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Title A - Z
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Category:
Geography, Travel guides , History , Social sciences , Südtiroler Dorfbücher
Year:
2002
Vieles war anders : volkskundliche und zeitgeschichtliche Aufzeichnung über Villanders
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Page 83 of 234
Author: Augschöll Blasbichler, Annemarie / von Annemarie Augschöll Blasbichler mit Zeichnungen von Hans Gasser
Place: Villanders
Publisher: Bildungsausschuss Villanders
Physical description: 226 S. : zahlr. Ill.
Language: Deutsch
Notations: Literaturverz. S. 226
Subject heading: g.Villanders ; z.Sozialgeschichte 1880-2000<br>g.Villanders ; s.Heimatkunde
Location mark: III 197.803
Intern ID: 300545
„Tondi“ besorgten. Der Stöffl-Luis erstand Anfang der 50er Jahre auf der Mailänder Messe einen Backofen und richtet in der Mühle eine Backstube ein, die er in den fol genden Jahren teils selbst führte oder verbachtete. 1965 erstanden sie der Pfle ger Sepp und sein Sohn Luis, der 1971 die Backstube bei der Stöffl Mühle auf ließ und selbige in seinem neuen Haus im Dorf einrichtete. In den Anfangsjahren legte der Bäcker in der Früh die frischen Brote in eine Penna, spannten ein Pferd vor und belieferten

so die Geschäfte im Dorf. Zudem trug der Bäcker auch Brote aus. Mit dem Buckelkorb ging er von Haus zu Haus: zweimal wöchentlich über Sauders, zweimal wöchentlich über Gra- wötsch und einmal ins Hinterloch. 1964 bis 1974 erledigte der Bäcker diese Ausfuhren mit dem Haflinger. Mit der Zeit ließen die Bauern vom Bäcker auch die Roggenbrote backen und ersparten sich so das vorher beschriebene Brotbacken auf dem Hof. Sie brachten den Roggen zur Stöffl Mühle und holten die frischen Brote wieder ab, brachten

am Samstag mitzuversorgen. Später setzte sich immer mehr durch, dass die ganze Wochenwäsche auf dem Hof der Diarn übergeben wurde, die sie dann meistens am Montag erledigte. Auch das Bügeln wurde ihr mit der Zeit übertragen. Nur alle zwei bis drei Monate kam die große Wäsche dran. Und da kamen gewöhnlich alle Weiberleut zum Einsatz. Zuerst wurden im ganzen Haus die Leintücher ausgebettet und die schmutzigen weißen Hemden, weißen Tasch entücher und eventuell auch Schürzen herausgesucht, mit der Hand

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Category:
Geography, Travel guides , History , Social sciences , Südtiroler Dorfbücher
Year:
2002
Vieles war anders : volkskundliche und zeitgeschichtliche Aufzeichnung über Villanders
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Page 205 of 234
Author: Augschöll Blasbichler, Annemarie / von Annemarie Augschöll Blasbichler mit Zeichnungen von Hans Gasser
Place: Villanders
Publisher: Bildungsausschuss Villanders
Physical description: 226 S. : zahlr. Ill.
Language: Deutsch
Notations: Literaturverz. S. 226
Subject heading: g.Villanders ; z.Sozialgeschichte 1880-2000<br>g.Villanders ; s.Heimatkunde
Location mark: III 197.803
Intern ID: 300545
Kleine handwerkliche Dienstleistungen, wie „s’Pfännen- oder Omrellen- flickn und s’Scharenschleifn“, wurden nicht von dorfeigenen Handwerkern erledigt. Diese wurden den „ummergianatn Hausierern“, die im Winter von Haus zu Haus und von Dorf zu Dorf zogen, überlassen. Der „siiriga Spangier“, so bezeichneten die Villanderer den von den 30er bis in die 50er Jahre jeden Winter in Villanders hausierenden Pfannenflicker, war dafür bekannt, dass er die Hausfrauen erst einmal lauthals wegen

ihrer Frechheit beschimpfte, ihm so alte und mit unreparierbaren Löchern versehe ne Pfannen zum Flicken zuzumuten. Dabei warf er, der wie die meisten Hau sierer nur gebrochen deutsch sprach, erst einmal die Töpfe vor Zorn „a Mords stuck“ über den Platz, so dass diese noch einige Löcher und Beulen dazu beka men, und erst dann war er bereit, seine Arbeit anzugehen. Dieses Ritual, so erzählt man, wiederholte er vor jedem Haus. Sein „Angericht“ stellte er am liebsten in der Küche neben dem Herd

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Category:
Geography, Travel guides , History , Social sciences , Südtiroler Dorfbücher
Year:
2002
Vieles war anders : volkskundliche und zeitgeschichtliche Aufzeichnung über Villanders
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Page 206 of 234
Author: Augschöll Blasbichler, Annemarie / von Annemarie Augschöll Blasbichler mit Zeichnungen von Hans Gasser
Place: Villanders
Publisher: Bildungsausschuss Villanders
Physical description: 226 S. : zahlr. Ill.
Language: Deutsch
Notations: Literaturverz. S. 226
Subject heading: g.Villanders ; z.Sozialgeschichte 1880-2000<br>g.Villanders ; s.Heimatkunde
Location mark: III 197.803
Intern ID: 300545
und Plaket ten, und wenn er das Haus betrat, sein gesteltztes, gebrochenes Deutsch. Er tat keiner Fliege etwas zuleide, wollte nur wegen seiner „Kostbarkeiten“ gelobt und bewundert werden und schätzte über alles ein Glas Wein. Und dann blieb er aus. Den Kindern fiel das zuerst auf. An heißen Sommertagen schlich oft barfuß der „Höllengeist“ daher. Diesen Namen bekam er wegen seiner sprühenden, unruhigen Augen, die unter den buschigen, silberweißen Brauen hervorbrannten und Respekt geboten. Er war groß

Bekannten des Frühmessers Schguanin, und man konnte sie sogar im Radio hören. Und darauf war er natürlich besonders stolz. Wegen seiner Untugend, den Frauen und Mädchen auch in den oberen Stock oder sogar ins Unterdach hinauf nachzusteigen und dabei „komisch“ zu reden, wie es hieß, wurde er nicht selten vom Haus verwiesen. Auch „Lottrwaibeler“ kamen immer wieder vorbei, manche still und scheu, andere unwirsch und sauer, wieder andere schmutzig und versoffen. Da waren die „Hischler Gitschn“, zwei alte

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Geography, Travel guides , History , Social sciences , Südtiroler Dorfbücher
Year:
2002
Vieles war anders : volkskundliche und zeitgeschichtliche Aufzeichnung über Villanders
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Page 36 of 234
Author: Augschöll Blasbichler, Annemarie / von Annemarie Augschöll Blasbichler mit Zeichnungen von Hans Gasser
Place: Villanders
Publisher: Bildungsausschuss Villanders
Physical description: 226 S. : zahlr. Ill.
Language: Deutsch
Notations: Literaturverz. S. 226
Subject heading: g.Villanders ; z.Sozialgeschichte 1880-2000<br>g.Villanders ; s.Heimatkunde
Location mark: III 197.803
Intern ID: 300545
zu lassen. Als sich die „anderen Umstände“ schon rein optisch nicht mehr vertuschen ließen, schmissen sie Bauer und Bäuerin fristlos aus dem Haus. Die Eltern, an die sie sich wandte, ohrfeigten die kniend um Verzeihung Bittende zunächst kräftig. Jeder Tag begann und endete nun mit den argen Beschimpfungen des Vaters und den endlosen Klagen und Vorwürfen der Mut ter . 51 Sie wurde zum „Unmenschen“ gestempelt und regelrecht in die Verzweif lung getrieben. Bis zum vorläufigen Geburtstermin Mitte November

auf dem Hof hätte dem Säugling Verdauungsprobleme verursachen können. 48 „Wir wünschen Euch, dass ihr euer Kind gut voran bringt.“ 49 „Es wäre besser, wenn du samt deinem Kind krepieren würdest!“ 50 Eine ältere Villandererin erzählt, wie sie ihr Vater Anfang der 40er Jahre aus dem Haus verwies, als sie ihre Schwangerschaft beichtete, der Kindsvater, der Knecht, allerdings bleiben konnte. 51 Die Einstellung der Eltern war allgemein geprägt von der Annahme, in der Erziehung versagt zu haben und dafür

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Geography, Travel guides , History , Social sciences , Südtiroler Dorfbücher
Year:
2002
Vieles war anders : volkskundliche und zeitgeschichtliche Aufzeichnung über Villanders
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Page 94 of 234
Author: Augschöll Blasbichler, Annemarie / von Annemarie Augschöll Blasbichler mit Zeichnungen von Hans Gasser
Place: Villanders
Publisher: Bildungsausschuss Villanders
Physical description: 226 S. : zahlr. Ill.
Language: Deutsch
Notations: Literaturverz. S. 226
Subject heading: g.Villanders ; z.Sozialgeschichte 1880-2000<br>g.Villanders ; s.Heimatkunde
Location mark: III 197.803
Intern ID: 300545
Diarn hatte im Haus zu helfen und die Schweine zu versorgen und die Knechte und eventuellen Taglöhner dengelten derweil ihre Sensen für den nächsten Tag und richteten die Wagen für das nachmittägige Heueinfahren her, falls das Heu, das bereits am Tag vorher gemäht und auch schon „gakeart“ (gewendet) worden war, aufgenommen werden sollte. Beim Gschlosser wurden beispielsweise die Arbeiten „bam Haiaunemmen“ (beim Heuen) folgendermaßen aufgeteilt und organisiert. Die Männer zogen oder fuhren kurz

sie die Zeit mit „Haihupfn“, Springen vom Stadel aus hinunter auf den Heustock, mit „Drwischerlus-“ und „Vrsteckerlustian“ (Fan gen- undVersteckspielen) spielen oder mit Bohren von Heutunnels. Die Frauen kamen nach dem Verrichten ihrer Haus- und Stallarbeiten auch sofort auf die Heuwiese. Sie halfen „strängen“, die Strängen zusammenschie ben, nachrechen und auch oft das Heu auf den Leiterwagen werfen. Die Psej- rin fuhr mit dem großen Rechen, „Maschinrejchn“ genannt, auf der Wiese hin und her

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Category:
Geography, Travel guides , History , Social sciences , Südtiroler Dorfbücher
Year:
2002
Vieles war anders : volkskundliche und zeitgeschichtliche Aufzeichnung über Villanders
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Page 78 of 234
Author: Augschöll Blasbichler, Annemarie / von Annemarie Augschöll Blasbichler mit Zeichnungen von Hans Gasser
Place: Villanders
Publisher: Bildungsausschuss Villanders
Physical description: 226 S. : zahlr. Ill.
Language: Deutsch
Notations: Literaturverz. S. 226
Subject heading: g.Villanders ; z.Sozialgeschichte 1880-2000<br>g.Villanders ; s.Heimatkunde
Location mark: III 197.803
Intern ID: 300545
“ (zugeschaufelter) Acker Zeugnis von der Tüchtigkeit und dem Ordnungssinn eines Knechtes ab. Ob und in welchem Ausmaß eine Bäuerin selbst bei der Arbeit auf Hof und Feld sowie im Haus Hand anlegen musste, hing von der Anzahl der beschäf tigten Dienstboten ab. Auf größeren Höfen konnten die Bäuerinnen bis in die 50er Jahre ein recht herrschaftliches Leben führen. Auf dem täglichen Arbeitsplan für sie war lediglich die Zubereitung des Mittag- und Abendessens fix. Sie konnten sich so ganz ihren Kindern widmen

älterer Gewehrsleute vielfach erst Ende der 50er Jahre auf. Siehe dazu Kap.: Spialn und Auraumen 96 Vor den großen Feiertagen wurden die Holzböden im ganzen Haus auf Knieen geschrubbt. Dabei halfen alle weiblichen Dienstboten mit. 97 „Gebriadla“: In einer großen „Bottiga“ oder „Zumma“, einem Holzzuber oder Holztrog, richtete die Psejrin einmal am Tag das sogenannte „Gebriadla“ (oder „Gabriala“) ab. Dabei wurden roggene Pelln („s’ Graita- ra“ = Spreu, die beim dem Dreschen und „Abtreiben

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Category:
Geography, Travel guides , History , Social sciences , Südtiroler Dorfbücher
Year:
2002
Vieles war anders : volkskundliche und zeitgeschichtliche Aufzeichnung über Villanders
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Page 120 of 234
Author: Augschöll Blasbichler, Annemarie / von Annemarie Augschöll Blasbichler mit Zeichnungen von Hans Gasser
Place: Villanders
Publisher: Bildungsausschuss Villanders
Physical description: 226 S. : zahlr. Ill.
Language: Deutsch
Notations: Literaturverz. S. 226
Subject heading: g.Villanders ; z.Sozialgeschichte 1880-2000<br>g.Villanders ; s.Heimatkunde
Location mark: III 197.803
Intern ID: 300545
geheizte Raum bot nun Platz für alle möglichen Handarbeiten. Die Frauen nützten die Zeit, den hofeigenen Rohstoff Schafwolle zu verar beiten. Die geschorene und gewaschene Wolle ließ man von den „Atzn- Gitschn“ in der „Pfrianta“ (Pfründe, das Haus zwischen dem Frühmesser- und Roderhaus), vom Much-Schaffer oder vielfach auch in Latzfons von der „Prackn-Moidl“ oder beim Scheidle in Klausen „richten“. Dazu brauchte es eine Kardätsche, eine Wollrichtmaschine. Die „gerichtete“ Wolle wurde nun „gspunnen

“ (gesponnen). In jedem Haus gab es mehrere Spinnräder. Das Garn wurde „geszwischget“ (zwei oder drei Fäden zusammengedreht), zu Knäueln gewunden und dann zu Sarnerjankern, zu Socken für die Männer und zu Strümpfen für die Frauen, zu Handschuhen und „Tatzier“ (Handschuhe ohne Fingeteil) verstrickt. Auf manchen Höfen schnitt man Stoffreste und alte Klei der zu Streifen, nähte diese zusammen, wand sie zu Knäueln und brachte diese dann nach Latzfons, wo daraus Teppiche, Bettvorleger und Läufer gemacht wurden

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Category:
Geography, Travel guides , History , Social sciences , Südtiroler Dorfbücher
Year:
2002
Vieles war anders : volkskundliche und zeitgeschichtliche Aufzeichnung über Villanders
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Page 37 of 234
Author: Augschöll Blasbichler, Annemarie / von Annemarie Augschöll Blasbichler mit Zeichnungen von Hans Gasser
Place: Villanders
Publisher: Bildungsausschuss Villanders
Physical description: 226 S. : zahlr. Ill.
Language: Deutsch
Notations: Literaturverz. S. 226
Subject heading: g.Villanders ; z.Sozialgeschichte 1880-2000<br>g.Villanders ; s.Heimatkunde
Location mark: III 197.803
Intern ID: 300545
Vater, der von den heimlichen Vorbereitungen der Tochter nichts wusste, erklärte auch vor dem Richter auf dessen Frage, ob und wie er seiner Tochter beizustehen gedenke, er werde sie schon früh genug aus dem Haus jagen. Daraufhin erhielt sie in einem Schreiben die Zusage, das Kind in der Kli nik in Bozen zur Welt bringen zu können. Allein und verschüchtert machte sie sich einen Tag vor dem voraussichtlichen Geburtstermin auf nach Bozen, wo sie bis dahin noch nie gewesen war. Auch im Gebärhaus

nach einigen Wochen, weil die Mütter sie ja nicht stillen konnten. (Siehe dazu auch Kap. „Kinder lediger Mütter“) Anfang der 50er Jahre waren die Bußprediger in Villanders. Eine Villande rerin erzählt, wie sie gerade zu dieser Zeit ihren unehelichen Sohn auf die Welt brachte. Die Stöflhebamme nahm sie „aus gutem Ding“ für die Zeit der Geburt in ihrem Haus in Klausen auf. Am nächsten Tag erschien dort Pfarrer Bertag- nolli und redete ihr ins Gewissen, das Kind doch nach Verdings oder Latzfons

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Category:
Geography, Travel guides , History , Social sciences , Südtiroler Dorfbücher
Year:
2002
Vieles war anders : volkskundliche und zeitgeschichtliche Aufzeichnung über Villanders
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Page 77 of 234
Author: Augschöll Blasbichler, Annemarie / von Annemarie Augschöll Blasbichler mit Zeichnungen von Hans Gasser
Place: Villanders
Publisher: Bildungsausschuss Villanders
Physical description: 226 S. : zahlr. Ill.
Language: Deutsch
Notations: Literaturverz. S. 226
Subject heading: g.Villanders ; z.Sozialgeschichte 1880-2000<br>g.Villanders ; s.Heimatkunde
Location mark: III 197.803
Intern ID: 300545
Die „Weiberleit“ (weiblichen Dienstboten) um 1900 beim Mair in Ums Wegen der geringen Kosten für Arbeitskräfte konnten nach dem Zweiten Weltkrieg auch mittelgroße Bauern noch wenigstens eine Diarn und einen Knecht einstellen. Auf größeren Höfen waren neben der Diarn noch eine Psej- rin und eine Hirtin sowie zwei Knechte verpflichtet. Die Aufgaben auf dem Hof waren genau zugeteilt. Bei der täglich anste henden Arbeit im Haus und auf dem Hof sowie bei den jeweiligen Arbeiten während des Jahres

weder als faules noch als nicht sparsames Weibsbild im Dorf verschreien lassen. Bei den sogenannten „großen“ Arbeiten auf dem Feld (Heu- oder Getreideernte), aber auch im Haus (Wasch- und Putztage) wurde sie natürlich auch mit einbezogen. Die Hirtin war meist die Jüngste unter den Dienstboten und wurde auch die „Mittlere“ genannt. Mädchen ärmerer Familien kamen bis in den 50er Jah ren zum Teil schon während ihrer Pflichtschulzeit als Hirtinnen zu größeren Bauern. Sie waren das ganze Jahr

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Category:
Geography, Travel guides , History , Social sciences , Südtiroler Dorfbücher
Year:
2002
Vieles war anders : volkskundliche und zeitgeschichtliche Aufzeichnung über Villanders
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Page 60 of 234
Author: Augschöll Blasbichler, Annemarie / von Annemarie Augschöll Blasbichler mit Zeichnungen von Hans Gasser
Place: Villanders
Publisher: Bildungsausschuss Villanders
Physical description: 226 S. : zahlr. Ill.
Language: Deutsch
Notations: Literaturverz. S. 226
Subject heading: g.Villanders ; z.Sozialgeschichte 1880-2000<br>g.Villanders ; s.Heimatkunde
Location mark: III 197.803
Intern ID: 300545
möglich. „Zugleich mit der Brautführ“, so Kohl, „verlässt die Braut heimlich das Elternhaus und gelangt auf Umwegen in das Haus des Bräutigams, wo sie ihm eigenhändig die „Brautpfoat“ (das Brauthemd) überreicht.“ Im 19. Jahrhundert wurde der Hochzeitstermin ausschließlich in der Faschingszeit angesetzt. Wurde das Aufgebot eines Paares unterm Jahr ver kündet, sollen dies böse Zungen scheinbar mit dem Satz „Döj houbm a schun s’Gloria gsungen“, kommentiert haben. Später erweiterte man die „Zeit fürs

Heiraten“ auf den ganzen Winter, als der Jahreszeit, bei der am wenigsten Arbeiten auf Hof und Feld anfielen. In früheren Zeiten wurde die Feier stets an einem Dienstag anberaumt. Kohl schreibt, dass Anfang des 20. Jahrhun derts dann auch „Montags-Hochzeiten“ stattfanden. Am Hochzeitstag hieß es vor allem im Haus der Braut früh aufstehen. Denn die Hochzeitsgäste, die die Braut abholen kamen, wurden erst einmal ordent lich bewirtet. Zum sogenannten Frühmahl wurden Suppe mit Wurst, Schwei nebraten

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Category:
Geography, Travel guides , History , Social sciences , Südtiroler Dorfbücher
Year:
2002
Vieles war anders : volkskundliche und zeitgeschichtliche Aufzeichnung über Villanders
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Page 88 of 234
Author: Augschöll Blasbichler, Annemarie / von Annemarie Augschöll Blasbichler mit Zeichnungen von Hans Gasser
Place: Villanders
Publisher: Bildungsausschuss Villanders
Physical description: 226 S. : zahlr. Ill.
Language: Deutsch
Notations: Literaturverz. S. 226
Subject heading: g.Villanders ; z.Sozialgeschichte 1880-2000<br>g.Villanders ; s.Heimatkunde
Location mark: III 197.803
Intern ID: 300545
genau. Sie sollten das Essen flink einnehmen und nicht zu viel „ummermuasn“ (heikel herumklauben). „Wia ban Ejsn, a sou ba dr Arbet“, so die alte Bau- ernweisheit. Zeigten die Dienstboten beim Essen und Trinken kein Maß, sah dies der Bauer allerdings auch nicht gern. Am Abend hatten die Dienstboten wieder am alten Dienstplatz ihre Arbeit in Haus und Stall zu erledigen. Blasiustoug Die Tage von Lichtmess bis zum 6. Februar waren Bauernfeiertage. So stand auch am 3. Februar, dem Blasiustag

ihre Arbeit in Stall und Haus. Mit dem „Schlengltoug“ endeten auch die Bauernfeiertage um Lichtmess. 108 Maria Lichtmess: 2. Februar. 109 Martini: Fest des hl. Martin: 11. November. 110 Die Höhe des Lohnes wurde nicht im Voraus ausgehandelt. Am Lichtmesstag nach dem Mittagessen zahlte der Bauer seine Dienstboten für die geleistete Arbeit aus. Bis dahin wussten sie nicht, was sie am Ende des Bauernjahres für ihre Dienste tatsächlich bekommen würden. Siehe dazu: Kap. Die Bezahlung. 111 caparra (ital

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Category:
Geography, Travel guides , History , Social sciences , Südtiroler Dorfbücher
Year:
2002
Vieles war anders : volkskundliche und zeitgeschichtliche Aufzeichnung über Villanders
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Page 30 of 234
Author: Augschöll Blasbichler, Annemarie / von Annemarie Augschöll Blasbichler mit Zeichnungen von Hans Gasser
Place: Villanders
Publisher: Bildungsausschuss Villanders
Physical description: 226 S. : zahlr. Ill.
Language: Deutsch
Notations: Literaturverz. S. 226
Subject heading: g.Villanders ; z.Sozialgeschichte 1880-2000<br>g.Villanders ; s.Heimatkunde
Location mark: III 197.803
Intern ID: 300545
habe ich beim Johannser versprochen, die Körbe zu flicken.“ Sie machte auch „Pätschn“ (Hausschuhe), flickte Schuhe und Kinderbetten und wurde sogar beim Kalben von Kühen gerufen. Im Spätsommer und im Herbst verdiente sie sich durch das Beerenpflük- ken ein paar weitere Lire dazu. Wurde sie unverhofft irgendwo gebraucht, wusste oft niemand, wo man sie gerade hätte finden können. Eine Oberländer Bäuerin erzählt, wie oft verzweifelte Männer bei ihr nach der Hebamme frag ten, oder in den Wäldern oberm Haus

“ (Arbeiter bei der Latschenkiefernölgewinnung) hatte einen Tageslohn von 12 Lire (ohne Verköstigung). Die Hebammen wurden natürlich im Haus verköstigt. 39 Ihre großen, zerklüfteten Hände sahen viele Frauen als Sinnbild der Grobheit und Unhygiene. Auf dem Rük- ken trug sie einen alten Rucksack, wie ihn die Holzhacker bei sich hatten. In ihm hatte sie einige „Werkzeu ge“ und selbst angesetzte Schnäpse und Essenzen verstaut, die sie den Frauen verabreichte.

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