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Title A - Z
Title Z - A
Books
Category:
Fiction
Year:
1938
¬Die¬ lieben Nächsten : Roman
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Page 308 of 316
Author: Greinz, Rudolf / Rudolf Greinz
Place: Leipzig
Publisher: Staackmann
Physical description: 313 S.. - 5.- 8. Tsd.
Language: Deutsch
Location mark: II A-8.200
Intern ID: 65542
der Traum lagen die letzten Monate hinter ihr, aus dem nun das Erwachen so beseligend war. Frau Bertha Stegwart trat ins Zimmer. Sie trug ein Tablett, das sie auf einem Seitentischchen nieder stellte. „Frierst du auch nit, Iren'?' fragte sie be sorgt. „Nein, Mama.' Trotzdem holte sie eine warme Decke und hüllte die junge Frau sorglich ein. „Du bist so gut, Mama! Ich danke dir!' sagte Irene herzlich und faßte die Hand der Schwiegermutter. „Du hast so viel Mühe mit mir.' ,Mwiß nit, Jrenerl

. Ich tu's gern. Bist ja mein liebes Tochterl!' sagte sie leise und strich mit der Rech ten zart über das Haar der jungen Frau. Die Worte und die Liebkosung der sonst so zurück haltenden alten Frau rührten Irene tief. „Du weißt gar nicht, wie froh du mich machst, wenn ich dir etwas sein kann, Mama. Ich will mich gewiß bemühen, daß ich dir deine Liebe und Güte vergelten kann.' „Das tust ja, Iren' ! Du machst meinen Buben glück lich. Jetzt lacht er wieder, und 's Leben g'freut ihn. Er braucht dich.' Frau

Bertha nickte. „Mich braucht er ja gar nit so notwendig!' fügte sie leise hinzu. Etwas wie Leid war in ihrer Stimme. Irene fühlte es sogleich. „Das stimmt nicht, Mama. Viktor braucht uns beide. Dich, die Mutter. And mich, die Frau. Es kann ja nicht eine von uns ihm beides zu gleich sein. Und er hat uns beide lieb!' sagte sie ein-

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Books
Category:
Fiction
Year:
1938
¬Die¬ lieben Nächsten : Roman
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Page 14 of 316
Author: Greinz, Rudolf / Rudolf Greinz
Place: Leipzig
Publisher: Staackmann
Physical description: 313 S.. - 5.- 8. Tsd.
Language: Deutsch
Location mark: II A-8.200
Intern ID: 65542
wàe sehr glücklich und dankbar, wenn ich dich recht lieb haben dürfte?' Frau Bertha nickte mehrmals mit dem Kopf. „An mir soll's nit fehlen, Irene!' erwiderte sie würdevoll. „Mach' meinen Buben glücklich, à verdient'S gewiß. Nachher sollst mir auch ein liebeS Töchter! sein.' Bertha Stegwart hatte sich zu dieser Entgegnung aufgerafft. Leicht war sie ihr nicht gefallen. Aber ihr Bub, der Viktor, hatte so innig darum gebeten, doch recht lieb und gut zu seiner jungen Frau

zu sein, be vor er zur Hochzeit nach München gefahren war. Sie hatte es ihm versprochen, und sie wollte ihr Versprechen auch halten. Freundlich reichte sie der Schwiegertochter die Rechte, um sich von ihr respektvoll die Hand küssen zu lassen. Irene, in ihrer iMulsiven Art, schlang die Arme um den Nacken der alten Frau. In steifer Haltung ließ Frau Bertha diese Zärtlich keit Wer sich ergehen. Überschwang war nicht ihre Sache. „Du bleibst doch zur Jause, Mama?' fragte Biktsr. „Litte, ja? D» hast à Kaffeetisch so schön

für unS ge richtet. Wir danken dir viel tausendmal dafür. Gelt, du bleibst noch da?' bat ihr Sohn nochmals. Irene wiederholte die Einladung des Gatten. Nun «st schritt Frau. Bertha durch die ossene Tür ins Reben zimmer und nahm an dem mitten im Raum stehenden, sorglich gedeckten Kaffeetisch Platz. Aus dem Tisch Prangte neben dem zart geblümten Bieder meierporzel- lan ein knusprig-brauner, dick gezuckerter Guglhups.

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Books
Category:
Fiction
Year:
1929
Golgatha der Ehe : Roman
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Page 46 of 372
Author: Greinz, Rudolf / von Rudolf Greinz
Place: Leipzig
Publisher: Staackmann
Physical description: 369 S.
Language: Deutsch
Location mark: II 93.334
Intern ID: 65522
Marianne. Auch Frau Herafine war herbeigekom men. Sie sang gem und hatte einen hellen, sicheren Ton. MariannenS Lieder hatte« sie aus ihrer trüb seligen Stimmung gerissen, und Mann und Frau scißcn nun wieder friedlich nebeneinander. Unter dem Eindruck dieser, mit innigem Gefühl vorgetragenen Lieder hatte sich der Groll der beiden Gatten gelegt, und ohne daß M einer Aussprache bedurft HMte, fühlten sie sich wieder versöhnt. Um Marianne hatte sich ein Kreis gebildet. Doktor Damian Schildtnecht

, der wenig Sinn für Unter haltung besaß, desto mehr aber für einen guten Tropfen, gesellte sich nun gleichfalls zu den Sängern. Auch Thomas Krautschmider, ein junger Postbeamter, und seine Frau, die ihm erst vor kurzem angetraut worden war. Ein Lied folgte dem andern, und M war spM nach Mitternacht geworden, als Veit Mug- lach, der Rotar, MS erster zum Ausbruch mahnte. „Die Mariann' hat a Stimm' wie ein Erzengel!'' sagte die Schwienbacherin beim Abschied voll Be geisterung zu Frau Genovesa

. „Die soll doch im Mrcheuchor mittun!' meinte sie voll Einfalt. „Freilich!' stimmte ihr Frau Genovesa bei. „Uber sie will nitk' Nagte sie müde. „Mit?' vemunderte sich die Murin und riß er staunt ihre Augen auf, so weit sie nur tonnte. . . . warum denn nit?' „Ja . . . wissen'S, der Viktor von Söll, den km- nen'S do aa, gelt ja? Der Musiker ist. Mffw'S, der hat unserer Mariann' solche Flausen in den Kopf g'scht?' berichtete sie mit ihrer wehleidigen müden

7
Books
Category:
Fiction
Year:
1938
¬Die¬ lieben Nächsten : Roman
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Page 32 of 316
Author: Greinz, Rudolf / Rudolf Greinz
Place: Leipzig
Publisher: Staackmann
Physical description: 313 S.. - 5.- 8. Tsd.
Language: Deutsch
Location mark: II A-8.200
Intern ID: 65542
Frau Vtttha Stegwart hatte Einlaß begehrt. Sie kam meist gegen Abend für kurze Zeit, wenn die Heim kehr des Sohnes aus der Kanzlei bald zu erwarten war, Boll Stolz führte Irene die Schwiegnmutter in das umgestaltete Wohnzimmer. Mitten im Raum blieb Frau Bertha stehen und schaute sich entsetzt um. Dann wandte sie sich der Schwiegertochter zu, diese mit ihren Reinen dunklen Augen durch die goldgerändnten Bril- lengUser starr ansehend. Zwischen ihren Augenbrauen bildeten sich zwei tiefe Falten

, die dem Gesicht einen bösen Ausdruck verliehen. Sie reckte die hagere Gestalte wodurch der lange gelbe Hals noch länger erschien. „Hat der Viktor dSs ang'schafft?' fragte sie, mit der Rechten einen Vogen durch dm Raum beschreibend. Irene schüttelte den Sops. „Nein. Viktor weiß nichts davon. Ich wollte ihn Überraschen.' „So? Was ist denn dir eigentlich eingefallen?' BÄ- drohend klang die tiefe Stimme, lls die alte Frau noch einen Schritt näher kam und dicht vor ihr stand, wich das lähmende Gefühl von Es ging

diese Frau doch schließlich gar nichts sie in ihrer Wohnung tat. Dah sie sich da dreinreden ließ, würde sie ihr beizeiten klar machen. EtwaA gereizt entgegnete sie: „Licht herein lassen^ modernisieren habe ich das Zimmer wollen, ihm einen künstlerischen Anstrich geben.. Frau Vertha lachte spöttisch aus. „Künstle- Du ... Ich dacht', du hättest nur Bilder ver- L.. «.

8
Books
Category:
Fiction
Year:
1938
¬Die¬ lieben Nächsten : Roman
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Page 310 of 316
Author: Greinz, Rudolf / Rudolf Greinz
Place: Leipzig
Publisher: Staackmann
Physical description: 313 S.. - 5.- 8. Tsd.
Language: Deutsch
Location mark: II A-8.200
Intern ID: 65542
dort, zusammen mit ihrer Mutter, die zukünftige Woh nung ein. Frau Bertha wurde im Nachsinnen unterbrochen. Irene hatte die Kraftsuppe ausgetrunken und reichte nun dankend die Tasse zurück. Die alte Frau stellte sie auf das Tablett und trug es aus dem Zimmer. Die Dämmerung sank hernieder. Immer mehr Lich ter flammten in der Stadt auf. „Du bist noch im Dunkeln, Jrenerl!' rief da Viktor Wegwart, ins Zimmer tretend. „Viktor, du !' empfing ihn Irene voll Freude. Mit zwei Schritten

war er bei seiner Frau. Er ließ sich auf der Armlehne ihres Sessels nieder und zog sie zärtlich an sich. „Du bist heute früher gekommen?' fragte sie. „Ja. Ich konnte mich eher freimachen. Es zog mich heim. Zu meinem lieben Weiberl!' flüsterte er innig. „Und wie geht es dir?' „Danke. Immer besser. Bald können wir wieder zu sammen wandern, auf die Berge steigen...' „Warum nit gar!' lachte Stegwart. „Du scheinst ja schon Riesenkräfte in dir zu fühlen.' Irene stimmte in sein Lachen ein. „Übrigens !' be richtete

sie nach einer Weile. „Frau Wambach hat sich heute nachmittag von mir verabschiedet. Sie war mit der kleinen Ilse hier. Das Kind hat mir herrliche Rosen ge bracht. Wenn du das Licht ausdrehst, kannst du sie sehen.' „Das hat Zeit!' meinte Viktor und legte seinen Arm fester um seine Frau.

9
Books
Category:
Fiction
Year:
1938
¬Die¬ lieben Nächsten : Roman
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Page 274 of 316
Author: Greinz, Rudolf / Rudolf Greinz
Place: Leipzig
Publisher: Staackmann
Physical description: 313 S.. - 5.- 8. Tsd.
Language: Deutsch
Location mark: II A-8.200
Intern ID: 65542
Grete Schweigler wurde von der alten Frau Steg wart empfangen, die ihr sogleich von der schweren Er krankung ihrer Schwiegertochter erzählte. Grete strahlte förmlich vor Befriedigung, daß sie eigentlich schon mehr über die Rettung des Kindes wußte, als ^die Stegwarts. Frau Bertha empfand nach Gretes Bericht wohl Zum ersten Male etwas wie Stolz auf die Schwiegertochter, die solchen Mut bewiesen hatte. Auch wußte Grete Schweigler noch zu berichten, daß die kleine Ilse Klam- bach gleichfalls

erkrankt sei. Viktor vernahm mit Entsetzen, was seine Frau voll bracht hatte. In das hochgehende eisigkalte Wasser hatte Irene sich gewagt, obwohl sie keine besondere Schwim merin war. Wie wenig hatte gefehlt und sie wäre samt dem Kinde ertrunken. Die Rettungstat hatte auch schlimme Folgen gehabt. Seit Tagen war in dem Befinden Irenes keine Besse rung eingetreten. Stets gegen Abend stieg das Fieber auf besorgniserregende Höhe. Die Miene des Arztes war ernst. Auf die angstvollen Fragen Viktors gab

er ausweichende Antworten. Man müsse abwarten, dürfe nicht ungeduldig sein. Es würde schon besser werden. Vielleicht schon bald. Jede Stunde, die er sich freimachen konnte, ver brachte Viktor Stegwart am Bett seiner Frau. Er teilte sich untertags mit seiner Mutter undLoni in die Pflege. Während der Nacht wurde die Kranke durch eine Pflegerin betreut. Täglich für kürzere Zeit mußte der Rechtsanwalt in 18* 275

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Books
Category:
Fiction
Year:
1938
¬Die¬ lieben Nächsten : Roman
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Page 40 of 316
Author: Greinz, Rudolf / Rudolf Greinz
Place: Leipzig
Publisher: Staackmann
Physical description: 313 S.. - 5.- 8. Tsd.
Language: Deutsch
Location mark: II A-8.200
Intern ID: 65542
Besonders freundlich gab sich Grete Schweigler, die Tochter des HauseS. Ganz Unaufgefordert schlug sie vor, sich Irenes anzunehmen. „Wenn der Viktor in /seiner Kanzlei ist, dann sein S' doch viel allem, Frau Dok tor. Venn's Ihnen recht ist, komm- ich immer amal auf ein Sprüngerl zu Ihnen!' bot Grete der jungen Frau an. „Meinst du nit auch, Viktor?' Viktor Stegwart gab nicht sogleich Antwort. Nervös spielten seine Finger mit den Chenillefransen der dunk len Tischdecke. „Ich wSr' dir sehr dankbar

, Gretel!' erwiderte « kühl, sich ihr voll zuwendend. „Ich würde mich sehr freuen. Kommen Sie nur!' sagte nun auch Irene artig. „Nachher komm' i halt. Wissen S' wohl, Frau Dok tor. Der Viktor und ich, wir sein alte Bekannte.' Grete Schweigler lachte ohne eigentlichen Grund. „Wie der Vittor und der Franzi, mein Bruder, große Buben waren noch in Brixen in die Schul' fangen sein, da bin ich als kleines Dirndl immer mitg'rennt. Gelt, Mutter? Weißt es auch noch?' „Ja. Alleweil sein f beisammen g'fteckt

!' bestätigte Frau Dora. „Und später sein wir auch noch alleweil gute Freund' g'wesen!' fuhr Grete fort. „Rit wahr, Bittor?' „Gewiß!' entgegnete der Rechtsanwalt Arz. Prü fend betrachtete er das blasse Mädchen mit dem derben vollen Gesicht. Aschblondes Haar bauschte sich über der niederen Stirn. Der große Mund verschönte die Grete keineswegs. Rur wenn sie lachte und die schönen tadel-

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Books
Category:
Fiction
Year:
1938
¬Die¬ lieben Nächsten : Roman
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Page 77 of 316
Author: Greinz, Rudolf / Rudolf Greinz
Place: Leipzig
Publisher: Staackmann
Physical description: 313 S.. - 5.- 8. Tsd.
Language: Deutsch
Location mark: II A-8.200
Intern ID: 65542
sagen wollte, die ist doch etwas ganz anderes. Sie er hob sich und begann das Kaffeegeschirr auf dem Tisch zusammenzustellen. Auch Irene war aufgestanden. Was hatte sie nun ew reicht? Die Kluft, die sie beide trennte, war viel grö ßer, als sie je gedacht hatte. „Ich geh jetzt, Mama?' sagte sie leise. Frau Bertha verschloß die Zuckerdose in die Kredenz und reichte dann der Schwiegntochter die Hand. Irene hielt die knochigen Finger fest. „Es geht um den Viktor, Mama!' begann sie entschlossen

. „Gr vermißt die Mutter, die früher immer um ihn war.' „So! Der Viktor...' Die harten Züge der alten Frau wurden weniger ablehnend. „Mama, sei gut!' bat Irene weich. eS den Biktor nicht entgelten, wenn ich bisher dm rechten Weg zu deinem Herzen noch nicht gefunden Hab'-' Räch einer kleinen Pause fügte sie hinzu: „Du kommst, Mama? Nicht wahr?' Bertha Stegwart nickte. „I komm' schon.' Ein Auà druck des Triumphes lag in den kleinen dunklen Augen, die durch die Brillengläser die Schwiegertochter muster ten

. Ihr Sohn vermißte sie. Deutlich hatte eS daS hüb sche eingebildete Ding gesagt, das nichts hatte und alles besser konnte. Zu ihr bitten war sie gekommen. Und sie hatte es ihr nicht leicht gemacht. Es lag Harte in dem Blick, mit dem sie Irene nachsah, als sie von ihr ging. Grete Schweigler hatte schon dafür gesorgt, daß keine weichen Gefühle für die Schwiegertochter in Frau Verths auskamen. Grete verzieh eS der jungen Frau nicht, daß

14
Books
Category:
Fiction
Year:
1929
Golgatha der Ehe : Roman
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Page 368 of 372
Author: Greinz, Rudolf / von Rudolf Greinz
Place: Leipzig
Publisher: Staackmann
Physical description: 369 S.
Language: Deutsch
Location mark: II 93.334
Intern ID: 65522
gasse, hinunter zu der 'Kirche der Kapuziner. Dann mußten sie an dem Haus vorbei, in dem Viktor von Söll gestorben war. Ein ungleiches Paar waren sie, Mutter und Sohn. Groß und von kräftiger Gestalt der Sohn. Trug immer ein glückseliges Gesicht zur Schau. Das Lachen des Idioten. Immer der Mutter voran torkelte er und grinste blöde. Mit müden, gleichmäßigen Schrit ten folgte die Frau. Eingeschrumpft der Körper und - nach vorn gebeugt. Sah nicht um sich. Kümmerte sich um niemand. Man beachtete

die beiden auch längst nicht mehr in der Stadt. Und niemand grüßte sie. Einer grüßte sie einmal. Blieb stehen und bot ihr die Hand. Ein weißhaariger, alter Herr im Priester gewand. Dismas Wildprecht. Sie wechselten nur wenige Worte miteinander, und doch war es ein Gruß ihrer Jugend, der die einsame Frau traf. Sie war rot geworden und stand in großer Verlegenheit vor ihm. Und auch das noch immer Zarte Gesicht des alten Herrn färbte sich vor Freude. Marianne Die große Liebe zu dieser Frau hatte sein Leben

begleitet. Rein und groß lebte ihr Bild in seinem Herzen. Boll mitleidiger Liebe. Sie ahnte, was in ihm vorging. Kein Weib ist zu alt, um nicht mit feinem Gefühl die Wellen zu emp finden, die zwischen Zwei Herzen sind. Ein Licht dämmerte in dem einsamen Herzen der alten Frau. Ein Keiner, freudvoller Funke. Einen Menschen gab es also noch aus Erden, dem sie nicht gleichgültig war und der an sie glaubte. Der Letzte arls ihrer Jugendzeit. Als Marianne nach Hause gekommen war, öffnete

16
Books
Category:
Fiction
Year:
1938
¬Die¬ lieben Nächsten : Roman
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Page 55 of 316
Author: Greinz, Rudolf / Rudolf Greinz
Place: Leipzig
Publisher: Staackmann
Physical description: 313 S.. - 5.- 8. Tsd.
Language: Deutsch
Location mark: II A-8.200
Intern ID: 65542
Garten Platz!'- «einte sie ergeben. „W ist heute so schSn heraußen.' ^„Naa, naa, Frau Stegwart. Sie Haben ja auSgiahn wollen. Da will i Ihnen nit zurückhalten. Wenn'Z recht ist, begleit' i Ihnen!' sagte Grete Schweigler eifrig und hielt noch immer Irenes Hand fest. „Das ist wirklich lieb von Ihnen! Sie machen mir eine große Freude!' entgegnete Irene wohlerzogen, b^ sreite aber ihre Hand aus Gretes feuchten Fingern. „Wissen S', i Hab' ja gar nit zu Ihnen wollen!' Wrte Grete

sie auf, als sie à linken User der Rienz entlangschritten. FF >FF ^ .Raa. Zu der Frau Schwiegermama Hab' i aufer- wollen. Sie ist so viel allein, die arme Haut.' Zögernd fügte sie hinzu: „Jetzt, wo der Viktor gHeiratet hat.' Dabei schielte Grete nach ihrer Veglnterin hin, waS die wohl für ein Gesicht machen würde. „Und da freut sich die Frau Stegwart halt, wenn i ihr immer amal a bis- sel die Zeit vertreib'.' Die leicht hingeworsene Bemerkung machte Irene be- um die Schwiegermutte'r gekümmert. Sie sand

es in der Ordnung, daß Viktor fast Mglich einmal nach seiner Mama schaute. Aber daß sie selbst, ungeachtet der Zurückhaltung der alten Frau, die ihr die eigenmüchtige Umgestaltung ihrer früheren Wohnung nicht recht ver konnte, sich so wenig um sie bekümmert Hatte, war . UMsomehr, als sie erst an ihre

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Books
Category:
Fiction
Year:
1938
¬Die¬ lieben Nächsten : Roman
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Page 7 of 316
Author: Greinz, Rudolf / Rudolf Greinz
Place: Leipzig
Publisher: Staackmann
Physical description: 313 S.. - 5.- 8. Tsd.
Language: Deutsch
Location mark: II A-8.200
Intern ID: 65542
Viktor Stegwart verstaute den Koffer oben im Ge päcknetz und half dann seiner jungen Frau beim Nb» legen des Mantels, den er sorgsam an dem Haken neb« ihrem Sitzplatz aushing. Irene ließ sich ans dem weichen Polstersitz nieder. Die Würme in dem gut geheizten Abteil tat ihr wohl. Sie fühlte ihre Hand ergriffen. Ausschauend sah sie in die besorgt blickenden Augen ihres ManneS, der sich zu ihr niederbeugte. „Ganz kalte Handerln hast, Jrenerl. Und ein blas ses Gesichtel.' Fest umschloß Viktor

Stegwart die HSnde seiner jungen Frau. „Bist ja völlig ausg'sroren.' Noll Liebe schaute er auf sie herab. Unter seinen Blicken stieg ihr langsam das Blut in die Wangen. Bildhübsch sah sie aus. Sein junges Weib. Ihm ge hörig für alle Zeiten. Viktor Stegwart war ganz in Schauen versunken. Weich umrahmten die braunen Haarwellen das zarte Oval ihres Gesichtes, im Nacken zu einem lockeren Knoten geschlungen. Große dunkel- graue Augen, von langen schwarzen Wimpern. beschäl tet, schauten innig

zu ihm auf. Und der Mine schön geformte Mund, dessen tiefrote Lippen zum Küssen ver lockten ... Ein laut vernehmbares Räuspern riß. ihn a«S sei ner Versunkenheit. Viktor Stegwart richtete sich auf. Gr drückte noch einmal fest die nun ganz warm gewor denen schmalen HSnde seiner jungen Frau, bevor « sie losließ.. Dann sah er sich den fremden Herrn an, « der ihn durch sein Räuspern gestört hatte. Dieser drehte «

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