Dorf und Heimat : St. Andrä ; Plabach, St. Leonhard, Rutzenberg, Karnol, Mairdorf, Mellaun, Klerant
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Author:
Tecchiati, Umberto / [Text: Umberto Tecchiati ...]
Place:
St. Andrä
Publisher:
Bildungsausschuss St. Andrä
Physical description:
547 S. : zahlr. Ill.
Language:
Deutsch
Notations:
Literaturverz. S. 542 - 547
Subject heading:
g.Brixen <Region> ; s.Heimatkunde
Location mark:
III 289.040
Intern ID:
534197
, die wiederholt von der Regierung zu Innsbruck deswegen getadelt, ja geradezu der Sympathie bezichtigt wurden. Vorwiegend das einfache Volk, Kleinbauern, Taglöhner und Handwerker, wandten sich den Täufern oder, wie man später sagte, den Hutterern zu. Sie forderten die Erwachsenentaufe, lebten in Gütergemeinschaft und lehnten geistliche wie welt liche Obrigkeit ab, weshalb sie von beiden gleichermaßen ver folgt wurden. Viele entzogen sich durch die Flucht nach Mähren dem Todesurteil. Obwohl sich die Tiroler
vor dem Altar standen, stürmte Jakob Gasser zum Altar, riss den Kelch herunter, warf die Patene samt Hostie auf den Boden und trampelte mit den Füßen darauf herum. Den Kelch aber schleu derte er gegen die Kirchtür. Von diesem Frevel sollen nach Informationen der Regierung zu Innsbruck lediglich die beiden Priester und etliche Frauen schockiert gewesen sein, während die in und außer der Kirche anwesenden Männer, unter denen sich auch einige Gerichtsgeschworene befanden, anscheinend nichts dagegen unternahmen
. Zwei der anwesenden Männer, und zwar der Hueber zu Mellaun und der Lehner zu Klerant, wie sich später herausstellte, geleiteten den Übeltäter und des sen Frau nach draußen und verhalten ihnen zur Flucht. Die Regierung zu Innsbruck war über diese Tat entsetzt und forderte vom Richter und Pfleger zu Rodeneck mit allem Nach druck, die Flüchtigen einzufangen, ihr Vermögen einzuziehen, darüber ein Inventar anzulegen und es nach Innsbruck zu schicken. Zudem sollten sie alle Leute, die sich am besagten
Sonntag in oder vor der Kirche befunden hatten, zu sich beor dern und jeden befragen, wie sich alles ereignet habe. Am 20. Februar wurden Jakob Gasser und seine Frau ohne Zu tun der rodeneckischen Gerichtsobrigkeit - wie die Regierung zu Innsbruck ausdrücklich festhielt - von Hans Melchior von Köstlan (später Unterhauptmann von Säben) gefangen und nach Rodeneck gebracht. Zu den Verhören wurden auch aus wärtige Richter als Beisitzer nach Rodeneck verordnet. Die bei den Delinquenten sollten