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in Trient eitel Jubel und Freude. Auf die Anregung Vials hin war dort schon der Jahrestag der Krönung Napoleons in Italien (26. Mai 1815) mit kirchlichen und weltlichen Festlichkeiten, mit Volksbelustigungen aller Art gefeiert worden 5 ). Die formelle Angliederung an Italien bot dem Generalvikar Johann Franz Grafen Spaur den Anlaß, in der devotesten Art kirchliche Feste anzuordnen 6 ). Das zugkräftige Lockmittel der,nationalen Idee, wo durch es Napoleon gelungen war, auch Italien vor seinen Triumphwagen

zu spannen, obwohl es wie Frankreich stöhnend unter seinen Peitschen hieben seufzte, bewährte sich auch hier. In einer Festschrift 7 ) begrüßte F. V. Barbacovi, der einstige Kanzler des Fürstentums Trient, den Umschwung mit den Versen aus einem Sonette des Cav. Vanotti: Italiani noi siam, non Tirolesi! ln einem geschichtlichen Rückblick, in dem er krampfhaft an den Buchstaben einiger Urkunden sog, dem Geiste der geschichtlichen Entwick lung sich völlig verschloß, suchte er nachzuweisen, daß das Trentino

— der Ausdruck begegnet uns hier wohl zum erstenmal —, eigentlich nie zu Tirol gehört; er träumt von den Segnungen, die das neue Reich bringe, sucht 3 ) Casini: li dipartimento dell’Alto Adige. Archivio per l’Alto Adige II, S. 256 ff. 2 ) Melzi d’Erile urteilt über ihn: . . , généralement méprisé par son caractère et détesté par sa conduite passée. 3 ) Autruf, Trient, 18. Juni 1810. I. F., Mandatensammlung 1810. 4 ) Trient, 10. Juni 1810, ebendort. 5 ) Kundmachung Vials, Trient, 30. Mai 1810

. I. F., Mandatensammlung 1810. 6 ) Kundmachung Spaurs, Trient, 10. Juni 1810, ebendort. r ) Considerazioni sulla futura prosperità dei popoli del Trentino ora riuniti al regno d’Italia. Trento 1810. 1. F., Dip. 459.

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eingeführt worden seien 2 ). Mit grimmigem Mißmut mußten die bisherigen Beamten noch eine andere kränkende Erscheinung feststellen. Bis Mitte Juni erschienen weit mehr als 200 Personen, vielfach unbrauchbare Militärs, manchmal Indi viduen zweideutigsten Charakters in Trient, um sich in die neu geschaffenen Verwaltungsstellen einzudrängen; dank der guten Beziehungen zu den Zen tralbehörden gelang es auch vielen, den alten, einheimischen Beamten den Rang abzulaufen 3 ). Ein für Bayerns Beamte unglücklicher

Zufall erleichterte der neuen Regierung diese Maßregel. Smancini hatte alle öffentlichen Beamten in Trient, die Bürgermeister der bedeutendsten Städte und die Landrichter Italienisch-Tirols für den 15. Juni 1810 nach Trient vorgeladen 4 ), wo sie nach einem feierlichen Te Deum in den Räumen der Residenz den Treueid in die Hände des Staatsrates abzulegen hatten; sie waren bestimmt, eine Woche später in ihren Bezirken den Treueid der Untertanen entgegen zunehmen. Der bisherige Präsident des Trienter

mit jenem in Bozen vereinigt 6 ). Gegen alles beim Abschluß ähnlicher Verträge übliche T Ernennung, 9. Juli 1810. I. F., Mandatensammlung 1810. Vgl. auch Casini S. 260. 2 ) Bericht aus Trient, 10. Juli 1810. M. St. A. 593/84. *) Bericht aus Trient, 13. Juli 1810, ebendort. 4 ) Kundmachung, 7. Juli 1810, ebendort. Entscheidung, Trient, 26. Juli 1810. I. St. A., P. Akt. 1810. 6 ) Verfügung, Bozen, 20. Juni 1810, ebendort.

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ließ 5 ), eine günstigere Stimmung zu erreichen. Die Abneigung dieser Kreise machte sich in Stänkereien, in hämischen Bemerkungen, nicht selten sogar in trotzigem Widerspruche und in unverblümten Drohungen Luft. Wiederholt griff Roschmann ganz entschieden ein. Mehrere Mitglieder des aufgelösten Gerichtshofes hatten ihre Korrespondenz mit Personen im Heerlager des Gegners nicht aufgegeben und durch die Verbreitung ungünstiger Gerüchte ihrem Unmut Luft gemacht; „da sie in Trient keine Beschäftigung

. Übrigens fand z. B. der Trien- tiner Simon Moar, den Torresani nach Klagenfurt abgeschoben hatte, dem *) Trient, 21. April 1814. I. F., Dip. 1362. Druck. s ) Polizeidirektion Trient an Roschmann, 27. Mai 1814. 1. St. A., HKA. IV. s ) Siehe solche Verzeichnisse 1. St. A,, HKA. IV. 4 ) .Kundmachung Trient, 8. Juni 1814, I. St. A., HKA. IV. 5 ) Hager an Roschmann, 10. Jänner 1814, ebendort HKA. I. •) Roschmann an das Kreisamt Trient, 15. März 1814, ebendort.

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Besitzergreifung der Neuerwerbungen. 295 Hofkommission um Abhilfe, freilich ohne eine Änderung erreichen zu können. Der Befehl der Verwaltungskommission in Brixen wurde von jener in Trient bestätigt und verschärft 1 ). Im ersten Augenblick konnte das Bozener Land gericht ohne Anstand dem Ersuchen um Auslieferung der Stellungspflich tigen entsprechen; bald untersagte der Oberkommandant auch dieses Ent gegenkommen. Als die Vertreter Bayerns und Italiens zur Komödie der Teilung sich anschickten

für den rettenden Rückzug zu durch sägen. Unmittelbar bevor der verhängnisvolle Schnitt durch das Land ge führt wurde, hatte der Magistrat von Trient Abgeordnete von Städten und Märkten zu einer Zusammenkunft auf den 15. Mai nach Trient geladen, um den Umständen entsprechend, durch eine vereinte Kundgebung für das allgemeine Wohl zu wirken. Bozen hatte jedoch die Beteiligung mit der Begründung abgelehnt, daß über das Geschick dieser Stadt noch nicht end gültig entschieden sei 3 ). Der neue Herr

waren, hatte ein Befehl Napoleons 5 ) die feierliche Besitz ergreifung ausgesprochen, die Zuteilung der Erwerbung als Departement Alto Adige verfügt, die Einführung der französischen Gesetze mit 1. Juli 1810 angeordnet und den französischen Verwaltungsapparat durchgeführt. Knapp vor dem vom Kaiser für die feierliche Besitzergreifung festgesetzten Tage (10, Juni 1810) war der Abschluß der Verhandlungen erfolgt. In Trient wartete bereits der Mann, der berufen war, eine gänzliche Änderung der Verwaltung anzubahnen

, Staatsrat Antonio Smancini aus Cremona, ein ■tüchtiger Beamter, der bereits dem Direktorium der zisalpinischen Republik 0 Trient, 8. April 1810. I. St. A., P. Akt. 1810, Bozen, 2 ) Zahlreiche Akten ebendort. 3 ) Simeoner: Geschichte der Stadt Bozen S. 780. — Vgl. auch Menestrina: La legislatione civile nel dipartimento dell’Alto Adige. Archivio per 1’Alto Adige IV, 8. 230. 4 ) Paris, 19, Mai 1810. I. F,, Mandatensammlung 1810, und M. St. A, 593/84. 5 ) Havre, 28. Mai 1810, ebendort.

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Roschmanns Berichte über das Ausland. 551 es jedoch vor seinem Tode gelungen war, eine Beschwerde an den Kaiser zu richten, beim Hofe sehr nachdrückliche Hilfe; vielleicht stand sogar die Enthebung Torresanis mit diesem voreiligen Gewaltakte im Zusammen hang 1 ). Selbstverständlich verzichtete auch Roschmann auf das bequeme Mittel der Zensur nicht, um mißliebige Geistesprodukte fern zu halten; übrigens entbehren seine an das Kreisamt in Trient erlassenen Grundsätze nicht einer anerkennenswerten

und bäuerlichen Agitatoren kurz kennzeichnen. Allerdings hatte Roschmann einige widerspenstige Elemente nach Innerösterreich abschieben müssen; seine Beziehungen zu den übrigen gestalteten sich aufs herzlichste. Anfangs hatte sich Eisen stecken durch verschiedene Eigenmächtigkeiten die Vorwürfe des Ober landeskommissärs zugezogen, während er Speckbacher ob seiner Tapferkeit und seines Ordnungssinnes geradezu rühmende Worte widmete. Über *) Akten darüber. I. St. A., HKA., P. A. 2 ) Entscheidung, Trient

, 12. Juni 1814. I. St. A., HKA. IV. 3 ) Akten hierüber W. M. I., AHKA. 4 ) Baldacci an Metternich, Heidelberg, 15. Dezember 1813, ebendort. Roschmann an Baldacci, Trient, 16. April 1814, ebendort. Roschmann an Metternich, Trient, 5. Mai 1814. W. St. A., Tirol 167a. 5 ) W, St. A., Tirol 167a, und I. St. A., HKA. IV. 8 ) W. St. A., Vorträge 1814, IV—VI, und I. St. A., HKA. II.

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, er befahl dem Anwälte Bayerns, aller Geschäfte sich zu enthalten und zu schweigen. Die Gefühle ängstlichen Zweifels, welche die deutschen Beamten ob ihrer Berufung als Mitglieder der Verwaltungskommissionen beschlichen, blieben den Herren in Trient zumeist völlig fremd. Die öffentliche Meinung, die immer aufdringlicher verbreiteten Gerüchte über Tirols künftiges Ge schick hatten schon zu tief eingewirkt. Widder versuchte wohl, im Sinne seiner Auffassung auf den Präsidenten Moll Einfluß zu nehmen

, mußte auch der Finanzdirektor zur Nachgiebigkeit raten. Nur Kreisrat v. Pizzini, der Ratsakzessist Joseph v. Giovanelli, Landbauinspektor Johann Pertsch 2 ), die Rechnungskommissäre Buon und Schanzenbach, wie auch der Kanzlist Meßmer behänden auf der Weigerung. Widder selbst erkannte nur zu gut, daß er nun überflüssig geworden, er erbat sich die Erlaubnis nach Innsbruck kommen und über alles berichten zu dürfen; vergebens; er sollte den Kelch noch bis zur Neige leeren. Seine Lage in Trient

gestaltete sich jeden Tag verzweifelter. Das ge schilderte Vorspiel hatte seine amtliche Stellung völlig untergraben, ihm eine Unmenge persönlicher Anfeindungen gebracht, die im Vereine mit den schlimmen Erfahrungen, die er mit seinen Beamten gemacht, eine tief gehende Erbitterung in ihm auslösten. Ohne von Widder die Übergabe ’) Trient, 12. Dezember 1809. M, St. A. 593/80. 2 ) Bericht der Landbauinspektion Trient, 21. Dezember 1809. M. St. A. 593/81.

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anzuspielen und hiedurch die Besänftigung der Gemüter zu vereiteln 8 ). Landrichter Förg von Sterzing hatte sich durch einen Aufruf aus dem österreichischen Hauptquartier einen Eindruck auf das Volk versprochen; ] ) Hiller an Lerchenfeld, Trient, 31. Oktober 1813, M. St, A. 631/109. Hiller an Gümmer, Lavis, 28, Oktober 1813, ebendort. 2 ) Lerchenfeld an den Hof, 3. November 1813, M. St. A, 586/21. 3 ) Montgelas an Lerchenfeld, 6. November 1813, ebendort. 4 ) München, 28. Oktober 1813, ebendort 586

/20. 5 ) Lerchenfeld an Hiller, 30. Oktober, l. und 2. November 1813, ebendort und 631/109. Hiller an Lerchenfeld, Trient, 5. November 1813, ebendort 631/110. 6 ) Hiller an Lerchenfeld, Trient, 3. November 1813, ebendort. 7 ) Rechberg an Montgelas, 6. November 1813. M. St. A., M. A. III, Österreich 16. 8 ) Roschmann an Metternich, Trient, 2. und 8. November 1813. W. St. A., Tirol 167a. An Baldacci, 22. Oktober 1813. W. M. 1., AHKA. 1.

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betrafen meist nur die Besetzung der Ämter. Der erste Konflikt kam mit dem Gerichtshof in Trient zum Ausbruch, als Füller dort einen Festgottesdienst für den Sieg der Alliierten bei Leipzig feiern ließ. Roschmann hatte persönlich das ganze Tribunal eingeladen; mit halbem Herzen hatten alle Mitglieder zur Teilnahme sich entschlossen; nur der Prokurator Tevini hatte sein Fernbleiben mit der Nässe des Weges entschuldigt. Als sich nun vor dem Gottesdienste alle Beamten versammel ten, schilderten Tevini

und der Richter Miniussi die Strafe für die Verletzung des Diensteides, betonten die Möglichkeit eines baldigen Umschwunges des Kriegsglückes und brachten es hiedurch tatsächlich fertig, daß das ganze Kollegium dem Gottesdienste fernblieb. Mit der Begründung, daß die Beamten deutlich ihre Denkungsart verraten hätten, enthob Roschmann den Präsidenten Cesare v. Sertoli, den Vizepräsidenten Baroni-Cavalcabö und acht Räte ihres Dienstes und stellte es ihnen frei, entweder als Pri vate in Trient zu bleiben

und diese nur mit den vorhandenen oder quieszierten Staats- 1 ) Erlaß an Roschmann, 24. November 1813. I. St. A,, HKA, 11. 3 ) Schilderung der Vorfälle 1. St. A., HKA. I. 3 ) Kundmachung Roschmanns, Rovereto, 15. Dezember 1813. I. F., Bibi. Tir. 2075, Nr. 118 a. 4 ) Roschmann an Torresani, Trient, 7. November 1813. 1. St. A., HKA. I. 5 ) Roschmann an Baldacci, Trient, 9. November 1813. W. M. I., AHKA, 6 ) Roschmann ah den Gerichtshof, 16. Jänner 1814. I. St. A., HKA. I.

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, daß im Etschkreise alle bayerischen Behörden außer Wirksamkeit gesetzt seien, bestellte Vial auch in Trient provisorische Verwaltungsorgane und überließ die Wahl der Persönlichkeiten dem Stadtmagistrate. Widder, der schon wiederholt über das allzugroße Entgegenkommen der Militärbehörden gegenüber den Wünschen der Bevölkerung geklagt hatte, war noch weit entfernt, die Ziele zu erkennen, die der Kommandant verfolgte; er erblickte in diesem Vorgang eine Eigenmächtigkeit Vials und säumte nicht, dem Hofe hiervon

in geringfügigen Fragen jeden Konflikt mit den Militär behörden vermeiden, überdies auch sorgen, daß in die Verwaltungskom missionen wenigstens ergebene Anhänger Bayerns gewählt würden. Die Gründe dieser eigenartigen Verfügungen möge Thürheim durch eine Reise nach Mailand aufzuhellen suchen, ln Trient sollte er Vial über seine Pläne ausholen und das Ergebnis beim Vizekönig zur Sprache bringen. Vor der Abreise habe Thürheim jedoch die Verwaltung des Landes durch die Wieder herstellung der Generalkommissariate

die Kreisämter gegenüber dem Gubernium besessen hatten. Trotz der Bedenken erregenden Meldungen ließ sich der Hof in seinen Plänen l ) Eugen an Napoleon, Mailand, 23. November 1800. Du Casse VI, 260. *) Widder an den Hof, Trient, 16. November 1809. M. St. A. 630/12. 3 ) König an Thiirheim, 21. November 1809, ebendort und 593/80. 4 ) Thürheim an Widder, Innsbruck, 22. November 1809. I. St. A,, B. A. Hl, 1. A. 2.

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blieb im Besitze des Anteils von Chiemsee; dagegen fielen Hopfgarten, WindischrMatrei und St. Veit an Brixen; dieses erhielt auch mehrere En klaven Gurks und Laibachs im östlichen Pustertal. Offenbar einer heimlichen Verständigung zufolge erbat sich Trient den Anteil Churs im Vinschgau, während Brixen mit Berufung auf die exzentrische Lage des Bischofssitzes und um Sähen zu erhalten, einen Teil des Bozener Kreises für sich verlangte. Dieser Wunsch blieb aus verwal tungstechnischen Rücksichten

Brixen und Trient lagen. Bayern war einen Schritt weiter gegangen und hatte überhaupt nur Privatpatronate anerkannt, das Besetzungsrecht aller übrigen Stellen für den Staat in Anspruch ge nommen, freilich den Bischöfen wenigstens theoretisch das Recht eines Dreier vorschlags gestattet. Roschmanns umfassendes Gutachten versucht einen Mittelweg und bringt mit Berufung darauf, daß früher oft Männer mit ganz unzureichenden Kenntnissen auf Pfarreien befördert wurden, den Vor schlag, das völlig freie

, 1816, Nr. 2459, 5933 und 8986. Die Bulle ist abgedruckt bei Tinkhauser-Rapp, 1, 8. 16 und 81/94. 2 ) Falser: Die Entwicklung des landesfürstlichen Patronatsrechtes im ehemaligen Fürstentum Trient. Forschungen und Mitteilungen zur Geschichte Tirols und Vorarl bergs, I (1904), S. 162 ff. 3 ) Bericht an Lazanskv, 12. September 1814. I. St. A., HKA., Pol. A. 1814/15.

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, mit der Veröffentlichung weiterer Verordnungen zurückzuhalten. Auf seiner Durchreise hatte Thürheim Widders Haltung gebilligt; trotz aller Hindernisse seitens des Militärs und der Bevölkerung war es der zähen Ausdauer des Finanzdirektors gelungen, Bayerns Hoheitsrechte wenigstens einigermaßen aufrechtzuerhalten. Ein roher, wohl direkt be fohlener Schritt der bewaffneten Macht veranlaßte auch in Trient den offenen Zwist. Vor dem Assessor Zanotti in Civezzano erschien am 3. De zember 1809 Major Fondousse

in Mailand eifrig nährten. Auf dem Wege der List und Gewalt suchte er die Fühlung mit Thürheim zu unter halten. Die Einsetzung der provisorischen Verwaltungskommission für den Etschkreis machte endlich den klaffenden Riß unheilbar. Die Bestellung dieser Behörde in Innsbruck war ungern gesehen, konnte jedoch aus dem Grunde gerechtfertigt werden, da eine ähnliche bereits be stand. Ganz anders lagen die Verhältnisse südlich des Brenners. In Trient hatte Widder, in Brixcn Kreisrat Vinzenz von Gümmer

nicht ohne Geschick und Erfolg Bayerns Verwaltungsapparat wiederum ins Leben zu rufen versucht. Die Einsetzung wie die Amtsführung der neuen Behörde erfolgte l ) Vgl. Him 815. *) Weisungen Montgelas’, 24. und 29. November 1809. Nt. St. A. 593,/80. : 1 Widder an Vial, Trient, 4 Dezember 1809, ebendort.

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, die der Staatsvertrag vom 28. Februar 1810 von Bayern losgerissen hatte. Eingehend haben wir bereits des groß angelegten Ränke spieles gedacht, das dahin zielte, Bayerns Stellung im Etschland zu unter graben; wir haben gesehen, wie in Trient durch General Vial, in Bozen durch Baraguey d’Hilliers der Einfluß der bayerischen Behörden bald mit ver steckter Heimlichkeit, bald mit brutaler Gewalt zurückgedrängt wurde; in beiden Orten scheuten die Militärbehörden selbst den offenen Konflikt nicht, als die pflichttreuen

Beamten Bayerns die berechtigten Ansprüche des Dienstherrn^zur Geltung zu bringen versuchten. Schon vor dem Ab schluß des erwähnten pactum leoninum hatte die Truppenverschiebung einen Blick in die Zukunft gestattet. Als die provisorische Verwaltungs kommission in Brixen haltlos zusammenbrach, waren Bayerns Behörden in den von französischen Truppen besetzten Gebieten vor die Türe gesetzt; die Verwaltungskommission in Trient blieb dagegen bestehen und entwickelte sich zur Zentrale für die vom südlichen

der Stationskassen in Bozen angesichts der unbeschreiblichen Not undurchführbar schien, wandte sich Hellrigi an die T An das Landgericht Bozen, 30. April 1810. I. St. A., P. Akt. 1810. =) Trient, 8. Mai 1810. M. St. A. 593/84.

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für jeden Soldaten beizustellen 3 ); über Ansuchen des Stadtmagistrates Trient befreite sie der Kriegsminister am 20. Juni 1811 auch von dieser Last 3 ); die Bezahlung der dem Staate ge leisteten Lieferungen mußte Österreich allerdings nach dem zweiten Pariser Frieden erzwingen. Die ungeheuren Truppendurchmärsche in den Jahren 1812 und 1813 fielen natürlich den Bewohnern Italienisch-Tirols ebenso zur Last wie jenen des bayerischen Anteils. Eine kleine Erleichterung für sie brachte der Um stand

, daß sich in den Hauptorten Kasernen befanden, die Verpflegung durch Nachschübe aus Italien bedeutend erleichtert wurde; ob freilich die Ver gütung, die der Staat für die Leistungen der Untertanen versprochen hatte 4 ), wirklich auch bezahlt wurde, entzieht sich unserer Kenntnis. Im bayerischen Landesteile beherbergte nur Kufstein und zeitweise auch Innsbruck eine Garnison; im italienischen war nicht allein Trient durch bedeutende Streitkräfte gesichert — zeitweilig standen dort 2400 Mann Infanterie und 200 Pferde

—, sondern auch Rovereto und Bozen besaßen Garnisonen von 800 und 200 Mann. In sehr einfacher Weise entledigte sich der Staat der Sorge für die Kranken dadurch, daß er das Militärspital in Trient aufließ, dafür aber die Gemeinde verpflichtete, im Bürgerspitale 120—140 Betten für Soldaten freizuhalten 5 ). Napoleons Plan, aus den Einkünften der Staatsgüter im Alto Adige einem verdienten Truppenführer eine beträchtliche Rente zu sichern, kam 0 PedrotÜ 512. 2 ) Kundmachung Baraguey d’Hilliers’, 15. Jänner 1810

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folgte bis an die Berner Klause. Allein da seit dem 9. November der Vizekönig mit beträchtlichen Kräften in Verona eingetroffen war, kam der Vormarsch abermals ins Stocken. Sofort nach der Ankunft Hillers waren die Angriffe gegen das Kastell in Trient aufgenommen worden; da der Kommandant Tadini aus der großen Zahl der vorübergeführten Gefangenen erkannte, daß auf einen Entsatz nicht mehr zu rechnen sei, streckte er am 31. Oktober mit seiner ganzen herabgekommenen Mannschaft die Waffen

, Salurn, 25. Oktober 1813. W. St. A., Tirol I67a. An Hudelist, Brixen, 22. und Salurn, 26. Oktober 1813, ebendort, Tirol 46. s ) An Erzherzog Johann, Trient, 31, Oktober 1813. I. F., Bibi. Tir. 2075, Nr. 106. 4 ) Graziadei S. 23. 0 Trient, 26. Oktober 1813. W. St. A., Tirol 46. 6 ) 24. Oktober 1813. M. St. A. 631/109, und 1. F., Dip. 1362.

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manche die völlig gesetzwidrige Handlung abgelehnt, um so mehr, da der Präsident des Appellationsgerichtes in Trient Freiherr v. Bassus die Beamten mit der Erklärung im Widerstande bestärkte, alle, welche den Eid verweigerten, würden in Bayern Anstellung finden. Wiederum verließen viele den ungast lichen Boden und zogen sich nach Deutschtirol zurück. Als nun die Landes teilung vorüber war und Bayern die Beamten an den neuen Herrn wies, empfingen sie die wenig tröstliche Nachricht, daß die Stellen inzwischen

verlautbart seien 4 ). 79 Justiz- und Verwaltungsbeamte waren hiedurch ohne eigene Schuld brotlos geworden. Wir finden unter ihnen den Generalkommissär des Etsch- T Bericht Widders vom 20. Dezember 1809 und der Landbauinspektion Trient vom 1. Dezember 1809. M. St. A. 593/80 und 81. 2 ) Justizministerium an Montgelas, 31. Juli 1810. M. St. A. 594/232. 3 ) Montgelas an Thürheim, München, 6. August 1810, ebendort. *) Smancini an Thürheim, Trient, 25. August 1810, ebendort.

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: Dr. Philipp v. Wörndle S. 146 ff. Zahlreiche Akten finden sich im W. St. A,, Bayern, Berichte 1812 und 1813. s ) Roschmann an Hudelist, Rovereto, 16. November 1813. W. St. A., Tirol 46. 3 ) Roschmann an Baldacci, Trient, 20. Jänner 1814. W. M. !., AHKA. Roschmann an Metternich, Trient, 10. März 1814. W. 8t. A., Tirol 167a. 4 ) Tagebuch Dipaulis. ä ) Roschmann an Hudelist, Trient, 1. Februar 1814. W. St. A., Tirol 46.

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3 ). Gegenüber dem Versuche der Präfekturbeamten in Trient, mit den Amtsstellen in Bozen in italienischer Sprache zu korrespondieren, schärfte Roschmann wiederholt die Pflicht ein, die deutsche Sprache zu gebrauchen und deutsche Gesuche anstandslos zuzulassen 4 ). Den herbsten Tadel fand die österreichische Finanzverwaltung. Wohl die meisten derjenigen, die das Erscheinen der Österreicher an der Etsch mit so lautem Jubel begrüßten, mochten hoffen, daß augenblicklich das goldene Zeitalter anbrechen

b. Siehe das Urteil bei Mages 8. 68. Vgl. auch die Beschwerde der Bozener. I. F., Bibi. Tir. 2075, Nr. 121. 4 ) Akten I. St. A., HKA. III. 5 ) Vgl. über die Richtlinien der Verwaltung Roschmann an Hudelist, Trient, 8. Mai 1814. W. St. A., Tirol 46; ferner Roschmann an Erzherzog Johann, Trient, 8. Mai 1814. I. F., Bibi. Tir. 2075, Nr. 123.

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. 2 ) Vgl. Krones: Zur Geschichte Österreichs 1792—1816, 8. 247. *) Roschmann an Hudelist, Rovereto, 19. November 1813. W. St. A., Tirol 46. Roschmann an Baldacci, Neumarkt, 25, Oktober 1813. W. M. 1., AHKA. I. 4 ) Roschmann an Hudelist, Trient, 9. November 1813. W. St. A., Tirol 46. ") An Erzherzog Johann, Trient, 9. November 1813. 1. F., Bibi. Tir. 2075, Nr. 107. Roschmann an Baldacci, Trient, 8. November 1813. W. M. I AHKA. «) Akten darüber W. M. 1., AHKA. I.

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der Zwangslage griff Hauer un bewußt auf den Vorschlag Baldaccis zurück und bat, bis zur endgültigen Regelung der DiözesanVerhältnisse jede beleidigende Entscheidung auf schieben zu dürfen 4 ); auch Roschmann säumte nicht, diesem einzig ver nünftigen Ausweg beizupflichten 5 ). Verhältnismäßig leicht fand sich der Fürstbischof von Trient, Emanuel Graf Thun, in die neuen Verhältnisse, Jede Ernennung, jede Verleihung des Tischtitels wurde anstandslos zur Bestätigung vorgelegt. Versuche einzelner Gemeinden

hinzuweisen und bis zur endgültigen Regelung ') Roschmann an das Ordinariat Laibach, Trient, 8. März 1814. I. St. A., HRA, 1. 2 ) Carl Franz an Roschmann, Brixen, 14. April 1814, ebendort. 3 ) 13. und 21. April 1814, ebendort. 4 ) Hauer an Roschmann, Lienz, 25. Februar 1814, ebendort. Dem Berichte ist die verfängliche Korrespondenz beigeschlossen. s ) Roschmann an Hauer, Trient, 28. April 1814, ebendort. *) Akten hierüber 1. St. A., HKA. 111.

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1913

Geschichte Tirols von 1809 - 1814 : mit einem Ausblick auf die Organisation des Landes und den groszen Verfassungskampf

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von Feldspitälern in Trient und Bozen zu beschleunigen. Allein immer wieder betonte er dem Hofe gegenüber die Notwendigkeit einer kräftigen Geldaushilfe, da Tirol stets nur durch die Treue und militärische Tüchtigkeit der Untertanen, nie aber als Geldquelle für Österreich von Bedeutung war 2 ). ln der ersten Zeit vermochte Hiller den irregulären Schützenscharen keine besondere Sympathie entgegenzubringen; er wurde bald eines besseren belehrt; in den verschiedenen Gefechten gegen die vorgeschobenen Posten

Leistungen der Schützen dadurch, daß er der Jäger schar Fenners Namen gab. Über den Führer der Truppe sollte Baldacci ein Gutachten Bellegardes einholen, der sich, allerdings etwas später, mit Bal- ’) Roschmann an Metternich, Trient, 8. November 1813. W. St. A., Tirol 167a. 2 ) Roschmann an Baldacci, Neumarkt, 25. Oktober 1813. VV. M. 1., AHK.A. 1. 3 ) Kundmachung, 5. November 1813, ebendort. 4 ) Roschmann an Baldacci, Trient, 6. November 1813, ebendort.

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1913

Geschichte Tirols von 1809 - 1814 : mit einem Ausblick auf die Organisation des Landes und den groszen Verfassungskampf

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