Und in ihrem matten Schein Friedvoll glänzen, warm erschimmern Kränze, Kreuz und Marmelstein. A. D.|Saxl Der Sturm Nacht. — Nichts als Dunkel, Tiefe, Vergessenheit, Stimmen des Dunkels, der Nacht, der Vergangenheit, Dämo nen, stöhnend, klagend — Sturmwind in rasendem Flug über die Baumwipfcl einher, abertausend Flocken vor sich hertreiberid, klagend, heulend, weinend. Der Sturm rüttelt an der Tür, läßt sic aufgreinen, wirft sich gegen die Wände, stöhnt im Kamin. Albert stellt vom Sessel auf, geht zum Fenster
einen Augenblick lang sinnend stehen, wischt sich mit der Hand über die Stirn, geht zum Kamin zurück, läßt sich in den Sessel fallen. Das Feuer wirft roten Schein in die Runde, zuckt auf und nieder, fächelt über den Kaminboden, lodert in die Höhe, saugt zischend am Harz der Scheite, pufft — Holz knackt. Albert starrt ins Feuer. Bis die Augen schmerzen, wirft ein frisches Scheit in am Berg die Glut. Starrt wieder in die Flammen. Schließt die Augen. Scheint zu schlafen. Tasso stöhnt auf. Im Schlaf. Albert hört
nicht hin. Er starrt wieder ins Feuer. Dann steht er auf, geht zum Bücher schrank hin, sucht irgendein Buch, ein unbestimmtes und doch eines. „Anna Karcnina“ zieht er aus der Reihe, geht zu seinem Sessel hin und setzt sich. Albert kann gut russisch. Er hat cs in der Gefangenschaft gelernt. Er liebt Rußland. Vielleicht wäre er in Rußland geblieben, hätte nicht eine Frau in Deutschland auf ihn gewartet. Als er zurückkehrte, war die Frau tot. Schick sal. Er liebt die russischen Dichter. Er schlägt das Buch
auf, beginnt zu lesen, klappt cs wi ler zu, legt cs neben dem Sessel auf den Boden. Der Sturm heult. Dämonen stöhnen im Kamin. Zwölf schon vorbei. Geisterstunde. Albert glaubt nicht an Geister. Glaubt nur an Menschen. Und an Gott. An welchen Gott? An den Gott der Liebe? Vielleicht? Er weiß selbst nicht so genau. Er will wieder nach dem Buch grei fen. Da klopft jemand an der Tür. Nein, jemand schlägt gegen die Tür. Nur der Sturm? Scheint cs nicht zu sein. Albert steht auf, Tasso erwacht, folgt
ihm an der Ferse. Er öffnet die Stubentür, schließt sie hinter sich, daß die Wärme nicht ent weichen kann. Geht langsam durch den Vorraum, zögert vor der Hüttentür noch einen Augenblick, fährt sich mit dem Handrücken wieder über die Stirn, schiebt langsam den Riegel zurück. Die Tür fährt mit einem Schlag auf und kracht gegen die Wand. Laut heult der Wind in den engen Raum, wirft den Schnee hinein, Albert muß sich wieder über die Stirn fahren. Gret steht draußen. In engen Ski hosen, dunklem Anorak