Forschungen und Mitteilungen zur Geschichte Tirols und Vorarlbergs ; 7. 1910
264 P. Zi eri er. was sein Onkel oder auch er selbst aus Liebe zu seinen Schwestern den Nonnen geschenkt hatten. Aus diesen Textesworten schloß ich, daß wenigstens zwei der Schwestern Gebhards (weil es sororum, nicht sororis heißt) Nonnen in Münster geworden seien und daß deshalb in der Versohnungsurkunde nicht undeutlich auf sie als Nonnen hin gewiesen werde. Nun aber fährt v. Ried also fort: „P. Zierler bezieht also, wie sich jedermann überzeugen kann, den Dativ sanctimonialibus. den Nonnen
, auf den Genetiv sororum suarum, seiner Schwestern. Wenn diese Textstelle den ihr von P. Zierler gegebenen Sinn hätte aus drücken sollen, so müßte sie lauten: entweder pro amore sororum suarum sanctimonialium, um der Liebe seiner Schwestern, der Non nen, oder vielleicht pro amore sororibus suis sanctimonialibus, aus Liebe seinen Schwestern, den Nonnen'. Auf diese Vermutung konnte Dr. v.Ried nur dadurch kommen, daß er mein Zitat, obwohl er es genau anführt und es meines Erachtens auch deutlich
ist, mißverstanden hat. Ich schrieb nämlich: „Die in der Urkunde erzählte Tatsache, daß sowohl Gebhard, wie auch sein Onkel Ulrich IV., .aus Liebe zu Gebhards Schwestern' den „Nonnen' Güter schenkte, deutet ziemlich klar darauf hin, daß wenigstens zwei dieser Schwestern zur damaligen Zeit den Klosterberuf gewählt hatten 8 . Das sind meine Worte. Aber läßt sich daraus schließen,- daß ich den Dativ sanctimonialibus auf den Genitiv sororum suarum beziehe, oder mit andern Worten .den Nonnen- als Apposition
zu „seinen Schwe stern' aufTasse? Nein. Hätte ich das beabsichtigt, so hätte ich nach den Worten „aus Liebe zu seinen Schwestern' einen Beistrich setzen und die weiteren Worte .den Nonnen' in das Anführungszeichen ein beziehen müssen. Wie sich aber jedermann überzeugen kann, habe ich, um ganz deutlich: den .Nonnen' als Dativ za bezeichnen, den Artikel außer das Anführungszeichen gesetzt und das Wort .Nonnen' nur deshalb mit diesem Zeichen versehen, um zu zeigen, daß es sich hier um eigentliche Klosterfrauen
(sanctimoniales) handle. Wie ich aber trotzdem zur Ansicht kam, es werde nicht undeutlich auf Geb hards Schwestern als Nonnen hingewiesen, wird folgende einfache Erklärung ergeben. Mein Gedankengang war folgender : Gebhard schenkte den Non nen Güter. Warum tat er es? Die Antwort lautet: pro amore so rorum suarum = aus Liebe zu seinen Schwestern oder wegen Liebe zu seinen Schwestern. Ähnlich gebraucht ja „pro' auch Caesar d. b. G. 5. 25: Huic Caesar pro eius virtute atque in se ' benevolentià maiorum locum