.' Eine halbe Stunde später verlöschten die Lichter in den beiden Schlafzimmern der Schwe stern. Tiefe Stille herrschte im ganzen Hause. q- » Eine volle Woche weilten die Schwestern nun schon in Hohenegg, ohne daß Tante Laura sie noch einmal zu sprechen verlangt hätte. Zu weilen sahen sie die alte Dame Wohl in ihrem seltsame» Reitanzug an sich vorüberreiten oder sie hörten vom Gmshof ihre lallte, energische Ksmmandostimme herüberschallen, aber sonst merkten sie kaum etwas von ihrer Anwesenheit. Sie ließ
sich jeden Tag durch Johann erknn- digen, wie es den Damen gehe und ob sie irgend- welche Wünsche hätten. Den Schwestern blieb jedoch kaum etK?as zu wünschen übrig. Sie wur den mit größter Aufmerksamkeit bewirtet. Da sie sonst tun nnd lassen konnten, was ihnen beliebte, fanden sie sich bald in den Ton, den ihre Gastgeberin allgeschlagen, und empfan den es nnr schmerzlich, daß sie Tante Laura uicht wieder und wieder für alles Gute, das sie hier gemissen, danken konnten. Lena erholte sich überraschend schnell
, schlich auch verstohlen zum Fenster und spähte hinaus, ob sie das kleine jauchzende Mädä)en Wohl erblicken konnte. Auch den Schwestern blickte sie oft heimlich nach, wenn sie im Park promenierten. Ihre Augeii bekamen dann einen seltsam schmerzliche l Ausdruck. Wie rank und schlank die beiden ge wachsen waren, wie vornehm und hübsch sie aussahen in ihren schlichten Kleidern! Ach, sie ahnten uicht, wie beneidenswert sie Nitren trotz ihrer Armut. Hauptsächlich Jntta batte es der alten Dame angetan
. Sie konnte sich nicht satt sehen an dem -schöllen Kopf mit der herrlichen Flechtenpracht. Er saß so stolz und anmutig auf deu fein gerun deten Schultern. Und der klare jugendsrische Teint leuchtete mit den großen, strahlenden Au' gell um die Wette. Ueberhallpt, Juttas ganze Erscheinung eutzückte sie./ Manchmal war eine große Sehnsucht in ihr, mit Jutta zu plaudern. Ihr war, als müsse stc mit ihr über alles, sprechen können, was ihr tles im Herzen lebte. Dann war sie draus und drall, zu den Schwestern