste in Berlin bleiben, aber mein Klassenka merad Walter S. besaß eine Schildkröte, um die ich ihn be neidete. In den Sommerferien 1943 sollte er mit seiner Mutter an den Semmering fahren, ich fragte, ob ich seine Schildkröte pflegen

ich, dass wir kein Kin- derzimmer mehr hatten und die übrige Wohnung auch nicht. Ich saß während der Messe in der Hardegger Dorf kirche und weinte um Karoline. Sprengbomben und sogar Luftminen würde Karoline mühelos überstanden haben, die acht Brandbomben auf un ser Haus aber nicht. 1954 fuhr ich mit zwei Freunden im VW-Käfer von Berlin bis nach Basra und zu rück. Bagdad, Basra und Beirut waren damals die friedlichsten Städte der Welt. Beirut war das Paris des nahen Ostens, im Irak herrschte ein König

6
Literature Archive
Category:
Primärtext: Prosa
Year:
08.11.2008
Der Flug nach Bozen
Der Flug nach Bozen, aufgelesen von Herbert Rosendorfer
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Author: Pillau, Horst
Date: 2008.11.08
Source: Dolomiten – Tagblatt der Südtiroler, Nr. 259, 12
Articletype: Primärtext: Prosa
Authormap: Rosendorfer, Herbert Literatur am Samstag
Location mark: 0847b_061
. Schwacher Wind kam aus Westen, der würde den Flug nach Bozen, den er mit vier Stunden Flugzeit berech net hatte, nicht verlängern. Er startete, blickte kurz nach Berlin hinüber, also zu Nina, kurvte dann nach Süden und sah nach zehn Minuten bereits die silbrig glitzernde Elbe. Überflog Wittenberg, die Lu therstadt. Hier, so hatte der Sohn seines Intendanten neu lich im Deutschaufsatz ge schrieben, hatte Martin Luther sein berühmtes Protestfax an die Kirchentür geheftet. Zwischen Leipzig und Dres

berühmte Bibliothek war nach dem Brand in so großer Schön heit wiedererstanden, dass er bei seinem ersten Besuch da nach den Lesesaal betrat und erst einmal vor Bewunderung erstarrte. Nina, in Berlin, hatte jetzt Probe. Sie spielte die Franzis ka. Franziska in der Minna von Bamhelm. Es war ihre Rolle. Nina würde die Zuschauer ver zaubern, Männer wie Frauen. Er überflog die ehemalige deutsch-deutsche Grenze und staunte, wie immer, dass er nicht von den Grenzern be schossen wurde. Er passierte Hof

. Nina würde heute Besuch bekommen, Tom aus Falls Church, Virginia, ihre erste Liebe. Ihren ersten Mann. Tom hatte eine Konferenz in Berlin. Nina hatte einmal gesagt, man solle das Körperliche nicht so wichtig nehmen. Er überflog Ingolstadt und meldete sich bei München-Ra dar zum Überflug des Mün chener Flughafens. Mün chen-Radar gab ihm die Höhe. Die Lotsen des alten Münche ner Flughafens Riem hatten sich immer mit „München To wer, Grüß Gott! “ gemeldet, sei nes Wissens der einzige Flug hafen

es kein Win terhalbjahr, das acht Monate dauerte, Leichtigkeit, Sonne, Wärme, nicht ewig Nebel und ewig Kälte. Er hatte auch kein Heimatgefühl, das ihn an Berlin band. Aber Heimat, das war für ihn Sprachheimat, er brauchte die Sprache der Leute um ihn herum, für die er inszenierte. R. hatte einmal geschrieben: Eu ropa nördlich des Alpenhaupt kammes ist im Grunde unbe wohnbar. Das stimmte, aber je der musste dort leben, wo er hingehörte. Und vielleicht wür de der Klimawandel ohnehin bald den Süden

. Er hatte aber noch Höhe genug, um den Brenner zu überqueren, folgte der Auto bahn und flog, da die Wol kendecke absank und der Kar wendel zu war, das Inntal ent lang. Bei Kufstein kam er, in genau fünftausend Fuß Höhe dicht an einer Hütte auf der linken Seite am Sonnberg vor bei, die ihm bekannt war. Berg steiger saßen davor auf den Bänken am lisch im Freien Horst Pillali wurde 1932 in Wien geboren und wuchs in Berlin auf. Nach dem Studium der Publizistik und Germanistik in Berlin und Innsbruck wird er ein äußerst

7
Literature Archive
Category:
Nachruf
Year:
31.10.1998
Zu Lebzeiten verschollen
Zum Tode des "Vaters der Südtiroler Literatur"
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Author: Mair, Georg
Date: 1998.10.31
Source: ff – Das Südtiroler Wochenmagazin, Nr. 44, 46-51
Articletype: Nachruf
Keywords: Nachruf
Authormap: Tumler, Franz 3
Location mark: 1028_046
Turnier in Würde ster ben konnte, wie es so schön heißt - in einer „anthroposophisch er weiterten“ Klinik auf der Havel höhe, wo die Sonne ins Zimmer schien und die Terrassentür auf die Wiese führte (es war ein schöner Herbst in Berlin). Auf dem Schreibtisch des Franz Turnier liegen Stücke Laa- ser Marmors; mit seinen Laaser Verwandten - den Verwandten seines Vaters - pflegte Turnier bis zuletzt einen herzlichen Kontakt. Warum also Berlin? „In Berlin ist alles normal, was sonst nirgends läuft“, sagt

Sigrid John. „Es war kein Zufall, wer nach ‘45 nach Berlin kam und von Berlin wegging - das war ein be sonderes Völkchen.“ „ln Deutschland ist dieses komische Berlin der einzige Ort, wo man leben kann“, sagt Sigrid John. Sie wurde in Prag geboren und bald darauf „vertrieben“. Sie kann sich an Haufen von to ten deutschen Soldaten erin nern. „Das war auch ein Grund, warum er und ich immer in Berlin geblieben sind. Ich hätte ja nicht gewusst, sonst, wo ich hin soll“ - und wahrschein lich hätte

es auch Franz Turnier nicht gewusst. Im geteilten Berlin und im Berlin der radikalen Studenten muss es nicht leicht gewesen sein, eine NS- Vergangenheit zu rechtfertigen. Franz Turnier hat es gar nicht ver sucht. Sigrid John, damals Mitglied des SDS, des Sozialistischen Stu dentenbunds, „eine linke Intellek tuelle“, hatte schon ihre Probleme damit. Sie hat dann Psychologie studiert, arbeitet heute als Psycho therapeutin, und sagt über Turniers Anpassung in der Nazizeit: „Ich glaube, ich habe den Schlüssel

Schriftsteller, 1941 wird er zur Marine eingezogen. Anfang der 50er zieht Turnier nach Berlin und lebt dort bis zu seinem Tod in einer kleinen Wohnung in der Nähe des Kurfürstendamms. Seine wichtigsten Werke sind„ Das Tal von Lausa und Duron“ (1935), „Der Mantel“ (1959), „ Volterra“ (1962), „Aufschreibungaus Trient“ (1965) und „Das LandSiidtirol“ (1971). Bis auf das Letztere ist keines mehr im Handel erhältlich. Einen guten Überblick über Turniers Schaffen gibt das Lesebuch „Abergeschrieben gilt

8
Literature Archive
Category:
Interview
Year:
30.03.2000
"Man soll lachen können, weil einem zum Weinen zumute ist"
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Author: Kötz, Kathrin
Date: 2000.03.30
Source: Neue Südtiroler Tageszeitung, Die, Nr. 65, 14
Articletype: Interview
Keywords: Theater
Authormap: Obexer, Margareth (Obexer, Maxi) Theater- und Hörstücke
Location mark: 0693_003
Do 30.3.2000 Nr. 65 Tag eszeitung DOKU B „Man soll lachendcönnen, weil einem zum Weinen zumute ist u Eine in Südtirol bislang weitgehend unbekannte Autorin aus Feldthurns lässt in Deutschland und Österreich aufhorchen: Margareth Obexer. Die Tageszeitung sprach mit der jungen Theaterautorin, die seit mehreren Jahren in Berlin lebt. sprach besser halten. Darüber hin aus finde ich nichts spannender als das Sprechen beziehungsweise das, was im Sprechen nicht gesagt

war. Ich habe lediglich mit meinem Re gisseur gesprochen, der mir mitteil te, dass es gut angekommen sei. Ich freue mich über jeden interessanten Spielort, bin aber auf kein Publi kum, auch nicht auf das Südtiroler, gerichtet. Interview: Kathrin Kötz Margareth Obexer (kk) Seit mittlerweile sechs Jahren lebt die 29-jährige, in Brixen geborene, Margareth Obexer in Berlin. 1994 erhielt sie ein Stipendium der Theater werkstatt des Literarischen Colloquiums Berlin. In dieser Zeit entstand das Stück „Gelbsucht

“, das teilweise 1995 als szenische Lesung am Berli ner Maxim-Gorki-Theater auf geführt wurde. Ein weiteres Stipendium der Akademie der Künste Berlin ermöglichte Margareth Obexer die Arbeit an Stücken, die inzwischen auch aufgeführt worden sind. „Die Liebenden“ wurde 1999 vom WDR als Hörspiel produziert und auch vom Deutschlandfunk ausgestrahlt. Margareth Obe xer wurde auf der Hörspielta gung in Rust (Österreich) für dieses Stück mit zwei Preisen ausgezeichnet. Nach den bis lang vor allem szenischen

in Berlin und wie hat es Sie in die deutsche Hauptstadt verschlagen? Margareth Obexer: Ich lebe seit etwa sechs Jahren in Berlin. Es war nicht das Theater, das mich nach Berlin verschlug. Wien bietet viel gutes Theater. Was fasziniert Sie an dieser Stadt? Nach zwei Jahren in Wien ent schloss ich mich, nach Berlin zu zie hen, weil mir Wien nicht fremd und nicht neu genug war. Vor allem aber war ich unruhig, neugierig und voll er Gestaltungsdrang. In Berlin war es genau diese Luft, die mir entge genblies

9
Literature Archive
Category:
Essay
Year:
06.07.1991
Berlin und das Gewissen
Eine Reise durch die geistige Verfassung einer neuen Nation
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Author: Locher, Elmar
Date: 1991.07.06
Source: Mattino, Il, Nr. 51
Articletype: Essay
Authormap: Locher, Elmar
Location mark: 0500_004
r r~ BÜCHER altS&f SP,£l£ mülile mus/k Sparkasse-Straße 11/A 39012 MERAN - Tel. 0473/32189 Gegenüber der Sparkasse 004 r r~ BÜCHER aitici SP,£L£ mume musik Sparkasse-Straße 11/A 39012 MERAN - Tel. 0473/32189 Gegenüber der Sparkasse Preis bei separatem Verkauf: Lire 200.- Verantwortlicher Direktor: Paolo Pagliaro Tageszeitung 1. Jg., Nr. 51, Samstag, 6. Juli 1991 Ermächtigung Landesgericht Nr. 703 Druck: STT S.r.l. Trento -Versand im Postabo. Gr. 1/70% Berlin und das Gewissen » Eine Reise

durch die geistige Verfassung einer neuen Nation Elmar Locher ■ 27. 5. 91 Im Anflug auf Berlin Neben mir zwei Fluggäste, die mir schon in der Flughalle als Architekten aufgefallen waren: übergroße Mappen und Gesprächsfetzen. Nun, vom Start bis zur Landung in Berlin, entwirft der eine von ihnen einen Text zum Projekt. Es handelt sich um die Nikolaikirche im ehemali gen Ostteil der Stadt. Es geht um Verbindungs linien zum historischen Stadtteil hin, Legitimierungen zu den vorzulegenden Plänen in Wort

- und Begriffsfeldern: Säulen, Garten platz, Begrünung, Überdachungen, Kinos. Nur Versatzstücke postmodernen Planens, wie sich diese seit der Bauausstellung 1987 in Berlin nicht nur an Vorzeigeprojekten durchgesetzt ha ben, sondern auch im sozialen Wohnungsbau? Sein Begleiter fungiert als kritische Instanz, als Gewissen des Textentwurfs. Doch was ist der historische Ort der Nikolaikir che? Ist es die Nische des Widerstandes der Kir che gleichen Namens der Stadt Leipzig? Könnte es der Ort eines Denkens

mit Widerhaken sein, das sich auch in diesen Nischen im Schutz der evangelischen Kirche zu artikulieren versuchte und die von Friedensgruppen, Ökobewegungen wie von Mitgliedern des Forums ge nützt werden konnten als Gewissen sinstanz, nichtds anderem verpflichtet als dem eigenen Denken? Doch was wären dann die neuen Formen des Pla nens, welche Architektur müßte die Verbindungslinien ziehen zwischen ehemals Ost und ehemals West zur Einheit hin? Bauen war in Berlin fast immer schlecht aufeinander bezogen

. Ausbau Stalinallee Ost - Antwort Hansaviertel West, Verlagshaus Sprin ger: provokativ an die herausfordernd abgrenzende Mauer gesetzt, die Neue Philharmonie Scharouns im Westen - Antwort Ost: Ausbau von Schinkels Schauspielhaus zur Konzerthalle. Doch was ist Gewissen? -■ Das Gewissen Ortswechsel: Berlin, abends, Buch handlung der Autoren, Savignyplatz. Heinz-Dieter Kittsteiner stellt seinen neuen Band Die Entstehung des mo dernen Gewissens, Insel 1991, vor. Es ist die buchgerechte Aufbereitung sei

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