Geschichte Oesterreich's, seiner Völker und Länder, und der Entwicklung seines Staatenvereines von den ältesten bis auf die neuesten Zeiten ; 1
Weitere Schicksale der Babenberger. Leopold I. der Erlauchte. 23 ihm ausziehen sollen. Genug, Adalbert wurde im Angesichte des feindlichen Heeres enthauptet. Seme Besitzungen wurden eingezogen und im Namen des jungen Königs unter seine Feinde, „die Edleren' genannt, vertheilt. Babenberg blieb dem Könige. So endigte im Jahre 906 die Baben berger Fehde, der erste große Kampf deutscher Fürsten wider einander, dem Reiche zum Trotz und dem Könige. Das Geschlecht der Babenberger schien
seinem völligen Untergange nahe. Adalbert's Witwe, Brunehild, floh mit ihrem fünfjährigen Sohne, Adalbert II., Zu ihrem Verwandten, dem Herzoge Heinrich von Sachsen. Mit diesem zog er 9 3 3 in die Schlacht gegen die Ungarn bei Merseburg, und war unter den Erschlagenen. Seinen Sohn Leopold aber behielt Hein- rich's Sohn, Kaiser Otto der Große, in dankbarer Erinnerung an die Dienste des Vaters bei sich. Als sie einst in ödem Walde mit einander jagten, kam der Kaiser in dringende Lebensgefahr. Ein angeschossener
Eber ging wiithend auf ihn los, und der Kaiser konnte sich seiner nicht erweh ren, da der Bogen oder der Speer, den er bei sich führte, ihm gebrochen war. Da flog Leopold im Augenblicke der tödlichsten Gefahr herbei, reichte dem Kaiser seinen eigenen Bogen und half ihm so das Unthier erlegen. Erfreut und erstaunt über des Jünglings rettende Schnelligkeit, versprach der Kaiser, das nächste Lehen, das sich erledigen würde, ihm zu übertragen, und reichte ihm, da kein Zeuge zugegen war, als Wahrzeichen
jenes ver- hängnißvollen Momentes, den zerbrochenen Bogen. Der Kaiser hielt Wort. Nach dem Jahre 9 6 0 war Leopold bereits Graf im Donaugau, und 97 4 im Traungau. Als aber Burchard, Markgraf des Ostlandes, in der unglück lichen Seeschlacht wider die Araber an der neapolitanischen Küste fiel, da trat Leopold mit dem zerbrochenen Bogen vor den Sohn des Heimgegange nen großen Kaisers, den zweiten Otto, und erhielt von dem dankbaren Sohne die Ostmark (983). So gedieh an Leopold den Erlauchten—-sogenannt
wegen seiner Ritter tugend und seiner siegreichen Züge—die allmälig von der Enns bis zum Kahlen bergs vorgerückte, gegen die Ungarn gerichtete Ostmark, welche fortan erblich bei feiner Familie verblieb. Kriegerischen Ruhm hatte Leopold von seinen Ahnen geerbt, er, der Sohn jenes Adalbert, der bei Merseburg die Sicherheit des deutschen Landes den Ungarn mit feinem Blute abgerungen; der Enkel jenes kühnen älte ren Adalbert, der, unwandelbar in der Blutrache für den gemordeten Bruder,