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History
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1932-1933
¬Der¬ deutsche Raum in den Alpen und seine Geschichte
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Page 7 of 76
Author: Stolz, Otto / von Otto Stolz
Place: Innsbruck
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur. - Aus: Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpen-Vereins ; 1932, S. 1- 36. 1933, S. [240] - 276
Subject heading: g.Ostalpen ; z.Geschichte
Location mark: III 102.622
Intern ID: 154393
6 Otto Stolz besten in Gleichberechtigung mit anderen Nationen und mit einem entsprechenden Verhältnis der Bevölkerungszahl. Zwar sind diese drei Staaten rein staatsrechtlich gesehen gegeneinander Ausland. Vom volklichen Standpunkt aus bezeichnet man aber als Auslandsdeutsche nur solche Angehörige des deutschen Volkstums, die staatlich einer nichtdeutschen, sremdvolklichen Staatsgewalt unterstehen. Weiters faßt man den geschlossenen Volks- und Kulturboden als eine von jeder staatlichen Grenze

absehende Einheit und unterscheidet hier einen Innen- und Binnenraum, das Vinnendeutsch tum, von seinen Rand- oder Grenzländern, dem Grenzdeutschtum. Beispiele hiefür aus den Alpen sind: Deutschsüdtirol, das Tal von Tarvis, die deutschen Gemeinden am Südfuße des Monte Rosa, zählt man zum Grenz- und Aus landdeutschtum. Die Gebirgskantone der deutschen Schweiz, Tirol (Nord- und Süd tirol mit Rücksicht auf die geschichtliche und volkliche Einheit des Landes Tirol), Kärn ten und Steiermark betrachtet

man als Gebiete des Grenzdeutschtums. Das Schwei zer Mittelland, Vorarlberg, Salzburg und Oberösterreich zählt man aber bereits zum binnendeutschen Raum. Dennoch sind die Alpen als Ganzes als der Südrand des deutschen Volksgebietes aufzufassen. Mit dem Ausdruck „Deutsche Alpen', der seit etwa 1840 aufgekommen ist, belegte man aber nur jenen Teil der Alpen, der staatsrechtlich damals zum Deutschen Bunde, also zu den Staaten Ästerreich und Bayern gehört hat, so Schaubach in seinem klassischen Werke

„Die Deutschen Alpen' (1844). Die Alpen der Schweiz, obwohl sie großenteils volksmäßig von Deutschen be siedelt sind, hat man eben wegen der staatlichen Sonderstellung der Schweiz in jene Bezeichnung nicht miteinbezogen. Diese war eben nicht streng volksmäßig (national), sondern staatlich (politisch) gemeint. Schließlich hat aus ähnlichen Rücksichten der im Jahre 1869 begründete „Deutsche Alpenverein', der vom Ansänge an über alle Län der des bis 1866 bestandenen Deutschen Bundes seine Tätigkeit erstrecken

sollte, seit 1873 die Bezeichnung „Deutscher und österreichischer Alpenverein' angenommen und bis heute beibehalten. Ein im Jahre 1919 gestellter Antrag, den ursprünglichen Na men „Deutscher Alpenverein' wieder anzunehmen, fand nicht die nötige Zustimmung. Geographischer Überblick über den deutschen Alpenraum und dessen Südgrenze Einige Zahlen sollen uns einen Begriff von den Menschenmengen geben, um die es sich bei unserer Betrachtung handelt. Doch beruhen jene Zahlen nur aus Schätzungen

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History
Year:
1932-1933
¬Der¬ deutsche Raum in den Alpen und seine Geschichte
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Page 58 of 76
Author: Stolz, Otto / von Otto Stolz
Place: Innsbruck
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur. - Aus: Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpen-Vereins ; 1932, S. 1- 36. 1933, S. [240] - 276
Subject heading: g.Ostalpen ; z.Geschichte
Location mark: III 102.622
Intern ID: 154393
Der deutsche Raum in den Alpen und seine Geschichte 259 nisch bevölkerten Tälern geboten, später dann, seit dem 15. und 16. Jahrhundert die deutschen Eidgenossen und die rätisch- und deutschsprachigen Gemeinen Drei Bünde. Diese haben dort Amtleute (Vögte) aus ihren Tälern eingesetzt, Besatzungen dort unterhalten, manche ihrer Leute dort auch wirtschaftlichen Einfluß und Besitz gewon nen, während die einheimische Bevölkerung jener italienischen Täler als „Untertanen' der Eidgenossen und Bünde

galten. Aber diese drei- und vierhundertjährige Herrschaft republikanischer Gewalten konnte auch nicht bewirken, daß die romanische Bevölkerung des Tessin, Veltlin und Vergell ihre lombardische Mundart und die italienische Schriftsprache Zugunsten der deutschen Sprache auch nur teilweise aufgegeben hätte. Als dann seit 1798 das ehemalige Tlntertanenland des Teffinin einen eigenen Kan ton umgewandelt wurde, erhielt in demselben die italienische Sprache feiner einheimi schen Bevölkerung den Rang

der Staatssprache und die entsprechende Gleichberechti- gung mit der deutschen und französischen Sprache in der gesamten Eidgenossenschaft. Die nationale Autonomie ist also hier in vollem Umfange, bis zur Staats hoheit verwirklicht worden. Die Rätoromanen der Gemeinen Drei Bünde waren von Anfang an gleichberechtigte Mitglieder dieses Freistaates und auch später behielt ihre Sprache im Kanton Graubünden volle öffentlichrechtliche Geltung. Der Übertritt des Engadins zur reformierten Lehre veranlaßte

Gleichberechtigung im öffent lichen Gebrauch innerhalb des Kantons und im Bunde wie sonst in der Schweiz. Die- selbe Stellung hat die deutsche Sprache in Oberwallis, das mit dem àterwallis einen Kanton mit französischer Mehrheit bildet. Die Deutschen, waren es nun Grundherren und Amtsträger, Kriegs- und Dienst leute, Kaufleute und Frachter oder da und dort angesiedelte Bauern, haben in all den erwähnten romanischen und slawischen Alpengebieten der südlichen Schweiz und des südlichen Osterreich ihre besonderen

deutschen Namensformen für Täler und Ortschaften, Herrschaften und Schlösier sich beigelegt; meist haben sie einfach die roma- nifchen und slawischen Ortsnamen hiefür der deutschen Sprechweise gemäß zugestutzt, mitunter aber auch ganz neue Namen aus deutscher Wurzel gebildet. Trägt man alle diese Namen auf einer Karte auf, so kann man den Eindruck gewinnen, daß jene Land- gebiete durchaus deutsch bevölkert gewesen seien. Das wäre aber eine Täuschung, man muß eben auch die anderen geschichtlichen

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Category:
History
Year:
1932-1933
¬Der¬ deutsche Raum in den Alpen und seine Geschichte
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Page 28 of 76
Author: Stolz, Otto / von Otto Stolz
Place: Innsbruck
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur. - Aus: Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpen-Vereins ; 1932, S. 1- 36. 1933, S. [240] - 276
Subject heading: g.Ostalpen ; z.Geschichte
Location mark: III 102.622
Intern ID: 154393
Der deutsche Raum in den Alpen und seine Geschichte 27 auch ganz in das Bewußtsein dieser deutschen Bevölkerung selbst übergegangen, so daß sie sich allgemein als Zimbern, ihre Mundart als zimbrisch bezeichnen. In dieser sind sogar seit 1600 gedruckte Schriften, insbesondere ein Katechismus erschienen''). Bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts hat diese Vorbewegung der deutschen Sied lung längs der Stschlinie nach dem Süden ihren Höhepunkt erreicht, dann tritt hierin Stillstand und bald

auch ein gewisser Rückschlag ein, der im Grunde durch die Kirchenspaltung in Deutschland und durch das Erwachen des italienischen National gefühles infolge des Humanismus bedingt ist. Die Durchführung der Gegenreforma tion in Tirol veranlaßte nämlich die Ausweisung von protestantisch gesinnten Deut schen aus den Grenzstrichen und hinderte die weiters allmähliche Zuwanderung aus dem deutschen Innern, die früher auch noch im 14. und 15. Jahrhundert stets stattge funden hat. Dafür wurde die Zuwanderung

von Italienern aus dem Süden von der tirolischen Regierung unbedenklich freigegeben, obwohl deutsche Stadtgemeinden wie zum Beispiel Bozen dagegen sich aussprachen. Insbesondere war im 16. Jahrhundert in den Grenzgebieten ein großer Mangel an katholischen Geistlichen deutscher Volks zugehörigkeit, an deren Stelle traten nun dort Italiener, welche die deutsche Sprache in der Seelsorge und Schule zurückzudrängen suchten. Die deutschen Gemeinden im Bozner Etschland haben mit Erfolg dagegen angekämpft, seit

der Mitte des 17. Jahr hunderts war auch jener Mangel dort behoben, aber in den deutschen Inselgemeinden weiter südwärts war bis zu jener Zeit die Verwelschung in der Seelsorge und Schule schon weit fortgeschritten, da dies auch von der bischöflichen Oberbehörde in Trient begünstigt wurde. Auch hinsichtlich der politischen und der Gerichtsverwaltung waren jene Gemeinden in Welschtirol meist, in Venetien durchwegs, von Amtsstellen abhän gig, deren Inhaber selbst Italiener waren und die Italianisierung

sich, trotzdem diese politisch und wirtschaftlich stets mit Venezien verbunden waren, die deutsche, zimbrische Haussprache bis zur Gegenwart erhalten, für den schriftlichen Gebrauch ist diese allerdings vom Italienischen verdrängt worden. Am Südrande der geschlossenen deutschen Sprachgebiete im Etschtale, in den Gemeinden und Gerichten Lavis, Königsberg, St. Michael, Kronmetz, Aichholz (Rovere) sind vom 17. bis 13. Jahrhundert die deutschen Grundbesitzer durch zuwandernde Italiener verdrängt

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Category:
History
Year:
1932-1933
¬Der¬ deutsche Raum in den Alpen und seine Geschichte
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Page 64 of 76
Author: Stolz, Otto / von Otto Stolz
Place: Innsbruck
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur. - Aus: Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpen-Vereins ; 1932, S. 1- 36. 1933, S. [240] - 276
Subject heading: g.Ostalpen ; z.Geschichte
Location mark: III 102.622
Intern ID: 154393
Jahrhundert diese Rinderrassen der deutschen Alpen gebiete zu einem besonderen wirtschaftlichen Vorzug derselben geworden. Für die P s e r d e z u ch t ist in den nordöstlichen Alpengebieten der schwere norischs oder Pinz- gauer Schlag, im deutschen Ctschland der Haslinger Schlag, letzterer als Reit- und Saumtier, besonders bemerkenswert. Für die Milch- und Almwirtschaft haben die Vajuvaren und Alemannen in den Alpen neben Worten germanischer Sprachwurzel auch solche romanischer, wie Käse, Schotten, Käser

(Almhütte), Senner und man darf daher annehmen, daß sie diese für die Alpen so bezeichnende Wirtschafts weise hier schon angetroffen haben. Sicher haben aber diese die Deutschen mit großem Ciser und Geschick weiter ausgebaut; in den ältesten Urkunden über die deutsche Be siedlung der Alpen wird auch der Bergweiden gedacht, das Almleben ist zu einer stark betonten Eigentümlichkeit des deutschen Volkstums in den Alpen geworden. Im Ackerbauist für das deutsche Alpengebiet besonders bezeichnend die Egarten

- Wirtschaft, der mehrjährige Wechsel zwischen Wiesennutzung und Getreideanbau auf ein und demselben Grundstück. Das Wort ist so ausgesprochen deutsch, daß man dies auch für die Sache annehmen kann. Erwähnt schon Plinws zur Römerzeit für Rätien eine Eigenart des Pfluges, die nach seiner Beschreibung auf den germanischen Pflug mit breiter Schar und Rädergestell deutet, so ist dessen Gebrauch infolge der späteren deutschen Niederlassung in den Alpen überall heimisch geworden. Nur für besonders steile Felder

ist in manchen deutschen Alpengegenden, wie im Pustertal, ein Pflug üblich, der wohl die breite Schar, aber keine Räder hat, die Arl^). Die Getreidearten sind bei der Einwanderung der Deutschen in den Alpen dort wohl schon bekannt ge wesen; außer Roggen, Weizen, Hafer und Gerste wurde hier im Mittelalter auch vielfach Hirse gebaut und Spelt oder Dinkel, dieser eine besondere Vorliebe der Ale mannen. Wahrscheinlich erst später verbreitete sich der Haiden oder Buchweizen, in Tirol schwarzer Plenten genannt

, in den Tälern südlich des Alpenhauptkammes, seit dem 17. Jahrhundert auch der Mais oder Türken außer im Süden auch in den Herbst- warmen Haupttälern der Nordfeite, dem Inn- und Rheintal. Am das Getreide nach dem Schnitte zum Reifen zu bringen, wird es auf großen hölzernen Gestellen, den Harpfen, d. i. Harfen, in Garben und Büscheln aufgehängt. In verschiedenen Alpen gegenden finden wir diese Vorrichtung, ihr Name und ihre Verbreitung weisen darauf hin, daß sie ursprünglich von deutschen Siedlern geschaffen

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Category:
History
Year:
1932-1933
¬Der¬ deutsche Raum in den Alpen und seine Geschichte
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Page 32 of 76
Author: Stolz, Otto / von Otto Stolz
Place: Innsbruck
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur. - Aus: Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpen-Vereins ; 1932, S. 1- 36. 1933, S. [240] - 276
Subject heading: g.Ostalpen ; z.Geschichte
Location mark: III 102.622
Intern ID: 154393
verwendet, der Bergname „Venediger' dürfte eben falls mit dem Volksnamen der alten Veneter, der später vielfach mit den Wenden verwechselt wurde, zusammenhängen^). Nur in Unterkärnten hat sich das windische Volkstum und dessen Sprache in größerer Ausdehnung erhalten, nämlich östlich von Villach und südlich von Klagenfurt im Draubecken bis auf die Höhen der Karawanken, über die die Landesgrenze zieht. Strichweise ist in diesem Gebiet das Windische gegenüber dem Deutschen in der Mehr heit oder allein

von 70 auf 79 v. H. gestiegen, im Jahre 191V waren es 302 000 gegenüber 80 000 Slowenen. Freilich ist gerade in 5lnterkärnten Umgangsprache und Rationali tät nicht durchwegs übereinstimmend^'). 1919 forderten die Südslawen die Zuteilung der Nordseite der Karawanken und des ganzen Klagensurter Beckens zu ihrem Staate, das konnte dank des Widerstandes der deutschen und vieler windischer Kärnt ner vereitelt werden. Es wird immer ein Ehrentitel für Kärnten fein, daß seine Be völkerung und feine leitenden Kreise in jener Zeit

der Verwirrung und der Rat- und Tatlosigkeit in anderen deutschen Ländern die Abwehr gegen die ins Land eindringen den südslawischen Banden ins Werk gesetzt, dadurch das Recht der Abstimmung erwirkt und bei dieser selbst schon in der stark von Slowenen bevölkerten südlichen Zone eine Mehrheit für das Verbleiben bei Kärnten und Osterreich erzielt haben. Nur die Südost- ecke des Landes, das Misstal und Unterdrauburg (mit 12000 windischen und 3000 deut- schen Einwohnern) mußte ohne Abstimmungsrecht

den Südslawen geopfert werden. Durch keckes, von den Großmächten geduldetes Zugreifen gewann der südslawische Staat in der südlichen Mittel-Steiermark auch den äußersten Rand des ge schlossenen deutschen Volksbodens an der unteren Mur bei Abstall und Radkersburg und das Draubecken von Marburg und Pettau, in dem die Deutschen mit 40 000 Ein- wohnern mindestens die Hälfte der Bevölkerung bildeten und wie in Unterkonten auch zahlreiche Windische für ein Verbleiben bei Steiermark bzw. Österreich gestimmt hätten

. Der österreichische Staat hatte hier seine Südgrenze über das Bacherngebirge, eine Wasser- und Verkehrsscheide (bis zu 1500 m Höhe) südlich der Drau, beansprucht. Der südslawische Staat, der hier die Herrschaft antrat, hat die Deutschen, die bisher in jenen Städten wie im weiter südlich gelegenen CM die Mehrheit gebildet haben, aller nationalen Rechte beraubt, und infolge Abwanderung und wohl auch Änderung des nationalen Bekenntnisses ist hier seither die deutsche Mehrheitsstellung verloren gegangen. Doch gehört

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Category:
History
Year:
1932-1933
¬Der¬ deutsche Raum in den Alpen und seine Geschichte
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Page 50 of 76
Author: Stolz, Otto / von Otto Stolz
Place: Innsbruck
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur. - Aus: Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpen-Vereins ; 1932, S. 1- 36. 1933, S. [240] - 276
Subject heading: g.Ostalpen ; z.Geschichte
Location mark: III 102.622
Intern ID: 154393
ihres Standes aufgerieben wurden. 1815 erlangte die Schweiz ihre Wiederherstellung abgesehen vom Veltlin und die förmliche völkerrechtliche Anerken nung ihrer Neutralität. Dieser Abschluß einer schon seit langem befolgten Richtung sowie die enge Verbindung der deutschen mit den romanischen Kantonen bewirkte, daß sich das schweizerische Staatsgefühl mit der Zeit zu einem eigentlichen National gefühl gesteigert hat. Zwar schätzen und hallen die deutschen Schweizer allgemein ihre deutsche, besonders

alemannische Muttersprache, Abstammung und Volksart hoch und manche, gerade geistig führende Männer betonen auch die Auffassung, daß die deutsche Schweiz eine, wenn auch sehr selbständige Teillandschaft des allgemeinen deutschen Geistes- und Kulturlebens bilde. So heißt es am Schlüsse einer solchen Betrachtung: „Die deutsche Schweiz ist im Nehmen und Geben ein vollwertiges Glied des deutschen Kulturkreises°).' In politischer Hinsicht betrachten sich aber die Schweizer mit der deutschen Gesamtnation

»).' Wenn also die Schweizer das unbedingte staatliche Sonder dasein ihres Landes gegenüber dem Deutschen Reiche betonen, so haben andere in der letzten Zeit auch die Stimme dahin erhoben, daß die Schweiz auf der Hut sein müsse, nicht in die politische Gefolgschaft Frankreichs zu geraten, ein Werkzeug der auf die Beherrschung Europas gerichteten Pläne dieser Macht zu werden^). Österreich hat auf Grund seiner im 14. Jahrhundert gefälschten, dann aber doch bestätigten Hausprivilegien seine formellen Pflichten gegenüber

hat. Die bereits erwähnte Bildung einer selbständigen Großmacht Österreich bedeutete ein stetiges Hinauswachsen derselben aus dem Rahmen des Reiches, besiegelt wird das durch die Erklärung Österreichs zum erblichen Kaisertum, die zeitlich mit der formellen Auf lösung des Römisch-Deutschen Reiches zusammenfällt (1804 und 1806). Dennoch haben Österreich, sein Herrscherhaus und seine Regierung, die führenden Schichten feines wirtschaftlichen und kulturellen Lebens wie früher auch weiterhin der Nation

nach als deutsch gegolten und wollten es auch fein. Dem 1815 in Erinnerung an das alte Reich neu gestifteten Deutschen Bunde gehörte auch Österreich als führende Macht an, staatsrechtlich aber nur mit den altösterreichischen Crbländern und den Ländern der böhmischen Krone. Die Unterschiede zwischen Volks- und Staatszugehörigkeit, der Begriff der Nationalität haben sich zuerst auf dem Boden Österreichs seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts schärfer herausgebildet. Cs ist wohl hie und da von einzelnen Personen

6
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Category:
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Year:
1932-1933
¬Der¬ deutsche Raum in den Alpen und seine Geschichte
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Page 59 of 76
Author: Stolz, Otto / von Otto Stolz
Place: Innsbruck
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur. - Aus: Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpen-Vereins ; 1932, S. 1- 36. 1933, S. [240] - 276
Subject heading: g.Ostalpen ; z.Geschichte
Location mark: III 102.622
Intern ID: 154393
260 Otto Stolz Namenssormen für einzelne größere Orte und Täler des romanischen Gebietes in größerem Umfange beibehalten worden als in Tirol. Man findet dort auch nichts an dem Gebrauche des Wortes „welsch', während in Tirol dasselbe wohl im Volke allge mein üblich ist, amtlich durfte aber hier nur „Italienisch-Tirol' gesagt werden, weil die Italiener im Worte „welsch' — allerdings gegen seinen ursprünglichen Sinn — eine Art Herabsetzung ihrer Nation sich einbildeten. Die deutschen

in dem von ihr im Jahre 1919 besetzten deutschen und slawischen Alpengebieten der bisher zu Österreich gehörigen Länder Tirol, Kärnten, Görz und Krain eingeführt hat. Die italienischeStaatsver- waltungist schon früher gegenüber den deutschen Gemeinden, die ihr in Piemont im obersten Aostatal und in Venetien (Sieben und Dreizehn Gemeinden) unterstellt waren, alles eher als rücksichtsvoll verfahren, aber hier handelte es sich um vorgescho bene Außenposten, die vom geschlossenen deutschen Siedlungsgebiet, durch hohe

und breite Gebirge oder durch italienisch bevölkerte Talgsbiete abgetrennt sind. Deutsch, südtirolist aber ein einheitliches Randgebiet des großen deutschen Siedlungsblok- kes und hat politisch und kulturell stets zu Deutschland bzw. Osterreich gehört. Fast alle Gemeinden desselben wie die der benachbarten ladinischsn Täler hatten gleich nach dem Ende des Weltkrieges gemeinschaftliche Ansuchen an die Friedenskonferenz und an die Vertreter der hiebei führenden Macht, Nordamerika, gerichtet

, je schlechter also das Gewissen bei diesem Landgewinn war, mit um so größerer Ge walttätigkeit sucht nun dort die italienische Staatsgewalt das deutsche Volksbewußt sein zu ersticken. Sie hat durch ihre Verordnungen die deutsche Mutter- und Vildungs- spräche der einheimischen Bevölkerung für den gesamten öffentlichen, ja auch für den häuslichen Schulunterricht verboten und hiefür allein die Anwendung der italienischen Sprache anbesohlen. Der Nachwuchs der deutschen Bevölkerung soll von dem Bil dungsgute

des Muttervolkes planmäßig abgeschnitten und ausschließlich im italieni schen Geiste erzogen werden. Sicherlich ist dadurch die Lebensfrage des deutschen Volksbewußtseins in dem südlichen deutschen Alpenlande, einem der schönsten und sei ner Volksart treuesten Randgebiete des geschlossenen deutschen Volksbodens aufge worfen worden. Die alten Landesgenossen und die vielen Freunde von Deutschsüdtirol wollen es nicht hoffen, daß das deutsche Gesamtvolk einem solchen Anschlage gegenüber sich teilnahmslos verhalten

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Category:
History
Year:
1932-1933
¬Der¬ deutsche Raum in den Alpen und seine Geschichte
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Page 8 of 76
Author: Stolz, Otto / von Otto Stolz
Place: Innsbruck
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur. - Aus: Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpen-Vereins ; 1932, S. 1- 36. 1933, S. [240] - 276
Subject heading: g.Ostalpen ; z.Geschichte
Location mark: III 102.622
Intern ID: 154393
Der deutsche Raum in den Alpen und seine Geschichte 7 schen und nur der Umstand, daß manche Teils des südlichen Alpenrandes sehr dicht besiedelt sind, läßt die Italiener immerhin zu einer sehr beträchtlichen Anzahl, zur zweitgrößten Nation in den Alpen nach den Deutschen kommen. Nimmt man den Teil der Alpen, in welchem die Deutschen siedeln, das ist also vom Oldenhorn und Matterhorn ostwärts, so stehen in diesem Abschnitte den 3,6Millionen Deutschen auf der nördlichen nur etwa 2,5 Romanen

, meist Italiener, und 0,5 Slawen auf der südlichen Seite gegenüber. Nehmen wir die Ostalpen — d. i. von der Furche Rhein—Splügen—Lira ostwärts — allein, so haben wir hier (nach Krebs) etwa 2,3 Millionen Deutsche gegenüber 1,9 Millionen Romanen und 9,5 Slawen, zusam men 4,7 Millionen«). Hinsichtlich der engeren Stammeszugehörigkeit der deutschen Bevölkerung in den Alpen entfallen auf die Alemannen oder Schwaben 1,5 Mil lionen, auf die B a i e r n, die ja auch die gesamten österreichischen Alpenländer

Überreste und später auch fränkische Einschübe in sich aufge nommen. Das Verhältnis der Alpen als Südrand des gesainten deutschen Raumes zu die sem im Ganzen ergibt sich so: Die Bevölkerung des letzteren wird auf 78 Millionen geschätzt, die des Südrandes auf 3,6 Millionen; dieser umfaßt also etwa ein Zwanzig- stel der Gesamtzahl des geschlossen siedelnden Deutschtums^). Bei den Volkszahlen der Alpen ist im Verhältnis zu deren Flächenausdehnung aber stets zu berücksichti gen, daß in den Alpen sehr weite

Gebiete nur ganz dünn oder gar nicht besiedelt sind, daher die Siedlungsdichte im ganzen gering ist, nämlich im Durchschnitt mit (Anrechnung der ganz unbewohnten Hochgebiete 25 Menschen auf 1 mit Abzug dieser 50 auf 1 à-, in den breiten Haupttälern bis zu IVO auf 1 Die mittlere Siedlungsdichte des geschlossenen deutschen Volksgebietes (mit «Anrechnung aller un bewohnten Flächen desselben) beträgt 112 Menschen auf 1 jene des Deutschen Reiches 133; die mittlere Siedlungsdichte einzelner deutscher Länder

ist in äußersten Fällen wie Ostpreußen 60 Einwohner auf 1 Rheinland 295, Staat Sachsen 333. Rein dem Flächenraume nach sind also die Alpen als Siedlungsgebiet für das ge samte deutsche Volksgebiet von geringerer Bedeutung als andere Teile des gesamten deutschen Volksgebietes. Allein diese rein quantitative Beurteilung wird berichtigt durch die qualitative Be trachtung der Alpen, wie wir sie bereits im einleitenden Absah angedeutet haben. Ganz besonders wertvoll erscheint heute dem deutschen Volke

8
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Category:
History
Year:
1932-1933
¬Der¬ deutsche Raum in den Alpen und seine Geschichte
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Page 22 of 76
Author: Stolz, Otto / von Otto Stolz
Place: Innsbruck
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur. - Aus: Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpen-Vereins ; 1932, S. 1- 36. 1933, S. [240] - 276
Subject heading: g.Ostalpen ; z.Geschichte
Location mark: III 102.622
Intern ID: 154393
Der deutsche Raum in den Alpen und seine Geschichte >21 liche Selbständigkeit in Schule und Amt und auch eine nicht unbeträchtliche ältere und besonders lebende Literatur. Gleich den Ladinern in Südtirol ähneln die Rätoro manen der Schweiz in ihrer mehr schwerblütigen, aber gefaßten und standhaften Wesensart mehr der deutschen Alpenbevölkerung als der italienischen, ebenso in ihrer Neigung zu talschaftlicher Absonderung. Mrich Campell aus dem Anterengadin, der um 15 70 als erster Rätoromane

zur deutschen als zur italie nischen Seite, die Kenntnis der deutschen Sprache ist bei ihnen sehr verbreitet. Sie wissen, daß ihre nationale Eigenart von den Deutschen geachtet und nicht bedrängt wird, während die Italiener sie möglichst sich angleichen und höchstens als eine land schaftliche und mundartliche Besonderheit gelten lassen wollen. Volklich und sprachlich sehr nahe verwandt mit den Romanen von Graubünden sind, wie schon angedeutet, die Ladinerin Südtirol (vgl. unten S. 25), sprachlich

, während die schweizerischen Rätoromanen nach der genauen Volkszählung bei 40 000, die tirolischen Ladiner bei 25 000 Einwohner be- tragen''). , Die Rätoromanen bilden also geschichtlich die ttberbleibsel einer durch die Verbrei- i tung der Deutschen eingeengten und zerstückelten, einstmals größeren Bevölkerungs- j schichte sprachlicher Eigenart. Geographisch sind sie heute als vereinzelte kleine Raum- stücke im Innern der Alpen zwischen die Verbreitungsgebiete der Deutschen und der Italiener eingekeilt, an jene nordwärts

und seitlich, an diese südwärts anstoßend. In Graubünden liegen sie aber nur auf der nördlichen Abdachung der Alpen, in Tirol, wo die Deutschen selbst stark auf die südliche übergreifen, aus dieser. Während die geschlossene Sprachgrenze zwischen Deutschen, Rätoromanen und Italienern in der Schweiz seit dem Ende des Mittelalters keine Veränderung mehr aufweist, hat in den letzten Jahrzehnten die streuartige Niederlassung von Italie- nern in der deutschen Schweiz stark zugenommen. Im Jahre 1910 zählte

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Category:
History
Year:
1932-1933
¬Der¬ deutsche Raum in den Alpen und seine Geschichte
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Page 6 of 76
Author: Stolz, Otto / von Otto Stolz
Place: Innsbruck
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur. - Aus: Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpen-Vereins ; 1932, S. 1- 36. 1933, S. [240] - 276
Subject heading: g.Ostalpen ; z.Geschichte
Location mark: III 102.622
Intern ID: 154393
Der deutsche Raum in den Alpen und seine Geschichte 5 Flandern aber, in staatlicher Verbindung mit dem wallonischen (französischen) Belgien, ringt um die äußere Betätigungsfreiheit seines germanischen Volkstums. Nach Osten ist eine sehr starke Erweiterung des deutschen Volks- und Kulturbodens gegenüber den verschiedenen slawischen und baltischen Stämmen erfolgt, geschlossen von der Elbe bis zur Memel im nördlichen Abschnitt, im südlichen von den Quel len des Mains bis zur March, von der Cnns

bis zur Raab, darüber hinaus in loser Ausstrahlung weit hinein in das polnische und ungarische Gebiet. Dem geschlossenen Volksboden entspricht hier auch die Ausdehnung des deutschen Staatenraumes, der selbe erfährt große Rückschläge im 15. Jahrhundert, Wiederherstellung im 17. Jahr hundert, neuerlichen Rückschlag im 20. Jahrhundert, womit auch Schwächungen der volklichen Ausbreitung verbunden sind. Der nationale Kampf wird hier mit Äußerster Erbitterung geführt, nicht nur heute, sondern in Böhmen

auf das Ostseegebiet. Verschiebungen des Volks- und Kulturbodens sind aber nur auf der jütifchen Halbinsel gegenüber den Dänen erfolgt, im ganzen genommen waren aber hier die politischen und kriegerischen Auseinandersetzungen verhältnis mäßig rasch beigelegt. Im Süden sind, wie wir noch des Nähern sehen werden, die Veränderungen des deutschen Volksbodens seit dem 10. Jahrhundert im Vergleiche mit dem Osten geringfügig, nur vom Standpunkte der besondern Kenntnis und Vor liebe für die Alpen in die Augen fallend

und beachtenswert. Am östlichen Abschnitt des Südrandss — Kärnten und Steiermark — sind die Veränderungen feit jener Zeit doch wesentlich bedeutender, als auf dem westlichen — Tiroler und Schweizer — Abschnitt, überhaupt hat dieser östliche Abschnitt des deutschen Südrandes, der eben gegen Slawen gerichtet ist, in seinem geschichtlichen Werdegang mehr mit den Vor gängen der Ostrichtung gemein, als mit jenen der Südrichtung. Die, im ganzen ge messen, geringen Rückschläge für den deutschen Volksboden, besonders

dem 16. Jahrhundert in den Alpen bedeutsame Absonderungen (Schweiz, Österreich), solche mit höchst empfindlichen völkischen Wirkungen im Jahre 1319. Dies zur Beurteilung der Südrichtung und des Südrandes für den deutschen Raum im allgemeinen Verhältnis zu den andern Richtungen und Rändern desselben. Die Betrachtung der Geschichte des deutschen Raumes, insbesondere seines Zustandes nach außen, hat man seit 1919, als dem deutschen Volke so viele und auch an sich meist sehr wertvolle Grenzgebiete abgezwungen worden

10
Books
Category:
History
Year:
1932-1933
¬Der¬ deutsche Raum in den Alpen und seine Geschichte
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Page 27 of 76
Author: Stolz, Otto / von Otto Stolz
Place: Innsbruck
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur. - Aus: Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpen-Vereins ; 1932, S. 1- 36. 1933, S. [240] - 276
Subject heading: g.Ostalpen ; z.Geschichte
Location mark: III 102.622
Intern ID: 154393
26 Otto Stolz staatlichen Zugehörigkeit zum Königreich Italien gelöst und dem Königreich Deutsch land im engeren Sinne zugeteilt, auch waren die Häupter beider Bistümer, wie schon früher, deutschen Adelsgefchlechtern entnommen, ebenso die von ihnen eingesetzten Vögte, d. h. weltlichen Schutzherren und Grafen sowie auch in Trient viele der ande ren ritterlichen Vasallen. Solcher Abkunft waren auch die Grafen von Tirol, die von der Gegend von Meran ausgehend, im Laufe des 13. Jahrhunderts das Inn

tal oberhalb des Ziller, das Eisack- und Pustertal und das Ctschtal südwärts über Bozen noch weit hinaus bis Lavis unter einer Landesherrschaft vereinigten und so die Grafschaft Tirol schufen. Die Bischöfe von Brixen und Trient verloren dadurch die Gewalt über einen großen Teil ihrer Gebiete, der von Trient besonders über den deutschen, beide blieben aber kraft der Vogtei oder Schutzgemeinschaft mit der Gras schaft Tirol staatsrechtlich verbunden. Dieselbe hatte auf Grund der bisherigen Ent

- Wicklung und Besiedlung ihres Gebietes durchaus deutsches Gepräge und hat weiter hin die Aufgabe einer Grenzwacht am Südrande des deutschen Volksgebietes mit Er folg wahrgenommen. Seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wird statt der bisher wie überall auch in Tirol üblich gewesenen lateinischen Sprache für die Ur kunden die deutsche Sprache verwendet und jene innerhalb der nächsten hundert Jahre aus diesem Gebrauche ganz verdrängt^). Zu jener Zeit beginnt in Südtirol auch die Niederschrift

deutscher Dichtungen und führt über die ritterlichen Sänger des 13. Jahrhunderts Zu Hans Vintler von Bozen und Oswald v. Wolkenstein und zu den Aufzeichnungen der deutschen Heldenlieder der Nibelungen, Gudrun und Diet rich von Bern und der ältesten deutschen Bühnenspiele in den Städten Südtirols. Alles Denkmäler eines vollsastigen deutschen Sprachgeistes, der aus dem durch die Siedlung geschaffenen deutschen Volksboden emporgesprossen war. Auch nach der Mitte des 13. Jahrhunderts hat der allmähliche

Zustrom von deut schen Einwanderern ins Weinland südlich von Bozen angedauert und die weitere Festigung des Deutschtums bis hinab zum Efeis (Avisio) bewirkt. Außer dieser Ver schiebung des gefchlossenen deutschen Volksgebietes nach Süden hat sich auch noch wei ter südwärts im Etschtale und seinen ostseitigen Gebirgen eine deutsche Insel- und Streusiedlung in dem sonst romanischen Lande ausgedehnt. Wir sinden in den Städten Trient, Rovereto (Rovreit), Riva (Reifs), Borgo (Burgen), mindestens seit

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Category:
History
Year:
1932-1933
¬Der¬ deutsche Raum in den Alpen und seine Geschichte
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Page 57 of 76
Author: Stolz, Otto / von Otto Stolz
Place: Innsbruck
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur. - Aus: Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpen-Vereins ; 1932, S. 1- 36. 1933, S. [240] - 276
Subject heading: g.Ostalpen ; z.Geschichte
Location mark: III 102.622
Intern ID: 154393
258 Otto Stolz gelang auch bis auf unsere Zeit in den Städten Kärntens und Steiermark^ welche Länder ja sine deutsche Verwaltung gehabt haben, während in Kram die Märkte und Städte seit dem 19. Jahrhundert alle slawisiert und die Deutschen sich dort höchstens als bescheidene Minderheit erhalten haben. Die deutschen Bauern, die von den deut schen Grundherrn in OberZrain etwa seit dem 12. Jahrhundert angesiedelt wurden, aber nicht in geschlossenen Ländereien, sondern vielfältig verstreut

und den Gegensatz zum Deutschtum erst so richtig geweckt und ebenso unter den Zuzüglern in die deutschen Städte. Als Unterrichtssprache in den Mittelschulen und als äußere Amtssprache wurde in Krain und bis zu einem gewissen Grade auch in den südlichen Teilen von Steiermark und Kärnten das Slowenische seit der Einführung der öster reichischen Verfassung, besonders seit 1880, als gleichberechtigt mit dem Deutschen er klärt und tatsächlich angewendet'). So hat das äußere öffentliche Leben in Krain vor dem Kriege

ihrer Mutter sprache in Schule und Amt. Sie sind in diesem Gebiet, das ungefähr südlich des Wör ther Sees und der Drau liegt, 49 <M Einwohner gegenüber 23 OVO Deutschen, also eine Mehrheit von 68 v. H., doch besitzen hier vis Deutschen in manchen Gemeinden selbst wieder eine Mehrheit bis zu W.v. H., so besonders in den Städten und Industrie orten Ferlach, Eisenkappel, Bleiburg und Völkermarkt. Weniger als 10 v. H. Deutsche haben nur die südlichsten Berggemeinden am Nordhange der Karawanken

. Dieses der artig stark gemischtsprachige Gebiet war Kärnten infolge des günstigen Ausganges der dortigen Volksabstimmung im Jahre 1921 gegenüber Jugoslawien geblieben, wobei außer den Deutschen ziemlich viel Slowenen oder Windische aus altem Landesgefühl wie aus wirtschaftlichen Erwägungen für das Verbleiben bei Kärnten gestimmt haben, nämlich im ganzen über 59 v. H. aller Stimmberechtigten. Im Jahre 1923 wurden übrigens in ganz Kärnten nur mehr 37 VW Einwohner mit slowenischer Umgangs sprache

, das sind 1V v. H. der gesamten Bevölkerung, gezählt'). Hingegen haben die Deutschen im östlichen Unterkärnten und in der Untersteiermark, die 1918 Slowenien und damit dem Jugoslawischen Staate zugeteilt wurden, so vor allem die Städte Unterdrauburg, Marburg und CM, im ganzen über 40 vvl) Einwohner in Streulage im slowenischen Mehrheitsgebiete, trotz Versprechungen keinen wirksamen nationalen Minderheitenschutz erlangt'). Auch im Bereiche der späteren Schweiz haben im 12. und 13. Jahrhundert deutsche Grafen und Grundherren

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Category:
History
Year:
1932-1933
¬Der¬ deutsche Raum in den Alpen und seine Geschichte
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Page 40 of 76
Author: Stolz, Otto / von Otto Stolz
Place: Innsbruck
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur. - Aus: Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpen-Vereins ; 1932, S. 1- 36. 1933, S. [240] - 276
Subject heading: g.Ostalpen ; z.Geschichte
Location mark: III 102.622
Intern ID: 154393
Der deutsche Raum in den Alpen und seine Geschichte 241 waren es auch. Die vielen Züge ritterlichen Ausgebotes, welche die Kaiser aus Deutschland nach Italien und wieder zurück geführt haben, zeigten den Alpenbewoh nern die lebendige Macht und den Glanz des Reiches. Aber auch ihre eigenen Reisigen sind damals im Heerbanne des Kaisers oft nach Italien gezogen. Diese politische Ein heit der Alpen unter der römisch-deutschen Kaisermacht war jedoch nicht so straff wie zur Zeit des altrömischen

Reiches und seiner Provinzen, die deutschen Stammesher- zogtümer hatten eine bedeutende Selbständigkeit und die Kronen von Italien und Burgund waren eigentlich nur im Verhältnisse der Personalunion mit dem engeren deutschen Reiche verbunden. Die volkliche Sonderart dieser Hauptgebiete zeichnet sich nun in einer für die Folgezeit richtunggebenden Weise ab. Aber auch die deutschen Stammesherzogtümer haben von dem Süddrang der Kaiserpolitik und deren Streben, auch die Südrampen der Alpenpässe

bekam durch kaiserliche Schenkung die Täler Vergell auf der Südseite des Maloja und Puschlav (Poschiavo) auf jener des Bernina^ Den Herzogen von Vaiern und dann jenen von Kärnten waren von 952—Ì120 die Marken Ve rona und Friaul übertragen. Andererseits haben die deutschen Kaiser seit dem 11. Jahrhundert wie anderwärts auch in den Alpen die Macht der Stammesherzoge durch Übertragung von Graf schaftsrechten an Bischöfe zu durchbrechen getrachtet. Gerade weil in den Alpen die Straßen

Landeshoheit und schränkten die Macht der Bischöfe auf deren Residen- zen und die nähere Umgebung derselben ein. So sind die G r a f f ch a f t e n Tirol und Görz zu eigenen Ländern des deutschen Reiches geworden. Die deutschen Kaiser haben aber auch sonst im 12. und 13. Jahrhundert gerade in den Alpen den Aufstieg einzelner Grafsnhäuser in den herzoglichen Rang veranlaßt und gefördert, so für die Herzoge von Zähringen und die Grafen von Habsburg im Ge- biete der späteren Schweiz, die Herzoge von Andechs

in Tirol, die Herzoge der S t e i e r ma r k, die bisherigen Grasen des Traungaues und der Kärntner Mark. All dies haben die deutschen Kaiser letzten Endes getan, um aus Deutschland die Kräfte zur Beherrschung Italiens zu gewinnen. Aber dieses Streben scheiterte am Erwachen des Selbständigkeitsgefühles der Lombardei, deren Bevölkerung gerade durch die Zufuhr germanischen Blutes gestärkt worden war. Seit dem Ende der Hohenstaufen war das Kaisertum in Italien nur mehr ein Zeitschrift

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Category:
History
Year:
1932-1933
¬Der¬ deutsche Raum in den Alpen und seine Geschichte
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Page 18 of 76
Author: Stolz, Otto / von Otto Stolz
Place: Innsbruck
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur. - Aus: Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpen-Vereins ; 1932, S. 1- 36. 1933, S. [240] - 276
Subject heading: g.Ostalpen ; z.Geschichte
Location mark: III 102.622
Intern ID: 154393
, das Kloster Meinradszell seit 934, . - später aus Einsiedeln umgetauft. Der Grenzstreit zwischen diesem und der Gemeinde Schwyz führte schon im 12. Jahrhundert zur Beurkundung mit Angabe von mannig fachen Berg- und Vachnamen, ausgetragen wurde jener vor dem Gericht des deutschen Königs ausdrücklich nach dem Rechte der Alemannen oder Schwaben, welchem Stamme eben beide Streitteile angehörten'). Im Gebiet von Appenzell sind um 830 Her- nisowa (Herisau) und Huntvilare (Huntwyl) als erste Orte erwähnt, bald

Westecke des deutschen Siedlungsgebietes. Merkwürdig ist die Be- namung von Interlaken: Eine Urkunde von 1133, die wie alle zu jener Zeit in latei nischer Sprache abgefaßt ist, sagt, daß der Ort „mter Isens vulssriter Ivwäon', in der deutschen Volkssprache also Matten heiße. Aber nicht dieser Name blieb dem Orte, sondern dessen deutsche Einwohner machten aus „Inter Iscus' ein „Inder- oder Hin derlappen'. Später griff man aber wieder auf Interlaken zurück°°). Die meisten diefer Erwähnungen von Orten

der Deutschen vollzogen, wobei die Überreste der romanisierten Urbevölkerung aufgesogen wurden. Daß solche vorhanden gewesen, zei- gen auch hier vordeutsche Wurzeln in manchen Orts- und Flurnamen und Fachaus drücken der Almwirtschaft. In den allerdings erst viel später aufgezeichneten Sagen hat das Volk der 5lrkantone seine Herkunft aus dem germanischen Norden festgehalten. Von der Nordssite der Alpen, dem Berner Oberland, sind seit dem 10. Jahrhundert alemannische Siedler über die Pässe, besonders

wird der kirchliche Sprengel des Oberwallis bereits kurzweg als „Decanatus Theutonico- '' rum', der Deutschen also, bezeichnet. Seit 1415 haben die sieben deutschen Großgemein den oder Zenten des Oberwallis gegenüber jenem Bischof und den Grafen von Sa- voyen, die das Wallis unter ihre Herrschaft setzen wollten, die Landesgewalt in ihrem Gebiet und auch im romanischen llnterwallis an sich gebracht und diese ihre Stellung durch ein dauerndes Bündnis mit den Schweizer Eidgenossen gesichert

. Das war auch mit einer weiteren Ausdehnung der deutschen Siedlung und Sprache im Gebiete von Leuk und selbst von Sitten verbunden. Als aber im 19. Jahrhundert der Kanton Wal- Zeitschrift des D. und O, A.-V, 19Z2, 2

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Category:
History
Year:
1932-1933
¬Der¬ deutsche Raum in den Alpen und seine Geschichte
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Page 34 of 76
Author: Stolz, Otto / von Otto Stolz
Place: Innsbruck
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur. - Aus: Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpen-Vereins ; 1932, S. 1- 36. 1933, S. [240] - 276
Subject heading: g.Ostalpen ; z.Geschichte
Location mark: III 102.622
Intern ID: 154393
Der deutsche Raum in den Alpen und seine Geschichte zz wohnten im Kanaltal 6600 Deutsche und 1500 Slowenen. Damit war der Nordfuß der Iulischen Alpen dem deutschen Siedlungsraum angegliedert, und der unmittelbare Zusammenhang mit dem deutschen Gebiet von Villach hergestellt^). Das Königreich Italien hat 1919 das wichtige Paßgebiet zwischen Fella, Drau und Saws besetzt und sucht, wie überall in den von ihm beherrschten Gebieten deutscher Siedlung, deren ange- stammte deutsche Sprache

zu unterdrücken. Am Predil ober Raibl hört die Grenze zwischen der deutschen und der romanischen Siedlung auf und beginnt jene zwischen der deutschen und slowenischen. Die Kara wanken und ihr Kamm, die Wasserscheide zwischen Drau und Sawe bildet nun die politische Grenze zwischen den Ländern Kärnten und Krain. Krain hat seit dem Ii). Jahrhundert als eine Mark des Herzogtums Kärnten eine gewisse Selbständigkeit gewonnen und ist nach der Vereinigung mit dem südlich gelegenen Gebiete am Karst im 14. Jahrhundert

ein eigenes Herzogtum geworden. Obwohl slawisch bevölkert, ist auch in Krain die gesamte Grundherrschaft in die Hand deutscher Adeliger und Stif ter übergegangen. Im alpinen Teil von Krain im obersten Sawetal hat seit dem 11. Jahrhundert insbesondere das Hochstift Freising um Weißenfels und Vischoslack ausgedehnte Herrschaften erworben, auf denen es laut seiner Arbare deutsche Bauern angesiedelt hat; auch der Bergbau hat hier die Einwanderung von Deutschen beför dert. Das Hochstist Vrixen besaß

die Herrschaft Veldes. Allein in einigen Jahrhun derten sind diese Neusiedler infolge ihrer Umgebung größtenteils flowenisiert wor den, nur die Gemeinde Weißenfsls,die bereits jenseits der flachen Wasserscheide der Sawe liegt, ist bis zur Gegenwart deutsch geblieben. Die Städte und Märkte Krains sind auch fast durchwegs von Deutschen begründet worden und lange haben diese in der Einwohnerschaft jener die Oberhand behauptet. Da die Grundherren Geistliche und Adel, durchwegs und die Städte größtenteils deutsch

waren, haben alle größeren Orte und Schlösser in Krain deutsche Namen erhalten, obwohl die Land- bevölkerung schon im 16. Jahrhundert, wie ausdrücklich aus jener Zeit mitgeteilt wird, auch in Oberkrain durchaus die windische Sprache gehabt hat. Doch wird von dem selben Gewährsmann berichtet, daß die Bauern in Oberkrain sich „nach Art und Eigen schaft der Teutfchen halten', also ein Hinweis aus die deutsche Einwanderung und Kulturübertragung auch im Bauernstandes. Erst seit 1880 verloren die Deutschen in Krain infolge

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Category:
History
Year:
1932-1933
¬Der¬ deutsche Raum in den Alpen und seine Geschichte
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Page 73 of 76
Author: Stolz, Otto / von Otto Stolz
Place: Innsbruck
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur. - Aus: Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpen-Vereins ; 1932, S. 1- 36. 1933, S. [240] - 276
Subject heading: g.Ostalpen ; z.Geschichte
Location mark: III 102.622
Intern ID: 154393
ist, war jedenfalls ausschlag gebend für die Wahrung des engen Zusammenhanges zwischen der deutschen Schweiz und dem gesamtdeutschen Geistesgebiet. So haben das literarische Zürich und Bern an der Neublüte der deutschen Dichtung des 18. Jahrhunderts einen größeren Anteil der Förderung als die Hauptstädte Bayerns und Österreichs. Im 19. Jahrhundert erstan den dann aus den verschiedensten Landschaften der Alpen der deutschen Dichtung Schöp fer und Werke von ebenso allgemeiner Bedeutung wie besonderer Eigenart

, die der Arwüchsigkeit des alpenländischen Volkstums und der Gewalt der alpinen Landschaft ihren besten Teil verdanken. Die Geschichte der bildenden Künste zeigt den deutschen Alpenraum durchaus im Rahmen des südlichen Deutschland, aber in scharfer Ausprägung innerhalb einzel ner Landschaften. So gelangte etwa die Gotik in Deutsch-Südtirol zu besonders reicher eigenständiger Entfaltung, auch Graubünden und die Innerschweiz, Salzburg und Steiermark zeigen damals ein kräftiges Schassen, für das die enge Verbindung

Landschaften des alemannischen und bajuvarischsn Alpengebietes beherrschenden Bauernhäuser bilden einen ganz besonderen Schmuck ihrer Gegenden und ein treffen des Kennzeichen der stammlichen Svnderart ihrer Besiedlung. Dies gilt auch von den anderen Äußerungen und Ausstattungen des bäuerlichen Lebens in den deutschen Alpen, vom Hausbau bis zu den Einzelheiten von Hausrat, Tracht, Brauchtum, Mundart, Gesang, Musik und Tanz. Zwischen den einzelnen deutschen Alpenlandschaf - ten gibt es in dieser Hinsicht

das Anheimelnde und Anmutige in den alpinen Landschaften und noch ausführlicher haben dies die erwähnten Schweizer und Tiroler Landesschilderer des 16. Jahrhunderts durch ihre Bücher bekannt gemacht. Das Zeitalter des Barock brachte hierin einen merkbaren Rückschritt und erst die deutsche Klassik seit Albrecht Haller (aus Bern) und Goethe haben in der deutschen Kulturgemeinschaft das Empfinden für die Schönheit und Erhabenheit der Alpenwelt endgültig ausgeschlossen. Die Alpen wurden seither ein bevorzugtes

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Category:
History
Year:
1932-1933
¬Der¬ deutsche Raum in den Alpen und seine Geschichte
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Page 9 of 76
Author: Stolz, Otto / von Otto Stolz
Place: Innsbruck
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur. - Aus: Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpen-Vereins ; 1932, S. 1- 36. 1933, S. [240] - 276
Subject heading: g.Ostalpen ; z.Geschichte
Location mark: III 102.622
Intern ID: 154393
sächlich auf deren nördlicher Abdachung und nur in zwei Abschnitten, nämlich mit dem Wallis (oberstes Rhonetal) und mit Südtirol (Ctschtal) greift er bedeutender auf die Südwest- und Südabdachung der Alpen über. Die südliche Spitze des ersteren Ab schnittes liegt mit den deutschen Gemeinden auf der Südseite des Monte Rosa in einer Breite von 45° 40', jene des letzteren Abschnittes mit Salurn auf einer Breite von 46° 10'. Der erstere Abschnitt umfaßt aber ein im ganzen dünn besiedeltes Hoch alpengebiet

(mit etwa 40 000 deutschen Einwohnern), der letztere zwischen Gebirge tief eingesenkte Haupttäler mit in deren Sohle südlichem Pflanzsnwuchs und verhält nismäßig dichter Besiedlung (etwa 230 000 deutsche Einwohner). Die Punkte, an denen die Grenze des deutschen Siedlungsraumes in den Alpen am weitesten nord wärts zurückgeschoben sind, liegen im Rheintal knapp südlich von Chur bei 46°45' nördlicher Breite, im Inntal bei MartinsbruÄ am Nordends des àterengadin etwa 5' weiter nördlich und am Kronplatz

bei Bruneck im Pustertal etwa 5' weiter südlich. Im Mittel bewegt sich also die Südgrenze des geschlossenen deutschen Siedlungsrau- mes in der nördlichen Breite von 46° 30'. Die Länge der größten Vorsprünge dieses Grenzverlaufes nach Süden beträgt — im Meridian, gerade in der Nord-Süd-Rich- tung also gemessen — im Rhone-Rhein-Abschnitt vom Wildstrubel bis Gresfoney am Südfuße des Monte Rosa bei 90 à, vom Gotthard bis ebendorthin bei 115 à; im Ctsch-Abfchnitt vom Kronplatz südlich Vruneck bis Salurn

bei 75 à und im Drau- Abschnitt von der Karnischen Kette bis zum Predil bei 15 à. Da der ganze Verlauf jener Grenze des deutschen Siedlungsraumes in den Alpen eine Länge von 700 à Luftlinie hat, sind auch die beiden größten dieser Vorfprünge in der Querrichtung im Verhältnis zur Längsrichtung ziemlich unbedeutend, betragen weniger als ein Zehntel der letzteren. Der romanische Raum umfaßt einerseits den gesamten südlichen Teil der Alpen, der, wie vorerwähnt, vom Matterhorn südwärts bis zum Ligurischen Meer reicht

. Franzosen und Italiener bewohnen diesen Teil, aber die Wasser- fcheide zwischen den beiderseitigen Staaten bildet für die Sprachenverteilung nicht durchaus die Grenze, sondern die Bevölkerung des oberen Aostatales, das sich ost wärts zur Posbene öffnet, ist wie jene des westlich angrenzenden Savoyen nach Spra che und Abstammung galloromanisch oder französisch. Im anderen Hauptteil der Alpen, vom Matterhorn und Oldenhorn ostwärts, siedeln die Romanen als südliche Anrainer der Deutschen hauptsächlich

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Category:
History
Year:
1932-1933
¬Der¬ deutsche Raum in den Alpen und seine Geschichte
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Page 39 of 76
Author: Stolz, Otto / von Otto Stolz
Place: Innsbruck
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur. - Aus: Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpen-Vereins ; 1932, S. 1- 36. 1933, S. [240] - 276
Subject heading: g.Ostalpen ; z.Geschichte
Location mark: III 102.622
Intern ID: 154393
Der deutsche Raum in den Al^en und seine Geschichte Von Otto Stolz, Innsbruck sZc/i/ll/Z cks/' im ì'ok'iFe/l /«à^a/r^e ckiesef ^eikscük'i/t) Inhaltsübersicht Die Naumbildung des deutschen Reiches und seiner Länder in den Alpen im Mittelalter S. 24l). — Wandlungen der Staatsmacht in den Alpen in der Neuzeit S. 248. — Verhältnis zwischen staat licher Herrschaft und Volkszugehörigkeit in den Alpen S. 255. — Die geschichtliche Eigenart der deutschen Kulturarbeit in den Alpen: Siedlung und Rodung

S. 2kl. — Landwirtschaft, Forst wesen und Bergbau S. 264. — Verkehr, Handel und Gewerbe S. 267. — Geistige Kultur S.271. — Anmerkungen S. 275. Die Raumbildung des deutschen Reiches und seiner Länder in den Alpen im Mittelalter haben im ersten Teile dieser Abhandlung die Ausbreitung der deutschen Siedlung, die Gewinnung deutschen Volksbodens in den Alpen in den räum lichen und geschichtlichen Hauptabschnitten dargestellt. Wir haben schon hiebei öfters auf die enge Verflechtung der volklichen Landnahme

mit der staatlichen Herrfchaftsbil- dung hinweisen müssen. Wir wollen nun betrachten, wie die staatenbildende Kraft des deutschen Volkes über das Gebiet der Alpen sich entfaltet, wie der deutscheStaat im Lause der Geschichte sich dort gestaltet hat. Die nach der Völkerwanderung entstandenen germanischen Völker- fchaftsreiche der Burgunder und Langobarden im Süden, der Alemannen und Vajuvaren im Norden der Alpen haben die politische Einheit, die das Römerreich über die Alpen gelegt hat, vorerst aufgelöst

. Das deutsche Kaiserreich vom 10. bis 13. Jahrhundert war auf demselben Gedanken ausgebaut, nämlich von den germanischen Gebieten nördlich der Alpen aus Italien und Rom, die Wiege der Kirche und der christlichen Kultur, zu beherrschen. Die Südrichtung war also in diesem Reiche eine Hauptlinie politischer und kriegerischer Kraftsntsaltung, jene nach Westen und besonders nach Osten haben nur die eigentlich großen unter den deutschen Kaisern in wirksamer Weise als ihre Aufgabe empfunden

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Category:
History
Year:
1932-1933
¬Der¬ deutsche Raum in den Alpen und seine Geschichte
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Page 75 of 76
Author: Stolz, Otto / von Otto Stolz
Place: Innsbruck
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur. - Aus: Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpen-Vereins ; 1932, S. 1- 36. 1933, S. [240] - 276
Subject heading: g.Ostalpen ; z.Geschichte
Location mark: III 102.622
Intern ID: 154393
in der Deutschen Rundschau, Sept. 1930, S. 196. — Auf die deutsche Kulturgemeinschast der Schweiz, sowie auf die Wahrung ihrer Un abhängigkeit gegenüber dem drohenden politischen Übergewicht Frankreichs ist auch die seit 1920 erscheinende Zeitschrist „Schweizer Monatshefte sür Kultur und Politik' abgestimmt. Ähnlich auch die Schriftenreihe „Die Schweiz im deutschen Geistesleben' (Bern-Frauenseld seit 1924). — ') Vgl. Petermanns Geograph.Mitteilungen 1932, S. 138. °) Siehe z.B. Th. Vertheau, DasVerhältnis

übersehen, südlich der Grenze zwischen dem geschlofsenen deutschen und dem zu gut zwei Drittel vorwiegend slawischen Siedlungsgebiet in Unterkonten die beträchtliche Minderheit deutscher Siedlung und die deutschen Mehrheitsgemewden dort- sèlbst anzudeuten, etwa durch stellenweise Schraffierung in dem Räume zwischen jener Siedlungs grenze und der südlichen Staatsgrenze von Österreich—Kärnten und durch Anführung der be treffenden Namen der deutschen Gemeinden (Ferlach, Eisenkappel, Bleiburg, Unterdrauburg

) in der Legende. ^) Adriaticus, Die Deutschen in Südslawien im Taschenbuch dss Grenz- und Ausland- deutschtums (1929). ') Stolz, Deutschtum in Südtirol, Bd. 1, S. 19 f. ') So z.B. die Beurbarung der Auen am Inn bei Stolz, Gesch. d. Hosmark Wilten (1924), S. 100 s. 5°) Stolz, Die Schwaighöfe in Tirol (19Z0). ') H. Ammann, Die schweizer. Stadt im Mittelalter, Festschrift sür W. Merz (1930), S.70. ') Wopfner, Villgraten,in Zeitschr.d.D.u.Q.A.-V, 1931, S.252,2S8,261. Einen ähnlichen Pflug in Graubündsn

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Category:
History
Year:
1932-1933
¬Der¬ deutsche Raum in den Alpen und seine Geschichte
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Page 60 of 76
Author: Stolz, Otto / von Otto Stolz
Place: Innsbruck
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur. - Aus: Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpen-Vereins ; 1932, S. 1- 36. 1933, S. [240] - 276
Subject heading: g.Ostalpen ; z.Geschichte
Location mark: III 102.622
Intern ID: 154393
ständigem Nachschubes von Nor den die überwiegende Mehrheit über die alte Bevölkerung dieses Alpengebietes er langt und dieselbe national aufgesogen hat. Gewiß wären die Deutschen in den Alpen nicht seßhaft geworden, wenn sie nicht mit Waffengewalt dort eingedrungen und sich behauptet hätten. Wie es die im 13. Jahrhundert aufgezeichnete Heldensage vom Vaiernkönig Adelger meldet, als er nach der siegreichen Schlacht mit den Römern bei Brixen südwärts davon am Haslbrunnen zum Zeichen der dauernden

. Die geschichtliche Eigenart der deutschen Kulturarbeit in denAlperi 5lnsere Betrachtung wäre unvollständig, wenn sie nur die geschichtlichen und räum lichen Tatsachen der Ausbreitung des deutschen Volkstums und die Bildung entspre chender Staaten in den Alpen heranziehen würde. Vielmehr wollen wir uns auch fra gen, wie die Deutschen die natürlichen Bedingungen dieses Raumes für ihre Lebens notwendigkeiten ausgenützt, wie ihre wirtschaftliche und geistige Lebens- ge st altung oder Kultur in den Alpen

sich entfaltet und gerade von deren Na turverhältnissen gewisse eigenartige Züge empfangen hat. Wie von selbst wird hiebei einerseits das Verhältnis der Kulturleistung der Deutschen in den Alpen zu jener ihrer Gesamtnation, alfo im Gebiete nördlich der Alpen, und andererseits der Unter schied zur Kultur der Romanen in den Alpen selbst zu betonen sein. Siedlung und Rodung Die Völkerverschiebungen des 6. und 6. Jahrhunderts nach Christus haben den Zustand der römischen Alpenprovinzen von Grund

sind auch nachher mit den der deutschen Sprache entsprechenden Veränderungen im Ge brauch, ein Hinweis, daß doch die Orte selbst von jenen Volksstämmen übernommen worden sind, wie etwa in Tirol Appianum—Eppan, Majes—Mais, Sublavio— Layen, Vipitenum—-Wipptal, Matarejum—Matrei, Veldidena—Wilten, Scarantia

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