Deutsche Siedlungsarbeit südlich des Brenners : eine volkskundliche Studie.- (Schriften des Instituts für Sozialforschung in den Alpenländern an der Universität Innsbruck ; 1)
Familiennamen zu verfälschen, blieb erst der gegenwärtigen faschistischen Tyrannei in Südtirol Vorbehalten. Die meisten unserer tirolisehen Familiennamen sind aus Hofnamen hervor gegangen; die Familie erhielt den Namen nach dem Hof, auf welchem sie durch längere Zeit hauste. Die Deutschen, welche einen neuen Hof auf bisherigem Wiesen- oder Weideland, in Auen oder .Wäldern anlegten, eine bisherige Voralm oder Alm in einen ständig bewohnten Hof um: wandelten, benannten ihren Wohnsitz nach der Örtlichkeit
, auf welche sie ihn gegründet hatten. Diese Örtlichkeit hat nun öfters bereits in der vorausgegangenen Zeit von den vordeutschen Urbewohnern des Landes einen Namen erhalten. Der deutsche Hofname wurde also nach einem vordeutschen, meist ladinisch-romanischen Flurnamen gebildet. Der Hof, der an der Verschneidung zweier Hangflächen, an einer Hangrippe, die im ladinischen als „costa“ bezeichnet wurde, gelegen war, hieß im Deutschen der Hof „zu Koste“ oder „auf Chost“, die Familie, die hier ansäßig geworden war, erhielt
den Namen „Kostner“. Wurde der Hof auf einer langgezogenen Hangrippe erbaut, welche die Romanen „Costa lunga“ genannt hatten, so hieß der Hof „zu Kost hing“ die Familie „Kostlunger“ oder „Kastlunger“. Nach den Flurnamen „Pradell“ („Wiesele“, hochdeutsch „Wieslein“) wurde der Hof „zu Pardell“ und die Familie „Pradeller“ oder „Pardeller“ genannt; aus den Flurnamen „Campili“ („Feldele“), „Pradatsch“ (schlechte Wiese) ent standen die Hofnamen „Campili“ und „Pardatseh“ oder „Pradatsch“ und die Familiennamen
„Kampiller“ und „Pardatscher“ oder „Pradatscher“. Wenn diese Familiennamen aus einem romanischen Stamm herzuleiten sind, so beweist das also keineswegs, daß die Erbauer des Hofes und seine nach ihm benannten Inhaber etwa Romanen und keine Deutschen waren. Die Umgestaltung des romanischen Hofnamens, insbesondere die Anhängung des deutschen Suffixes, sprechen vielmehr für Deutsche als Schöpfer des Hof- und Familiennamens. Josef Tarneller, der wackere Forscher auf dem Gebiet der tirolisehen Hof