¬Eine¬ Dörcherfamilie. Die Wilderer [u.a.] : drei Original-Erzählungen.- (Bilder aus dem Tiroler Volksleben ; 3)
130 streckte beut Hans ihre Hand zum Gruße entgegen und sagte: „Sie sind wirklich grausam gegen uns, daß sie uns abfliehen. Sie wissen nicht, welch' Leid Sie uns angethan haben. Habe ich Sie vielleicht beleidiget, o so Verzeihen Sie es mir! Absichtlich that ich es gewiß nicht." „Wie!" rief Hans aus, „Sie sollen mich beleidiget haben? Sie sollen mich beleidigen könnend" „Aber warum meiden Sie uns absichtlich?" fragte Anna weiter. .Lange war Hans unschlüssig, ob er den wahren Grund sagen
sollte; doch es mußte nun heraus, sein Herz war zu voll. Jetzt und dann nie mehr! - „Sie, Anna, sind grausam, daß Sie mir ein'Geheimniß abzwingen", sprach Hans, „ein Geheimnis;, das ich mit ins Grab nehmen wollte. Doch Sie sollen es wissen. Der Grund, warum ich Sie und Ihr Haus mied, ist, weil ich Sie liebe, innig liebe. Ich sah ein, daß diese meine Liebe etwas Thörichtes, Vermessenes sei, uttb mich ute zu einem Endziele führen werde; darum wollte ich sie unterdrücken, ich wollte Sie fliehen, damit ich Sie vergesse
. Wie soll je der Sohn eines Fux sein Auge zu Ihnen erheben, Anna? Nun wissen Sie es, nun schmähen Sie mich, nun Herr B. jagen Sie mich ans Ihrem-Hause!. Sie- haben das Recht dazu. Ich werde Sie, theuere Anna, gewiß nicht mehr belästigen, ich muß fort, weit fort." — Hohe Rothe bedeckte bei diesen Worten Hansens das Antlitz, Anna's; ihr Auge erglänzte. Hans wollte in Eile fortstürzen. „Halt, halt, junger Mensch!" rief der Geigenmacher, den Hans am Arme zurückhaltend,, „so leichten Kaufes kommen Sie nicht los
. Meine' Anna sollen Sie nicht ungestraft lieben; wäre mir sauber, -mein armes Mädel so abmartern, und erst gar noch davonlaufen wollen? ■. Daraus wird nichts!" ' ^ .■ ■' •