nicht von Sorgfalt um die leidende Menschheit, sondern von fanatischem Sektengeist inspiriert waren. Das Volk hatte Gelegenheit genug, zwischen den Kloster frauen und den weltlichen Pflegerinnen Vergleiche anzustellen Es konnte sich Rechenschaft geben über die wesentlichen Unterschiede zwischen den Frauen, die für diese Erde arbeiten, und den goltgeweihten Schwestern, die nur die Eroberung des Himmels im Auge haben, welche Unterschiede eine unüberbrück bare Kluft zwischen humanem Altruismus und katho lischer
werktätiger Liebe bilden. Und das Volk hat nicht gezögert, seinem Unmute über die Fanatiker off<m Ausdruck zu geben, die die milden Schwestern mit den weißen Hauben von seinem Krankenlager verjagten, und sein Zorn kannte keine Grenzen, wenn es sah, w>e die erbittertsten „Laisierer', die wütendsten Feinde der Klosterfrauen, sich geradezu beeilten, denn Hilfe anzurufen, und zwar nicht nur für die Mitglieder ihrer Familien, sondern auch für sich selbst. „Was scher' ich mich drum! Ich will gut gepflegt
werden!' erklärte erst kürzlich Herr Clemenceau einer Persönlichkeit, die sehr erstaunt darüber war, daß dieser starre Freidenker die Pflege seines Leichnams den Nonnen anvertrauen konnte. Die Waldeck-Rousseau, Combes, Sarcey und viele andere waren nicht weniger zynisch als Herr Clemenceau. Alle, die Gefeiertsten wie die Unbe deutendsten, vergaßen ihren antiklerikalen Haß und zögerten keinen Augenblick, sich selbst in der aus fallendsten Welse zu widerlegen, nur um die sanften Hände der „guten Schwestern' beim
Verbinden ihrer Wunden zu fühlen und von ihren Lippen auf. munternde und tröstende Worte zu hören. Wie Herr Clemenceau, legten auch sie den größten Wert darauf, „gut gepflegt zu werden', aber daß auch die armen Leute so gepflegt werden möchten, darum „scherten sie sich nicht'! Aber auch die Masse der Enterbten will der zarten Sorgfalt und der Trostesworte der „kleinen Schwestern' nicht entbehren. Die Enterbten lassen es nicht mehr zu. daß dieselben Männer, die den Arbeitern die Klosterfrauen verweigern
und mehr sühlbar. Die Munizipalbehörden von Marseille und Grenoble haben, dem Drängen der wohlorganisierten Bewegung in ihren Bezirken nachgebend, vor kurzem an die Regierung eine Aus forderung in diesem Sinne ergehen lassen. Ter Generalrat von Loret, einem Departement, in dem der Radikalismus zahlreiche AnHanger zählt, bat be schlossen. in seine Irrenanstalt Klosterfrauen als Pflegerinnen zu berufen. In anderen Gegenden ver anstaltet man offene Kundgebungen zugunsten der Rückberufung der Schwestern