¬Der¬ Kunstfreund ; N.F., 22 - 23. 1906 - 1907
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Author:
Verein für Kirchenkunst und Kunstgewerbe in Tirol und Vorarlberg
Place:
Innsbruck
Publisher:
Verein für Kirchenkunst und Gewerbe in Tirol und Vorarlberg
Physical description:
216, 230 S.
Language:
Deutsch
Notations:
Abschlussaufnahme von: 1906,1-12 ; 1907,1-12
In Fraktur
Subject heading:
g.Tirol;s.Christliche Kunst;f.Zeitschrift
g.Vorarlberg;s.Christliche Kunst;f.Zeitschrift
Location mark:
III Z 294/N.F.,22-23(1906-07)
Intern ID:
483815
pariser Kunstbries. vou Äürl Paris. Der vierte Aerbsnalon. — ^etrospekrme Au-steUnilgek,. — Courbet unt> Gauguin. — Hinprossiottisteii und ^eo-Inipressioinften.— Ooiu Polterabend der bullst. Salon d'Automne eröffnet heute zum viertenmale seine Pforten — alle Jungen MìW/à ìmd viele Alte, die jnng geblieben, drängen sich hinein. Ha, wie die Hese der französischen Moderne gährt! Die Akademie ist in Trümmer geschlagen, Sieg der Revolution auf der ganzen Linie. . . . Mit Wohltuen toben
nach dem ersten Freiheitstumult bereits die Besonnenheit wieder; diesmal ist der Herbstsalon schon inter essanter wie die großen offiziellen Salons, die in Paris das Frühjahr beschert. ^Jmpressionis- mus, Poiutillismns :c., iu jeder ueueu Malweise sind kühne und packende, glänzend ge lungene Arbeiten vorhanden, eine Masse Material zum Studium. Es wird lauge dauern, bevor man im Ausland volle Kenntnis von dein kolossalen Nachschub bekommen wird, den wir in der modernen Kunst Frankreichs soeben beobachten
. Die Sammelausstellung Gustave Courbet, dessen Ruhm zwar heute in aller Welt unbestritten ist, den man aber selbst in Paris nur sehr lückenhaft kennt, ist recht bedeutend, aber leider doch noch nicht vollständig genug. Courbets Werke sind sehr verstreut; bei weitem die meisten besinden sich in Privatsammlnngen; der Prinz von Wagram hat einige dreißig, darunter die berühmten „Frau mit dem Papagei' und „Münchner Dame', leiht sie aber nicht her. Auch Juliette Courbet, die Schwester des Malers, hat nichts hergeben
- bnndertsiebenundzwanzig Arbeiten wurden von Verehrern dieses „Anarchisten' dem Herbst salou anvertraut. Gauguin ist von Courbet soweit entfernt, wie Paris von den australischen Gesellschaftsinseln, aus die sich der unverstandene Künstler flüchtete, um die melancholischen Schönen Tahitis zu porträtieren. Die Malayen verlachten ihn wenigstens nicht, wenn sie ihn auch nicht verstanden. Der Sohn eines bretonischen Fischers uud einer peruanischen Mestizin hatte eine seltsame atavistische Veranlagung, sein Knnstbegriff war primitiv wie