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Title A - Z
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Books
Year:
1905
Sonnenuntergang in Bregenz
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Page 13 of 23
Author: Hele, Georg / [Georg Hele]
Place: Bregenz
Publisher: Pötzelberger
Physical description: 21 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: I A-750
Intern ID: 158568
— 12 Bregenz sein eigen nennt, „verfügen" könnten-. Sie würden selbstverständlich an jenen Tagen, an welchen die Sonne voraussichtlich schön untergeht, alle nur denkbaren Beranstaltungen treffen, damit die Fremden Hinausströmen an den See; es bietet sich denselben dann ganz unerwartet eine herrliche Überraschung und der Eindruck ist gewiß so nach haltig, daß sie nach Hause zurückgekehrt auch den Sonnenuntergangs in Bregenz als unvergeßlich schön bezeichnen und Zum Besuche von Bregenz aneifern

würden. „Du machst aber auch ein Wesen von diesem Sonnenuntergänge, als ob es wirklich auf der ganzen weiten Welt nichts Schöneres geben könnte. Ich gebe ja gerne zu, daß im ganzen Alpenlande nicht ein . einziger See. eine gegen Westen so. weit geöffnete Lage hat und daß eben diese Lage die scheidende Sonne in Bregenz oft so wunderschön erscheinen laßt. Aber die Flachländer, die Bewohner am Meere, sollten diese die Sonne nicht ebenso schön untergehen sehen als die Bregenzer?" — , Hierauf erwidere

ich dir, daß es z. B. in Dalmatien und gewiß auch anderswo Gegenden gibt, in' welchen der Untergang der Sonne mit jenem in Bregenz wetteifert. Im Flachlande 'aber kann sich das Scheideil des Tagesgestirnes nie so schön gestalten wie in Bregenz, weil man ja dort die Sonne nicht in den See hineinsteigen sieht und somit das herrliche Farbenspiel des Widerscheines fehlt; die Bewohner ■ am Meere aber sagen, daß

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Books
Year:
1905
Sonnenuntergang in Bregenz
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Page 20 of 23
Author: Hele, Georg / [Georg Hele]
Place: Bregenz
Publisher: Pötzelberger
Physical description: 21 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: I A-750
Intern ID: 158568
19 also ohne Wolkenbegleitung hinabsteigt. Wenn nach einem Regentage gegen Abend eine Aufhellung sich zeigt, so kann mcm mitunter ein ganz bezauberndes Bild einer unbeschreiblichen hellroten Beleuchtung ersehen und es steht dann auch in derartigen Fällen ein großartiges Schauspiel der untergehenden Sonne Zu erwarten — ein wahrhaftiges Glutmeer, ein Rubinlicht, welches, wie es in der Puszta häufig Vorkommen'. soll, sogar den östlicheil Himmel mit zartem Rot erscheinen läßt

.' Wenn aber nach einem Nachnlittagsgewitter das Wetter sich aufzuheitern beginnt, wenn die Wolken sich zerteilen, ■ im Westen immer heller, ■ im Osten aber grau und dunkel erscheinen, wenn dann das Tagesgestirn in hellem, goldenem Scheine in eine düstere Wolkenwand hineinsteigt, um bann frei und siegreich nochmals als blutroter Ball hervor zutreten und, ein rotglühender Feuerstreifen über die ganze Länge des- Sees bis an dein Auge sich hmzieht, wenn die Sonne dann im See sich badet und allmählich betitelt Blicken sich entzieht

; wenn die sie begleitenden Wolken in allen mir denkbaren Farben ■ erglänzen und mit ihren silbernen und. goldenen Rändern sich im See .widerspiegeln, wenn' die ganze große Wasserfläche in den/ wundervollsten und abwechslungsreichstell Färbungen erglüht und erzittert., und wenn es dir draußen am Wellenbrecher vergönnt ist,' diese Offenbarung Gottes zu sehen und andachtsvoll anstaunen und bewundern zu dürfen, wenn lange nach dem Scheiden der Sonne eine ■

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Books
Year:
1905
Sonnenuntergang in Bregenz
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Page 15 of 23
Author: Hele, Georg / [Georg Hele]
Place: Bregenz
Publisher: Pötzelberger
Physical description: 21 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: I A-750
Intern ID: 158568
— 14 — Bregenz Erwähnung geschieht, dam: in allen alpinen und anderen Zeitschriften wenigstens einen kurzen Hinweis auf den Sonnenuntergang. Du fragst weiter: „Ist das Schauspiel eines schönen Sonnenunterganges das ganze Jahr oder unr im Sommer zu sehen? Wann und von wo aus ist diese Naturerscheinung am besten zu beob achten und wann kann man sicher darauf rechnen, daß die Sonne „schön untergeht"? — Nun gut, mein lieber Freund, ich habe dich zwar schon gar zu lange

mit meinen Auseinandersetzungell be lästiget; aber wenn du obige Fragen beantwortet wissen willst, so mußt du mir halt noch weitere Geduld schenken, und da möchte ich dich vorerst an das Wort des Dichters erinnern : Nichts ist so schwer zu ertragen, als eine Reihe von schönen Tagen. Ebenso ist es auch mit der Sonne. Wenn sie jeden Tag gleich schön unterginge, so würde der Reiz des sich - uns darbietenden Schauspieles ver schwinden ; so aber hat■ bet Weltenlenker wohlweislich dafür gesorgt, daß oft viele Tage des Sommers, ja selbst Wochen

vergeheil, bis sich einmal ein wirklich schöner Untergang zeigt; zudem gibt es eine Menge von Abstufungen vom Schönen §itm Schönsten und- der Abwechslungen sind'so viele, daß sich kem' einpgcs' 2RaI. aitdj nur annähernd das gleiche Bild darbietet. Die Frage null, ob der Sonnenuntergang das ganze Jahr zu sehen sei, beantworte ich^ dahin, daß die liebe Sonne den Winter hindurch in/ den

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Year:
1905
Sonnenuntergang in Bregenz
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Page 10 of 23
Author: Hele, Georg / [Georg Hele]
Place: Bregenz
Publisher: Pötzelberger
Physical description: 21 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: I A-750
Intern ID: 158568
konnte, stieg eine vornehme Dame mit ihrer Tochter aus einem Wagen erster Klasse. Als das Töchterchen den blutroten Feuerball sah, blieb es wie festgebannt stehen und wie die Mutter mich fragte, ob denn das wirklich die Sonne sei und ich ihr dies bejahte, verblieb Me Frau mit ihrer Tochter noch volle acht Tage in Bregenz, obwohl sie schon des nächsten Tages abzureisen Vorhalte und hat seitdem schon öfters ihr gerade wegen des Sonnennnterganges so lieb gewordene Bregenz besucht

. Einmal war ich auch in den Wunderanblick vertieft, als ich plötzlich hinter mir von einem derben Fluche begleitet mit weithin schallender Stimme rufen hörte: „Herrgott . . . . . habe ich doch die ganze Welt gesehen, aber etwas großartigeres ist mir noch nie vorgekommen." Mich umwendend gewahrte ich einen alten strammen Herrn, dessen Tochter der scheidenden Sonne voll innerer Bewegung ihre Handküßchen zuwarf. Bor einigen Jahren sah ich einen älteren Herrn aus der benachbarten Schweiz tufi größerer Familie auf der dem Hafen zugekehrten

Seite des Wellen brechers hinauswandeln. Ich saß auf meinem gewohnten Bänkchen und es hätte wenig gefehlt, so wäre ich, wie ich dies schon oft getan, aufge standen und hätte die Familie auf die in seltener Pracht unlergehende Sonne aufmerksam gemacht. Da hörte ich auf einmal eitlen jungen Herrn aus- rufen: „Papa, schau, wie schön, wie wunderschön!" Und- alle kämm sie herübern an das Geländer,

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