schreibende Herbert Rosendorfer entpuppt sich immer deutlicher als einer der besten deutschspra chigen Satiriker. Der Komponist der „Deutschen Suite“ verlegt sich dazu immer mehr aufs Skur rile — entweder, wie im „Großen Solo für Anton“, erfindet er ei nen Menschen, der ohne Artge nossen weiterlebt und über schnappt, oder, wie in „Skaumo“, er konstruiert eine Stadt, die ans Nichts grenzt. . . <D C/3 > ——t <D “3 Öl er W er Rosendorfer kennt, weiß, daß er zu den Satirikern gehört, de nen
, um sich über die Mauer zu schießen. Kurz um: Im puppenhaften Flug in den Tod erfährt der Neffe das Geheimnis und nimmt es mit hinüber ins Jenseits. „Skaumo“ liest sich wie ein Frag ment, ein- Nebenprodukt, das , „Große Solo für Anton“ hingegen ist ein gewal tiges Ding, ein „Skaumo hoch zehn“, in dem Rosendorfer nun wüeder höchst deutlich sein Faible beweist für das ra dikale Spinnen, für die witzige Häkelei an wahnwitzigen Parabeln — er liebt vertrackte Grenzbereiche, die nur mit Hilfe der Phantasie zu durchforsten
sind: Anton L. erwacht, vermutlich nach einer Zechtour, in seiner Untermieter bude und konstatiert nach und nach Erschreckliches: Er ist allein auf der Welt, alle menschlichen Zeitgenossen sind verschwunden, nur ihre Accessoi res übrig, Kleidungsstücke, Gerätschaf ten, Autos, eben alles, was Menschen an und um sich haben. Es gibt Tiere, die Auslagen in den Läden, Denkmäler und alles sonst, was mit Menschen aus Fleisch und Blut nicht unmittelbar zu tun hat. Und Anton? Anton L. richtet sich auf sein „Solo
zündet, der mit ei ner geklauten Flinte Hunde erschießt und Fensterscheiben zerstückelt und Herbert Rosendorfer: Großes Solo für Anton 33 6 S., 28 Mark. Skaumo 82 S., 4,80 Mark. Diogenes Verlag, Zürich. der ruhig betrachtet, wie Gepilz und Unrat aus Mauerwerken bricht, wie durch Fäulnis Erdrutsche Häuser ver schütten, kurzum: Anton L. wohnt der großen Destruktion der Welt bei und kann und will nichts dazu tun. Im Gegenteil — Anton L., eine typi sche Rosendorfersche Konsequenz, der Wahnwitz sozusagen
par excellence, Anton L. spielt mit dem Gedanken, Gott selber geworden zu sein. - Das kann nichts Gutes geben, denn wo der Maßstab fehlt, fehlt das gesunde Maß: Dieser philosophische Höhenflug transportiert ihn geradewegs in die Apokalypse. Er tritt der Schöpfung auf den Zeh und geht kaputt — aber nicht in Eliots Sicht ohne Knall und mit Ge- winsel, sondern mit stoischer Ruhe und dem Blick nach oben ... Herbert Rosendorfers Apokalypse kommt tatsächlich lärmlos daher, eben eingehüllt