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Author:
Kiem, Maria / [Autoren: Maria Kiem ...]
Place:
Bozen
Publisher:
Athesiadruck
Physical description:
791 S. : Ill., Kt.
Language:
Deutsch
Notations:
Tausend Jahre Algund
Ital. Ausg. u.d.T.: 1000 anni di Lagundo
Subject heading:
g.Algund ; z.Geschichte 1002-2002<br>g.Algund ; s.Heimatkunde
Location mark:
III 226.496
Intern ID:
387602
der ethnischen Frage in Südtirol gefunden zu haben, als Hitler nach Abschluss des Vertrages, aus dem die so genannte „Achse Rom-Berlin" hervorging, sich bereit erklärte, endgültig auf Südtirol zu verzichten. Die darauf getroffene Übereinkunft über die Option hatte eine Art feindlicher Volksabstimmung gegen Italien zur Folge: 86 % der einheimischen Bevölkerung optierte für die deutsche Staatsbürgerschaft und die Übersiedlung in die Gebiete des Dritten Reiches. Tatsache ist jedoch, dass
am Vorabend des 8. Septembers und somit der praktischen - wenn auch nicht formalen - Annektierung des Alpenvorlandes (Venezia Tridentina und Provinz Belluno) an das Dritte Reich, nur ein Teil der Optanten - ca. 74.000 - tatsächlich ausgewandert war. Die Abwanderung der Grundbesitzer und Unternehmensinhaber, welche noch auf die Übertra gungsverfahren ihrer Güterwarteten, wurde seitens der zuständigen Staatsämter vorsätzlich durch langwierige und schwierige Prozeduren, die zum Erlangen der entsprechenden
Auszahlungen nötig waren, gebremst. Von 1940 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges im jAhre 1945 ln Südtirol wurden weder während der Kriegsjahre an der Seite der Deutschen Verbündeten noch während jener 45 Tage zwischen dem 25. Juli (Fall des Faschismus) und dem 8. September 1943 (italienischer Waffenstillstand) Maßnahmen ergriffen, die in irgendeiner Art die sozialen Verhältnisse oder die allgemeine wirtschaftliche Tätigkeit beeinträchtigt hätten. Sicher, mit dem Fall des Faschismus hatten sowohl Deutsche
als auch Italiener guten Grund zur Freude, wenn auch beide Gruppen irgendwie spürten, dass die Zukunft für sie nicht wenige Sorgen bereit halten würde. Zum Beispiel fürchteten die so genannten „Dableiber", die nicht für das Dritte Reich optiert hatten, zur Zielscheibe für eventuelle feindliche Aktionen lokaler Nationalsozialisten zu werden, nicht weniger als die Italiener, wenn auch von letzteren nur eine kleine Minderheit für die faschistische Unterdrückung der Südtiroler mitver antwortlich gemacht