. Er kann es im Winter, wenn er nicht auf die Nachzucht verzichten will, nicht füttern und er ist auf den Erlös desselben an gewiesen, da derselbe für ihn vielfach die e i n z i g e Einnahme bildet, aus der er Steuer und Abgaben ; bestreiten und das Notwendigste zum Leben im Haufe einschaffen kann. Soll also der Bauer, oder besser gesagt das Bäuerlein in diesen Gegenden nicht ruiniert werden, so muß er Gelegenheit ha ben, sein übliches Stück Vieh abzuverkaufen. Bis zu den Kriegsjahren war Bayern in der Regel
der , Käufer dieses Viehes. Nach Bayern gingen im ; Herbste die sogenannten dreijährigen trächtigen • Kalbinnen des oberen Vinfchgaus, Lechtals, l Paznauns und obersten Oberinntals. Was Tirol ' nn Zuchtvieh abstieß, bezog es an Schlachtvieh an- ; derwärts und was es zu wenig an Butter erzeugte, ' bezog es von auswärts. Die Verhältnisse lagen [ dazumal ganz anders als heute; unser Geld war hachwertiger als das der meisten Nachbarländer. Bei unseren heutigen Geldverhältnissen ist es aber anders, da muß
werden kann, und zwar in dieser und dieser Menge. Und gerade hierin hat es heuer hausweit gefehlt. Wir hatten zufällig Kenntnis bekommen von der Absicht und den Verhandlungen wegen der Vieh ausfuhr nach Bayern. Wir haben sofort erklärt, wir wollen die Sache verlautbaren. Man hat uns bedeutet: Aus gewissen Rücksichten dürfe das Aus land nicht erfahren, daß Vieh aus Tirol gehe. (Und voriges Jahr?) Wir haben aufmerksam ge macht, daß es doch bekannt werden müsse, da wir nicht in Hinterindien leben. Vergebens. Nach Ab schluß der Verhandlungen
mit Bayern wurde durch den Bauernbund auf schriftlichem Wege die Orts gruppen verständigt. Der Bauernbund hatte es gut gemeint, dabei aber drei Dinge übersehen: Er stens, daß Händler schon aus dem Gange vor dem Verhandlungssaale paßten, um über das Ergeb nis rechtzeitig Erkundigungen einzuziehen, also schon vor dem Bauern wußten, wieviel es geschla gen hat. Zweitens, daß manche Ortsgruppenlei ter selbst Viehhändler sind, andere ein Interesse halten, selbst einen Kauf noch rechtzeitig abzu- schließen
auch ohne Ausfuhrbewilligung aus geführt werden dürfe. Ein gleiches wird aus Ter- fens berichtet, ebenso aus dem oberen Jnntal. Dazu kam noch der Umstand, daß die Kauflust der Bayern sehr gering ist, man daher aussprengte, die Bayern kaufen nicht oder dürfen nicht. Die Folge der Unlust zum Kaufen seitens der Bayern war. daß man mit Italien anbandelte, um das Vieh los zu bringen, was ja auch tzelang. Nun be gann das Händlertum wahre Orgien zu feiern. Ohne die Ausfuhrbewilligung abznwarten, wurde das Land abgerast