Dorf- und Talchronik.- (Heimatbuch Gossensaß und Pflersch mit den Weilern Giggelberg und Pontigl ; 2)
, indem er am 29. August 1935 demonstrativ den Brenner besuchte. Mitte 1936 kam es zum berühmten Kurswechsel in den Beziehungen zwischen Italien und dem Deutschen Reich, die Wacht am Brenner hatte kaum mehr Bedeutung. Mit dem An griff auf Polen begann am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg. Jungmänner im besten Alter, die für Deutschland optiert hatten - in der Gemeinde Brenner waren es immerhin beinahe 93 % - wurden zur Wehrmacht oder anderen Waffengattungen einberufen. Viele von ihnen kamen
Sofie Nußbaumer gesagt haben: „Jetzt sind wir erlöst." Der nachrückenden 44. Infanteriedivision wurde keine Genehmigung zum Durchmarsch mehr erteilt. Der Kom mandant des Spitzenbataillons, Major Harrer, musste sich den Übergang am Brenner mit Waffengewalt verschaffen. Vom 1. bis zum 4. August 1943 wurde das Wipp- und Eisacktal bis Bozen von den Deutschen besetzt. Die Lage war noch unklar. Doch dann erzwangen am 8. September 1943 wieder deutsche Tigerpanzer den Grenzübertritt auf der Straße. Es kam
zu einzelnen Gefechten, die „Linea Badoglio" konnte aber von den Italienern nicht ver teidigt werden. In Gossensaß lagen bei Tennewies 30 deutsche Gebirgsjäger in ihren Zelten. Der Komman dant, ein kecker Bursche, befahl am besagten 8. September, einem Sonntag, seinen Leuten, Gossensaß zu umstellen und Leuchtkugeln in die Luft zu schießen. Er machte den Italienern vor, sie seien von drei deutschen Kompanien umstellt, was der Wahrheit keineswegs ent sprach. Er forderte sie auf, sich zu ergeben
dort interniert und bewacht. Auch eine italienische Besatzung konnte in einem Bunker nahe Steckholz entwaffnet werden. In der Folge marschierten Kolonnen Gefangener, auch von Sterzing kommend, in Richtung Brenner. Gossensasser Männer feierten diese Tatsache mit Gesang und Gitarrenklängen in einigen Ortsgasthäusern. Die deutsche Wehrmacht quartierte sich nun auch in Gossensaß ein. Das deutsche Stand ortkommando war im Hotel Europa untergebracht, die Luftwaffe im Hotel Holzer. Die Standschützen
hatten ihr Quartier in den Kasernen, das Hotel Savoy diente als Soldaten heim. Im Grandhotel Gröbner schließlich fand das SD-Kommando (der Sicherheitsdienst), der in den letzten Kriegstagen für das noch besetzte Italien zuständig war, Unterkunft. Das Palasthotel und Gudrun wurden Lazarette. 28 In Pflersch bemerkte man wenig von diesen Ereignissen. In den dortigen Pfarrhof kam ab und zu deutsche Militärpolizei, um nach Deserteuren zu suchen und den Tod von gefallenen Talsöhnen zu melden. Die Stützpunktkaserne