Zweite Beilage zum „Tiroler Bolksblatt' Nr «. vom Mittwoch. IS. Jänner I8V8. Eine Faschingsunterhaltung. oder: Ein kurzer Blick in die „Bozner Zeitung.' von Kr. Deutsch. (Schluss.) In Nr. 7 schwätzt die „Bozner Zeitung' stark aus der Schule, wenn sie von der Liebe zu den Mandaten redet. Ja, so mag es bei den Herren sein: „Alles', sogar Pultdeckel u. s. w., mag in Trümmer gehen, Reich und Volksthum, Gesetz und Verfassung', wenn ihnen nur das Mandat bleibt. Daher nimmt der Liberalismus neue Form
eine Unterstützung zuzuwenden. Wir verstehen auch ganz gut, dass die „Bozner Zeitung' offenbar ans der Ge schichte ihrer Partei ein Capitel abschreibt, wenn sie von der Comödie vor Wählerschaften spricht. Oder ist es nicht Comödie, wenn ein Herr von Brunn nach Bozen in den Bürgersaal kommt und man dorthin Frauen und Fräuleins führt?! — Doch noch schöner! Die Abgeordneten der Katholischen Volkspartei und insbe sondere Dipauli, „können gar nicht deutsch werden' — so hat es Lecher, der Dauerredner, gesagt
, so verkündet es die „Bozner Zeitung'. Darin stimmen auch wir überein, denn jene Herren sind ja keine Slovenen, keine Polen, keine Italiener, nicht einmal Grödner, sondern „sind' schon Deutsche. Sie können also nicht erst Deutsche werden, aber sie können es bleiben. Doch, die „Bozner Zeitung' weiß einen andern Grund: Sie „können nicht deutsch reden, weil sie auf den internatio nalen Clericalismus geschworen haben!' Erlauben Sie, Herr Redacteur! Ist der Liberalismus nicht internatio nal ?! — Aber sei
es! Gewiss ist, dass der Clericalis- mus international ist, denn es gibt keinen deutschen, keinen wälschen und keinen französischen u. s. w. Cleri calismus. Wenn also die „Bozner Zeitung erklärt, ihr Programm sei katholisch, so könnte sie consequenter Weise auch nicht „deutsch' sein, wenn ihr erster Schluss richtig wäre Also nur nicht Bocksprünge machen, son dern zuerst den Katechismus zur Hand nehmen, dann ein bischen Logik studieren, dann nicht nur in Ver sammlungen gehen und „heulende Blätter
' als Eoan- gelum lesen, sondern auch denken! Es ist nicht genug, wenn man an Verstand und Herz appelliert, man muss auch selbst Verstand und Herz haben, und nicht von blinder Leidenschaft sich leiten lassen! Zwar ist es leicht begreiflich, dass oft der „Bozner Zeitung' alle ruhige Ueberlegung fehlt. Es ist auch hart für ein Blatt, wenn es keine Abonnenten hat und trotz aller Anstrengung „vereinter Klüfte' nicht zieht. Und wenn halt einmal der gute Mann nicht mehr zahlt!!! Das macht Ver druss und Kummer