liche Vorsehung hatte es anders beschlossen und Karl mußte, ohne einen Sohn zu hinterlassen, ins kühle Grab hinabsteigen. Der männliche Stamm der Habs - burger aus dem Geschlechte Rudolfs I. war hiermit ge fällt, diese Dynastie war erloschen, Habsburgs Banner lag barnieder und am Grabe des letzten männlichen Sprossen standen zwei trauernde Töchter: Maria Theresia und Maria Anna, nebst Millionen von Unterthanen, die ihre Thränen und Gebete für den verstorbenen Vater und Kaiser Gott zum Opfer
darbrachten und bangen Herzens in die Zukunft schauten. Es läßt sich denken, daß auf diese Trauerbotschaft hin besonders Bozen vom tiefsten Schmerze ergriffen wurde und in laute Klagen ausbrach, denn man erinnerte sich ja an all' die glücklichen Tage, die Karl in Bozen zubrachte, an seine Herablassung, seine Milde, Güte und Freigebigkeit. Feierliches und langsames Todtengeläute verkündete darum den Bewohnern der Stadt den Hingang des geliebten Monarchen. Der Hochaltar in der Pfarrkirche wurde
dann in einen Traueraltar umgewandelt, in der Mitte der Kirche das große „caàum Moris', der Katafalk (Todtengerüste) aufgeschlagen und mit Wappen geziert. Drei Tage nacheinander wurde der Todtengoitesdienst gehalten, an dem sich das Volk zahlreich und mit An dacht betheiligte; am dritten Tage wurde die Feier mit einer ergreifenden Trauerrede auf den Kaiser, welche der Canonicus Josef Baroni vortrug, geschlossen. So ehrten die BoZner auch nach dem Tode ihren geliebten Kaiser Karl VI.