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Year:
1910
Aus Bozens Franzosenzeit.- (Beiträge zur neueren Geschichte Österreichs ; 5)
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Page 88 of 92
Author: Hirn, Josef / von J. Hirn
Place: Innsbruck
Publisher: Schwick
Physical description: 90 S.
Language: Deutsch
Location mark: D II 102.083 ; II 102.083
Intern ID: 213839
dem erfolgten Freispruch die Berufungsschrift an den Appellhof abgefaßt. Plattner, welcher diesmal auch die Vertretung seiner Kollegen im Familienrat übernahm, machte sich an die Abfassung der Einrede. Vom Inhalt der beiden Gegenschriften kann hier umsomehr abgesehen werden, als sie nicht bloß nichts wesent lich Neues zu Tage förderten, sondern weil sie auch gegenstands los wurden. Denn während die zwei Parteien in Bozen sich zur Fort setzung des prozessualen Kampfes im Berufungswege rüsteten

, fiel in Mailand der entscheidende Streich, welcher endlich den Knoten löste. Der Vizekönig hatte aus den ihm zugekommenen Informationen den Eindruck gewonnen, es sei unter dem Scheine eines Rechtsverfahrens Plattner und dem Familienrate nicht bei zukommen. Sein eigener Justizminister hatte ihm doch schon deutlich genug abgewinkt. Und so erging sein Befehl, der appellative Schritt sei sogleich einzustellen, Plattner in Freiheit zu setzen und diesem vom Gerichtspräsidenten Dordi im Namen

des Vizekönigs bekannt zu geben, seine Hoheit habe es vorge zogen ihn einem gerichtlichen Prozeß zu unterwerfen und nicht einer administrativen Untersuchung, wozu sie wohl das Recht ge habt hätte. Als ob alle die am B. November verhängten Disziplinie rungen und der Haftbefehl gegen Plattner nicht unter die Kategorie der „inquisitiohe ammistrativa' gefallen wären! Es war wohl eine recht schwache Deckung dieses Rückzuges, wenn Beau- harnais in dieser seiner Ordre an den Justizminister seine Zufrieden heit

. Seine Wirkung bezeugt der den Akten beiliegende Rapport des Gefängniswächters: „Ich, der Custode Goldbacher, berichte dem Tribunal, daß heute am 19. März 1812 der ge fangene Franz Plattner freigelassen wurde.' Plattner selbst quittierte dem Staatsanwalt seine Enthärtung mit dem Versprechen, die Regierung soll keine Ursache mehr zu

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Year:
1910
Aus Bozens Franzosenzeit.- (Beiträge zur neueren Geschichte Österreichs ; 5)
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Page 73 of 92
Author: Hirn, Josef / von J. Hirn
Place: Innsbruck
Publisher: Schwick
Physical description: 90 S.
Language: Deutsch
Location mark: D II 102.083 ; II 102.083
Intern ID: 213839
haben?' Wieder wurde General d'An- thouard, bereits im November ersucht, um seinen Beistand ge beten. Zu gleichem Zweck erging eine Bittschrift an den Grafen Mejean, den Kabinettschef des Vizekönigs. Die Mitwirkung eines anderen hochmögenden Gönners erbat Plattner, um herauszu bringen, ob politische Erwägungen in seinem bösen Handel mit spielten. Eben diese Befürchtung wird auch geäußert in einem flehentlichen Hilferuf an den Justizminister, welcher beschworen wird, dem monatelangen Elend ein Ende

zu machen. So suchte Plattner in seiner verzweifelten Stimmung alle nur möglichen Ressourcen zusammen. Daß einer dieser Schritte in Mailand Erfolg gehabt hätte, ist nicht zu ersehen, Aber die Bozener Richter zeigten sich endlich gewillt, zu einem Schluß zu kommen. Tevini weiß am 17. Februar seinem Minister zu melden, die Gerichtsverhandlung gegen Plattner und die Mitschuldigen werde bald stattfinden. Die Verurteilung voraussehend setzt er bei, die Sache wegen Plattner sei sicher, denn der Inhalt der .erhaltenen

Weisung laute so bestimmt, daß der höhere Wille nicht könne mißverstanden werden. Nur für eines erbittet sich Tevini noch die Richtschnur: sollen die anderen Angeklagten, wenn sie nach ihrer Verurteilung die Appellation ergreifen, noch auf freiem Fuße bleiben? Von dieser Absicht, ihm nun doch bald einen Termin zu setzen, erfuhr Plattner selbst in seiner Abgeschlossenheit noch

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Year:
1910
Aus Bozens Franzosenzeit.- (Beiträge zur neueren Geschichte Österreichs ; 5)
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Page 87 of 92
Author: Hirn, Josef / von J. Hirn
Place: Innsbruck
Publisher: Schwick
Physical description: 90 S.
Language: Deutsch
Location mark: D II 102.083 ; II 102.083
Intern ID: 213839
und das gute Herz' des neu eingetretenen Departementspräfekten, nennt er, was er bisher nie getan, die Urheber seines Unglücks, denen er ganz persönliche Motive zuschreibt: den Vizepräfekten, 1 ) Amorelli und Tevini. Der erste fürchte, daß Plattner seine Fehl- schritte aufdecke, der Platzkommandant könne die gegen ihn angestrengte- Ausquartierung aus dem Hause Menz nicht ver zeihen, und der Staatsanwalt wolle es Plattner vergelten, daß dieser unlängst in einem Prozeß gegen ihn gesiegt

habe. Diese haben gegen mich, schreibt Plattner, alles mögliche geschrieben and hören noch nicht auf, obgleich ich mich rühmen kann, daß niemand in Bozen so viel zum Besten der neuen Regierung gewirkt hat wie ich. Er zweifelt nicht, daß hinter seinem Rücken neue Anschuldigungen geschmiedet wurden, deren Inhalt man ihm verberge, damit er sich nicht einmal verteidigen könne. Diese letztere Klage erhebt er auch wieder in einer Eingabe an den Justizminister, den er noch insbesonders darauf verweist, mit welch zarter Rücksichtnahme

einmal die durch so lange Haft mir bereitete Qual ein Ende hat.' Neben solchen Schreibereien gab es für Plattner noch eine andere Arbeit. In aller Eile hatte Tevini gleich am Tage nach J ) Der 'Vizepräfekt war Baldasseroni. Ihm, als dem. politischen Chef des Distrikts oder Arrondissements Bozen, unterstanden die Bozener Handelsbehörden. Plattner, Beisitzer des Handelsgerichtes, focht manchen Strauß mit ihm aus

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1910
Aus Bozens Franzosenzeit.- (Beiträge zur neueren Geschichte Österreichs ; 5)
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Page 66 of 92
Author: Hirn, Josef / von J. Hirn
Place: Innsbruck
Publisher: Schwick
Physical description: 90 S.
Language: Deutsch
Location mark: D II 102.083 ; II 102.083
Intern ID: 213839
freier Luft gestatten. Das wurde für zulässig befunden, voraus gesetzt, daß der Aufseher nicht von seiner Seite wich. Und so konnte sich Plattner von nun an jeden Tag in einem benach barten Garten etwas ergehen. So verflossen die ersten vier Wochen der Haft. Plattner dachte über einen anderen Weg nach, welcher ihm endliche Befreiung und dem Familienrat die Erlösung von weiteren Ver folgungen bringen könnte. Sollte man vielleicht in Mailand ein gerechteres Einsehen haben als beim einheimischen

Tribunal? Trotz der Absperrung mit den Vormündern in Fühlung, leitete Plattner einen solchen Schritt ein. Mit Umgehung aller untern Instanzen sollten der Vizekönig und der Justizminister direkt angesprochen werden. An Beauharnais richteten die Vormünder ohne Plattner eine ausführliche Darlegung der ganzen Vor geschichte mit der Bitte um Verzeihung, wenn etwa eine unrichtige Information über Lacroix mit unterlaufen wäre, mit einem demütigen Appell an des Vizekönigs Güte und Gerechtig keitssinn

, mit der Versicherung, daß sie sich in der Förderung des Wohles ihrer Mündel eins wußten mit der königlichen Hoheit, daß \ Plattner sich keines Fehlers schuldig gemacht und daß man sich bei jenen Informationen über Lacroix, deren Ge heimnis im Schöße des Familienrates begraben sein soll, der möglichsten Delikatesse' befleißigt habe. Den Justizminister sprach Piattner allein an. Das Gericht gebe ihn nicht frei, weil man o Komplizen vermute; aber da hätte man ja den ganzen Vor mundschaftsrat einsperren sollen

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Year:
1910
Aus Bozens Franzosenzeit.- (Beiträge zur neueren Geschichte Österreichs ; 5)
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Page 61 of 92
Author: Hirn, Josef / von J. Hirn
Place: Innsbruck
Publisher: Schwick
Physical description: 90 S.
Language: Deutsch
Location mark: D II 102.083 ; II 102.083
Intern ID: 213839
müssen. Über die so eifrig gesuchten Schriftstücke, deren Be seitigung oder Vernichtung Graff offen eingestand, kam nur ein neues Moment zutage. Plattner nannte im Verlaufe' des Ver höres den Präsidenten des Merkantilgerichtes, Grätzl, als den jenigen, welcher sie aus Mailand bekommen habe. Sogleich wurde die Untersuchung auch auf diesen ausgedehnt. Grätzl gab zu, die Papiere an Plattner ausgeliefert zu haben als Mit glied des Familienrates und als dessen Klagevertreter gegen die Nizole

, aber sonst an niemanden. Ueber die Herkunft war von ihm wenig herauszubringen: sie seien ohne Unterschrift gewesen und stammten, dem Poststempel nach zu schließen, aus Mailand. Plattner hat schon am ersten Verhörstage, am zweiten Tage seiner Gefangenschaft, Schritte unternommen, um gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt zu werden. Sein darauf ab zielendes Gesuch, belegt mit einem ärztlichen Zeugnis, ging an das Tribunal. Ein Richterkollegium, zusammengesetzt aus dem Präsidenten Dordi, den Richtern Tor resa nel

sein von Komplizen. Das Kollegium eignete sich Tevinis Gründe an, betonte noch ganz besonders den Willen der in ihrem Obersten schwer beleidigten königlichen Hoheit und schlug also Plattners Bitte ab. Plattner rückt vom Augenblick seiner Verhaftung an an die erste Stelle unseres Interesses. Bisher war er scheinbar mehr

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Year:
1910
Aus Bozens Franzosenzeit.- (Beiträge zur neueren Geschichte Österreichs ; 5)
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Page 68 of 92
Author: Hirn, Josef / von J. Hirn
Place: Innsbruck
Publisher: Schwick
Physical description: 90 S.
Language: Deutsch
Location mark: D II 102.083 ; II 102.083
Intern ID: 213839
und auf seine letzten Urgenzen habe man mit keiner Silbe geantwortet; man möge ihn doch nicht zwingen, Klage zu erheben über Vorenthaltung und Verweigerung des Rechtes! Diesmal brauchte der Gefangene nicht lange auf eine Er ledigung zu harren. Am selben 24, Dezember beschäftigte sich, das Richterkollegium mit seiner Sache. Tevini war wieder in der Stadt eingetroffen und trat persönlich als Ankläger gegen Plattner vor das Tribunal. Plattner hatte unter Hinweis auf die Ergebnisse der Untersuchung

den Freispruch gefordert. Daran knüpfte der Prokurator an. Die von ihm ins Treffen geführten Gründe lesen sich, als gälte es eine gerichtliche Schlußver handlung, die zum endgültigen Schuldig führen müßte. Da weder der Angeschuldigte noch ein Verteidiger desselben zugegen war, konnte er, ohne eine Einrede von der Gegenseite gewärtigen zu müssen, eine Kette von Argumenten zu Ungunsten des Inquisiten vor dem Gerichtshof entwickeln: Plattner hat die verleumderischen Briefe der Mündel vorgelesen, ohne daß vorher

lichen Funktionär schriftlich vorgelegt und im Archiv des Friedensgerichtes deponiert wird. Der Inhalt der Papiere war ebenso wie Zallingers Aussage (über den Jähzorn des Obersten) geeignet, Lacroix dem allgemeinen Haß und der Mißachtung auszusetzen. Aus allem Vorausgegangenen leuchtet die Absicht des Familienrates und seines Beraters Plattner, den Obersten an seiner Ehre zu verletzen. Was immer gegen diesen vorgebracht wurde, kann nicht Bestand haben vor seiner auszeichnenden Empfehlung

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Year:
1910
Aus Bozens Franzosenzeit.- (Beiträge zur neueren Geschichte Österreichs ; 5)
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Page 64 of 92
Author: Hirn, Josef / von J. Hirn
Place: Innsbruck
Publisher: Schwick
Physical description: 90 S.
Language: Deutsch
Location mark: D II 102.083 ; II 102.083
Intern ID: 213839
In ausführlicher Verteidigungsschrift bestritt Plattner vor dem Gerichtshof die Zulässigkeit seiner Haft. Das Verhör habe zur Evidenz erwiesen, daß die Verleumdungsklage gegen ihn nicht aufrechtzuerhalten sei, denn er sei nicht der Urheber; was die gewissen Papiere enthielten, habe geraume Zeit vorher schon Chimelli dem Zallinger anvertraut; die Schriftstücke rührten nicht von ihm her, er habe nur als Vertreter eines der Vormünder gehandelt; öffentlich wurde von den Schriften kein Gebrauch

gemacht, diese habe er nur im Sinne des Familienrates der Mündel auf deren Andringen mitgeteilt, ohne daß dadurch ihre endgültige Entschließung wesentlich beeinflußt worden wäre; und endlich enthalten die fraglichen Briefe nichts, was zu einer Klage berechtigte. Die Verhängung des Arrestes stütze sich eigentlich nur auf die Annahme, daß er Komplizen habe und daß die vizekönigliche Ordre darauf laute. Plattner erlaubte sich bei dieser Gelegenheit, auch seinen leidenden Zustand wieder geltend

. Um mit diesem sich nicht in Widerspruch zu setzen, wollte er sich nicht über Plattner weiter äußern. Der Verhaftete forderte daher die gerichtliche Einvernehmung seines Ordinarius wenigstens in Gegenwart des Gerichtsarztes, damit daraus fest gestellt würde, daß er der frischen Luft und entsprechender Bewegung bedürfe und der Bequemlichkeiten des eigenen Hauses nicht entbehren könne. Damit erzwang er endlich ein gerichts ärztliches Zeugnis, das zwar auf seine Forderung nicht einging, aber doch anerkannte, daß er seit längerer Zeit

schon fiebere und genötigt sei, sich der vom Familienarzt verschriebenen Arzneien zu bedienen. Das also angerufene Richterkollegium fand, es seien keine neuen Umstände eingetreten, welche zu einer Änderung seiner früheren Entscheidung bewegen könnten. Und so hatte Plattner ferner in der Haft zu bleiben.

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Year:
1910
Aus Bozens Franzosenzeit.- (Beiträge zur neueren Geschichte Österreichs ; 5)
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Page 75 of 92
Author: Hirn, Josef / von J. Hirn
Place: Innsbruck
Publisher: Schwick
Physical description: 90 S.
Language: Deutsch
Location mark: D II 102.083 ; II 102.083
Intern ID: 213839
ihre die Heirat ablehnende Entschließung mit dem Hinweis auf die Gerüchte vom Charakter des Barons begründet hatten, ist diese Tatsache als dritter Punkt der Beschuldigung angeführt; es waren: Kager, Zallinger d. Ä. und Josef Gummer. 1 ) Grätzl wurde belangt wegen Mitwirkung an der Verbreitung anonymer, ehrenrühriger Briefe, deren sechs bis sieben er an Plattner übergeben, welche dieser bei einem öffentlichen Akt produ ziert habe. Gleich den Mitangeklagten war Plattner unter einem auf gefordert

sich der Amtshandlung, weil er mit einem Teil der Beschuldigten (Graff, Kager und den beiden Zallinger) nahe verwandt war. An seine Stelle wurde Miniussi berufen. Das Protokoll nennt die vier Richter: den Prä sidenten Dordi und die Beisitzer Torresanelli, Miniussi und Miller. Der Staatsanwalt gründete seine Anklage auf die in den erwähnten Zitationen niedergelegten Punkte und die schon am Weihnachtsabend produzierten Argumente und stellte folgende Strafanträge: für Plattner, Grabmayr, Kager, Gummer und die beiden

Zallinger sechs Wochen Gefängnis und Verlust des Bürgerrechtes auf fünf Jahre, für Grätzl eine Geldstrafe von 300 Lire und für alle Tragung der Prozeßkosten. Die Angeschuldigten, mit Ausnahme Plattners, hatten ihre gemeinsame Verteidigung in die Hand des schon früher in dieser Sache angerufenen Trientiner Advokaten Paroli gelegt. Nach dem Prokurator nahm Plattner selbst das Wort: „Ich bin der Verleumdung beschuldigt gegen die Person des Obersten Baron Lacroix, begangen dadurch, daß ich bei einem Akte

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Year:
1910
Aus Bozens Franzosenzeit.- (Beiträge zur neueren Geschichte Österreichs ; 5)
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Page 72 of 92
Author: Hirn, Josef / von J. Hirn
Place: Innsbruck
Publisher: Schwick
Physical description: 90 S.
Language: Deutsch
Location mark: D II 102.083 ; II 102.083
Intern ID: 213839
Plattner, für den abermalige Befreiungsgesuche des Handels gerichtes und der Handelskammer an die obersten Instanzen in Mailand gingen, wurde im Laufe des jänner zwar verhört, aber eine förmliche Entscheidung brachte auch dieser Monat nicht. Nur ein Ergebnis, und das kein belangloses, war zu verzeichnen: die Mitglieder des Gerichtshofes sprachen sich dafür aus, Plattner sei der Haft zu entlassen. Recht kleinlaut eröffnete dies der Staatsanwalt seinem Minister: unter solchen Umständen könne

er weiter nichts mehr machen, als die Akten einzusenden, wenn ihm nicht noch andere Anordnungen zukämen. Der Justizminister unterrichtete hierauf seinen Fürsten, daß sich das Richter kollegium in Bozen für die Aufhebung der Haft Plattners erklärt hätte; diese Haft aber, so setzte er bei, beruhe auf vizekönig lichem Befeh] und darauf wolle er, wenn es gewünscht würde, die Richter aufmerksam machen. Beauharnais' zurückantwortende Ordre lautete, Plattner sei nicht freizugeben vor seiner Recht fertigung

. Solchem Kommando mußte gehorcht werden. Der Gefan gene, mit welchem Mitte jänner noch ein zweites Verhörsproto koll aufgenommen worden war, saß weitere drei Wochen in seiner Einsamkeit, harrend auf eine Entscheidung. Unbekannt mit der zu seinen Gunsten sprechenden richterlichen Meinung, die aber vor dem Druck aus Mailand zurückzutreten hatte, raffte sich Plattner wieder empor, um seiner schwebenden Pein ein Ende zu machen. Überzeugt, daß er sich im Laufe der bis herigen Verhandlungen von der Beschuldigung

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Year:
1910
Aus Bozens Franzosenzeit.- (Beiträge zur neueren Geschichte Österreichs ; 5)
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Page 86 of 92
Author: Hirn, Josef / von J. Hirn
Place: Innsbruck
Publisher: Schwick
Physical description: 90 S.
Language: Deutsch
Location mark: D II 102.083 ; II 102.083
Intern ID: 213839
gierung, die der gütige Himmel uns geschenkt, könnt ihr diesen Grundsatz offen und des Lobes sicher bekennen. — Schimmert nicht auch in diesen schön gefärbten Worten die Mahnung durch, es möge dem Versuch einer willkürlichen Kabinettsjustiz gesteuert werden? Nachdem Plattner und Paroli geendet, zog sich der Ge richtshof in sein Beratungsgemach zurück, aus welchem wieder heraustretend Präsident Dordi verkündete, daß das Tribunal alle acht Angeklagten für nichtschuldig erkläre

und jeder von ihnen in Freiheit zu setzen sei. Alle, mit Ausnahme Plattners, waren schon bisher stets freien Fußes gewesen, so konnten sie denn auch nach dem Freispruche frei und ledig das Gerichtshaus verlassen. Anders war es bei Plattner, er wurde in der Haft zurückbehalten. Wohl war er gleich mit einer Vorstellung an den Gerichtshof zur Hand: „Euer soeben verkündetes Urteil setzt mich in Freiheit. Sollte auch der Staatsanwalt zur Appellation schreiten, so kann ich doch gemäß dem Artikel 374 der Strafprozeßordnung

er sich richten nach den allgemeinen Grundsätzen. Es scheine ihm das Urteil nicht auf den richtigen Prinzipien aufgebaut, und deshalb könne man Berufung ergreifen. Aber um den Schein der Animosität zu vermeiden und da der Prozeß auf fürstlichen Befehl hin aufgenommen worden, erbitte er sich Direktiven. Um Plattner in der Haft festhalten zu können, habe er müssen durchleuchten lassen, daß ein anderes Hindernis gegen seine Freiheit obwalte. 1 ) Auf Grund dieser Daten referierte der Justizminister dem Vizekönig

: Das Tribunal habe sich den Deduktionen des Pro kurators nicht angeschlossen und nicht auf Verleumdung, also nicht auf ein Delikt erkannt. Wohl habe der Staatsanwalt appelliert. Aber wie immer sich der Gang des Prozesses ge- ^ Tevini berief sich wieder auf „ordini superiori'. So schreibt Plattner am 13. März an den ihm befreundeten Herrn Pasca in Mailand.

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Year:
1910
Aus Bozens Franzosenzeit.- (Beiträge zur neueren Geschichte Österreichs ; 5)
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Page 67 of 92
Author: Hirn, Josef / von J. Hirn
Place: Innsbruck
Publisher: Schwick
Physical description: 90 S.
Language: Deutsch
Location mark: D II 102.083 ; II 102.083
Intern ID: 213839
Mit diesen zwei Eingaben ging Dr. Paroli, der schon in früheren Vormundschaftsnöten gebraucht worden war, nach Mailand. Dort sollte er an den höchsten Stellen den unver hüllten Tatbestand und die Klagen der Schwerbetroffenen vor bringen; dann müßte man, so meinte Plattner, doch Wirkungen der Gnade oder der Gerechtigkeit verspüren. Dem Staatsanwalt blieb es nicht ganz verborgen, daß der Gefangene derartigen Verkehr mit der Außenwelt pflegen konnte. In etwas spitziger Manier stellte er darüber

den Untersuchungsrichter zur Rede, wobei er auch mitlaufen ließ, es wäre nun mal an der Zeit, die Untersuchung gegen Plattner und Genossen abzuschließen, damit sie keine . Klage über Verzögerung hätten und der Lauf der strafenden Gerechtigkeit nicht länger aufgehalten würde. In diesem letzten Punkt stimmten einmal die Meinungen Tevinis und Plattners zusammen. Auch dieser fand, wie er dem Tribunal schrieb, daß fünf Wochen zu den benötigten Erhebungen hinreichen könnten. Er forderte im Namen der Gerechtigkeit

nun einmal das kostbarste Geschenk der Natur, und so wolle er gegen solch unbegreifliche Verzögerung in aller Form protestiert haben. Nach acht l agen, innerhalb deren von einer Entscheidung nichts verlautete, griff Plattner wieder zur Feder — es war gerade am Christabend — um das Tribunal aufzurütteln: nun seien ihm schon sechs Wochen in der Gefangenschaft verstrichen

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Year:
1910
Aus Bozens Franzosenzeit.- (Beiträge zur neueren Geschichte Österreichs ; 5)
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Page 90 of 92
Author: Hirn, Josef / von J. Hirn
Place: Innsbruck
Publisher: Schwick
Physical description: 90 S.
Language: Deutsch
Location mark: D II 102.083 ; II 102.083
Intern ID: 213839
ge fürchtet, daß ihm die Deportation nach Elba blühen könnte, wo so manche seiner Landsleute ein unglückliches Exil ver lebten. Aber eben in den Tagen, da Plattner sich wieder freien Fußes bewegen konnte, bereitete Napoleon seinen verhängnis vollen Zug nach Moskau vor. Auch Beauharnais führte seine Regimenter als viertes Korps der großen Armee schon im April nach dem Norden. Unter den ungezählten Tausenden, die dann auf den russischen Feldern gefallen, soll auch Lacroix gewesen sein. Der Staatenkoloß

, den Bonaparte aufgerichtet, stürzte zu sammen, Tirol kam an Österreich zurück, und damit waren auch alle Beängstigungen, die noch in Bozener Kreisen, zusammen hängend mit der Kausa Me-nz, geschwebt haben mochten, zu Ende. Eines Tages, es war gerade zwei Jahre nach Plattners Freilassung, sah man den Vizekönig als Flüchtling die Stadt Bozen passieren. 1 ) Plattner hat in der folgenden Periode des Überganges Tirols an Osterreich als Gesinnungsgenosse Giovanellis und als Eiferer für die Wiederherstellung

der alten Landesverfassung keine unbe deutende Rolle gespielt. Mit Erzherzog Johann war er ständig in Fühlung. 2 h 1 ) In Bozen war Pferdewechsel. Eugen fuhr (die Reise ging nach München), in Begleitung des österreichischen Oberstleutnants v. Call, aus Furcht vor den Tirolern gekleidet in die Uniform des Fenner'schen Jägerkorps. Gleichwohl wurde er erkannt. Unter den Bozenern, welche die Neugierde aum Wagen lockte, war auch Plattner. Dieser soll' es, wie Dipaoli aufzeichnet, wie einen Akt der Vergeltung

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1910
Aus Bozens Franzosenzeit.- (Beiträge zur neueren Geschichte Österreichs ; 5)
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Page 60 of 92
Author: Hirn, Josef / von J. Hirn
Place: Innsbruck
Publisher: Schwick
Physical description: 90 S.
Language: Deutsch
Location mark: D II 102.083 ; II 102.083
Intern ID: 213839
Befehle in Vollzug zu setzen. Er verständigte hievon den Präsi denten des Bozener Tribunals und bestellte den Gericlitssekretär Panzoldi zum Untersuchungsrichter. Schon am 12: November rief Tevini den Familienrat zu sammen und ließ ihm von Panzoldi das Urteil des Vizekönigs vorlesen. Während die übrigen Mitglieder nach Fertigung eines darüber aufgenommenen Protokolls entlassen wurden, erklärte der Prokurator den Advokaten Plattner für verhaftet, welcher gar nicht mehr in seine Wohnung

zurückkehren durfte, sondern im Gerichtshause festgehalten wurde, nur daß ihm Tevini für diesen ersten Abend noch gestattete, anstatt der Kerkerzelle das Zimmer eines Gerichtsdieners als Schlafraum zu benützen. Gleich am folgenden Tare begann eine lange Kette von o o ^ Verhören, die sich alle um die gegen Lacroix zeugenden Schrift stücke und Aussagen und um Plattners Beziehungen zu denselben drehten. Plattner selbst, alle seine Kollegen vom Vormundschafts rate, auch die Mündel wurden einvernommen

. Viel neues kam dabei nicht ans Licht. Die Aussagen lauteten für Plattner durchwegs entlastend. Er selbst berief sich auf seine Pflicht als Beisitzer am Familienrat, derzufolge er Nachforschungen über Lacroix zu pflegen hatte. Alle andern Vormünder bezeugten ihm, daß er, von ihnen aufgefordert, das Mädchen mit dem Inhalt der gesammelten Schriftstücke in der Sitzung des Rates, aber auch nur in dieser und nicht öffentlich, bekannt gemacht habe. Und Annette sagte unumwunden

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