Österreichische Reichs- und Rechtsgeschichte : ein Lehr- und Handbuch
— 932 — § 18 nach Venedig, das sich allmählich zur Handelsmetropole Europas ent- wickelte, ist bereits für das Jahr 1000 urkundlich bezeugt.^) Daneben wurden die Wege über Verona oder durch Valsugana häufig benützt. Die älteste Urkunde, in der das fonticum comunis Venetiarum, ubi Teuto nici hospitantur, erwähnt wird, ist vom 5. Dez. 1228. Dieses Fondaco, 1231 in Staatsverwaltung übernommen, diente den deutschen Kaufleuten, die den Hauptteil der abendländischen Händler in Venedig ausmachten
, zunächst als Herberge und Warenniederlage, dann zur polizeilichen Be- aufsichtigung und Zollerhebung, endlich auch als Verkaufslokale. Nach dem Brande von 1505 wurde es von einem Deutschen Hieronymus schöner und stattlicher wieder aufgebaut. Regensburg hatte am frühesten Handels- beziehungen mit Venedig angeknüpft. Um 1474 bildeten die deutschen Kaufleute im Fondaco zwei Tafeln (Gruppen), die eine wurde durch die Kaufleute aus Regensburg, aus den bayerischen, schwäbischen und öfter- reichischen Städten
, die andere durch die aus Nürnberg, aus den rheinischen und niederdeutschen Städten gebildet. Später waren Augsburg und Nürnberg am meisten am Handel mit Venedig beteiligt. Die großen Städte schlössen durch ihre Vertreter die Geschäste auch vielfach für die kleinen Städte ab, denen die Sendung von Agenten zu kostspielig gewesen Wim.**) Aus Tirol wird nur z. 1.1334 ein Nikolaus aus Bruneck als mit Venedig handeltreibender Benutzer des Fondaco erwähnt,***) Kaufleute aus Trient find erst seit 1586 f) und solche aus Innsbruck gar
erst seit 1637 daselbst nachweisbar. Von Einfuhrartikeln brachten die deutschen Kaufleute nach Venedig Leinwand, Wolle und Barchent, sowie daraus versertigte Tücher und Kleider, Schleier und Hute, Felle, Häute, Leder, Holz, Ge- kreide, Mehl, Pferde und andere Zugtiere, Roßhaare, Rohmetalle, und zwar Gold und Silber, Zinn, Messing, Eisen, Kupfer, Bernstein und verschiedene Metallwaren. Von Ausfuhrartikeln holten die Deutschen aus Venedig Rohseide und Baumwolle, Stoffe aus Seide, Samt, Tafset
, Baumwolle, Barchent, Goldbrokat, Teppiche, Spezereien, besonders Pfeffer, Safran, ff) Z ucker, Zimt, Ingwer, Rhabarber, Kümmel, Mandeln, Fei- *) Schaube a. a. O., 93, 444. **) Kretschmahr, Geschichte von Venedig II, 468. ***) Simonsseld, Fondaco I, N. 786; II, 55. Früher schon, 1328, und dann wieder 1508 werden Salzburger im Fondaco erwähnt. f; Unter den Bediensteten des Fondaco (Ballenführern und -bindern) erscheinen Trentiner schon im 14. und 15. Jh. — Die Trentiner Kaufleute wurden zwar mit Rücksicht