gehören.«*) Auch in der sesshaften Bevölkerung hat hier im letzten Jahrzehnt die italienische Bevölkerung so stark zuge nommen, dass in den Gemeinden L ei f e r s und Branzoll die frühem starken deutschen Mehrheiten in die Minderheit ge kommen sind und dass in den Ortschaften Laag und Buch holz, in welchen sich im Jahre 1880 Deutsch und Welsch die Wao-e hielten, eine starke welsche Mehrheit einer schwachen deutschen Minderheit gegenüber steht (s. Abschnitt VI, Be zirkshauptmannschaft Bozen

, Gerichtsbezirk Bozen und Neu markt). Der Hauptverkehr vollzieht sich eben auf dem linken Etschufer ; auch mündet hier die Fleimsthalefstraße, welche in Gegenden führt, die heute zum weitaus größten Teile ver- welscht sind, während die rechte Thalseite durchs Mendel- gebirge von seinem verwelsehten Hinterlande abgeschlossen ist. St. Jakob, kaum 1 Stunde von Bozen entfernt, ein Teil dorf von Leifers, jedoch mit eigener Schule und Curatie, hatte im Jahre 1880 noch 196 Deutsche den 109 Welschen

gegenüberzustellen. Bei der letzten Zählung wurden noch 84 Deutsche gegen 287 Welsche gezählt. Es wohnen dort viele italienische Arbeiter samt ihren Familien, welche in Bozen ihr Brot verdienen. Die dortige 2klassige Volksschule ist deutsch und wird zur Zeit von ungefähr 130 Kindern besucht, von welchen indessen nur 60 deutsch sind. Eine Lehrerin unter richtet die jüngern, ein Lehrer die ältern Jahrgänge. Die Zahl der italienischen Kinder nimmt fortwährend zu und da mit wächst auch die Überbürdung der Lehrkräfte

. Der Kinder garten. den der »Schulverein für Deutsche« hier unterhielt, der aber im Jahre 1889 mit der Auflösung dieses Vereines ein- gieng, hat damals der Schule gut vorgearbeitet. Er war in einer unentgeltlich zur Verfügung gestellten Räumlichkeit der Graf Thun'schen Besitzung untergebracht. Es wird nun von Bozen (Verein >• Südmarks) aus versucht, den Kindergarten wieder ins Leben zu rufen. — Bei vielen Familien ganz untrüglich deut scher Abkunft wird heute selbst zuhause nur noch italienisch gesprochen

werden, dass in frühern Jahrhunderten in einzelnen Orten des Etscblandes unterhalb Bozen das welsche Element schon viel stärker ver treten war als heutzutage, und dass es diesen Orten doch ge lungen ist, ihren deutschen Charakter zu erhalten oder zurück zugewinnen, Die Urbarmachung der Sumpfflächen auf beiden Seiten des Etschlaufes, die Einführung des Seiden- und des Reisbaues, die Fluss-Schiffahrt,die »Floßordnung«(welch' letztere z, B. im 18. Jahrhunderte zuerst den Holzhandel, später die Be förderung

aller Kaufmannsgüter zwischen Bozen und Verona zu einem Monopol für die Italiener gemacht hatte): diese und andere Umstände haben bereits in frühern Jahrhunderten viele Italiener zu bleibender Ansiedelung in diesem Teile des Etsch- landes veranlasst. Auch die Orte Bozen, Kaltern, Lana, Meran, Tramin etc. haben in frühern Jahrhunderten zu wiederholten- malen einen viel stärkern Anprall des Welschtums auszuhalten gehabt als in der Gegenwart, und haben sich desselben mit Kachdruck und Erfolg erwehrt. Hiebei wurden

schlagfertigen Humor weist Steub im Hinblick auf die alte Kultur der Räter darauf hin, »dass nicht unwahrscheinlich das wenig bekannte Dörfchen Rum bei Innsbruck denselben Namen trägt, wie die bekannte Stadt Rom an der Tiber«.*) Zur Beantwortung der Frage, welchem Volkstum die Räter angehörten, ist seit Jahrzehnten viel gelehrter Scharfsinn aufge wandt und viel gelehrte Tinte vergossen worden. Die Annahme, dass sie gleich ihren Nachbarn in der Hochebene nördlich vom Gebirge, den Vindelikern

Heiraten zwischen Deutschen und Italienern stets zum Nachteil des deutschen Teiles aus. Die deutschen Großgrundbesitzer in Bozen (Zallinger, Graf Thun etc.) *) XLII, Nr. 27. IV. ***) VIII, 422.

in einer Bozener Zeitung: »Unser Thal wird nur von Deutschen besucht. Die Deutschen sind bei uns keine exotischen Gewächse und deutsche Weg weiser sind es deshalb auch nicht. Aber als ich neulich in Bozen war, da sah ich auf dem Bahnhofe ein paar hundert zerlumpte Gestalten, welche nach Deutschland ziehen, um Arbeit