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Literature Archive
Year:
26.02.1994
Suche nach dem Rechten
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Author: Sotriffer, Kristian
Date: 1994.02.26
Source: Presse, Die ̶ Spectrum
Keywords: Kunst
Authormap: Sotriffer, Christian
Location mark: 0961_012
unserer Tage brächte dann wohl auch der nun folgende Hinweis nicht so rasch Licht ins Rätseldunkel: Daß nach dem Ge suchten im Vorjahr ein Sonderpreis für den von der Wiener Kammeroper veranstalteten internationalen Nach wuchssängerwettbewerb benannt wur de. Zudem standen seine Orchesterlie der im Mittelpunkt eines Programmes, mit dem die Mährische Philharmonie im vorigen Sommer im Großen Saal des Wiener Konzerthauses gastierte. Die Rede ist von Anton Gatscha, der vor 111 Jahren als jüngstes von vier

Kindern eines Schwarzenbergschen Rent- und Domänenverwalters im böh mischen Schloß Langendorf zur Welt kam. Musik wurde in der Familie großgeschrieben. Die Mutter war als vorzügliche Pianistin bekannt, der Va ter als ordentlicher Geiger. Und da auch die Kinder früh Instrumente erlernten, nahm die Kammermusik im Hause Gatscha bald einen festen Platz ein. Nach dem frühen Tode des Vaters übersiedelte die Familie nach Linz, wo Anton die Volksschule abschloß, neben Violine nun auch Klavier erlernte

und auf Grund seiner besonderen Musikali tät einen Freiplatz gm dortigen „Nori cum“ erhielt. 1897 zog die Familie nach Wien weiter. Nach der Matura am Hernalser Gymnasium inskribierte Anton Gat scha Philologie an der Wiener Universi tät, wurde dort, knapp 22 Jahre alt, zum Doktor der Philosophie promoviert und trat unmittelbar darauf seine erste provisorische Lehrstelle am Staatsre formgymnasium Albertgasse in der Wiener Josefstadt an, die er, wie seine spätere Gattin in einer biographischen Skizze anmerkt

, „als ordentlicher Leh rer bis zu seinem Tode innehatte“. Daneben inskribierte er an der k. k. Akademie für Musik und darstellende Kunst Komposition bei dem als „Sere- naden-Fuchs“ in die Musikgeschichte eingegangenen Robert Fuchs sowie Musiktheorie und Chordirigieren bei Eugen Thomas, nachdem er schon parallel zu seinen Germanistik- und Romanistikstudien Vorlesungen bei Guido Adler, einem der führenden Musikwissenschaftler seiner Zeit, ge hört hatte. Im Sommer 1910 schloß Anton Gatscha dann seine musikalischen

Stu dien mit Auszeichnung ab. Nach einem Sein Name? Vergessen. Sein Werk? Nicht einmal Fachleuten geläufig. Und dennoch: Als der Kompo nist Anton Gatscha 1922, erst 39jährig, starb, war er mehr als bloß ein Versprechen. Wer war Anton G.? Von Walter Dobner kurzen Aufenthalt in Frankreich, der ihm durch ein Reisestipendium des Unterrichtsministeriums ermöglicht wurde, nahm er noch im Herbst dieses Jahres seine ersten Engagements als Dirigent an - beim-Modlinger Orche sterverein, beim Wiener

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Category:
Ankündigung
Year:
02.07.2013
Goldstücke ihres Landes
Goldstücke ihres Landes, Engagement für Heimat und Menschen: 63 Südtiroler werden mit Verdienstkreuz und Verdienstmedaille geehrt
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Author: Lu/Ler
Date: 2013.07.02
Source: Dolomiten – Tagblatt der Südtiroler, 13
Articletype: Ankündigung
Involved person: Durnwalder, Luis; Platter, Günther; Gruber, Sabine; Loner, Arnaldo; Brigl, Peter; Unterkalmsteiner, Hiltraut; Eisenkeil, Traudi; Fuchs, Reinhard; Gasser, Anton; Messner, Johann; Guariello, Alfred; Rizzi, Alfred; Kaufmann, Otto; Kirchler, Sepp; Richebuono, Josef; Senoner, Hugo; Leitner-Radmüller, Josefine
Involved organisation: Hofburg Innsbruck
Keywords: Auszeichnung
Place: Innsbruck
Authormap: Gruber, Sabine 2
Location mark: 0315_028
, Maurer: Verdienste um die Dorfgemeinschaft in zahlreichen Vereinen und Verbänden Hugo Senoner (71), Mühlbach, Pfarrer: Verdienste um die Pfarreien von Mühlbach und Spinges Agnes Silginer Tauber (65), Natz-Schabs/Raas, Kindergärtnerin: Verdienste im sozialen Bereich als KVW-Ortsvorsitzende Anton Thuner (73), Terlan/Vilpian, Bauer: Verdienste um das Feuerwehrwesen im Dorf und auf Landesebene Hubert Valentin (59), Abtei/Pedraces, Turnlehrer: Verdienste um den Sport im Abtei Hubert Zorzi (81), Völs

. Traditionsgemäß werden die Auszeichnungen am 15. Au gust vergeben, in diesem Jahr wieder in Innsbruck. Bauer und Unternehmer, Er- folgsautorin und Ordensfrau: In vielen Berufen und Bereichen leisten Menschen Außerge wöhnliches für ihr Land. Zehn Männer und drei Frauen sollen in diesem Jahr dafür mit dem Ti roler Verdienstkreuz ausge zeichnet werden, 50 weitere Landesleute werden die Ver dienstmedaille erhalten (siehe Grafik unten). Die Liste der Na men hat Landeshauptmann Luis Durnwalder zusammen mit ei ner

Brigl (66) Eppan/Girlan, Landwirt; Jtf Verdienste: um die Landwirtschaft als Obmann des Südtiroler Beratungsringes Traudì Eisenkeil (79) Meran, Hotelierin; Verdienste: um den Tourismus Reinhard Fuchs (59) I % ■ Sterzing, Direktor; I Verdienste: als Direktor der Autobahnzollstation, der 'Ä „Landwirtschaftlichen Hauptgenossenschaft“ sowie als * Präsident der Stiftung Deutschhaus Sterzing Anton Gasser (65) Vintl/Weitental, Handwerker; Verdienste: . um das Gemeipraewesen und die Kirche Sabine Grpber

der Südtiroler Anwaltskammer Johann Messner (83) Villnöß/St. Peter, Bauer, Altbürgermeister; Verdienste: um die Landwirtschaft in verschiedenen Verbänden und Vereinen Josef Richebuono (90) Bozen, Historiker; Verdienste: um die Erforschung der Geschichte Ladiniens Walter Rizzi (69) Latsch, Unternehmer; Verdienste: langjährige Tätigkeit im Südtiroler Genos senschaftswesen als Genossenschaft bzw. Obmann Hiltraud Unterkalmsteiner (71) Lana, Provinzoberin; Verdienste: als Provinzoberin der Schwestern

, Grundschullehrerin: Verdienste als Kirchenchorleiterin in Naturns und Partschins sowie um Mädchensinggruppen in Lana Anton Otto Dissertori (73), Kastelruth, Grundschuldirektor i. R.: Verdienste im sozialen Bereich als Präsident des Altersheimes und als Mitglied des Sozialbeirates Salten-Schlern Johann Duffek (57), Bozen, Unternehmer: Verdienste um die Domofarre Bozen und elf Kriegsfriedhöfe Josef Duregger (64), Gais, Schulinspektor: Verdienste um das Schulwesen und im kulturellen Bereich Maria Engl Ganterer

2
Literature Archive
Category:
Rezension
Year:
29.05.1976
Der liebe Gott verheizt Stühle
Der "Ruinenbaumeister" Herbert Rosendorfer schrieb zwei neue Romane
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Author: Schmitz, Alexander
Date: 1976.05.29
Source: Welt, Die
Articletype: Rezension
Presented media: Rosendorfer, Herbert: Skaumo, Zürich: Diogenes Verlag#Rosendorfer, Herbert: Großes Solo für Anton, Zürich: Diogenes Verlag
Keywords: Rezeption
Authormap: Rosendorfer, Herbert Großes Solo für Anton
Location mark: 0895_002, 0894_003
schreibende Herbert Rosendorfer entpuppt sich immer deutlicher als einer der besten deutschspra chigen Satiriker. Der Komponist der „Deutschen Suite“ verlegt sich dazu immer mehr aufs Skur rile — entweder, wie im „Großen Solo für Anton“, erfindet er ei nen Menschen, der ohne Artge nossen weiterlebt und über schnappt, oder, wie in „Skaumo“, er konstruiert eine Stadt, die ans Nichts grenzt. . . <D C/3 > ——t <D “3 Öl er W er Rosendorfer kennt, weiß, daß er zu den Satirikern gehört, de nen

, um sich über die Mauer zu schießen. Kurz um: Im puppenhaften Flug in den Tod erfährt der Neffe das Geheimnis und nimmt es mit hinüber ins Jenseits. „Skaumo“ liest sich wie ein Frag ment, ein- Nebenprodukt, das , „Große Solo für Anton“ hingegen ist ein gewal tiges Ding, ein „Skaumo hoch zehn“, in dem Rosendorfer nun wüeder höchst deutlich sein Faible beweist für das ra dikale Spinnen, für die witzige Häkelei an wahnwitzigen Parabeln — er liebt vertrackte Grenzbereiche, die nur mit Hilfe der Phantasie zu durchforsten

sind: Anton L. erwacht, vermutlich nach einer Zechtour, in seiner Untermieter bude und konstatiert nach und nach Erschreckliches: Er ist allein auf der Welt, alle menschlichen Zeitgenossen sind verschwunden, nur ihre Accessoi res übrig, Kleidungsstücke, Gerätschaf ten, Autos, eben alles, was Menschen an und um sich haben. Es gibt Tiere, die Auslagen in den Läden, Denkmäler und alles sonst, was mit Menschen aus Fleisch und Blut nicht unmittelbar zu tun hat. Und Anton? Anton L. richtet sich auf sein „Solo

zündet, der mit ei ner geklauten Flinte Hunde erschießt und Fensterscheiben zerstückelt und Herbert Rosendorfer: Großes Solo für Anton 33 6 S., 28 Mark. Skaumo 82 S., 4,80 Mark. Diogenes Verlag, Zürich. der ruhig betrachtet, wie Gepilz und Unrat aus Mauerwerken bricht, wie durch Fäulnis Erdrutsche Häuser ver schütten, kurzum: Anton L. wohnt der großen Destruktion der Welt bei und kann und will nichts dazu tun. Im Gegenteil — Anton L., eine typi sche Rosendorfersche Konsequenz, der Wahnwitz sozusagen

par excellence, Anton L. spielt mit dem Gedanken, Gott selber geworden zu sein. - Das kann nichts Gutes geben, denn wo der Maßstab fehlt, fehlt das gesunde Maß: Dieser philosophische Höhenflug transportiert ihn geradewegs in die Apokalypse. Er tritt der Schöpfung auf den Zeh und geht kaputt — aber nicht in Eliots Sicht ohne Knall und mit Ge- winsel, sondern mit stoischer Ruhe und dem Blick nach oben ... Herbert Rosendorfers Apokalypse kommt tatsächlich lärmlos daher, eben eingehüllt

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Literature Archive
Category:
Rezension
Year:
23.06.1976
Die Erde entvökert sich im Juni
Ein neuer Roman und eine Erzählung von Herbert Rosendorfer
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Author: Graf, Hansjörg
Date: 1976.06.23
Source: Frankfurter Allgemeine
Articletype: Rezension
Presented media: Rosendorfer, Herbert: Skaumo, Zürich: Diogenes Verlag#Rosendorfer, Herbert: Großes Solo für Anton, Zürich: Diogenes Verlag
Keywords: Rezeption
Authormap: Rosendorfer, Herbert Großes Solo für Anton
Location mark: 0895_003, 0894_002
seine lexikalische Allwissenheit ad absurdum führt und die höhere Bedeutung des Un-Sinns plausibel zu machen versteht, sorgt er auch für ein Gaudium erster Klasse; dennoch halte ich jene Abschweifungen für überflüssig, die sich Rosendorfer leistet, um seine Privatfehden gegen Personen und Institutionen in die Öf fentlichkeit zu tragen. Rosendorfers neuer Roman „Großes Solo für Anton“ ist ein Präzedenzfall; denn überall dort, wo der Autor den Faden verliert und zentrifugalen Ver lockungen nachgibt, zeigt

es sich, daß Rosendorfers Meriten gleichzeitig seine Schwächen sind: Die Intermezzi haben zwar ihren anekdotischen Stellenwert, sie lenken aber auch von einem Ziel ab, das selbst im Unendlichen liegt. Wer ist Anton L.? Ein Mr. Nobody; ein Staatsdiener mit hochfliegenden Ideen; ein Bourgeois mit Bohemean strich; lost, but not least ein verhinderter Machtmensch, der endlich zum Zuge kommt. Denn in einer Juninacht ent völkert sich die Erde; die Menschen verschwinden, ohne eine Spur zu hin terlassen; Anton L. bleibt allein

zurück und wird plötzlich zum Erben seiner Stadt. Unterhaltun gen, die Anton mit Tieren und Stand bildern führt, sind de facto Selbstge spräche. Ist Anton L. eine Kunstfigur? Wer sein Roman-Domizil — es befindet sich in der Münchner Au — und die nur flüchtig kaschierte Umgebung des Hel den aus eigener Anschauung kennt, wird die Frage mit „Jein“ beantworten müssen. Rosendorfer arbeitet im „Gro ßen Solo“ im Play bade-Verfahren: Er erinnert sich an Situationen einer frü heren, fast zwanzig Jahre

zurückliegen den Existenz, und er spinnt aus, wie sich eine totale Veränderung dieses Zu stands auf den Betroffenen ausgewirkt hätte. Im Rückspiegel einer erzähleri schen Nostalgiereise entdeckt Rosen dorfer die Kehrseite einer kleinbürger lichen Idyllik; Anton L. eignet sich wieder jene Welttheater-Optik an, über die er schon als Kind verfügt hatte. Ei ne scheinbar periphere Stelle in Rosen dorfers Roman räumt jeden Zweifel an der autobiographischen Grundfigur des Buches aus. Der Erzähler beruft

sich auf die Kindheit von Anton L. Dieser war mit zehn oder elf Jahren, also ge gen Kriegsende, in eine Panik geraten: Er fühlte Sich bedroht, er wollte sich in den Schutz von Menschen begeben und fand niemanden. Eines jener Traumata also, die man Zeit seines Lebens her umträgt; ein Eindruck von Sekunden dauer entpuppt sich als Katapult kühn ster Endzeitvisionen. Was Rosendorfer im ersten Drittel seines Romans verspricht, hält er in den folgenden Abschnitten leider nicht durch; er verzettelt sich; das Beiwerk

4
Literature Archive
Category:
Rezension
Year:
23.06.1976
Die Erde entvökert sich im Juni
Ein neuer Roman und eine Erzählung von Herbert Rosendorfer
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Author: Graf, Hansjörg
Date: 1976.06.23
Source: Frankfurter Allgemeine
Articletype: Rezension
Presented media: Rosendorfer, Herbert: Skaumo, Zürich: Diogenes Verlag#Rosendorfer, Herbert: Großes Solo für Anton, Zürich: Diogenes Verlag
Keywords: Rezeption
Authormap: Rosendorfer, Herbert Skaumo
Location mark: 0894_002
seine lexikalische Allwissenheit ad absurdum führt und die höhere Bedeutung des Un-Sinns plausibel zu machen versteht, sorgt er auch für ein Gaudium erster Klasse; dennoch halte ich jene Abschweifungen für überflüssig, die sich Rosendorfer leistet, um seine Privatfehden gegen Personen und Institutionen in die Öf fentlichkeit zu tragen. Rosendorfers neuer Roman „Großes Solo für Anton“ ist ein Präzedenzfall; denn überall dort, wo der Autor den Faden verliert und zentrifugalen Ver lockungen nachgibt, zeigt

es sich, daß Rosendorfers Meriten gleichzeitig seine Schwächen sind: Die Intermezzi haben zwar ihren anekdotischen Stellenwert, sie lenken aber auch von einem Ziel ab, das selbst im Unendlichen liegt. Wer ist Anton L.? Ein Mr. Nobody; ein Staatsdiener mit hochfliegenden Ideen; ein Bourgeois mit Bohemean strich; last, but not least ein verhinderter Machtmensph, der endlich zum Zuge kommt. Denn in einer Juninacht ent völkert sich die Erde; die Menschen verschwinden, ohne eine Spur zu hin terlassen; Anton L. bleibt allein

zurück und wird plötzlich zum Erben seiner Stadt. Unterhaltun gen, die Anton mit Tieren und Stand bildern führt, sind de facto Selbstge spräche. Ist Anton L. eine Kunstfigur? Wer sein Roman-Domizil — es befindet sich in der Münchner Au — und die nur flüchtig kaschierte Umgebung des Hel den aus eigener Anschauung kennt, wird die Frage mit „Jein“ beantworten müssen. Rosendorfer arbeitet im „Gro ßen Solo“ im Playback- Verfahren: Er erinnert sich an Situationen einer frü heren, fast zwanzig Jahre

zurückliegen den Existenz, und er spinnt aus, wie sich eine totale Veränderung dieses Zu stands auf den Betroffenen ausgewirkt hätte. Im Rückspiegel einer erzähleri schen Nostalgiereise entdeckt Rosen dorfer die Kehrseite einer kleinbürger lichen Idyllik; Anton L. eignet sich wieder jene Welttheater-Optik an, über die er schon als Kind verfügt hatte. Ei ne scheinbar periphere Stelle in Rosen dorfers Roman räumt jeden Zweifel an der autobiographischen Grundfigur des Buches aus. Der Erzähler beruft

sich auf die Kindheit von Anton L. Dieser war mit zehn oder elf Jahren, also ge gen Kriegsende, in eine Panik geraten: Er fühlte Sich bedroht, er wollte sich in den Schutz von Menschen begeben und fand niemanden. Eines jener Traumata also, die man Zeit seines Lebens her umträgt; ein Eindruck von Sekunden dauer entpuppt sich als Katapult kühn ster Endzeitvisionen. Was Rosendorfer im ersten Drittel seines Romans verspricht, hält er in den folgenden Abschnitten leider nicht durch; er verzettelt sich; das Beiwerk

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Literature Archive
Category:
Auszug
Year:
01.01.1989
Die Rede des "alten Doktors" aus dem Theaterstück "Im Kampf um die Heimat" von Dr. Josef Raffeiner
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Author: Raffeiner, Josef
Date: 1989
Source: Sturzflüge, Nr. 29
Articletype: Auszug
Authormap: Raffeiner, Josef
Location mark: 0803_005
ist das, was es ist, weil’s in diesem Land da lebt und seit Jahrhun- dertn da gelebt hat. Es hört auf, das zu sein, was es ist, wenn es aus diesem Land fortgeht. Unsere Bergbauern sind in ihrem Grund und Bodn verwurzelt, wie die Bäume, die darauf wachsn. Man kann sie nicht aus ihrem Bodn herausreißn, ohne daß sie zugrundgehn. Junge Bäume lassen sich umsetzn, aber nicht ein Wald. Ich hab in meinem Lebm die Erfahrung gemacht, daß es das kleinere Unglück ist, wenn ein Bauer stirbt, als wenn er von Haus und Hof kommt. Stirbt

der Bauer, dann bleibt der Hof und die Familie lebt weiter. Wenn aber der Hof verlorn geht, dann geht fast immer s’ganze Geschlecht zugrund. Der Bauer wachst aus dem Bodn heraus und aus dem Bauer wachst das Volk heraus. Was für den Bauer gilt, gilt auch fürs ganze Volk. Wenn ein Volk sein Land verliert, dann ist es ein größeres Unglück, als wenn noch so viele sterbm. Freiheit! Man verheißt uns Freiheit und verlangt schon jetzt blindn Gehorsam. Man bedroht alle, die anderer Meinung sind. Sie sprechn

. Aber weil sie zum Großteil ein Herdnvolk sind, laufm sie wie Schafe den erstbesten Leithammeln nach. Ein richtiger Bauer ist ein Herr und soll ein Herr sein. Er ist wie ein König in seinem Reich. Er steht auf festn Füßn und läßt sich nicht von seinem Bodn vertreibm. Gott sei Dank, gibt es auch bei uns noch solche Bauern. Wenn die Tirolerfreiheit wieder jemals auferstehn sollte, wird es nur in diesn Bergn sein. Unsere Tirolerberge aber werdn noch viele Jahrtausend be stehn und, wenn wir uns nur fest an diesn Bergn

6
Literature Archive
Category:
Primärtext: Prosa
Year:
01.10.1988
Bilderbuchonkel rückwärts geblättert
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Author: Flöss, Helene
Date: 1988.10
Source: Sturzflüge, Nr. 25, 4-10
Articletype: Primärtext: Prosa
Keywords: Prosa; Erzählung
Authormap: Flöss, Helene Texte
Location mark: 0231_001
Die Köchin kicherte unverhohlen und blinzelte mir zu und versprach damit einen Sonderbissen nach dem Essen. Der alte Anton murmelte etwas Unverständliches, was als Unter stützung gelten sollte, während er sich eine Tablette in den Mund schob, aber weil er mir unangenehm war in seiner Art, gab ich frech zurück, daß ich den Brei vielleicht auch leichter verdauen könnte durch ein farbiges Kügelchen nach jeder Mahlzeit. Der Knecht ließ sich nicht beirren, gestand, daß er auch noch Schokolade hätte

einer auf die traditionellen Gaben, wurde ein Bock geschnitten, und der Mäher fuhr derartig hur tig ins Gras, daß keine Magd mit Auseinanderbreiten nach- kommen konnte; die weibliche Rache an vergeßlichen Män nern bestand im Aufwerfen von Grashaufen vor der Sense als Hindernis. Warum ich Anton aus dem Weg ging, konnte ich keinem erklären, war ich mir selbst doch im Zweifel darüber, ob die Streicheleien und Umarmungen, die er mir antat, mit Kinder liebe etwas zu tun hatten und dem netten Mädchen

, das ich ihm war, oder bereits anrüchig waren und für einen sechzig jährigen Junggesellen zumindest unpassend, und für meine Abneigung redete ich mich damit heraus, daß Anton eine Kat ze umgebracht hatte, die er sich zubereiten ließ, und darüber behauptete, für einen Katzenbraten jedes Kalbsschnitzel ste hen zu lassen. Als ich das fellose Tier in der Holzhütte hatte hängen sehen, überschüttete ich Anton mit Vorwürfen und Schimpfwörtern und schrie ihm heulend meinen Ekel an den Kopf und meinen Vorsatz, künftig

jeder Berührung mit ihm auszuweichen, und die Pfanne merkte ich mir, in der die Katze geschmort hatte, und verweigerte mich jeder Speise, die künf tig darin zubereitet wurde. Was Anton dazu bewog, sein bärtiges Gesicht an dem meinen zu reiben, weil ich so weiche Wangen hätte, und seinen Mund auf meine Oberarme zu drücken, weil die so rund wä ren, und mir übers Haar zu streichen, weil ich ein so dichtes hätte, blieb mir undurchsichtig. Als Mutter, auf mein Erzählen über Anton, »das alte Schwein« sagte

und freute mich der Zinnhalter unter den Kerzen, die ich, sauber von Wachs tropfen gereinigt, den Gästen in die Zimmer stellen durfte. Die wortkargen Knechte verstand ich durch selbstver faßte, auf sie zugeschnittene Reime zu einem derben Scherz oder wohlwollenden Lachen zu bewegen und wußte mich nur zu Anton nicht zu verhalten, weil es mir unter keinen Umstän den denkbar war, freiwillig auf einen Onkel zu verzichten. Seit die Katzenleiche in der Holzhütte gehangen hatte, be trat ich diese nur mehr

7
Literature Archive
Category:
Rezension
Year:
04.07.1976
Ein Träumer von Gefangenschaft und Untergang
Zu "Grosses Solo für Anton" von Herbert Rosendorfer
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Author: Jost, Dominik
Date: 1976.07.04
Source: Neue Zürcher Zeitung , Nr. 153
Articletype: Rezension
Presented media: Rosendorfer, Herbert: Großes Solo für Anton, Zürich: Diogenes Verlag
Keywords: Rezeption
Authormap: Rosendorfer, Herbert Großes Solo für Anton
Location mark: 0895_004
Ein Träumer von Gefangenschaft und Untergang Zu «Grosses Solo für Anton» von Herbert Rosendorf er lr >nsb, feitU: TIJ Ck, Bl isasophiv Herbert Rosendorfer ist ein Träumer von Ge fangenschaft und Untergang, ein Berichterstatter von Klaustrophobie und Albdrücken, ein phan tastischer Realist, ein Surrealist. Er hat auch in seinem jüngsten Roman die Kulissen unserer Er fahrungswelt so zusammengerückt und ineinander- geschoben, dass eschatologische Bedrängnisse aus strömen; der Roman heisst «Grosses

Solo für Anton».* Anton L., einst Fremdenführer und nun Finanzbeamter, Junggeselle mit mannigfachen Symptomen fortgeschrittener Verwahrlosung, wacht eines klaren Junimorgens in seinem Unter- mictczimmer auf: als einziger Mensch weit und breit. Eine Katastrophe, von verworrener Erjnnc- * Diogenes-Verlag, Zürich 1976. rung an einen nächtlichen Feucrschlag bezeugt, hat die andern Menschen entmaterialisiert. Bloss Kleidungsstücke und Schmucksachen, denen sie entfahren sind, liegen noch verstreut

aus abgelebter Zeit, unternimmt im Auto ausge dehnte Inspektionsreisen; seine Selbstbehandlung auf dem Zahnarztstuhl gerät daneben. Ein Jahr und mehr ist vorüber. Allmählich verfällt die Stadt wie nach einem verlorenen Krieg: Die öffentlichen Anlagen verwildern, Gras dringt aus jeder Fuge, Mauern und Treppen ber sten, unterirdische Wasserdurchbrüche lassen fau lige Senken zurück. Zum Vandalismus der nagen den Zeit gesellt sich Antons eigener Vandalismus: Wo sich Anton Zutritt verschaffen will, geschieht

cs mit Schlag und Stoss und Eusstritt; er rcisst Rehe und Geflügel und rüstet die Beute für den Bratspiess in der Küche, dass Felle und Federn fliegen. Die Einsamkeit verschärft sich zum Ich- cinzig-Wahn, das Ego bläht sich auf und fühlt sich schliesslich als Gott. Soll Anton L., Gott des neuen Acons, nicht auch eine neue Menschheit schaffen? Die alte rematerialisieren? In entsetz licher Innenschau sieht er Missgeburten aufsteigen, Erfüllungen jeglicher Abscheulichkeit. Anton er fährt, was es heisst

, wenn Gott selber einmal sagt: Ich löse mich auf. .Anton L. ist ein Ekel: der entwürdigte Mensch. Er stammt aus der Sippe der Ausgeburten von Gisela i Elsner, ist Martin Walsers Callisti ver wandt. Er also überlebt, wenigstens eine gezählte Frist. Zuchthäusler seiner selbst, unfähig jedes bessern Gefühls — überlebt gerade er vorerst, weil er eine Ratte ist? Obwohl Anton ohne Herz lichkeit, sogar ohne Freundlichkeit vor sich hin vegetiert, bedarf er aber auf die Dauer dringend ! eines Publikums

8
Literature Archive
Category:
Primärtext: Brief
Year:
01.08.1993
Brief an Zoderer
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Author: Solderer, Gottfried
Date: 1993.08.01
Source: ff – Das Südtiroler Wochenmagazin, Nr. 45, 44
Articletype: Primärtext: Brief
Involved person: Zoderer, Joseph
Keywords: Auszeichnung; Roman
Authormap: Zoderer, Joseph 2
Location mark: 1138_014
Italiener einziehen würden, galt als unausweichlich und ent sprach der herrschenden Propaganda. Da- bleiber gab es ja nicht genug, abgesehen davon, daß die Mehrheit im Dorf im Zwei felsfall einen “echten Walschen” ohnehin vorgezogen hätten. So kamen die Casarotto zu ihrem Hof, kümmerten sich nicht zuviel ums Drum herum und beschränkten sich einfach aufs Gut-Wirtschaften. Schnell zeigte sich, was ein rechter Bauer am anderen schätzt: daß er zu wirtschaften versteht. Der Casarot to braucht kein Wort

sich selber überlassen. Die Militärkasernen bezogen bei Lallo Fleisch und Kartoffeln und, so lang das aktuell war, auch Heu für die Mu li. Die Militärs waren auch nicht schäbig und schickten, wenn ihr Bauer einmal Per sonalnot hatte, kurzfristig einen Trupp Al pini zum Erdäpfelaufklauben. Signor Lallo entschädigte seine Erdäpfelaufklauber in Uniform wiederum dadurch, daß er für sie beim Kommandanten Sonderurlaube er wirkte. Unter Siedlern hilft man sich aus. Von den Nachbarn

, die auf ein solches Arbeitskräftereservoir nicht zurückgreifen konnten, wurde Casarotto dafür sehr be neidet. Dazu hatte der walsche Bauer die Unart, auch “zivile” Erdäpfelaufklauber überdurchschnittlich gut zu bezahlen und damit das Lohnniveau im Brunecker Tal kessel zu diktieren. Ganz auf der Linie des faschistischen Autarkie-Gedankens, war Lallo Casarotto ein Pionier des Pustertaler Kartoffelbau es. Als die Pustertaler Saatbaugenossen schaft gegründet wurde, zu ihren besten Zeiten die bedeutendste Italiens, war er selbstverständlich dabei, denn Lallo

war ein moderner Bauer, und da das Absatz gebiet der Pustertaler Saatkartoffeln hauptsächlich Italien war, konnte die Ge nossenschaft einen Italiener für die An bahnung dès einen und anderen Geschäfts gut gebrauchen. Der Exck unter den Pustertaler Kar toffelbauern wurde für seine Qualitäten bewundert und immer ein bißchen bearg wöhnt. Beargwöhnt, “weil er eher mit dem Kopf arbeitete al's mit den Händen”, drückt sich ein pensionierter Saatbau-Arbeiter vorsichtig aus. Die IntegrierungXdes italienischen Bau ern

. Die Stube heißt S lotto, der Bauer ist bei der Associazione Alpini und spielt Boccia, Lallo ist Pusterta ler Bezirksobmann der “Coldiretti”. Sein eigener Obmann gewissermaßen. Außer ihm gibt’s nur noch ein paar ladinische Mit glieder. Mit dem (deutschen) Bauernbund steht man in bestem Einvernehmen. Aber daß Lallo ihm deswegen beigetreten wä re? Nie zu denken. Jedes Jahr geht er für vierzehn Tage auf Urlaub nach Abano. Dar in zumindest hat er in seiner Umgebung allmählich Nachahmer gefunden. Dem Pfarrer

9
Literature Archive
Category:
Sekundärtext: Bericht
Year:
01.12.1987
Karl Philipp Moritz
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Date: 1987.12
Source: Sturzflüge, Nr. 22, 47
Articletype: Sekundärtext: Bericht
Involved person: Moritz, Karl Philipp
Presented media: Anton Reiser. Ein psychologischer Roman in vier Teilen.Hrsg. von Petra und Uwe Nettelbeck. 2 Bde in Kassette, Greno Verlag, Nördlingen 1987, insg. 630 Seiten
Keywords: Roman; Autobiographie
Authormap: Dusini, Arno
Location mark: 0175_010
” §ckumentationssfleltc tur Neutre Südtiroler IO Weggansleinstr. 12 - Tei Sttiióf 30JQO BOZEN Karl Philipp MORITZ: Anton Reiser. Ein psychologischer Ro man in vier Teilen. Hrsg, von Petra und Uwe Nettelbeck. 2 Bde in Kassette, Greno-Verlag, Nördlin- gen 1987, insg. 630 Seiten. Ein eigentlicher »Anwalt des vierten Stan des« sei er gewesen, »einen der progressi ven Schreckensmänner des 18. Jahrhun derts« nannte ihn Amo Schmidt, Goethe entdeckte in ihm »einen jüngeren Bruder in derselben Art

ist dies einem Verlag, dessen Gedächtnis noch über Frankfurt hinausreicht. Der Greno-Verlag hat es unternommen, eine dreißigbändige (!) Ausgabe der Werke Karl Philipp Mo ritz’ zu beginnen. Erschienen ist bisher das »Magazin zur Erfahrungsseelenkun de« (10 Bände) und zuletzt im selben schönen Druck Anton Reiser. Anton Reiser ist das literarische Pseudo nym des Verfassers, der psychologische Roman könnte auch allenfalls eine Bio graphie genannt werden, weil die Beob achtungen größtenteils aus dem wirkli chen Leben

genommen sind (1,7). Wie auch immer (der Anton Reiser gehört zum Kanon deutscher Autobiographie), es ist das Unternehmen, die innere Ge schichte eines Menschen (1.7) zu schil dern anhand seiner ersten zwanzig Jahre. Im Wechselspiel literarischer und anthro pologischer Interessen versucht Moritz, an einem konkreten Leben, seinem eige nen, aufzuzeigen, wie die disparaten Ein zelheiten, die eine Kindheit und Jugend ausmachen, über ihre bloße Existenz hin aus Zusammenhalten und welcherart ihr Eindruck

über jede der Handlungen des Gläubigen. Und durch eine Schule, die dies in radikalster Weise schon dem kleinen Kinde abver langt, ist dieser Anton Reiser wahrlich ge gangen. Die höchste Anforderung be stand in der Abtötung des Körperlichen; wie weit diese Austreibung des Fleischli chen, diese »Metaphysik ohne Physik« zu gehen bereit war, resultiert aus einer Epi sode, die mit jener Frau verknüpft ist, de ren Schriften Antons Vater für den Haus gebrauch adaptierte: Als man nach ihrem Tode ihren Kopf öffnete, fand

man ihr Gehirn fast wie ausgetrocknet (1,12). Aus einer solch religiös motivierten Unter drückung, die zudem einherging mit dem Kampf der sich ewig zankenden Eltern (die Mutter Antons war Lutheranerin und bestand darauf), findet Anton, das skrufolöse, körperlich ohnehin ge schwächte Kind, kaum einen Ausweg. Um Gesellschaft zu haben, fährt es in ei nem »Schiebkarren« Christus im Garten spazieren. Ein Fleck voll hochgewachse ner Nesseln oder Disteln waren ihm so viele feindliche Köpfe, unter denen er manchmal

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