Tiroler Bergwanderungen : noch ein Buch zum Luftmachen
, der versteht mehr vun die Krankheiten als all die gstudierten Ärzt in Meran. I Hab' mir amal den Arm aussig'falln; Hätt'st sehen soll'n, wie der Sepp ihn einig'rissn hat; gbrüllt han i, wie a Stier im Zorn, aber der Arm, sell wor drin.' „And konnte der Sepp denn der Anna helfen?' forschte ich weiter. „Na, dös net, da war's g'fehlt. Als die Moidl mit dem Sepp zur Mühl kommen is, do wor d' Anna scho weg. Grausig soll's ausg'schaut hab'n in dera Stub'n — die Liegerstatt zerwühlt, d' Polster aussi g'schmissen
, grad als ob's ein Kampf hätt b'ftehn müssn; weißt,' fuhr er, die Stimme geheimnisvoll dämpfend, fort, „grad als ob einer sie g'holt Hütt', die schwarze Anna.' Dann steht er auf, rückt grüßend seinen ver witterten Filz, nachdem ich ihm eine Kleinigkeit ge schenkt, um die trocken gewordene Kehle mit einem Viertel Noten anzufeuchten. Ich aber pflücke von der nahen Wiese einen großen Strauß bunter Sommer blumen und lege ihn auf das einsame, verwilderte Grab der Müllerin. Weiß Gott, was wahr
ist an der Erzählung des Alten. Ich weiß nur, daß hier ein armes irrendes Menschenkind von bitterem Erden leid ausruht. Schlafe in Frieden, schwarze Anna! 13*