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Neueste Zeitung
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Page 3 of 6
Date: 23.03.1932
Physical description: 6
zukommen. Er traf die Türe seiner Wohnung verschlossen; als er nun doch in seine Wohnung eindrang, mußte er die lNachoruck verboten.) 20 Sprung in Sie MaGi. Originalroman von Hermann Weick. „Nun lassen Sie mich endlich wieder zu Atem Kommen!" sagte Beatrice Heyl lachend zu den Herren, die sie wegen der nächsten Tänze bestürmten. „Vor einer halben Stunde rühre ich mich nicht von der Stelle!" „Eine vernünftige Idee!" meinte in sarkastischem Tone der Dichter Hans Wildermann, der neben ihr in der Loge saß

. „Wenn die Leute wüßten, wie blöde sie bei diesem Umher- gehüpfe aussehen, würden sie das Tanzen bleiben lassen!" „Schwatzen Sie keinen Unsinn, Wildermann! Geben Sie mir lieber etwas zu trinken!" Er füllte ihre Schale mit Sekt und hob ihr sein Glas ent gegen. „Auf ihr Wohl, Beatrice!" „Und auf „Die Frau ohne Gnade"! Heute in zehn Tagen wissen wir, was aus ihr geworden ist!" In unverhohlenem Entzücken betrachtete er ihr rassiges, ver führerisches Gesicht und die schlanke, biegsame Gestalt, deren Schönheit

zu können!" Beatrice warf den Kopf zurück. Ihre Augen funkelten Wil dermann an. Wien, 22. März. (Priv.) In der vom Sicherheitsminister B a ch i n g e r eingeleiteten Entwaffnungsaktion dürfte in den nächsten Tagen bereits ein entscheidender Schritt erfolgen. Minister B a ch i n g e r hat die noch ausstehende Antwort des Heimatschutzes neuerlich u r g i e r t und erklärt, im übrigen entschlossen zu sein, auch ohne entsprechende Stellungnahme des Heimatschutzes neue S ch r i t t e zu unternehmen. Der Minister

Fichte fällte, brach der Baum ab; er kam infolge Vereisung ins Rutschen, sauste talwärts, durchschlug die untenstehende W o h n b a r a ck e der Firma Lohmeyer, nahm die Zimmerdecke mit sich und blieb in der vorderen Barackenwand stecken. Der Materialschaden beträgt 1000 8. „Wetten wir, daß Dr. Fränkel noch kommt?" „Trotz seiner Absage?" „Trotzdem!" Er sah sie lange an. Seine spöttischen Mienen verzerrten sich in einem starren Lächeln. „Sie sind sich ihrer Macht über die Männer bewußt, Beatrice

!" Sie erhob sich statt einer Antwort. „Kommen Sie!" Sie schritten durch den weiten Saal, in dem sich in unabseh baren Scharen die Tanzenden bewegten. Die aufpeitschenden Klänge des Orchesters, das Sprechen und Lachen der über mütigen Menschen verbanden sich zu einem lärmenden Chaos, das den Raum erfüllte. „Ich möchte ins Freie gehen! Man erstickt ja bei der Hitze, die hier herrscht!" „Ich werde Ihren Mantel holen, Beatrice!" Die Kühle der Nacht umfing sie, als sie in den Garten hin austraten

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Neueste Zeitung
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Page 4 of 6
Date: 11.03.1932
Physical description: 6
saßen, bemerkte Fränkel, daß Beatrice, wie immer, wenn sie über etwas scharf nach dachte, eine Falte zwischen ihren tiefschwarzen Augenbrauen hatte. Er begann ein Gespräch, an dem Beatrice sich aber nur sehr zurückhaltend beteiligte. Fränkel ergriff ihre Hand. „Warum bist du so schweigsam?" Sie gab nicht gleich Antwort; dann fragte sie in herrischem Tone: „Wußtest du, daß deine Schwester Herrn Mathiessen liebt?" „ 3 ^* „Spielt die Sache schon lange?" „Erst seit ein paar Wochen. Als Mathiessen

verhaftet wurde und Edith ihn in dieser schwierigen Lage wußte, wurde sie sich, wie sie mir damals gestand, erst ihrer Empfindungen für Mathiessen bewußt!" Beatrice Heyl lachte auf. „Die beiden werden sich wohl schon länger einig gewesen sein, nur hast du es nicht gemerkt!" Fränkel fühlte, wie das Blut ihm zu Kopfe stieg. „Wie kannst du so sprechen, Beatrice! Wenn meine Schwe ster etwas sagt, so ist es wahr; ich habe sie noch niemals bei einer Lüge ertappt! Warum sollte es sich auch nicht so verhal ten

, wie es Edith dargestellt hat?" Er fuhr Beatrice zärtlich über die Hand. „Ist nicht auch über mich die Liebe zu dir wie ein Sturm gekommen, urplötzlich, mit rasender Gewalt? Ist es nicht dir ebenso ergangen?" Ein rätselhafter, unergründlicher Ausdruck kam für Sekun dendauer in ihre Züge; dann sprach sie leichthin: „Es ist schon gut; ich wollte deiner Schwester natürlich nicht zu nahe treten!" Er war sogleich wieder versöhnt. „Mathiessen ist ein hübscher Mensch, nicht wahr?" fuhr Beatrice nach kurzer Pause

!" „Da wünsche ich in deinem und deiner Schwester Interesse, daß seine Unschuld sich recht bald herausstellt!" Beatrice versank wieder in Schweigen, aus dem Fränkel trotz eifrigem Mühen sie nicht herauszureihen vermochte. Mit abwesendem Blick starrte sie vor sich hin; zwischen den Augen stand wieder die Falte, die dem Antlitz einen seltsam harten Ausdruck verlieh. Fränkel überfiel jäh das beklemmende Gefühl, neben einer fremden Frau zu sitzen. Was mochte hinter Beatrices Stirn vorgehen? Welche Gedanken

bewegten sie in diesem Augen blick? In blitzesheller Erkenntnis, die ihn unsagbar schmerzte, ge stand Fränkel sich ein, daß Beatrice ihm in Wahrheit bis heute eine Fremde geblieben war. Wohl liebte sie ihn, wohl gestand sie ihm immer wieder ihre Liebe; was aber wußte er sonst von ihr, von ihrem bisherigen Leben? Nur spärliche Antworten hatte sie ihm auf seine Fragen gegeben: Daß sie vor sechs Jahren als junge, im Anfang des Ruhmes stehende Künstlerin mit einem Sänger verheiratet gewesen, aber bald

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Page 3 of 12
Date: 27.03.1932
Physical description: 12
etwas anderes dahinter!" Edtth sah ihn bange an. „Sobald wir zu Hause sind, werde ich dir alles sagen, Kurt," antwortete sie leise, und grenzenlose Angst vor dem Kom menden erfüllte sie. * Der Widerspruch gegen die Handlung „Die Frau ohne Gnade" war untergegangen in dem brausenden Jubel, den Beatrice Heyls schauspielerische Leistung entfacht hatte. Zahl lose Male mußte sie, der Dichter Wildermann und der Direktor des Theaters, der die Regie geführt hatte, sich dem Publikum Zeigen. Endlich war der Vorhang zum letzten

Mal gefallen. Der Direktor legte den Arm um Beatrices Schultern und sagte zu Wildermann: „Danken Sie dieser fabelhaften Frau, Wildermann. Was sie aus Ihrem Stück gemacht hat, macht ihr keine andere nach." Wildermann schien die Worte des Direktors nicht gehört zu haben; selbstvergessen, wie unter einem Banne, sah er Bea trice an. „Das war wieder ein Abend!" rief Beatrice und machte nochmals ein paar Schritte über die Bühne. Sie war noch ganz in ihrer Rolle befangen. Ihre Nerven waren zum Zer reißen

, 26. März. Ein ftanzösischer Passagierdampfer mit 300 Gästen an Bord, der eine Mittelmeerreise unternahm, ist in der Nähe der Dardanellen auf e i n R i f f geraten. Der Kapitän hat funkentelegraphisch um sofortige Hilfe ersucht. Die Scheinwerfer auf der Bühne wurden abgeblendet; Halbdunkel herrschte zwischen den Kulissen. „Ich muß jetzt in mein Büro gehen," sagte der Direktor und winkte den beiden abschiednehmend zu. „Auf Wiedersehen nachher!" Beatrice Heyl stand noch einige Sekunden lang schweigend

da; in einem seltsamen Flackern gingen ihre Augen umher, als könnte sie sich heute von diesem Ort ihres neuen Triumphes nicht trennen. Dann wandte sie sich ab und verließ die Bühne. Wildermann blieb an ihrer Seite. „Beatrice!" sagte er flehend, als Beatrice Heyl an ihrer Garderobe angelangt war, und tastete nach ihrer Hand. Sie wandte ihm ihr Antlitz zu. „Du kannst mit hereinkommen!" In der Garderobe blieb Wildermann bei der Türe stehen. Seine Blicke verkrampften sich in die Gestatt, das Antlitz Bea- trices

; sie war zum Spiegel getreten, mit einem triumphieren den Lächeln, die Lippen halb geöffnet, betrachtete sie sich. „Bist du mit mir zufrieden?" fragte sie sich, ohne sich um zudrehen. Er machte plötzlich den Eindruck eines Wahnsinnigen. Seine Fäuste hatten sich geballt; seine Sttmme klang wie verzweifel tes Stöhnen. „Zufrieden! Zufrieden!" äffte er Beatrice Heyl nach. „Was liegt mir an dem Erfolg! Was an meinem Stück! Meinet wegen hätte es durchfallen können! Das ist mir ja alles egal!" Er hob verzweifett

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Page 5 of 12
Date: 27.03.1932
Physical description: 12
ohne Gnade" war untergegangen in dem brausenden Jubel, den Beatrice Heyls schauspielerische Leistung entfacht hatte. Zahl lose Male mußte sie, der Dichter Wildermann und der Direktor des Theaters, der die Regie geführt hatte, sich dem Publikum zeigen. Endlich war der Vorhang zum letzten Mal gefallen. Der Direktor legte den Arm um Beatrices Schultern und sagte zu Wildermann: „Danken Sie dieser fabelhasten Frau, Wildermann. Was sie aus Ihrem Stück gemacht hat, macht ihr keine andere nach." Wildermann

schien die Worte des Direktors nicht gehört zu haben; selbstvergessen, wie unter einem Banne, sah er Bea- irice an. „Das war wieder ein Abend!" rief Beatrice und machte nochmals ein paar Schritte über die Bühne. Sie war noch ganz in ihrer Rolle befangen. Ihre Nerven waren zum Zer reißen gespannt! Die fiebrige Glut, die während des Spielens stets über sie kam, wollte auch jetzt nicht von ihr weichen. Die Scheinwerfer auf der Bühne wurden abgeblendet; Halbdunkel herrschte zwischen den Kulissen

. „Ich muß jetzt in mein Büro gehen," sagte der Direktor und winkte den beiden abschiednehmend zu. „Auf Wiedersehen nachher!" Beatrice Heyl stand noch einige Sekunden lang schweigend da; in einem seltsamen Flackern gingen ihre Augen umher, als könnte sie sich heute von diesem Ort ihres neuen Triumphes nicht trennen. Dann wandte sie sich ab und verließ die Bühne. Wildermann blieb an ihrer Seite. „Beatrice!" sagte er flehend, als Beattice Heyl an ihrer Garderobe angelangt war, und tastete nach ihrer Hand

. „Zufrieden! Zufrieden!" äffte er Beatrice Heyl nach. „Was liegt mir an dem Erfolg! Was an meinem Stück! Meinet wegen hätte es durchfallen können! Das ist mir ja alles egal!" Er hob verzweifett die Hände. „Weißt du denn nicht, was allein mich noch beschäftigt? An was ich feit Tagen nur noch denke?... Dich will ich haben, Beatrice, heute will ich dich haben... sonst weiß ich nicht, was geschieht.. Noch immer blieb sie ihm abgewandt stehen. Aber durch den Spiegel sahen ihre Augen in flimmerndem Glanze

ihn an. „Mich willst du haben?" sagte sie leise in singendem Tone. „Warum nimmst du mich dann nicht?" , ^ _ „Beatrice!" schrie er aus. Er sprang aus sie zu, ritz sie ye^um; sie warf die Arme um seinen Hals und preßte ihre Lippen auf seinen Mund. Ein Taumel hatte Wildermann erfaßt. „Liebst du mich, Beatrice?" „Ja..." „Mich ganz allein?" „Wie kannst du zweifeln!" „Und Fränkel?" Sie zuckte verächtlich mit den Schultern. „Du mußt ihn ganz vergessen, hörst du, nie mehr sollst du mit ihm sprechen, ich ertrüge

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Page 3 of 6
Date: 15.03.1932
Physical description: 6
von mir sehen; das ist Geschmacksache, darüber läßt sich nicht streiten!" „Dr. Fränkel hält vor allem die Gestalt der Sabine für verfehlt," erklärte Beatrice. „Verfehlt ist zuviel gesagt!" widersprach Fränkel. „Es lief aber auf das gleiche hinaus! Dr. Fränkel ist der Ansicht, daß es eine Frau mit solch schlechten Eigenschaften, wie Sie sie der Sabine angedichtet haben, gar nicht gibt!" Wildermann lächelte frivol. „Da bin ich nicht ganz Ihrer Ansicht, Herr Doktor! Es laufen noch ganz andere Kanaillen umher

, der Zynismus, mit dem Wildermann gesprochen hatte, stießen Fränkel ab. Ein un sympathischer Kerl, dachte er und hatte den sehnlichen Wunsch, daß der andere bald verschwinde. Als aber dann, nach einer halben Stunde, Wildermann Anstalten machte, zu gehen, sagte Beatrice Heyl: Kern ehrende Ansprachen. Im Namen der Veteranen dankte Oberbaurat B u ch s b a u m für die kameradschaftliche Ehrung. Insolvenzen in Tirol. Konkurs: Silvester Kollnig, Gutsbesitzer in Unterplonig, Gemeinde Nörsach; Masse oerwalter

?" wandte Beatrice sich an Fränkel. Ihn verlangte ganz und gar nicht nach einem längeren Zu sammensein mit Wildermann; viel lieber hätte er den Abend allein mit Beatrice verbracht. „Gewiß," antwortete er widerstrebend. Sie suchten eines der großen Hotels Unter den Linden auf. Der vornehme Raum, in dem eine kultivierte Kapelle musi zierte, war nur schwach besetzt. Kurt Fränkel kämpfte gegen eine Verstimmung, die mehr und mehr von ihm Besitz ergriff. Anfangs beteiligte er sich am Gespräch; bald

aber verstummte er. Beatrice schien es nicht zu bemerken. In ihrer tempera mentvollen Weise unterhielt sie sich mit Wildermann; sie sprachen ausschließlich vom Theater und verwandten Dingen, hin und wieder stritten sie miteinander. Ein freier, manchmal etwas frivoler Ton herrschte zwischen ihnen. Fränkel wurde sich plötzlich bewußt, wie ferne eigentlich die Welt, in der die beiden andern sich bewegten, seinem eigenen Denken und Fühlen lag. War da nicht eine unüberbrückbare Kluft zwischen seinem eigenen Leben

, diesem Leben ernster Arbeit, ruhiger Bürgerlichkeit, und dem farbigen, an immer neuen Sensationen reichen Künstlerdasein Beatrices? Mit schmerzlicher Klarheit wurde Fränkel sich dieser Fragen bewußt. Verzweifelt lehnte er sich dagegen auf. In einer sehn süchtigen Aufwallung umfingen seine Blicke das Antlitz Bea trices. Aber er sah nicht die heitere, strahlende Miene, die sie nun zur Schau trug; ein anderes Gesicht hatte sich davorgeschoben: das von Wildheit verzerrte, todesblasse Antlitz, das Beatrice

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Page 3 of 6
Date: 22.03.1932
Physical description: 6
seiner Pflichtvergessenheit war; aber immer stärker drängte sich ihm der Gedanke auf, daß einzig und allein sein Verhältnis zu Beatrice Hey! die Schuld daran trug, wenn er sich und seiner Arbeit untreu geworden war. Es war nicht das erste Mal, daß er sich gegen sich selbst auflehnte, gegen die Schwäche uni. Haltlosigkeit, in die er ver fallen war, seitdem sein ganzes Denken und Empfinden sich nur um Beatrice drehte. Hatte er überhaupt noch einen Willen? War er nicht zum willenlosen Werkzeug von Bea trices Wünschen

und Launen geworden? Ich darf mich nicht länger von meinen Gefühlen überwinden lassen, dachte er in einem jähen verzweifelten Entschluß. Ich muß Beatrice meiden; wenn ich sie nicht mehr so oft sehe als bisher, werde ich schnell wieder zu Ruhe und Vernunft kom men. Meiner Liebe zu Beatrice wird dadurch kein Abbruch getan! Er wähnte einen rettenden Ausweg aus der Verstrickung, in der er sich befand, gesunden zu haben, und wurde ruhiger. Als Beatrice bald darauf bei ihm anrief, um ihm zu sagen

, daß sie sich doch entschlossen habe, am Abend das Bühnenfest, das im Zoo stattfand, mit ihm zu besuchen, erklärte er ihr, daß er infolge einer beruflichen Inanspruchnahme verhindert sei, zu ihr zu kommen. „Dann werde ich eben allein hingehen," antwortete Bea trice Heyl. „Du willst ohne mich gehen?" fragte er bestürzt und fühlte wie sein Gleichmut wieder ins Wanken kam. „Was bleibt mir anderes übrig, wenn du nicht mitkommst?" „Es wäre mir lieber, wenn du das Fest nicht besuchen wür dest, Beatrice!" Sie lachte

. „Bist du eifersüchtig?" „Nein." „Du kannst mich ruhig allein gehen lassen!" Seine Hand krampfte sich um den Telephonhörer. „Tue, was du für das beste hältst! Ich wünsche dir jedenfalls einen vergnügten Abend!" Noch einige Sekunden lang hielt Fränkel den Hörer am Ohr. Unbewußt wartete er darauf, daß Beatrice noch etwas sagen würde. Aber am anderen Ende der Leitung blieb es still.

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Page 4 of 6
Date: 03.03.1932
Physical description: 6
ein ungläubiges Gesicht. «Ich kann Ihnen hierin beim besten Willen nicht folgen, Aerr Kommissar! Mir erscheint das Ganze bis jetzt noch wie M unlösbares Rätsel!" „Gewiß ist es ein Räätsel, Herr Generaldirektor", entgegnete Kommissar Vertens, während er mit raschem Blick Peter Mathiessens noch immer seltsam verstörte Züge streifte, „aber ich hoffe bestimmt, es bald zu lösen!" 3. „Ich freue mich, Sie wiederzusehen!" sprach Beatrice Heyl. Kurt Fränkel beugte sich über ihre Hand und küßte sie. „Es war sehr gütig

von Ihnen, daß Sie mich angerufen haben, gnädige Frau! Ich hatte Sie erst in einigen Tagen zurückerwartet." „Meine Verhandlungen in Wien waren rascher beendet, als ich angenommen hatte; seit gestern abends bin ich wieder zu jjaufe." die nahmen Platz. Ein rechtes Gespräch wollte aber zwischen ihnen nicht Zustandekommen. Fränkel fühlte sich unfrei. Es huschte ihm durch den Sinn, wie er während des ganzen Tages, seitdem Beatrice Heyl ihm ihre Rückkehr angekündtgt hatte, mit sich gekämpft und sich hatte zwingen wollen, den Besuch

bei ihr zu unterlassen; durfte er seiner Verlobten, die ihm vertraute, noch weiterhin solches Unrecht antun? Nun war er doch wieder dem Ansturm seiner rasenden Sehnsucht erlegen . . . „Warum so schweigsam, lieber Herr Doktor?" fragte plötz lich Beatrice Heyl in sein Grübeln hinein, und aus ihren großen, dunkel glänzenden Augen traf ihn ein prüfender Blick. Fränkel wurde von starker Unsicherheit erfaßt; ihm war, als habe Beatrice die Gedanken, die ihn peinigten, ihm von der Stirne abgelesen. „Verzeihen Sie, gnädige

Frau, wenn ich heute ein mangel hafter Gesellschafter bin! Ich hatte in den letzten Tagen sehr viel Aufregung im Betrieb, Sie werden von dem Absturz meines Flugzeuges gehört haben . .. ." „Die Zeitungen sind ja voll davon", unterbrach ihn Beatrice Heyl. „Ich habe den Verlust, den Sie erlitten, sehr bedauert!" Fränkel wehrte ab. „Das Flugzeug wäre zu verschmerzen, obwohl ich es natür lich nur ungern entbehre! Sie sind ja einigemale mit mir ge flogen, gnädige Frau, und kannten die Maschine

mit oder ohne Wissen und Einverständnis von Lessing, sich in seinem Flugzeug versteckt hat. Da die Maschine sehr geräumig war, sei es ihm, so kalkuliert Bertens, nicht schwer gewesen, sich vor den Blicken der den Abflug kontrollierenden Beamten zu verbergen." „Dann müßte der Betreffende ja mit Ihrem Piloten ab gestürzt sein!" sagte Beatrice Heyl nach kurzem Nachdenken. „Allerdings! Da dies aber nicht der Fall war, man hat wenigstens die ganze Gegend ergebnislos nach ihm abgesucht, so bin ich der Ansicht

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 7 of 8
Date: 31.10.1935
Physical description: 8
, schlecht ge rechnet, hat eine göttliche Stimme und heißt Beatrice. Sie ist eine echte Stradivari, denn der große Meister Ankonto Stradivari, der König der Geigenbauer, hat sie geschaffen. Er hat sie Beatrice getauft, nach der Königin seines Herzens, der seine ganze Sehn sucht galt, ülber — das alte Lied — die wunderschöne Beatrice nahm einen anderen und Stradivari verfluchte die Geige, die ihren Namen trug. Das wgr im Jahre 1673 in dem kleinen italie nischen Städtchen Cvemona. Seitdem hat die Beatrice

der schönen italienischen Geigerin Maria Bellini, die den Mann, der ihr Schicksal werden sollte, durch die Meistergeige Beatrice kennengeler-nt hat. Sie hat Angst vor dieser Liebe; denn Sine arme Geigerin und ein armer Husaren- ofsizier — das kann nicht gut ausgehen. Doch seltsam: gerade die unheilvolle Geige, die Beatrice, die im Lause der Jahrhunderte so viele Herzen verwundet, so visle Menschen getrennt hat, bringt chr den Mann ihres Herzens zurück, als sie ihn schon für immer der- loren geg^ubt

Meiftergeige Beatrice — der „Stradivari*. „Cafe Tomasoni" Da der Filmautor lange und vergeblich gesucht hatte, ein neues Motiv für einen neuen Tonfilm zu finden, blieb er in der vielhunderffeitlgen Geschichte deS vergangenen Jahrhunderts an jener Stelle hängen, in der von der Brautwerbung Kaiser Franz Josephs um die Herzogin Elisabeth geschrieben stcht . . . Und da entdeckte er, daß sich an die Ueberlieferung dieser in der Folge recht unglückseligen Werbung auch eine kleine LiebeS»' avschichte

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Neueste Zeitung
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Page 3 of 6
Date: 11.03.1932
Physical description: 6
Weick. Trotz einer unbestimmten Abneigung, die Edith Fränkel stets in Beatrices Nähe empfand, mußte sie sich auch jetzt wieder eingestehen, daß die Schauspielerin eine ungewöhnlich kluge und scharmante Frau war. War es eigentlich ein Wun der, daß Kurt sich in sie verliebt hatte? Mußte die stille, zurückhaltende Irene Suter gegenüber dieser blendenden, faszinierenden Erscheinung nicht verblassen? In der Unterhaltung war eine kurze Stockung eingetreten; da sagte Beatrice Heyl unvermittelt

," meinte Fränkel. „Rätselhaft bleibt mir nur, wie es dem Täter nach dem Fall schirmabsprung gelingen konnte, unbemerkt zu entwischen. Die Tat erfolgte zwar im Schutze der Nacht; aber irgendwo in der Nähe von Luckenwalde, wo fast jeder den anderen kennt, hätte man den Fremden bemerken müssen! Alle Re cherchen der Polizei in dieser Richtung sind aber ergebnislos geblieben." „Ich bin nicht über alle Einzelheiten der Sache unterrichtet," sprach Beatrice Heyl, die bisher interessiert dem Gespräch der beiden

, über die die Behörden verfügen, leicht zu erfassen!" „Ich glaube, daß dieser Kreis doch größer ist, als Sie an- nehmen, Fräulein Edith! Vergessen Sie nicht, daß im Kriege die meisten Flieger gelernt haben, auch mit dem Fallschirm umzugehen!" Edith Fränkel spürte in sich jäh etwas wie Abwehr gegen über Beatrice Heyl. Warum versucht sie, mir den Mut zu nehmen? fragte sie sich. Es klang unfreundlich, als sie er widerte: „Dann muh man eben versuchen, aus anderem Wege zum Ziele zu kommen! Es sind ja noch eine Reihe

von Punkten da. die der Aufklärung bedürfen! Ich bin überzeugt, daß, wenn es gelänge, die geheimnisvolle Dame aufzufinden, die mehrmals abends bei Lesiing war, man der Lösung des Rätsels um ein gutes Stück näherkäme!" Beatrice Heyl schien sich an dem fieberhaften Eifer, den Edith Fränkel an den Tag legte, insgeheim zu ergötzen. „Soweit ich unterrichtet bin, ist man auch dieser Spur nach gegangen, allerdings mit negativem Erfolg." Edith Fränkel schien plötzlich selbst von Zweifeln befallen

Mathiesien!" „Dann verstehe ich Ihre Anteilnahme an seinem Geschick, liebes Fräulein Edith!" antwortete Beatrice Heyl herzlich, so daß Ediths vorherige Verstimmung verschwand. Gleich darauf verabschiedete sich Beatrice; Kurt Fränkel begleitete sie.

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Neueste Zeitung
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Page 4 of 6
Date: 25.03.1932
Physical description: 6
von Sylvia Hussong vorhanden? Edith war wie im Fieber, während sie in überstürzter Hast die übrigen Bilder vor ihren Augen passieren ließ. Plötzlich kam ein Aufschrei von ihren Lippen. Entsetzt sah sie in das Frauenantlitz, das ihr lächelnd ent gegenschaute. Nur der Kopf war ausgenommen; er nahm fast die ganze Größe des Bildes ein. Edith war, als erblicke sie ein Gespenst. Das war doch... Beatrice Heyl... Wie kam ihr Bild hierher? In Lesiings Besitz? Edith drehte das Bild um. „Sylvia"... las

, was durch vorgenommene Kostproben bestätigt wurde. Auch aus einer durchgeführten Untersuchung geht hervor, daß zur Erzeugung der Graf's Hühner suppenwürfel vollwertiges Hühnerfleisch verwendet wird. Antersuchungsanftalt für Nahrungs- und Genußmittel Wien, IX., Spitalgaffe 31 Der Direktor: Dr. Mansfeld m. p. Sie war erstarrt. Ihre Gedanken wollten ihr nicht mehr gehorchen. War Beatrice Heyl... Sylvia Hussong? ... War Beatrice die Mörderin Lessings? ... Plötzlich jagte es Edith empor. Sie warf die Bilder

!" Edith öffnete den Pappkarton und entnahm ihm Beatrice Heyls Photographie. „Diese Bilder fand ich vorhin in Lessings Wohnung. Sehen Sie sich die Dame an, Herr Doktor!" Konradi betrachtete die Photographie. „Dieses Gesicht kenne ich doch, ich glaube wenigstens, es schon irgendwo gesehen zu haben..." „Es ist die Schauspielerin Beatrice Heyl!" „Aber selbstverständlich, es ist ja ein Gesicht, das nicht zu verwechseln ist! Was hat aber das Bild mit dem Mörder Les sings zu tun?" „Die Schauspielerin Heyl

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 3 of 8
Date: 06.02.1933
Physical description: 8
und verübten dann, als sie keinen Ausweg nrehr wußten, unter grauenhaften Umständen Selbstmord in einem Hotel in Bordeaux. Zn hemmungsloser Leidenschaft... Leon Diet war der Sohn eines schwerreichen Weinhänd lers in einer Kleinstadt in der Nähe von Bordeaux. Er ar beitete als Lehrling im väterlichen Geschäft. Beatrice, seine kleine Freundin, war die Tochter des heimatlichen Bürger meisters. Trotz ihrer dreizehn Jahre war Beatrice schon voll entwickelt. In hemmungsloser Leidenschaft waren die jun gen

nach allen Regeln der Kinokunst: Er mietete sich ein Autotaxi, holte Beatrice von der Schule ab und fuhr mit ihr nach Bordeaux. Hier fand das seltsame Liebespaar Unterschlupf in einem obskuren Hotel, das die beiden wäh rend der nächsten zwei Wochen überhaupt nicht verließen. Las Totenbett mit Rosen Nun hat man die verliebten Kinder in ihrem Zimmer tot aufgefunden. Leon lag blutüberströmt im.Bett. Er hatte sich eine Kugel in den Ko§s gejagt. Neben ihm ruhte das Mädchen; das Gesicht war durch einen Revolverschuß

schreck lich entstellt. Leon hatte Beatrice erschossen. Das Totenbett des Kinderliebespaares war mit Rosen übersät. Die beiden Leichen lagen in einem Meer voä Blumen. Leon hatte sie mit dem Rest des unterschlagenen Geldes gekauft. Am Tage vor der Tat hatte ein Kriminalbeamter das Liebespaar ausgesucht. Die Eltern der beiden Kinder waren mit der Polizei in Verbindung getreten und hatten sie er sucht, die Flüchtlinge wieder in die Heimat zurückzubeför dern. Jetzt, nach der Tat, machen die Eltern

die Polizei für den Doppelselbstmord verantwortlich. Doch die Polizei lehnt jede Verantwortung ab. Die winterlich harte Erde schloß sich über den Särgen der beiden Kinder. Und nun werden sich, nach den Feuilleto- nisten der Zeitungen, die Bänkelsänger der französischen Landstädte des erschütternden Themas annehmen und kün den von der glücklichen und traurigen Liebe zwischen Leon und Beatrice. Bergleute eingeschlossen Welschenmnest (Westfalen), 4. Februar. (Wolfs.) Auf der Bleigrube der Zeche Glanzenberg

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Page 3 of 6
Date: 04.03.1932
Physical description: 6
. Eb ner im Alter von 72 Jahren. lNachöruck verboten,) 5 Sprung in die RaGI. Originalroman von Hermann Weick. Noch immer hatte Beatrice Heyl die Augen geschlossen; ein wehes Lächeln irrte um ihre Lippen, während sie leise sagte: „Sie werden mich vergessen, lieber Freund . . . Sie werden Fräulein Irene Suter heiraten und sehr bald nicht mehr an mich denken!" „Sie wollen mich quälen, Beatrice!" Sie öffnete die Augen und sah ihn erstaunt an. „Quälen? . . ." Fränkel war emporgefahren. Ein wilder

, verzweifelter Ent schluß sprang ihn an und ließ alles Vergangene wie in einen abgrundtiefen Schacht versinken. „Ich werde Fräulein Suter nicht heiraten!" Auch Beatrice Heyl hatte sich erhoben. Ihre Augen griffen !äh nach Fränkels Blicken und ließen sie nicht mehr los. „Warum wollen Sie Fräulein Suter nicht heiraten?" Er faßte nach ihren Händen. „Muß ich es dir erst sagen, Veatrice? ... Weil ich dich liebe!" „Du liebst mich?" entgegnete sie mit seltsam singender Stimme. Da nahm er sie in seine Arme. Er küßte

sie. Ihre Lippen blieben anfangs wie in einer Abwehr geschloffen; plötzlich spürte Fränkel ihren Kuß, der ihm Feuerströme durch die Adern jagte. Beatrices Arme umschlangen ihn, preßten ihn mü einer Kraft, daß es ihn schmerzte. Für Sekundendauer erwachte da in Fränkel ein Grauen... me Arme, die ihn mit herrischer Gewalt umfaßt hielten, schie nen ihn wie eine Beute zu halten... dann waren diese schat- ihni ^danken verweht, und nur das Glück jauchzte in „Liebst du mich denn, Beatrice?" stammelte er, berauscht

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Page 4 of 6
Date: 26.03.1932
Physical description: 6
phonierte abermals in die Fabrik und gab den Auftrag, ihrem Bruder zu bestellen, daß er, sobald er komme, sie unverzüg lich anrufen solle. In fieberhafter Erregung verbrachte Edith die nächste halbe Stunde. Aber nichts geschah. Ein Gedanke tauchte in ihr auf: Vielleicht befand sich Kurt bei Beatrice Heyl? Kurz entschlossen ging sie zum Apparat und ließ sich mit der Wohnung der Schauspielerin verbinden. „Die gnädige Frau ist bereits vor einiger Zeit ins Theater gefahren," sagte das Mädchen

in den Zuschauerraum und suchte ihre Loge auf; der Sessel neben ihr war leer. Sie fühlte nichts von der erregten Premierenstimmung, die über dem Hause lag; wie ein wogendes Meer erschienen ihr die Gesichter der vielen Menschen. Ein Schwindel erfaßte sie; sie war froh, als gleich darauf der Raum verdunkelt wurde. „Die Frau ohne Gnade" begann... Schon in der ersten Szene erschien Beatrice Heyl auf der Bühne. Sie verließ sie kaum einmal während der drei Akte des Schauspiels. Jedem Zuschauer mußte klar

werden, daß das Stück nur für sie geschrieben war; keine andere Schau spielerin würde die Sabine Rathjen, diese kaltherzige, nur ihren dunklen Trieben folgende, in immer neuen Farben schillernde Frau, die lächelnd über Leichen ging, so vollendet, so glaubhaft spielen wie Beatrice Heyl. Von fiebriger Erregung geschüttelt, saß Edith Fränkel da. Sie wollte sich zwingen, nicht zur Bühne zu schauen, aber imme. wieder gingen ihre Blicke, wie von magnetischer Kraft angezogen, dorthin. Mörderin! meinte sie Beatrice

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Page 3 of 6
Date: 30.03.1932
Physical description: 6
sind bisher ohne Erfolg geblieben. lNcrchor-uck verboten.) 25 Sprung in die Origtnalroman von Hermann Wem. Beatrice Heyl war in sich zusammengesunken. Ein schwerer Kampf schien in ihr sich abzuspielen. Plötzlich ging es wie ein Ruck durch ihren Körper. Sie ließ die Maske fallen. Furchtlos sah sie den Untersuchungsrichter an. „Ja, ich habe Lesiing erschossen, wie ich früher auch Karl von Siemer getötet habe! Ich mußte mich von Lessing befreien, weil er mir zu gefährlich geworden war!" Es wurde ganz still

zum Absturz bringen; dazu fehlte ihm aber der Mut. Dann wieder äußerte er in seiner sinnlosen Wut gegen Fränkel die Absicht, in den Tempowerken Sabo tage zu treiben, um Fränkel zu schaden." Amtsgerichtsrat Thomas warf dem Kommissär Bertens einen Blick zu. „Danach hätte Mathiessen mit seiner Vermutung, daß Les- sing ihm seine Wagen beschädigt habe, doch recht gehabt!" sagte Thomas. Darauf wieder zu Beatrice Heyl gewandt: „Sie mußten also, wenn Sie Lessing nicht zu Willen waren, damit rechnen

, daß er seine Drohung wahrmachen und Sie dem Gericht anzeigen würde. Diese Gefahr war nach ihrer stürmischen Auseinandersetzung mit Lessmg, von der ich vor hin sprach, akut geworden! Damals beschlossen Sie, sich von ihm mit Gewalt zu befreien, nicht wahr?" In Beatrice Heyls Augen kam der Ausdruck einer grau samen Härte. „In meinem Leben hatte ich bis dahin immer durchgesetzt, was ich wollte! Sollte ich jetzt zum willenlosen Werkzeug eines Lessing werden? Sollte ich meine Zukunftspläne Leffing opfern? Nein! Nein

! Nein!" „Sie versöhnten sich dann zum Schein mit Leffing?" „Ich ging auf seine Wünsche ein, er konnte glauben, daß er sein Ziel erreicht habe!" Der Untersuchungsrichter machte eine kurze Pause. Im Zim mer war es still. Man hörte nur das leise Geräusch, das der Protokollant beim Schreiben verursachte. „Nun erzählen Eie uns ausführlich den Hergang der Tat, Frau Heyl!" sagte Amtsgerichtsrat Thomas darauf. Beatrice Heyl sah überlegend vor sich hin. Sie hatte noch das hellgrüne Nachmittagskleid

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Bozner Nachrichten
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Page 5 of 12
Date: 16.11.1919
Physical description: 12
un-- Uduldig. Was will er? Beatrice öffnete ahnung^os Hätie sie geahnt, daß sie ihr Schicksal in Händen hielt, sie wäre den neugierig auf sie gerich teten Blicken wohl aus dem Wege gegangen. . Ihr Gesicht bedeckte sich beim Lesen mit einer tiefen Röte. Sie steckte, noch nicht emmal das Ende abwartend, den Brief in die Tasche und weinte. Alle drangen besorgt in sie. Um Gottes Allen, was war geschehen? War Felix Wertermann tot? Oder verunglückt? . B ^atrice wehrte die anderen ab. erhob i'ch und verlieb

das Zimmer. ^ Nun schlag einer lang, hin, entfuhr es Kurts Munde. Man war im höchsten Grade verblüfft. Frau Berger eilte, als sie sich von ihrem ^tnzenlosen Erstaunen erholt hatte, ihrer >ochter besorgt nach. Die übrigen blieben ^ tiefem Schweigen zurück. Etwas Schreckliches war geschehen. Lag ^ nicht wie Unheil in der Luft? ....Beatrice hatte sich aus ihr Zimmer ge- l'uchtet. das sie mit Thea teilte. Sie hatte aber den Schlüssel umgedreht, so daß Frau «erger vor der verschlossenen Tür stand. «erchöre

T s ch n rt s che nt h a- l e r. Anton Ringler. Floriau Thaler, Franz Krautschneider, Josef Schueler, Bernhard Hölzl, Joses Mnmelter, Anton Decorona Joses Oettl sHaudluug Jakob Grass). Marzell Christanell, Jos. Oettl Eisenhandlung. Hei»^ rich Lob nnd Johann von Putzer. Bon der Ge- Mach auf, Trieschen, mach auf. bat sie. Aber nur kurz kam der Bescheid Zurück: Gebt mir eine Stunde. Ich bitte, nur eine einzige Stunde. Konnte Frau Berger ihr Kind sich jetzt allein überlassen? Konnte sich Beatrice am Ende

nicht ein Leid antun? In einer Stunde konnte alles vorbei sein. — O, Gott? Frau Berger bückte sich, um durchs Schlüsselloch zu spähen. Zum Selbstmord wurden allerdings keine Anstalten getroffen, das sah die be sorgte Mutter wohl. Beatrice hatte sich an das Fenster gesetzt, welches der Tür gegen über lag. So konnte Frau Berger jede Be wegung ihrer Tochter verfolgen. Minute auf Minute verrann; Beatrice scch still am Fenster und las. ' Grete kam die Treppe heraufgesprungen, die Mutter wehrte jedoch heftig

mit der Hand. Da schlich sie zu den übrigen ins Eßzimmer zurück. Hier hockte man in wahrer Seelenangst noch immer beisammen und hattte mit Besorgnis der Weiterent wicklung. Frau Berger aber guckte und guckte, daiz ihr der Rücken zu schmerzen begann. Doch wagte sie keine Bewegung, um sich nicht zu verraten. Sie guckte und könnt? doch nur sehen, daß Beatrice am Fenster saß und las. Tcs Mädchen mußte immer von neuem an fangen. denn die Lektüre erreichte ja gar kein Ende. . Endlich erhob sie^ sich, reckte

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Alpenzeitung
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Page 6 of 6
Date: 18.10.1934
Physical description: 6
aus dem Zimmer ver schwunden. Das Diner verlief an jenem Abend recht heiter. Herr und Frau Hempel waren beide in bester Stimmung. „Meine Pflichten als Wärterin werden nun wohl bald überflüssig sein und ich kann an die Heimkehr denken', sagte Lotte seufzend. „Du mußr noch recht lange bei uns bleiben', ent gegnete Hempel mit Herzlichkeit, und als Frau Hempel schwieg, setzte er hinzu: „Weshalb bekräftigst du meine Worte nicht, Beatrice? Welch undankbares Seelchen du doch bist! Niemand hat dir jemals

auch nur annähernd so viel Güte bewiesen, wie Lotte!' „Das weiß ich sehr wohl', entgegnete die junge Frau, „doch mit Nadinas Rückkehr wird natürlich wieder eine Aenderung im Haushalte eintreten.' Hempel schien ärgerlich. Nach einer Pause wandte er sich abermals zu seiner Cousine: „Hat dir Beatrice eingestanden, wie sie von jener Russin behext worden ist und wie sie von ihr be herrscht und tyrannisiert wird?' sragte er. „Ich könnte eben nicht ohne Nadina leben', er widerte Beatrice entschieden. Sie sah erregt

so ganz anders denkt!' Zu Steiners großer Verwunderung brach Lotte, die sonnige, heitere Lotte, in Tränen aus. In der Nähe ihres Verlobten lange traurig zu sein, war ihr indes nicht möglich. Seine bloße Gegenwart wirkte beruhigend auf sie. „Erzähle mir von deinen Plänen', sagte sie. „Wie lange denkst du in der Bretagne zu bleiben?'.' „Mindestens vierzehn Tage — ich habe viel zu tun! Natürlich hoffe ich, dich ganz bestimmt bei meiner Rückkehr noch hier zu treffen.' „Das ist leider fraglich! Beatrice

und Robert find zwar sehr lieb zu mir, doch um Beatrice schwebt ein Geheimnis —' „Ein Geheimnis? Was memst du damit? Hem pel ist ein so offener Charakter — und was feine Frau betrifft— sag mir, ist sie nicht eine Russin?' „Sie ist ganz, wie eine Ausländerin. Ich kann mir das Verhältnis, nicht recht erklären — jeden falls steht sie völlig unter dem Einfluß ihrer Zofe, welche nach allem, was ich über sie erfahren, ein seltsames und nicht gerade empfehlenswertes Ge schöpf ist.' „Nun, Lotte, jetzt fängst

auch du an, geheim nisvoll zu worden!' „Nun, daß Beatrice ganz und gar von, jener Person beherrscht wird, ist unleugbar. Wenn Na dina zurückkehrt, wird sie voraussichtlich über meine Anwesenheit nichts weniger als entzückt sein; es wäre also durchaus möglich, daß ich dann bald das Feld räume und nachhause zurückkehre.' „Du wirst aber bald genug nach Berlin zurück müssen; Ich bin sehr zufrieden mit meinem Ein kommen und im Sommer wollen wir Hochzeit hal ten. Ich mag mein süßes Schätzchen nicht länger entbehren

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