Stille und laute Wasser : Geschichten aus den Bergen.- (Erzählungen vom Reimmichl)
um außer der Wohnungsmiete auch das kärg liche Brot für sich und die Mutter zu verdie nen. Davon kamen wohl die blassen, durchsich tigen Wangen des Mädchens, vielleicht auch daher, daß es die holde Sonne gänzlich ent behren mußte. Es hatte aber ein sonnengolde- nes Haar, glashelle Augen, ein kugelrundes, treuherziges Eesichtchen und war ein unschul diges Kind. Je weniger das Vronele von der Sonne abbekam, desto sehnsüchtiger schlug sein Herz der Sonne entgegen. An den Feier tagen stieg es weit
in die Berge hinauf, ließ, sich von der Sonne stundenlang bescheinen, pflückte dann seine Schürze voll glutäugiger, sonnengetränkter Alpenblümlein und trug sie freudig heim, um wenigstens einen Hauch von der Sonne in das frierende, düstere Klammhäusl Zu'bringen. Für die Blumen hatte das Bronele eine wahre Leidenschaft. Ohne Blumen konnte es nicht leben. Nicht nur ' inwendig im Hause waren alle Balken, Simse ' und Tische mit eingefrischten Blumen besetzt, auch auswendig, aus den Söller, um , alle Fenster