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Books
Year:
[ca.1917]
Geschichten aus den Bergen ; 5 (Reclams Universal-Bibliothek ; 3323)
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Page 38 of 98
Place: Leipzig
Publisher: Reclam
Physical description: 95 S.
Location mark: I 61.249/5
Intern ID: 67463
Äs schichten aus den Bergen. V. A? Für unseren Meister ist das nicht so einfach wie für die frornmen Bruder. Erstens ist der Meister seit seiner Wan derschaft vor vielen, vielen Jahren wieder an einem fremden Ort, zweitens in einer fremben Stube, drittens soll er die Nacht in einem fremden Bett zubringen; da heißt es vor sichtig sein. Zunächst untersucht der Meister das Bett und leuchtet unter dasselbe wegen — na ja, es könnte doch jemand unter' dem Bette liegen. Da ist also niemand

, das Fenster ist vergittert, Nebenthüren existieren nicht, aber die Eingang- thüre der Klosterzelle ist ohne Schloß — heiliger Pankratius, das ist bedenklich! Herr O. hat an fünfzehn Preußenthaler bares Geld bei sich, ein Vermögen also und eine unverschließ bare Thüre und der Meister ist wildfremd dazu! Schrecklich! Ist ein bodenloser Leichtsinn von seinem Bruder ihm ein so gefährliches Lokal anzuweisen. Besorgt um Gew und Leben verrammelt der Meister die Thüre so gut es geht mit dem Sessel

und dem Betstuhl der Zelle; seine Kleider legt er auf die Bettdecke, um sie ja gleich bei eintretmder Gefahr zur Hand zu haben und vorsichtig wie immer zählt er bei trübem Kerzenschein die Thaler. Es stimmt noch alles und flugs wandert die dicke Geldbörse unter 'das Kopfkissen. Dann pustet der Meister das Licht aus, die Nacht bricht an. Still islls im weiteir Kloster, von ferne rauscht der Nacht- Wind im Walde, der Mond wirft sein Silberlicht in den Klo stergarten und neugierig gucken ferne Strahlen

auch in die Klosterzellen. Mit einein Schrei des Entsetzens erwacht der Schneider, ein blutig roter Lichtstrahl «hellt seine Zelle, kein Zweifel, es brennt! „Feuerjo!" schreit er aus Leibeskräften und arbeitet sich rasch aus dem Bette, bebend vor Angst und Schrecken. Hastig sucht er nach den Kleidern, er stndet sie nicht, er tappt in seinem Entsetzen nach der Thür: Allmäch tiger Gott, sie ist verbanikadiert, versperrt, er ist gefangen und es brennt das Kloster! Wie besessen heult der Meister das schaurige „Feuerjo

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Year:
[ca.1917]
Geschichten aus den Bergen ; 5 (Reclams Universal-Bibliothek ; 3323)
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Page 37 of 98
Place: Leipzig
Publisher: Reclam
Physical description: 95 S.
Location mark: I 61.249/5
Intern ID: 67463
. Aber da die Gattin und die engere €5 tarn m tis ch freund sch a st Herrn O. ans das Unschickliche solchen Mißtrauens einem Kloster gegen über aufmerksam machte und ihm so kräftig zuredete, die steife als notwendige Erholung mizutreten, so kam es wirklich dazu, daß der Meister, daS Geld zur Reise sorglich verwahrt, abdampfte. Der Empfang im Kloster war recht herzlich, die Brüder fanden sich mit Hilfe des Fraters Pförtner und bestaunten die Veränderungen an sich gegenseitig. Der Pater Ouardian war auch recht

freundlich und forderte den Meister auf, es sich auf einige Tage im Kloster recht behaglich zu machen. Der Abend versammelte die Patres und Fratres zur Mahl zeit im Refektorium; das Klosterbier war vorzüglich und kosten los wie der ganze Aufenthalt, der Meister thaute auf im Kreise der Klosterherren und besonders freute ihn die Ein ladung, morgen mit einigen Patres über die Grenze ms be- nachbarte Österreich za fahren, wo ein Karpfenteich abgelassen wird, dessen Fischinhalt eine willkommme Bereichemng

des Klostertisches -angesichts der nahenden Fasttage bilden soll. Eine Fischpartie in Gesellschaft von vertrauenerweckenden Klo sterbrüdern, das "will Meister O. mit Vergnügen riskieren. Freilich heißt es mit dem Glockenschlag neun Uhr abends nach strenger Kloperregel das Refektorium verlassen; allem Frater Alexander, der wackere Bruder, hatte dem Meister einen Rcfervekmg auf die Zelle gebracht, wo die Bruder noch ein Stündchen still ihre Interna besprechen konnten. Dann aber - heißt - es -ruhig .zu -Bette gehen.

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Year:
[ca.1917]
Geschichten aus den Bergen ; 5 (Reclams Universal-Bibliothek ; 3323)
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Page 39 of 98
Place: Leipzig
Publisher: Reclam
Physical description: 95 S.
Location mark: I 61.249/5
Intern ID: 67463
38 ffiefdfiid)leu an >3 ben Bergen, v. Henld nnb Zipsclmütze bekleidet stürmt er in den langen Klo stergang, das ganze Kloster ^alarmierend. Schreckensbleich eilm die Brüder herbei, der Ruf tönt überall» die Klosterglocke wimmert schon um Hilfe durch die Nacht. Der Onardian fragt fliegenden Atems den zahneklappemden Meister im Hemde» wo es brenne? „Bon — meinem — Zimmer — aus — ist — der — Brand — zu — sehen!" stottert der Meister. Die Brüder laufen nach der Fremdenzelle, in der ein ChaoS

von Bett- und Kleiderzeug und Möbel durcheinander Liegt, beleuchtet von blutrotem Scheine. Der Mond lacht still dnrch ein am Fenster angebrachtes rotes gläsernes Heiligenbild! Mit 'der strengen Ermahnung, nun aber recht still sich zu Verhalten, wird der Schneider ins Bett geschickt und unten an feer Klosterpforte heißt der Pförtner die rasch erschimme dörfliche Feuerwehr wieder heimziehen. Die Matutme hat der Meister nLÄrlich verschlafen, aber zum Frühstuck im Refektorium ist er gewUmhast 'erschienen

, unsicheren Gefühles Dar, ob nicht noch eine Sttaspredigt Nachfolgen werde für die Rachtalarmiemng. Die Bimder kommen fHÜ und gemessen wie immer; nur mu stern ste mit leichtem Kopfneigen etwas maliziös den nächtlichen Ruhestörer^ Doch keiner sagt etwas bis auf den Ouar dian, der sich ähnlichen Spektakel im Kloster Herbittet. Dann aber ist alles wieder gut und die Herren setzen sich zum Früh stück. Der nicht wenig weich und demütig gewordene Meister gelobt, Ruhe halten zu wollen und atmet

wie von Centnerlast befreit auf, daß die Geschichte so gnädig abgegangen ist. ' Mer da kommt als letzter zum Frühstück des Meisters Bruder, Frater Alexander, ins Refektorium, der nach respekt voller BegWßung des Patres und des Klosteroberen auf den Meister zugeht und ihm seine Geldbörse mit den Worten übeneicht: Lieber Herr'Bruder, beim Aufräumen Deiner Zelle habe ich diese Geldbörse unter dem — Kopfkissen gefunden, die gehört wohl nur Dir im ganzen Kloster!"

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