Im Bannkreis der Chemnitzerhütte : Jubiläumsschrift der Sektion Chemnitz des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins ; 1882-1907
Reproduktion. Ganz klar und durch sichtig lagen unter uns im Frieden der Nacht die Täler der Menschen, nur hier und da hängt eine kleine Wolke in der Tiefe, wie wohl auch am Schlummer des. Menschen manchmal die Sorge haftet. Darüber aber baute sich Kamm für Kamm und Stockwerk um Stockwerk das Gebirge hinauf, immer reiner, weißer heraus wachsend aus der bläulichen Nacht in das Licht des Himmels. Dort leuchten schon einzelne Federwölkchen rosenrot auf, lange Streifenwolken lagen gelb und rosa
über der violetten, zackigen Mauer der Rieserferner, da fängt es auf ein mal in einer Scharte jener Mauer an zu glühen, feurige Lohe flutet darüber und der erste Sonnenstrahl dringt siegesfreudig von Osten hinaus zu den Gipfeln im Westen. Hier lag schon lange ein heller Schein in der Höhe, der wurde gelb und dann rot und umspann alle die Gipfel und Grate von der Eisbruck spitze bis zum Breitnock hinüber, und auf einmal kam die Sonne nun ganz heraus; rosenrot entflammte sie die höchsten Höhen und ließ
, und wir konnten ziemlich gerade auf steigen, nur hier und da bei größerer Steilheit des Terrains eine kurze Serpen tine einschlagend. Prachtvoll entwickelte sich nordöstlich vor uns der Thurner- kamp mit dem stattlichen Südgrat, während vor uns hoch oben der Möselegrat den blauen Himmel durch schnitt und das Gipfelmännchen, ganz in Schnee ein gewickelt, deutlich erkennen ließ. Bis gegen 9 Uhr war die Luft ganz klar, so warm, daß wir beim Großtrog die Joppe und sogar den Sweater auszogen. Aber mit der höher
