GHETTO UND JUDEN IN ROM 283 natoren voranschreiten zu lassen, wenn diese denCor- sozug eröffneten, sondern sie selbst mußten zur Schau rennen. Paul II., ein Venezianer, war es, welcher im festlich begangenen Friedensjahr 1468 den Römern zuerst die Corso-Rennschauspiele zum besten gab und auch die Juden öffentlich rennen ließ. Noch heute ist es Festsitte in den Städten Italiens, um die sogenannten Pallii zu rennen, das heißt, um denPreis vonTeppichen und schönen Seidenstoffen, welche der Sieger
davon trägt . Als Paul dieses Fest gab, liefen an jedem der acht Karnevalstage Pferde, Esel und Büffel, Greise, Jüng linge, Kinder und Juden. Man gab den Juden, wie man auch später zu tun pflegte, ehe sie rannten, reichlich zu essen, um den Lauf ihnen selbst beschwerlicher, dem Volt aber ergötzlicher zu machen. Sie liefen vom Arco Domiziano bis zur Kirche S. Marcus am Ende des Corso in voller Furie und unter dem Hetzgeschrei und dem Jubelgelächter Roms, während der Heilige Vater
Judenlaufs getreten ist, und wer es gesehen hat, wie das Volk in fast furioser Aufregung mit Ge schrei und grellem Gepfeife die hin wegstürzendenTie- re vorüberhetzt, der mag sich leicht vorstellen, wie in jenen barbarischen Zeiten die durch den Corso gehetz ten Hebräer mehr als Spießruten laufen mußten. Später wollte das Volk den Judenlauf nicht mehr mis sen , und ich finde in Sprengers » Roma nova « (vom Jahre 1667) die Nachricht, daß die Juden nackt und nur mit einer Binde um die Lenden laufen mußten