Geschichten aus den Bergen ; 5 (Reclams Universal-Bibliothek ; 3323)
Äs schichten aus den Bergen. V. A? Für unseren Meister ist das nicht so einfach wie für die frornmen Bruder. Erstens ist der Meister seit seiner Wan derschaft vor vielen, vielen Jahren wieder an einem fremden Ort, zweitens in einer fremben Stube, drittens soll er die Nacht in einem fremden Bett zubringen; da heißt es vor sichtig sein. Zunächst untersucht der Meister das Bett und leuchtet unter dasselbe wegen — na ja, es könnte doch jemand unter' dem Bette liegen. Da ist also niemand
, das Fenster ist vergittert, Nebenthüren existieren nicht, aber die Eingang- thüre der Klosterzelle ist ohne Schloß — heiliger Pankratius, das ist bedenklich! Herr O. hat an fünfzehn Preußenthaler bares Geld bei sich, ein Vermögen also und eine unverschließ bare Thüre und der Meister ist wildfremd dazu! Schrecklich! Ist ein bodenloser Leichtsinn von seinem Bruder ihm ein so gefährliches Lokal anzuweisen. Besorgt um Gew und Leben verrammelt der Meister die Thüre so gut es geht mit dem Sessel
und dem Betstuhl der Zelle; seine Kleider legt er auf die Bettdecke, um sie ja gleich bei eintretmder Gefahr zur Hand zu haben und vorsichtig wie immer zählt er bei trübem Kerzenschein die Thaler. Es stimmt noch alles und flugs wandert die dicke Geldbörse unter 'das Kopfkissen. Dann pustet der Meister das Licht aus, die Nacht bricht an. Still islls im weiteir Kloster, von ferne rauscht der Nacht- Wind im Walde, der Mond wirft sein Silberlicht in den Klo stergarten und neugierig gucken ferne Strahlen
auch in die Klosterzellen. Mit einein Schrei des Entsetzens erwacht der Schneider, ein blutig roter Lichtstrahl «hellt seine Zelle, kein Zweifel, es brennt! „Feuerjo!" schreit er aus Leibeskräften und arbeitet sich rasch aus dem Bette, bebend vor Angst und Schrecken. Hastig sucht er nach den Kleidern, er stndet sie nicht, er tappt in seinem Entsetzen nach der Thür: Allmäch tiger Gott, sie ist verbanikadiert, versperrt, er ist gefangen und es brennt das Kloster! Wie besessen heult der Meister das schaurige „Feuerjo