Altdeutsche Passionsspiele aus Tirol : mit Abhandlungen über ihre Entwicklung, Composition, Quellen, Aufführungen und litterarhistorische Stellung.- (Quellen und Forschungen zur Geschichte, Litteratur und Sprache Österreichs und seiner Kronländer ; 1)
drüeklich der „Pfarrer“ als erster Regent bezeichnet: Pfarrer von Bozen aber war damals Wolfgang von Rohrbach (von 1492 bis 1511). 1 ) Ausserdem werden als Mitspieler, besonders in Apostelrollen (die für Geistliche am passendsten scheinen mochten) genannt: dominus Johannes, der Spitalcaplan, dominus Paulus, dominus Schroff’, dominus Thomas, dominus Gothardt, der im I. Spiele den Simon, im III. den Jeremias darstellte, dominus Michael im widern, der im I. Spiele den Jacobus, im III. den Elias
gab; neben diesem erscheint noch ein her Michael, der gewiss von ihm verschieden ist, weil er in derselben Scene den Abraham darstellte: vielleicht kein Geistlicher, .sondern ein Adeliger oder Beamter, weil er als herr und nicht lateinisch als dominus bezeichnet wird wie die anderen. Immerhin sind also wenigstens 6, somit wohl der grössere Teil der damaligen Geistlichkeit in Bozen beteiligt. Überdies erscheint noch ein Sebastian im icidem und ein Lienhart im ividem
, die, wenn auch nicht selbst Priester, doch im Dienste der Geistlichkeit oder der Kirche standen. Wir werden uns daher auch nicht wundern, wenn wir unten den Kirchpropst von Bozen verschiedene Kosten für die Aufführung des Passions verrechnen sehen. Auch die starke Beteiligung dermal erstritt hervor: da erscheint ein Johann.es—pietor (der im I. Spiele den Olbergeiigel, im II. die mater dei, im III, die Magdalena), ein Geori g pietor , der den primus, und ein Chuenradus pietor, 2 ) der den secundus angelus im HL Spiele darstellte
. Allein das ist nicht auffallend, da wir schon früher (8. VI ff.) ausgeführt, warum in jenen Zeiten so viele Maler in Bozen lebten und warum gerade sie zur Teilnahme an solchen Volksschauspielen angelockt wurden ; den Veranstaltern aber mussten sie mit ihrem, ausgebildeten Farben- und Formen- >) Al. Spomberger, Geschichte der Pfarrkirche von Bozen 1804 , 8 . 61 . s ) Es war gebräuchlich, Maler u. dgl, bekannte Persönlichkeiten meist nur mit dem Taufnamen und der Standesbezeichnung anzuführen