von Mund zu Mund — sie sollte von einer Brrxner Klosterfrau ausaeganaen fein, die weder des Lesens noch des Schreibens kundig, doch übernatürlich von göttlichen Dingen redete. Sie sah zwei Hände fest in- einandergeschlungen und ein Schwert kam vom Him mel und trennte sie. Befragt um die Deutung sagte sie: „Die zwei Hände sind der Kurfürst und Vendome, und das Schwert vom Himmel sind die Tiroler." Mitte Juni 1702 war der Kurfürst mit 9000 Bayern und 2500 Franzosen nach Tirol ausgebrochen und der Zug
durch Freundlich keit gewinnen. Er ließ alles beim alten, sogar die Beamten in ihren Stellen und zeigte sich allenthalben leutselig und gut. Hätte ihm damals jemand gesagt, daß er in wenigen Wochen seine Kriegsehre und fern Heer gewöhnlichen Bauern gegenüber verlieren werde, er hätte eine solche Prophezeiung sicher verlacht, und doch, es sollte so kommen. Als die Vorgänge im Unterinntal auch jenseits des Brenners bekannt wurden und die Kontributionsfor- derungen der Bayern selbe als nur zu wahr erscheinen
ließen, da flammte ein wilder Haß auf gegen die Bayern: das patriotische Gefühl zeigte sich m einer Weise, daß der Pfleger Georg Plankensteiner in Stücke erifsen wurde, als er, von Innsbruck kommend, auf ie Frage, wie es mit dem Krieg stehe, sagte: „Was die großen Herren tun, müssen wir auch tun; es kann uns ja auch gleichgültig sein, ob wir dem Bayernsür- sten oder dem Kaiser gehören." Alsbald wurde jetzt der Brenner von den Bauern besetzt, alle Brücken abgebrochen, und als der Kurfürst
sie ausforderte, sie möchten nur nach Hause gehen, er komme ja nicht, um sie zu bekriegen, sondern nur zu ihrem Schutze, da ließen ihm die Bauern antworten, er habe es nicht mit Innsbruckern zu tun, Pulver und Blei könne er sich holen. Die Tiroler hatten keine Kanonen, aber ihre ausgezeichneten Schützen trafen in einer Entfernung von fünfhundert Schritten so sicher, daß die Bayern in drei Stunden hundert Mann ver loren. Leider gab ein General Gutenstein im Augen blick der höchsten Begeisterung, wo die Tiroler
aus die Bayern Sturm laufen wollten, den Befehl zum Rück züge nach Sterzing. Voll Zorn und Verdruß und ent- l mutigt, zogen viele nach Hause, andere warfen die Gewehre weg. Die Etschländer Schützen kehrten aber am 6. Juli aus eigenem Antrieb auf den Brennerpatz zurück, doch nicht mehr in die günstige Stellung wie früher, denn diese hatten die Bayern eingenommen, aber Mut und Tapferkeit ersetzte die Gunst der Lage, bald kam Verstärkung und der Paß wurde behauptet. Während dies am Brenner vorging