Österreichische Reichs- und Rechtsgeschichte : ein Lehr- und Handbuch
- 436 — g. 16. Von den Hoheitsrechten des Bischofs von Trieft in der gleichnamigen Stadt und ihrem Distrikt wird Weiter unten die Rede sein.*) Die stark verschuldeten Bischöfe veräußerten die Gerichtsbarkeit und die finanziellen Hoheitsrechte in Verträgen von 1236, 1253, 1257 und 1295 durch Verpfändung und Berlehnung an die Kommune Trieft und behielten sich nur das Münzrecht, das Zollrecht und das Recht, die Lehen des Bistums zu verleihen, vor.**) Ein königliches Münzprivileg für die Bischöfe
von Trieft ist ebensowenig bekannt wie für die Patriarchen von Aquileja; . trotzdem übten sie im 13. Jahrh. (angeblich bis z. I. 1313) das Münz- recht aus, indem sie Denare nach dem Typus und Münzfuß der Agleier prägen ließen.***) Außer den Denaren der Bischöse von Trieft liefen in dieser Stadt wie in Jstrien noch sriesacher und agleier Pfennige, Venezianer und veronesische piccoli und grossi um. Seit 1382 stand das Münzregal in Trieft den Herzogen von Österreich als Signoren dieser Stadt zu, die wiener
Pfennige (Vianenses oder Vianarii genannt) erhielten daher Zwangskurs; ein wiener Psennig wurde acht piccoli gleich- gesetzt; den Dukaten taxierte man zu 5^/» lire de' piccoli-t) Wie das Zoll- und Steuerrecht des Bischofs von Trieft größtenteils auf die Kom mune Trieft überging, wird unten gezeigt werden.-^) Erst nachdem die Bischöse sast alle ihre alten Rechte in Stadt und Distrikt Trieft ver- loren hatten, legten sie sich den Titel „comes Tergestiiras' bei-Ht) Landesverwaltung zur Zeit der Herrschaft
I. (de Negri), hei 1350 bis 1368 das Bistum inne hatte. Vgl. z. B. 1367 Oktober 15, Venedig, im C. d. I. II. *t) Abgeleitet von paese, Land, Landschaft. Zuerst bekleidete die beideu Ämter urkundlich nachweisbar der Venezianer Marco Soranzo. §. IG. — 437 — nicht verlassen. Unabhängig vom capitano del paysanatico war der Podestà-Capitano von Capodistria, der selbst die Militärgewalt in seiner Stadt besaß. 1358 wurde das paysanaticum in zwei durch den Fluß Quieto getrennte Teile geschieden; die Landschaft
und statt derselben ein einziger Capitano mit dem Sitze iu Raspo, das man wegen seiner strategisch wichtigen Lage als Schlüssel Jstriens bezeichnete, eingesetzt. 1511 wurde der Sitz des Capitano »ach Pinguente verlegt. Gegen die Urteilsprüche der Podestàs der istrischen Kommunen war die Appellation an die auditores sententiarum in Venedig gestattet, bis 1584 der magistrato di Capodistria, bestehend aus dem Podestà- Capitano dieser Stadt und zwei vom venezianischen Senate ihm als consiglieri beigegebenen