, die „Arbeiter zeitung" und die Lehrer. Die antisemitische Mehr heit des Bezirksschulrathes in Wien hat am 30. Juni beschlossen, jene Lehrer, die in der Lehrerversammlung beim Wimberger den Landesschulrath und den Bezirks schulrath „angegriffen" haben, vorzuladen und zur Ver antwortung zu ziehen. Diese Lehrer hatten nämlich die „unverschämte Frechheit", gegen das Vorgehen des Landes- und Bezirksschulrathes wegen des von diesem den Unterlehrern entzogenen Wahlrechtes, dann in der Frage
und Uebergriffe der Liberalen heute als ihr Machtnachfolger noch zehnmal überbietet." Diese derbe, aber gewiß berechtigte Abkanzelung hat nun die christlich-socialen Herren tödtlich getroffen, denn Gemeinderath Bärtl hat in der Gemeinderaths sitzung vom 2. Juli folgende Interpellation eingebracht: „In der heutigen Nummer des socialdemo kratischen Organs „Arbeiter-Zeitung" wird in einem Artikel, der die Spitzmarke ,Der gestrige Beschluß der antisemitischen Mehrheit des Bezirks schulrathes' trägt, der verehrte
. Ich habe ihn durchgelesen und bemerke, daß er vom ersten bis zum letzten Worte unwahr und die -Arbeiter-Zeitung' nicht im Stande ist, mich zu beleidigen. Ich für meine Person werde nicht die geringsten Schritte unternehmen. Der betreffende Ent schluß ist nicht bloß durch die antisemitische Mehr heit im Bezirksschulrath, sondern auch durch die Zustimmung solcher Mitglieder zustande gekommen, die nicht der antisemitischen Mehrheit angehören. Wir müssen uns daran gewöhnen, in Oesterreich schutzlos den Angriffen
der -Arbeiter-Zeitung' preisgegeben zu sein. Entweder trauen sich die betreffenden staatlichen Behörden, deren Pflicht es wäre, nicht, einzuschreiten, öderes liegt ein andererGrund vor. Es ist nicht meine Aufgabe, dies näher zu untersuchen. Thatsache ist, daß in Oesterreich nur ein Theil der Bevölkerung geschützt wird; alle anderen Theile, auch die Behörden, Institutionen und Corporationen, genießen, wenn sie beleidigt werden, nicht den erforderlichen Schutz. Niemand findet sich, der den Muth hat, feines
Amtes zu wallen. Ich werde nicht die Hilfe derjenigen anrufen, die gesetzlich verpflichtet sind, jeden zu schützen. Erfüllen sie diese Pflicht nicht, so ist es nicht zu verwundern, wenn diese Zustände einreißen, die mit der all gemeinen Ordnung nicht vereinbar sind." Unsere Leser können sich gewiß noch erinnern, wie frech und ehrabschneiderisch Dr. Lueger die „Arbeiter- Zeitung" und die socialdemokratische Partei verleumdet hat, doch wird es nicht schaden, wenn wir hier einiges Platz finden lassen