Valentin immer wieder die Gelegenheit nützte, um sie ein wenig an sich zu ziehen. Wer als die Sonne sich den Bergen von Cannes zuneigte und langsam, langsam sank, als sie nun Arm in Arm den Weg Zurück in die Stadt nahmen und so gingen — immer näher und näher dem Hotel kamen und nun in den Speisesaal traten, da überfiel Lori wieder das Bangen vor dem Neuen und Gewaltsamen, das jetzt ge schehen sollte, und wieder saß sie still und war beklom men und empfand jetzt nichts mehr von dem glücklichen
Gefühl und dem Stolz der jungen Frau, sondern nur Angst. Valentin hatte Champagner bestellt, goß sich und ihr immer wieder ein, aber er schien selbst unruhig, drängte, und so war es erst zehn Uhr, als sie schon in ihrem Zimmer waren. Eine Weile saß Lori nahe dem Fenster, völlig un schlüssig, ob sie sich denn überhaupt niederlegen, ob sie nicht lieber in den Kleidern bleiben und so sitzen sollte —, dann begann sie ein wenig betäubt, in einer ängstlichen Verwirrung, wie ratlos, sich langsam
zu entkleiden. Sie tat es vorsichtig, Zögerte immer wieder, nestelte recht lang an ihrem Haar, nestelte immer wieder daran — löste dann die Bänder der Schuhe — war schon daran, einen Strumpf abzustreifen — wurde aber mit einem Male so rot, so verzagt und wollte jetzt schon, daß Valentin das Licht abdrehe, obwohl sie doch noch Rock und Mieder anhatte. „Bitte, ja.' Ihre Stimme klang zittrig, völlig verwirrt, und sie sagte es ohne zu wissen, wo Valentin jetzt gerade stand und was er tat